Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

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LuMaFi
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Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von LuMaFi » 07.04.2021, 15:21

Hallo liebe Community,
erst vor kurzem habe ich mit dem Hobby des Bogenbauens begonnen und schon jetzt bin ich Feuer und Flamme für diese schöne Freizeitgestaltung. Noch jünger ist meine Mitgliedschaft in diesem Forum, wobei ich mir hier aber auch schon vor Anmeldung einige gute Ratschläge eimholen konnte.

Zu meinem derzeitigen Problem habe ich allerdings noch keine Diskussion finden können:
Mein aktuelles Projekt ist ein Recurvebogen aus Hasel, ca 163cm lang. Meine erste Praxiserfahrung des Biegen über Wasserdampf, nach etlichen Theoriestunden auf Youtube. Nun kam es wie es kommen musste: auf der Bauchseite führte das biegen zu ein paar Rissen. Die Bauchfaser hebt sich ein wenig ab, wobei die Risse allerdings nicht bis zur Rückenseite reichen. Da ich ein blutiger Anfänger bin, habe ich vor lauter Ungeduld versäumt mich vorher zu informieren, wie diese Risse am besten zu behandeln sind (vermutlich Epoxi?). Also habe ich eine Ladung holzleim rauf geschmiert und eine Kordelwicklung an beiden betroffenen Stellen vorgenommen. Das ist vermutlich keine gängige Praxis, war avber in meiner naiven Ungeduld eine möglicherweise passable Lösung.
Nun wollte ich mir von ein paar Profis mal eine Meinung einholen. Glaubt ihr, dass mein Lösungsansatz möglicherweise funktioniert? Oder macht holzleim generell immer spröde o.ä.? Habt ihr noch Tipps, wie ich diese Schwachstellen irgendwie schonen kann? Ich hab keine großen Ansprüche an die Stärke des Bogens.wenn ich am Ende bei 30 lbs Lande reicht das völlig.

Vielen Dank

Herzliche Grüße
Lukas

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von StauSau » 07.04.2021, 15:32

Bilder von den Schadstellen wären hilfreich, am besten ohne die Wicklung.

Grüße-Steffen

LuMaFi
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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von LuMaFi » 07.04.2021, 16:04

Die wicklung ist leider ebenfalls mit Leim fixiert, sodass ich es nicht wirklich wagen möchte diese noch einmal zu entfernen.
Dachte mir schon, dass diese Nachfrage kommen würde, aber mit Fotos kann ich leider nicht dienen. Es geht mir auch nicht um eine exakte Prognose, ich hoffe viel mehr eventuell jemanden zu erreichen, der den selben Anfängerfehler schon mal gemacht hat und mir von seiner Erfahrung berichten kann. Oder jemanden, der weiß, wie holzleim auf diese Art der Beanspruchung reagiert. Oder ob eine wicklung mit stinknormaler Kordel überhaupt etwas bringt.
Ich danke dir trotzdem herzlichst für deine Reaktion auf meine Frage 😊

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von StauSau » 07.04.2021, 16:43

Nach Deiner Beschreibung gehe ich davon aus, dass die Schadstellen entstanden sind, als der Bauch beim Biegen der Recurves auf Zug belastet wurde. Das wird er beim Ausziehen des Bogens künftig nicht mehr, so dass eine Reparatur theoretisch Sinn machen könnte.

Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Haselbogen repariert, nachdem beim Spannen mit lautem Knall am Rücken ein ca. 5 mm breiter Span fast 2 cm lang abgehoben war. Habe damals einen dünnflüssigen Industriekleber benutzt, damit möglichst in jeden noch so kleinen Riss was reinläuft. Die Wicklung habe ich mit geflochtener Angelschnur gemacht und dann mit 2k-Epoxy-Kleber "getränkt".

Der Bogen lebt noch immer, obwohl die Schadstelle immer wieder auf Zug belastet wird. Ob es Holzleim in Verbindung mit Deiner Kordel auch getan hätte, kann ich nicht einschätzen, zumal ich letztere nicht kenne. Versuch macht kluch, und Hasel wächst ja eh' fast überall wie Unkraut... Viel Erfolg weiterhin!

Grüße - Steffen

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von Bowster » 07.04.2021, 16:44

Holzleim ist auf jeden Fall nicht zum Spaltfüllen geeignet, nicht spaltfüllend.

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von kra » 07.04.2021, 17:31

Ein paar Fragen dazu:
Hast du die Rißstelle mit Weißleim vollgeschmiert und dann eine feste (sehr feste) Kordelwicklung gemacht oder eher Weißleim "drüber geschmiert (nicht unfreundlioch gemeint!) und dann gewickelt?
Welches Zugewicht strebst du an und wie weit von den Tips entfernt sind die Risse?
Warst du bei der Bearbeitung schon "am Ziel", hattest also das Zielgewicht schon erreicht oder bist du noch mitten im Tillern?

Ich bin bei solchen Rißen bauchseitig beim Biegen ziemlich entspannt, Epoxy rein, etwas Holz drüber und fest gedrückt aushärten lassen. Sehr oft fällt der geschwächte Bereich beim endgültigen Tillern eh ganz weg (einfach weil ich noch Material abtragen muß) und auch mit Epo im Riß ist die Druckfestigkeit nicht signifikant verringert.

