Schmaler Osage Build-Along

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Uranus79
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Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:19

Hallo miteinander,
da meine Holzvorräte bis auf zwei Osage-Staves stark geschrumpft sind (nur noch Reste, die ich lieber zersäge als mich zu stressen) und ich aus den Osage-Staves möglichst viel herausholen möchte UND weil fatz erwähnte, dass es auch etwas schmäler geht, habe ich mich an den ersten Osage-Stave gemacht und möglichst Arbeitsschritte dokumentiert, die ich hier vorstellen möchte. Inklusiver aller häßlichen Details, möglicher Fehler und nicht unbedingt geradlinigem Ablauf (ok, durch Vorstellung etwas geordnet) ;D

Also man nehme den ungarischen Osage-Stave mit ordentlicher Länge:
1_Stave_Länge.jpg
Dann erstmal Jahresringe an Stirnseiten angucken:
2_EineSeite.jpg
3_AndereSeite.jpg
4_AndereSeite.jpg
Also man soll Osage ja sogar im Jahresring spalten können. Hmmja, also mal ganz verwegen und größenwahnsinnig was einzeichnen:
5_GedachteTeilung.jpg
Und dann legen wir doch mit allerlei Werkzeug mal los:
6_Teilung.jpg
7_Teilung.jpg
Nagut, es läuft so einigermaßen:
8_Teilung.jpg
Aber aber leider bleibt der Riß nicht zwischen zwei Jahresringen, es wurde also nichts. Wie sich später zeigte, hat dieses Stück enormen Zusammenhalt zwischen den Jahresringen und der Faserverlauf hätte ein solches Abspalten sowieso vereitelt.

Weiter gehts...

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:22

Also nachdem der untere Teil nicht sauber abgetrennt werden konnte (immerhin war viel Holz weg, was man dann nicht anders mühsam abmachen muss) habe ich erstmal die Rinde runter gemacht.

Merke: das hätte ich mal besser zuerst gemacht, man sieht gleich den Faserverlauf besser.
9_RindeAb.jpg
Also breit genug ist der ja noch, dass zwei Rohlinge von ca. 3cm Breite rauskommen (immer fatz im Hinterkopf und ich wollte es wirklich wissen - wieso baut man Osage flach und breit, bei dem Holz wäre schmal, dick und kurz besser). Also einzeichnen und ein Stück abspalten:
10_SeitlichesSpalten.jpg
11_SeitlichesSpalten.jpg
12_SeitlichesSpalten.jpg
Es ist sogar das kleinere Stück geblieben:
13_Abgespalten.jpg
Es hat noch so ca. 29mm Breite ab Griff. Mal gucken, was da geht...

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:25

Also nehme ich das Ziehmesser und bereite mal so die Dicke grob vor.
14_DickeGrobVorbereiten.jpg
Die Breite auch so in etwa, eher halbpyramidal, weil von der Breite her ist rantasten angesagt:
14_GrobesResultat.jpg
14_GrobesResultat2.jpg
14_GrobesResultat3.jpg
Der Stave hat Spezialitäten: ein dicker Ast im Griffbereich:
15_AstImGriff.jpg
15_AstImGriff2.jpg
15_AstImGriff3.jpg
Ein Ast im Recurve (achja Recurves geplant):
14_RecurveMitAstloch.jpg
Und ein Bild auf das gesamte Mittelstück:
15_Mittelstück.jpg
Außerdem gibt es noch einen Ast im später oberen Wurfarm, Bilder später.

