Umgang mit Hausenblasenleim

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Bogenbas
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Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 17:42

Hallo Leute.

Hat von euch jemand schon mal mit Hausenblasenleim gearbeitet? Denn die Infos die man darüber so findet sind sehr begrenzt und für den Instrumentebau ausgelegt. Ich überlege nämlich bei meinen Komposits das Horn mit Hausenblasenleim auf den Holzkern zu kleben. Grund ist einfach dass mir das schnelle Gelieren von Hautleim sorge bereitet und ich ungern unter Zeitdruck arbeite. Und Epoxidharz will ich nicht verwenden. Ich hab zwar keine Vorstellung wie viel Leim man pro Bogen ca brauchen wird, aber ich denke bei den generell hohen Materialkosten eines Komposits tun mir 20€ mehr pro Bogen auch nicht mehr weh 😅 (den Sehnenbelag werde ich schon mit Hautleim machen). Fürs warmhalten hätte ich jetzt nen Babyflaschenwärmer vorgesehen. Denn was ich so rausgefunden habe braucht die Temperatur da nicht so hoch sein (40-50°C)

Also meine Fragen beziehen sich speziell auf Granulat von sagen wir mal Dictum.

1.) Bei Hautleim wird fürs Grundieren ja meist 10%ige Lösung verwendet und für das Kleben 25%ige. Wie würdet ihr das beim Blasenleim machen?

2.) Wie lange muss der Kleber ca trocknen?

3.) Habt ihr sonst noch irgendwelche Tipps für mich?

Ich danke schon mal im vorraus für eure Hilfe :-*

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Neumi
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Neumi » 29.06.2021, 18:54

Schau mal auf der Seite bei der gebrauchsanweisung nach. Außerdem kannst Du die Blasen auch dort kaufen.
http://www.stoerleim-manufaktur.de
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Hieronymus
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Hieronymus » 29.06.2021, 19:01

Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 17:42
2.) Wie lange muss der Kleber ca trocknen?
Sehr lange, besonders unter dem Horn... ich würde 4 Wochen warten bevor es weiter geht.
Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 17:42
Und Epoxidharz will ich nicht verwenden
Habe ich jetzt Erfolgreich gemacht (Ägypter) und ich würde Epoxidharz beim ersten vorziehen. Denn gerade beim Osmanen …, wenn da das Horn nicht 100% mit dem Hausenblasenleim geklebt ist , wird es dir im Kasanauge abplatzen. Ich glaube , wenn die früher einen Epoxidharz gehabt hätten, hätten die Osmanen ihn auch eingesetzt. Vor allem kannst du nach 24h entspannt weiter arbeiten. Und du kannst das Horn beim richten wesentlich wärmer machen, ohne das du fürchten musst, dass dein Horn delaminiert.
Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 17:42
1.) Bei Hautleim wird fürs Grundieren ja meist 10%ige Lösung verwendet und für das Kleben 25%ige. Wie würdet ihr das beim Blasenleim machen?
Auf jeden Fall grundieren, der Hausenbalsenleim ist aber um einiges flüssiger als der Hautleim. Ich glaube das ist der Grund warum die Osmanen ihn mit Hautleim gemischt haben.
Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 17:42
Temperatur da nicht so hoch sein (40-50°C)
Aber nur fürs Horn! Für die Sehnen nicht so warm, ab 60°C ziehen sie sich zusammen und sind unbrauchbar. Solange du die Finger ohne zu verbrennen in den Leim tunken kannst, ist alles in Ordnung.

M2Cent Markus
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Neumi » 29.06.2021, 19:06

Bei der Leim-Temperatur aufpassen, ich hatte schon bei 55°C sich zusammen ziehende Sehnen.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Bogenbas
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 19:22

@Neumi: Auf die Seite war ich auch schon gestoßen. Nur ist die Anleitung für die Pellets unbrauchbar 😅. Aber der Anleitung fürs verarbeiten der Blasen entnehme ich dass 2%ige Lösung fürs Grundieren passen wird und fürs Kleben 4%ige. Kommt das hin?
Und ich denke kaufen werd ichs dann trotzdem bei Dictum weil die hier nochmal mehr als doppelt so viel kosten 😬. Oder ist da ein qualitativer Unterschied?

@Hieronymus: Mal sehen ob ich mich zu Epoxidharz durchringen kann. Ich will eingentlich sagen können dass die Bögen rein aus Naturmaterial bestehen. Und mit Frage 1 meinte ich wie stark man den Blasenleim verdünnt (siehe auch meine Antwort an Neumi). Und deine letzte Nachricht versteh ich nicht ganz. Du meinst damit jetzt aber nicht dass die 40-50°C vom Babymilchwärmer zu viel sind, oder?

