Bogenbaukurse Zeitmanagement

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Bogenbas
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Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 14.06.2022, 12:56

Hallo ihr lieben.
Ich wurde schon mehrfach von einer Parcourbetreiberin gefragt ob ich einen Bogenbaukurs bei ihnen abhalten würde.
Da es mir selbst an der Fähigkeit mangelt, einen Bogen in nur 2 Tagen zu bauen, würde ich mich über Tipps von euch freuen. Der eine oder andere von euch hält ja selbst Kurse ab. Wie ist da eure Vorgehensweise? Welche Hölzer verwendet ihr da? Habt ihr Standardmaße? Welche Werkzeuge und Maschinen,... Also im Grunde, was ist der Trick einen solchen Kurs so stark aufs Wesentliche zu beschränken, dass man selbst als Einsteiger einen brauchbaren Bogen raus bekommt?
Oder vielleicht stell ich ja auch die falschen Fragen :D
Ich freu mich auf euer Feedback ;)

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Rotzeklotz
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Rotzeklotz » 14.06.2022, 13:49

Ich plauder mal ein wenig aus dem Nähkästchen...
Grundsätzlich steht man vor dem Dilemma, dass man so viel wie möglich vermitteln möchte und die TeilnehmerInnen soviel wie möglich selber machen und natürlich auch, dass jeder/jede mit einen fertigen Bogen nach Hause geht.
Zwei Tage halte ich da grundsätzlich schonmal für sehr sportlich bzw. das geht nicht ohne Vorbereitung der Rohlinge. Deshalb bauen bei mir auch fast alle über drei Tage (Fr.-So). Da ich den Anspruch habe, möglichst viel zu vermitteln, war es keine Option für mich, einfach Hickory mit der Bandsäge auszusägen oder die Rohlinge schon sehr weit vorzubereiten. Allenfalls sehr grob arbeite ich die Rohlinge vor.
Meist halte ich für jeden Teilnehmer zwei Alternativen vor, je nachdem wie handwerklich geschickt und ausdauernd sie sich einschätzen. Einen Spaltling für Leute, die Lust und Kraft haben, richtig zu klotzen und einen mit dem Ziehmesser runtergearbeiteten Rohling aus einem Ast, z.B. Hasel oder Holunder für die, die sich weniger zutrauen. Dann lasse ich die Leute auch das meiste selber machen (Hin und wieder muss man natürlich eingreifen. Jahresringfreilegen lasse ich z.B. meist üben und nur wenn das wirklich gut klappt auch beim finalen Ring selber machen. Ansonsten nehm ich den schnell runter) und man guckt, wie weit man am Samstagabend ist. Manchmal sind die Bögen dann von Zuggewicht noch etwas drüber. Dann heißt es in den sauren Apfel beißen und am Sonntag sehr früh aufstehen und die Bögen noch eben etwas runtertillern (das mache ich dann alleine in Ruhe). Ist mir so lieber, erstmal schauen, wie weit man kommt und ggf. nacharbeiten anstatt den Leuten von Beginn an viel Arbeit und Erfahrungen abzunehmen.
Der "Trick"? Nicht zu viele Teilnehmer (ich mache maximal fünf, wenns geht, versuche ich es aber so hinzukriegen, dass es vier sind) und Sonntag ggf. einen sehr frühen Wecker stellen :D
Werkzeuge: das übliche. Für jeden eine Schnitzbank, ein Ziehmesser, eine Raspel und eine Ziehklinge. Außerdem noch Hammer und Spaltkeile, um sich bei Aststellen und anderen hartnäckigen Stellen zu behelfen.
Standardmaße? Ne, kommt ja aufs Holz, Zuggewicht, Länge etc. an. Grundsätzlich sind die Bögen etwas mehr auf Sicherheit gebaut, als ich sie für mich jetzt selber bauen würde.
Ich würde dir raten, erstmal ein zwei Probedurchläufe mit Freunden und Bekannten zu starten, damit du in die Abläufe reinkommst. Dann wirst du schnell merken, wieviel Vorbereitung du für DICH brauchst.

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Spanmacher
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Spanmacher » 14.06.2022, 14:58

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Du selbst mal einen Bogenbaukurs mitmachst, um zu sehen, wie es organisiert werden kann.

Es gibt hier im Forum ja Einige, die so etwas machen. Konrad Vögele wäre zudem auch ein guter Lehrmeister.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Grombard
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Grombard » 14.06.2022, 15:30

Einfacher Tip.

