Bambus für Backing

Themen zum Bogenbau
Antworten
Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Bambus für Backing

Beitrag von schnabelkanne » 18.05.2021, 11:40

An die Grasexperten:
wie dick sollte ein Bambusrohr sein um daraus ein Backing zu bekommen? Genügen da 10cm DM?

Wie lang muss der frisch geerntete Bambus trocknen um in verarbeiten zu können?

Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Bambus für Backing

Beitrag von schnabelkanne » 20.05.2021, 10:13

@ all, keine Antworten?
Nachbarn schneiden demnächst in ihrem Garten Bambus um der dort schon länger ungehindert wächst. Soll ich mir etwas mitnehmen für Pfeile und dickere Stücke für Backing?

ich habe mit Pfeilen aus Bambus bisher keine Erfahrung.

Sind dafür alle Arten geeignet ab 1cm DM, auf was soll man dabei achten?
Knotenabstand? Farbe des Bambus? Grün, braun.....
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6238
Registriert: 12.05.2015, 21:54

Re: Bambus für Backing

Beitrag von fatz » 20.05.2021, 10:39

Kann mir schlecht vorstellen, dass bei uns was fuer Backing geignetes waechst. Da bist dann schon bei ~10cm Durchmesser.

Fuer Pfeile weisst eh: gerade und moeglichst wenig Knoten. Wenn die Stangerl ned supergerade sind, ist das eine Heidenarbeit. Da zahl ich lieber 2 Euro fuer n Schaft...
Haben ist besser als brauchen.

Benutzeravatar
Grombard
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2038
Registriert: 24.07.2016, 19:35

Re: Bambus für Backing

Beitrag von Grombard » 20.05.2021, 18:44

Für Backing wohl eher 20cm.
Bei 10cm hat man ja eine sehr starke Rundung.
Es sei denn, man baut sehr schlank
irgendwas is ja immer

Benutzeravatar
shokunin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2188
Registriert: 22.02.2011, 16:13

Re: Bambus für Backing

Beitrag von shokunin » 20.05.2021, 20:53

Servus!

Also für Yumis taugt Bambus um 6-7cm Durchmesser gut.
Wenn man ihn frisch bekommt, kann man sogar dünner gehen. Frisch gespalten werden die Spaltlinge nämlich beim Trocknen flacher.
Beim Yumi geht sich das mit 5-6cm gut aus, sodass man bei 30mm Breite fast keine Kante mehr hat. Breiter geht nur mässig gut, weil das Backing dann sehr dick wird und man evtl sogar die Rundung innen gar nicht plan bekommt. Das kommt aber auf die Gattung an. Und mit dickeren Halmen hätte man natürlich von Natur aus flachere Spaltlinge und mehr Wandstärke.
Naja, je nachdem was Du bauen willst... ab 6cm und in Viertel gespalten erhält man je 2 gute Laminate mit etwa 30mm Breite, und 2 halbscharige mit Blattansätzen drin. Beim Yumi "verwurstet" man die aber auch als Spleisse im Kern.
Der gängige Bambus für Yumis ist Madake. Andere Gattungen müssen aber nicht schlechter sein.

Zur Verarbeitung: nach der Ernte direkt spalten, sodass die Blattansätze wegfallen und dann in der Sonne trocknen. Der berühmte Yumibauer aus Kyoto bindet seine Laminate z.B. auf's Hausdach. Die können zwischenzeitlich auch angeregnet werden. Es geht hier nicht rein ums Trocknen, sondern auch ums Bleichen.
Sind die Backings von grün zu gelb über gegangen, werden sie über Kohlenfeuer gegrillt bis eine Essig-artige Flüssigkeit ausschwitzt, und man die Aussenhaut schön abwischen kann. Die ist in der Regel etwas wachsig und fleckig und wird so wunderbar sauber. Wir reden hier aber definitiv nicht von Tempern... nur schonend warm machen - Farbe bleibt unverändert.
Nun können die Teile auf Verarbeitungsfeuchte herunter getrocknet werden. Das kann schnell und radikal in der Temperbox passieren, gespalten reisst Bambus in der Regel nicht ein, oder eben in der Wohnung. Und Bambus darf gut trocken sein, dann gibt es weniger Set. Bei Yumis geht auch einfach lufttrocken, da plant man Set mit ein, und baut mit ca 45cm Reflex, von denen dann 2/3 verloren gehen.

Uh,... das wird lang hier...