Zudem, wenn du ein eher niedriges Zuggewicht anstrebst kann deine Methode an der Stelle sogar noch klappen.
Auf jeden Fall: Bilder, Bilder, gute, scharfe Bilder und ich würde die Wicklung wieder abmachen und die Stelle in Ruhe betrachten. Evtl kannst du den Bereich bis zum Grund des Risses abtragen und ein Stück Holz aufkleben (dann aber mit Epoxy!)
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von Spanmacher » 07.04.2021, 18:21

Es sind schon viele gute Fragen gestellt worden.

Bilder wären halt schon gut damit wir sehen
ist der Riss
- im nichtbiegenden Teil der Tips
- im biegenden Teil des Wurfarmes
- an einer Stelle, die noch recht dick ist und durch weiteres Tillern sowieso wegfallen wird
- am Rand des Wurfarmes oder in der Mitte
usw. usf.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von LuMaFi » 07.04.2021, 19:21

Viiielen vielen Dank für eure Antworten und Bemühungen mir zu helfen. Nachdem ich eben heim kam habe ich nach dem der Leim trocken war den Bogen zum ersten Mal aufgespannt und mir ist gleich eine recurvebiegung zurück in die Ursprungsform gekippt. Der tiller war eigentlich schon fertig, wodurch die wurarmenden offensichtlich viiiiel zu dünn waren. Diesen Bogen kann ich getrost in die Tonne werfen 😅. Aber ich hab aus diesem ersten Versuch auf jeden Fall ne Menge gelernt.
1. Erst Vorarbeiten, dann biegen und den finalen tiller erst danach um eventuelle Schwachstellen korrigieren zu können
2. Kein weißleim, lieber epoxy
3. Erheblich mehr Geduld beim biegevorgang und den auskühlprozessen mitbringen.
4. Das ein oder andere Foto, falls ich mal Hilfe brauchen sollte, kann nicht schaden.


Danke für eure zahlreiche Hilfsbereitschaft 🙌🏼

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von LuMaFi » 07.04.2021, 19:24

Achso und entschuldigt, wenn ich euch unnötig Zeit gestohlen habe.

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von klausmann84 » 07.04.2021, 19:43

Hallo!Vielleicht kann ich mit einem Referenzbild dienen... Sieht das so aus wie auf dem Foto?

Risse_bauchseitig_2.jpg

Der obere Riss ist insgesamt 7mm breit, der untere eher 5. Sieht man am besten wenn man das Licht in ganz geringem Winkel über die Risse streifen lässt! Tiefe unbekannt.

Ich probiere auch gerade viel rum: Unter anderem wollte ich an meinem ersten Bogen versuchen, ob ich nachträglich die Enden flippen kann. Die Antwort war nein: Bei einem Tip sah das dann auch so aus, dauerhafte Biegung gleich null, aber diese Risse. Zuviel gewollt, zu schnell gebogen und zu wenig durchgehende Erhitzung im Holz schätze ich. Habe die zur Reparatur quasi wieder etwas aufgebogen und dann epoxy reingeföhnt, abgeschliffen, fertig. Hält bombig.

Je nach dem, wie stark die gebogenen Stellen schon arbeiten oder eben nicht würde ich das mal vorsichtig "nur" als zusätzliche bauchseitige und punktuelle Schwächung betrachten und vermute, dass die Risse bei geringer Tiefe vielleicht sogar ganz ohne Reparatur halten, aber das Epoxieren beruhigt ungemein. Das Foto stammt von einem neuen Versuch ein WA Ende mit Ast im Tip zu flippen. :D Ich repariere es wie gehabt und mach mir darüber wenig Sorgen. Wenns doch noch knackt dann ist es halt so. Ich baue aber auch nur für mich zum Lernen und für den Spaß. Was garantiert hält, hängt sicher von den Umständen ab und ist für mich mit noch sehr wenig Erfahrung nicht zu beurteilen.

Ah du hast schon weiter geschrieben:

Warum muss der jetzt in die Tonne? Ist der ganze Tiller/Bogen hin, weil die Recurves raus sind?
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von LuMaFi » 07.04.2021, 19:51

Danke für das Referenz Bild. Meinen Risse waren deutlich erkennbare und breiter. Der Bogen muss leider in die Tonne, weil genau die gerissenen Stellen (genau am höchsten bzw niedrigsten Punkt der recurvebiegung) beim aufspannen nachgegeben haben.
Die stellen waren bereits viel zu dünn, als dass ich da noch was hätte retten können.

Aber wie du sagst: wenns knackt dann ist das halt so. Hab ich offensichtlich was falsch gemacht und kann es beim nächsten mal besser machen . Baue auch nur für den Spaß, also halb so wild.
Danke für die ausführliche Antwort und deinen Beitrag klausmann84. Viel Erfolg für deine weiteren bogenbau Projekte 😊.

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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von klausmann84 » 07.04.2021, 20:01

okay ja schade, aber du hast was gelernt, Fortschritte und Erfolgserlebnisse sind also vorprogrammiert! 8) Dabei viel Spaß und viel Erfolg beim nächsten Versuch!Dann gerne immer fröhlich mit Fotos dokumentieren, so bekommt man hier richtig viel Hilfestellung, zumindest habe ich das so erfahren...
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Re: Risse im Bogenbauch beim biegen mit Wasserdampf

Beitrag von Spanmacher » 07.04.2021, 20:29

LuMaFi hat geschrieben:
07.04.2021, 19:24
Achso und entschuldigt, wenn ich euch unnötig Zeit gestohlen habe.
Das hast Du nicht gemacht.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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