Nimm Rattan.
Und Bau einen einfachen Flachbogen.
Da kann man dann am Ende noch mit dem Föhn coole Recurves reinbiegen.
Und jeder hat ein Erfolgserlebnis und einen sicheren schießbaren Bogen.
irgendwas is ja immer

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von schnabelkanne » 14.06.2022, 19:40

Servus,
mehr als 4 Teilnehmer würde ich nicht empfehlen und 2 Tage sind möglich natürlich nur für Selfbows. Bei Horn/Sehne geht das nicht, laminieren oder Overlays anbringen ist in 3 Tagen möglich wenn du die Trockenzeiten mit Wärme verkürzt.
Ich würde auch empfehlen dir einen Gehilfen anzulernen, da man nicht überall sein kann.
Vorkenntnisse der Teilnehmer im Gebrauch von Ziehmessern und anderen Werkzeug sollten schon vorhanden sein oder zumindest etwas handwerkliches Geschick und ja eine gut ausgestattete Werkstatt mit je einen Arbeitsplatz pro Teilnehmer sollte auch sein. Leider gibt es keine Kurse mehr bei Micha Wolf, da hab ich viel gelernt.
Lg Thomas
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Rotzeklotz » 14.06.2022, 20:42

Zwei Tage klappt nur, wenn der Rohling schon weit vorgearbeitet ist, also Form angezeichnet und ausgearbeitet und die Dicke schon weit reduziert. Den Tag braucht man überwiegend fürs Tillern und runterarbeiten auf das passende Zuggewicht. Am zweiten Tag kommen ja auch noch Sehnenbau und ein zwei Pfeile dazu sowie Einschießen und Finish. Wenn man also vor allem das Tillern vermitteln will und den Rest nur anreißt, ist das ok.
Erfahrung mit dem Ziehmesser und anderen Werkzeugen ist nicht nötig, da hätte man ja auch so gut wie keine Kunden :D

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 14.06.2022, 21:10

@ Rotzeklotz: Danke erstmal für den ausführlichen Einblick 🙂 Ehrlich gesagt weiß ich garnicht über wie viele Tage es vorgesehen ist. Und Holz wird mir vorraussichtlich von den Betreibern bereitgestellt. Meines Wissens nach hatten sie schon mal Kurse mit Hickory und Eibe (warum grade Eibe weiß ich nicht). Die Idee find ich gut, dass du die Leute erstmal möglichst viel selbst machen lässt und nur im Notfall (wenn sie nicht weit genug kommen) eingreifst. Was die Standardmaße angeht mein ich nur mal Maße für eine gute Ausgangslage. Also zum Beispiel wenn alle mit Esche arbeiten den Bogen 1,8m lang machen, 45mm breite Wurfarme auf 12mm halbpyramidal verjüngend. Wurfarm nachn Fadeout 3cm dick auf 2cm verjüngend und von da weg mitn Tillern beginnen oder so. Und bei besonders großen Leuten zum Beispiel auf 1,9m (von der dicke her müsste ja auch bei dieser Länge genug Puffer da sein). Das mit den Probedurchgängen find ich auch Klasse 🙂
Baust du eigentlich während des Kurses selbst auch einen Bogen damit die Leute bei dir mitschauen können, oder ist man da sowieso immer mit "auf die Fingern hauen" beschäftigt? 😜
Und wie viel kostet denn ein Kurs bei dir? Kannst mir natürlich gern per PN schreiben, wenn du es nicht im Forum verewigt haben willst 😅

@ Spanmacher: Find ich auch ne gute Idee, die aber hald mit Kosten verbunden ist. Aber zumindest könnte ich den beim Kurs gebauten Bogen dann wieder verkaufen um einen Teil der Kosten zu decken 😂.

@ Grombard: Da strebt sich in mir etwas dagegen. Mir fehlt selbst das Interesse an Manau, selbst Hickory find ich grenzwertig. Ich will einfach sagen können das jemand der bei mir einen Bogenbaukurs belegt hat, genügend Grundwissen besitzt um selbst einen Holzbogen zu bauen.

@ Schnabelkanne: Ich werd keine Overlays oder ähnliches machen sondern es wirklich auf einen einfachen primitiven Flachbogen bzw Selfbow beschränken. Und einen Gehilfen zu haben erachte ich als schwierig. Schließlich wird der auch nicht gerne 3 Tage seiner Freizeit gratis Opfern. Aber die Betreiber vom Parcour haben selbst schon mal bei einem solchen Kurs teilgenommen. Also wenn die wollen können sie ja ein Auge offen halten.

Ich hab in der Zwischenzeit auch mit ihr telefoniert und schon mal meine Erkenntnisse, aus euren Tipps, mit ihr geteilt. Fazit bislang ist dass es ein 3-Tageskurs wird (allein schon wegen des Zeitpuffers fürs erste mal). Sollte da widererwarten Zeit übrig bleiben kann man mit den Teilnehmern ja gleich eine Runde auf dem Parcour anhängen 😉
Das freilegen eines Jahresrings werd ich weglassen und den Kurs auf Esche oder ähnliches beschränken bei dem der Wuchs auch in der Regel besonders gerade ist. Die Staves nur minimal vorbereitet sind (also zumindest mal entrindet und in rechteckige Form gebracht) und die
Teilnehmerzahl auf 4 beschränkt wird. Selbst einen Kurs zu besuchen werd ich vorerst lassen und versuche erstmal mit Freunden und Verwandten einen Kurs abzuhalten. Wenn das nicht recht klappt geh ich vielleicht doch noch selbst bei jemandem in die Lehre 😅.