Die Fasern liefen am Ende seitlich raus, ich habe eine Länge von 166cm für den Bogen gelassen (Osage könnte man kürzer machen, ja, aber bei der Breite, schau'n wir mal, ist ja ein Experiment)

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:29

Ok, den Ast im Griffbereich kann man rausarbeiten, der Griff bekommt seine eigene, ganz spezielle Form:
16_AstImGriffBearbeitet.jpg
Das Astloch:
17_Astloch.jpg
Nachdem die Breite so grob stimmt, auch mal den Rücken freigelegt. Das war richtig viel Arbeit, denn die Ringe hängen wirklich gut zusammen! Viel mehr als bei meinen ersten beiden Osage-Bögen:
16_RückenFreigelegt.jpg
Tja, ich merke gerade, ich habe noch viel mehr Bilder, aber die alle zuschneiden und skalieren ist doch viel Arbeit, also mal pro Arbeitsschritt eher eines. Nachdem die Länge fest ist, biege ich die Recurves. Die Schablone und Biegung ist wie die von "Zyklop":
20_RecurveBiegen.jpg
21_RecurveBiegen.jpg
Leider ist meine Form nicht exakt glatt und hinterläßt kleine schräge Abdrücke. Doof, die wird gleich mal ganz glatt gefeilt für den nächsten. Sieht man später, aber Bogen funktioniert trotzdem. Vielleicht schleife ich da nochmal, aber bei nur 1mm Rückenring ist eher vorsicht angesagt. Viel biegen sollte kurz vor den Overlays nichts mehr, ich überleg's mir noch.

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:36

Dann klebe ich Wasserbüffelhorn-Stücke drauf, die ich an einer Seite schonmal elliptisch abgerundet habe (zum Griff hin) und auch flach auslaufend, damit man nicht am fertigen Stück dremeln muss (Risiko für Rücken), leider ohne Bild.
30_TipOverlayKleben.jpg
Die Tip-Overlays mal grob bearbeiten und auch eine erste Sehnenführung machen:
31_TipsGrob.jpg
39_GrobeSehnenführung.jpg
Hmmja, danach stellt man dann fest, dass die Recurves nicht in Flucht sind und die Wurfarme verdreht sind und verbogen. Klassiker bei Osage aber weil Osage kein Problem. Also Speiseöl (Raps glaube ich?) ausgepackt und HLP und die Biege-Sitzungen gestartet.
Oben war es verdreht
40_ObenVerdrehungKorrigieren.jpg
Der Recurve immer noch nicht in Flucht
41_ObenVerdrehungRecurveKorrigieren.jpg
Unten seitlich verbogen
42_UntenBiegungKorrigieren.jpg
Ja dann waren die Recurves in Flucht, aber die Sehne lief 1cm am Griff vorbei:
48_ObenUndUntenSeitlichKorrigieren.jpg
Puh, was eine Biegeorgie, das arme Holz. Es ist aber nirgendwo angebrannt, immer schön Öl drauf. Hoffentlich hält es das aus, erfahrungsgemäß tut Osage das. Immer etwas weiter biegen als gebraucht wird, paßt glücklicherweise ziemlich gut.
Und ganz zum Schluß muss dann doch nochmal ein Recurve nachgebogen werden seitlich.
Ich achte immer darauf, dass ich gemachte Biegungen in anderer Richtung nicht wieder rausarbeite.
Vorher:
49_RecurveSeitlichNachbiegen.jpg
Nachher:
50_RecurveSeitlichNachbiegen.jpg
Immer schön Holz eingespannt lassen und langsam abkühlen mit Pausen zwischen den Sitzungen.

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:44

Der untere Wurfarm hat eine schwierige Stelle, die ist seitlich eingedrückt und schmäler. Da war halt nicht mehr Holz da, genau wie beim Griff:
35_SchwierigeStelle.jpg
Außerdem ist der Ast im Recurve doch Mist, der muss weg, die Breite reicht:
51_DerAstMussWeg.jpg
Nachdem dann die Recurves in Flucht sind, die Breite von halbpyramidal auf pyramidal geändert wurde, kann man mal so mit dem Tillern beginnen. Bodentiller, Hüfttiller und dann langsam auf den Tillerbaum:
60_Tillern.jpg
Ein bißchen nacharbeiten:
61_Tillern.jpg
Also der linke (unten) ist viel stärker. Rechts ist der Verlauf auch echt schwierig, sieht man gleich.
Hier stellte ich auch eine Drehung beim Ausziehen fest, das war die oben gezeigte seitliche Biegung als Korrektur (wie gesagt Originalreihenfolge dann doch etwas angepaßt).