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Hieronymus » 29.06.2021, 19:29

Fürs Horn ist es ok. Für die Sehnen würde ich unter 50°C bleiben, da (wie Neumi schon geschrieben hat) es sein kann , dass der Temperaturregler eine zu große Toleranz hat und ab 55°C wird schon zu heiß! Deine Finger weisen dir den Weg, denn bei über 50°C wirst du dir die Finger verbrennen ;) , schon bei 50°C ist es schwer zu ertragen ;D ;D Es sei denn du bist Metzger, die haben Eisenfinger >:)

Ich würde ihn etwas höher Konzentrieren, besonders beim kleben selbst.... zum Grundieren 3-4% und fürs Kleben 10% oder sogar noch etwas höher, aber da weiß Neumi mehr, da er ihn auch verwendet. Ich hatte nur etwas um mein Skythe zu reparieren.
Aber mit 4% hätte ich ein Schlechtes Gefühl....


Gruß Markus
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 19:36

Ach die Metzger 😁 ich hätte eher an Köche und Hausfrauen gedacht. Was die beim Abwasch aushalten... 😂
Und wie stehts nun mit der Konzentration? 😅

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 19:37

Oh ich seh grad du hast es schon nachgereicht 😄 Danke euch!

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Hieronymus » 29.06.2021, 19:42

Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 19:22
Ich will eingentlich sagen können dass die Bögen rein aus Naturmaterial bestehen.
Aha und wie hast du deine Siyahs geklebt? Also die Brettchen? Also nix rein Naturmaterialien ;) ;D
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 20:16

Misst, erwischt 😂. So blind kann man sein 🤦🏻‍♂️. Ich könnt jetzt sagen dabei gehts mir um "Funktionsteile", aber naja. Das bringt mich grade total aus dem Konzept 😩.

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 29.06.2021, 20:19

Ich schätze mir sollte echt egal sein was sich da unter Horn und Sehne versteckt. Würde alles enorm vereinfachen.

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Neumi » 29.06.2021, 21:07

Bogenbas hat geschrieben:
29.06.2021, 19:22
bei Dictum weil die hier nochmal mehr als doppelt so viel kosten 😬. Oder ist da ein qualitativer Unterschied?
Die Info bei Dictum erachte ich als widersprüchlich, denn zum einen wird von Leim gesprochen, zum anderen von unbehandelten Schwimmblasen. Da würde ich erst nochmal nachfragen, ob es sich um zerkleinerte Schwimmblasen handelt oder um Leim. Wenn es sich nämlich um die unbehandelten Schwimmblasen handelt, ist der Preis nahezu gleich.
Bei der Konzentration würde ich 20% Leim benutzen, ich kann keinen Grund erkennen mit weniger Leim zu arbeiten. Im Gegenteil: in einer Masterarbeit aus dem Restauratorenbereich wurden verschiedene Konzentrationen untersucht und die 20% Lösung war der 10% Lösung deutlich überlegen und zwar in Bezug auf die Schälkraft. Außerdem nimmt die Extraktionszeit und Temperatur deutlichen Einfluß auf die Qualität des Leims.
Übrigens steht im Karpowicz, den Du ja gelesen hast, eine Anleitung zur Aufbereitung der Schwimmblasen ;)
Grüße - Neumi
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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Bogenbas » 30.06.2021, 06:25

Ich hätte das so verstanden dass die Fischblasen nicht mit Konservierungsmitteln oder sonstiges versetzt wurden.
Okay, mit 20% hab ich nicht gerechnet, interessant.
Neumi hat geschrieben:
29.06.2021, 21:07
Übrigens steht im Karpowicz, den Du ja gelesen hast, eine Anleitung zur Aufbereitung der Schwimmblasen ;)
Grüße - Neumi
Habs grad nochmal durchgelesen, aber mir sind so Anleitungen immer etwas zu waage. Wenn ich schätzen soll wie viel von der Fischblase sich nun nicht im Leim gelöst hat und wann sich der Leim auf eine Konzentration von ca 30% zusammengekocht hat ::)

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Neumi » 30.06.2021, 10:01

Wie gesagt, wenn's Leim ist, ist die Dosierung einfach und wenn's die Fischblase wäre, dann die Herstellungsanleitung von Störleim-manufaktur oder hier
https://atelierstrebel.ch/_tmc_daten/Fi ... erleim.pdf
Wenn's die Fischblase wäre, dann ist es schon sinnvoll mal gleich die hälfte zu Leim zu kochen und dann zu trocknen. Dann sind so unpräzise Angaben wie bei Karpowicz kein Problem und Du hast direkt verwendbaren Kleber. Ich hatte mir 2x Sehnenleim gekocht, das ging recht einfach und auch das trocknen ging schnell.
Beim grundieren stellt sich die Frage wie oft Du grundieren willst. Machs mit 10%, dann must du das nicht dutzente mal wiederholen. Hausenblasenleim ist sehr dünnflüssig. Wenn die Oberfläche sichtbar mit Leim überzogen ist, ist gut. So sehe ich das.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Umgang mit Hausenblasenleim

Beitrag von Neumi » 30.06.2021, 10:23

Bei Dictum handelt es sich um gebrauchsfertigen Leim - hatte mich gerade mal interessiert und habe nachgefragt.
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