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 14.06.2022, 21:19

@ Schnabelkanne: und was die Werkstatt angeht muss ich erst noch schauen wie die aussieht. Aber dort wurden bereits Kurse abgehalten, (von Rudolf Faustmann wenn ich mich nicht irre) sollte also kein Problem sein. Werkzeug muss ich mir noch zulegen.

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von schnabelkanne » 14.06.2022, 22:03

Esche ist nicht schlecht aber noch bruchsicherer ist Hickory, ist allerdings sehr hart, da braucht es sehr scharfe Werkzeuge.
Wenn du Esche zum probieren brauchst, ich muss mein Lager verkleinern.
Lg Thomas
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 14.06.2022, 22:36

schnabelkanne hat geschrieben:
14.06.2022, 22:03
Wenn du Esche zum probieren brauchst, ich muss mein Lager verkleinern.
Lg Thomas
Das Angebot nehm ich gern an ;D

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Rotzeklotz » 14.06.2022, 22:39

Bogenbas hat geschrieben:
14.06.2022, 21:10
Baust du eigentlich während des Kurses selbst auch einen Bogen damit die Leute bei dir mitschauen können, oder ist man da sowieso immer mit "auf die Fingern hauen" beschäftigt? 😜
Schön wärs ;D ne, dafür ist beim besten Willen keine Zeit
schnabelkanne hat geschrieben:
14.06.2022, 22:03
Esche ist nicht schlecht aber noch bruchsicherer ist Hickory
Bei Hickory ist halt das Problem, dass man bei Kanthölzern mit dem Ziehmesser kaum weiter kommt. Dazu kommt, dass da der Faserverlauf selten ganz grade ist (brauchts ja auch nicht), dann reißt es auch noch für Anfänger kaum kontrollierbar aus.
Und noch bruchsicherer als Esche geht ja wohl kaum. Selbst mit der Drucktoleranz hatte ich damit seltenst Probleme (genauer: genau ein Mal bei über 40 Eschen die ich verbaut habe oder verbauen lassen habe)

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von schnabelkanne » 15.06.2022, 10:24

Rotzeklotz hat geschrieben:
14.06.2022, 22:39

Bei Hickory ist halt das Problem, dass man bei Kanthölzern mit dem Ziehmesser kaum weiter kommt. Dazu kommt, dass da der Faserverlauf selten ganz grade ist (brauchts ja auch nicht), dann reißt es auch noch für Anfänger kaum kontrollierbar aus.
Und noch bruchsicherer als Esche geht ja wohl kaum. Selbst mit der Drucktoleranz hatte ich damit seltenst Probleme (genauer: genau ein Mal bei über 40 Eschen die ich verbaut habe oder verbauen lassen habe)
Servus, ja hab bin ich deiner Meinung Hickory ist sehr fasrig/zäh braucht scharfes Werkzeug oder große Raspel (Hufraspel) oder noch besser Bandsäge.
Esche hab ich auch schon einige verbaut und 80 % haben Knitter am Bauch, ja die sie sind zwar nicht gebrochen, aber im Gegensatz dazu bei Hickory hab ich bisher 0% Stauchrisse bei mind. gleicher Stückzahl, wobei ich bei Hickory keinen durchgehenden Ring am Rücken brauche.
Hickory ist halt schwer zu bearbeiten aber dadurch auch sehr fehlerverzeihend.
Lg Thomas
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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 20.08.2022, 15:46

Langsam kommt der Kurs näher und erst gestern kam mir dann in den Sinn dass ich noch sowas wie eine mobile Tillerwand/Tillerstock benötige, da der Kurs ja auswärts stattfindet. Hat da vielleicht jemand eine Idee was sich da gut eignen würde bzw welche Bauform da von Vorteil ist?

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Rotzeklotz » 20.08.2022, 16:12

Ich habe mir so einen Tillerstock mit Umlenkrolle gebaut:
DSC_0046.JPG
Den befestige ich dann einfach mit einem Seil und/oder Spanngurten an einem Baum, wenn ich draußen arbeite.

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Re: Bogenbaukurse Zeitmanagement

Beitrag von Bogenbas » 20.08.2022, 17:45

Nicht schlecht. Das oben ist einfach nur ein Stahlwinkel mit Gummierung? Da hätt ich ja direkt alles daheim 😊. Nur weis ich noch nicht ob ich dort die Möglichkeit hab ihn wo anzubinden. Naja irgendwas wird sich schon finden.

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