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:52

Also hier dann erstmal ein Referenzbild abgespannt. Links/unten schnurgerade und rechts/oben erst reflex ansteigend, bei C-D Maximum, dann bei D eben deflex und dann abfallend bis zum Recurve.
80_Abgespannt.jpg
Dann habe ich mal etwas vor mich hingetillert. Links war noch recht einfach, rechts half Video mit Kamera gemacht und auch mal eine Ellipse drüberlegt und mit Referenzbild verglichen:
81_BeimTillern.jpg
Das ist noch nicht der Endstand. So sah er dann insgesamt mal aus:
90_Gesamtansicht.jpg
Dann habe ich noch etwas am Tiller rumgearbeitet und entschieden, an der deflexen Stelle rechts bei D nicht genauso das Holz biegen zu lassen wie auf dem Rest vom Wurfarm, sondern etwas weniger. Vorteil ist, es sieht nicht ganz so schief aus. So habe ich ihn dann zum ersten Einschießen mal mitgenommen.

Mit der dicken 14-Strang B55 Sehne (lag in passender Länge rum) war er jetzt zwar nicht so langsam aber auch nicht direkt eine Rakete. Also 10-Strang FF (Spectra 652) gebaut. Achso Zuggewicht nicht ganz sicher, extrapoliert vor letztem Tillern ca. 54# @ 28" AMO, aber wird sicher weniger. Beim Einschießen fühlte es sich an wie 48-50#. Der 44#-Zyklop wirkt komischerweise schneller, obwohl leicht breiter. Dieser hier ist auch noch eher schwer mit ca. 535g. Hmmm....

Beim Einschießen zeigte sich am Astloch auch je ein beginnender Riß oben und unten (auweia) mehr dazu unten.

Während der Kleber am Riß härtete, habe ich mal die doch viel zu dicken Recurves dünner gemacht und auch schmäler. Bringt hoffentlich mehr Speed.
100_TipsInBreiteUndHöheÜberarbeitet.jpg
102_TipsInBreiteUndDickeÜberarbeitet.jpg
Da die Sehne nur wenige Zentimer anliegt, braucht man so tiefe, lange Sehnenführung sowieso nicht, also weg damit.

Und ein Arrowpass aus Wasserbüffelhorn auch mal eingearbeitet, hier noch mit Sekundenkleber zum Spalten füllen:
101_ArrowPassInArbeit.jpg

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 19:59

So, jetzt zum Riß. Das ist aber schade und böse. Also was tun wir da. Ich mag keine häßlichen Wicklungen. Beim Zyklop hielt auch nur Uhu Endfest 300 alleine. Also erstmal gesäubert und mit Waschbenzin Öl vom Biegen ausgespült, Spiritus hinterher.
109_RißKlebenVorbereitung.jpg
Ja, zum fettlösen sollte man Aceton nehmen, habe ich aber nicht. Spüliwasser wollte ich da auch nicht durchschleusen. Also Spiritus nehmen und hoffen. Nachdem trocken den Bogen aufspannen und einige Zoll ziehen und mit Hölzchen reingesteckt halten. Uhu endfest 300 penibel mischen und draufklatschen. Mit Haarfön (nicht HLP) flüssiger machen und einfönen:
110_RißKleben.jpg
111_RißGeklebt.jpg
Dann Hölzen raus und auf Standhöhe lassen, ca. 3,5h (wird das Holz aushalten und der Kleber kann in Risse gelangen, die hoffentlich weiter sind auf Standhöhe als abgespannt). Dabei fiel mir ein Trick ein: ich habe die komplette Innenseite des Astlochs mit Epoxid bestrichen, so dass es hoffentlich überall Festigkeit hat und der Riß nicht neu entsteht.
Abschließend Ränder verrundet, aber da mußte heute morgen sicherheitshalber noch je ein Tröpfen Epoxid in kleinere Beulen, das ich nach dem Härten noch verschleifen werden.