Pfeilbambus... in Japan ist Yadake (Ya = Pfeil und Take = Bambus) gängig, Und das ist auch ein recht gängiger Zierbambus hier - Pseudosasa japonica. Vielleicht hast Du Glück :)
Einfach ernten was her geht, bleichen, trocknen und sortieren. Wenn eine Gruppe herauskommt, die ein Satz werden könnte, dann muss man diese vorsichtig überm Feuer richten und schauen was an Gewicht und Spine heraus kommt. Meine Erfahrung hier ist, dass ich aus 50 bereits vor sortierten, und nach Knoten abgestimmten, Rohschäften zum Schluss etwa 10 Pfeile herstellen konnte, bei denen Gewicht, Knoten und Spine zu einander, und zu meinem Zuggewicht gepasst haben. Man braucht also ordentlich Auswahl - je mehr desto her damit!

Gruss,
Mark
"I don't believe it!!" (Victor Meldrew)

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8655
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Bambus für Backing

Beitrag von Snake-Jo » 21.05.2021, 11:13

shokunin hat ja schon ausführlich geantwortet.
Noch eine Ergänzung zu den Pfeilschäften: Die hier in D geernteten Schäfte sollten schon an der Pflanze im 3. Jahr und leicht gelblich sein.
Diese Schäfte sind härter, stabiler und trocknen besser als die grünen.
Ich ernte mit der Schieblehre und nach Knoten-Anzahl, dann ist der Ausschuss geringer.
2012_03110007.JPG
2012_03110008.JPG

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Bambus für Backing

Beitrag von schnabelkanne » 21.05.2021, 14:03

Danke für Eure ausführlichen Antworten, es ist immer Verlass darauf, dass man rasch eine exakte Auskunft bekommt.
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Kemoauc
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1290
Registriert: 14.12.2014, 21:42

Re: Bambus für Backing

Beitrag von Kemoauc » 21.05.2021, 14:49

Hi,Thomas,falls Dich Bambus (als Pfeil) anfixt und das Material deines Nachbarn nicht genügend Brauchbares hergibt..
Bambus-39ct.jpg
Gartenabteilung im Baumarkt,immer die geradesten nehmen, 30% Ausfall einkalkulieren. Das Zeug das der Orange Hamster und die Bastelhütte verkaufen,ist garnicht sooo übel. ;) Meist aber bei nem mittleren Durchmesser von ca 8-9mm recht schwer und steif.
Bei 25stk für nicht mal nen Zehner kann man prima Richten üben,ist bei Bambi echt easy,und tut monetär nicht weh,wenn der eine oder Andere es nicht übersteht. >:)
Grüßle,
Kemoauc
Haseldübel
Fichtendübel
Balsadübel

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6724
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Bambus für Backing

Beitrag von kra » 21.05.2021, 17:11

Die vom Biber und der Bauhütte habe ich auch schon verarbeitet und wenn man langsam arbeitet ergibt das imho die beste Quelle für BAmbusschäfte, die man hier in D noch zu erträglichen Kosten bekommen kann, aber halt sch... arbeitsintensiv. Mein grober Anhaltspunkt bis zum "Wunschschaft" sind ca 1 fertiger Schäfte / Stunde incl. Endbearbeitung und optimistisch 1:1 Ausschuß für eine gute Sortierung.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
shokunin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2188
Registriert: 22.02.2011, 16:13

Re: Bambus für Backing

Beitrag von shokunin » 23.05.2021, 18:35

Das driftet jetzt zwar etwas off-topic ab... :-[
...aber ich bin mit Tonkin Bambus, sei er vom Gartenmarkt oder aus dem Bogensport-Bedarfshaus, am Gewicht gescheitert.

Meine Yadake Bambuspfeile wiegen bei guten 100cm Länge komplett mit Kyudo-Monsterbefiederung und Spitze 29g (plus/minus ein paar Zehntel).
Mit Yadake komme ich auf Fertiggewichte, die meinen Carbonpfeilen exakt gleich kommen. Und die Schäfte sind auch ähnlich dick und steif. Bei Tonkin-Schäften war da nicht dran zu denken. Und die waren dadurch eben radikal anders zu schiessen als Alu oder Carbon. Kann sein, dass das nur ein Problem für Leute ist, die 39" Pfeile auf 40# Bögen schiessen, aber in meiner Erfahrung ist Yadake viel viel leichter aber nicht merklich weicher. Wenn man den irgendwo bekommt, dann auf jeden Fall bunkern was her geht - und sei es für superleichte Kinderschäfte oder Flightpfeile oder was-weiss-ich.

Gruss,
Mark
"I don't believe it!!" (Victor Meldrew)

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“