Vorerst abschließend ein Bild der Breite des Bogens.
112_Breite.jpg
Sobald das Epoxid gehärtet ist, werde ich es möglichst glatt und rund schleifen und das Einschießen fortsetzen. Dann wird es den Riß hoffentlich nicht neu geben. Dann mache ich auch Bilder von allem inklusive finalem Tiller für eine Präsi.

So, waren doch weniger Bilder und mehr Text als gedacht, bei Interesse und Fragen kann ich ggf. einzelne nachfügen.

Hoffe, das ist soweit interessant für das Forum. Sobald ich mehr mache, kommen neue Antworten, wird jetzt aber erstmal einige Tage auf sich warten lassen müssen.

Viele Grüße,
Uranus

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von fatz » 28.06.2021, 21:51

Ich hab das zwar schon gefuehlt 100mal geschrieben aber trotzdem:
Spiritus ist nicht fettloesend!
Wenn schon Alk, dann (Iso-)Propanol.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 28.06.2021, 22:01

Hi fatz, ich weiß und ich habe genau Deine letzte Aussage dazu noch im Hinterkopf, deswegen habe ich es so geschrieben. Habe nichts fettlösendes da (Spüli und vielleicht Badreiniger der etwas Isopropanol enthält, aber damit wollte ich nicht im Holz rumsauen). Universal Verdünner hätte ich noch, aber keine Ahnung ob der Fett löst und was der mit dem Holz macht

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von fatz » 29.06.2021, 06:52

Kann mir ned vorstellen, dass Universal Verduenner dem Holz viel tut. Dem Fett aber leider auch ned. Das beste wär genug Geduld zu haben, bis der Farbenladen/Baumarkt auf hat
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 29.06.2021, 17:49

Naja, ich habe es bis jetzt auch noch nicht gebraucht. Ich habe den Riss erst mal ordentlich mit Waschbenzin ausgespült, das sollte das Öl auch schon entfernt haben, Spiritus hinterher um etwaige Reste zu entfernen. Bis jetzt sieht es gut aus, d.h. zumindest den Vollauszug hält das ohne Probleme aus, kritisch wird es beim Schießen dann. Da muss ich nach dem Pieks heute aber einige Tage warten.
Zumindest am Tillerbaum waren es 49#@28", aber Mal gucken wie es nach dem Einschießen ist.
Anbei Bilder von den Macken an den Recurves, die habe ich mit 180er Papier weggeschliffen. Und ein Bild vom Loch geklebt.
5292021174342.jpg
5292021174430.jpg
5292021174448.jpg

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 29.06.2021, 17:52

Achja die Tips sind 9,5mm breit und Set nur ca 1cm aktuell

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von MrCanister123 » 30.06.2021, 09:07

Dein Post hat einen granatenmäßigen Nachteil..
.. Bin im Homeoffice und will ehrlich gesagt nimmer weiter schaffen sondern runter in meine Werkstatt ;)

Hast die geflippten Enden mit Heißluft gemacht oder mit Wasserdampf?
Schaffa Schaffa

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Re: Schmaler Osage Build-Along

Beitrag von Uranus79 » 30.06.2021, 09:44

Hallo, also ich hab Osage nur einmal mit Wasserdampf probiert, seitdem nehme ich nur noch HLP und Öl. Geht schneller, ist einfacher und sicherer (heißes Wasser und Dampf kann Unfälle geben, ist mir vor zwei Jahren passiert, die Folgen werden leider bleiben). Osage läßt sich hervorragend damit biegen.

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