Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

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fischi9991
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Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fischi9991 » 07.03.2021, 20:13

Hallo,
Ich bin neu hier im Forum, daher erstmal etwas über mich. Ich heiße William und will gerne in das Bogenbau-Hobby einsteigen.
Gewisse handwerkliche Fertigkeiten und das nötige Werkzeug sind vorhanden. Ich habe auch schon einen Kinderbogen aus Rattan gebaut. Nicht besonders gut, aber er schießt.
Nun habe ich mir vor Kurzem drei Haselstämme geschlagen. Diese sind gut 2m lang und 5-7cm dick.
Auf das Spalten habe ich verzichtet. Liege ich richtig damit, dass man nur Spalten muss, wenn die Stämme relativ dick sind, da sie so schneller trocknen, weniger aufreißen und man sich Arbeit erspart (weniger Holz muss später entfernt werden)?
Oder hätte ich auch Spalten müssen?
Zwei der Stämme habe ich an den Enden versiegelt und mit Rinde erstmal in die trockene unbeheizte Werkstatt gelegt.
Den dritten habe ich vorsichtig entrindet ohne dabei Jahresringe zu verletzen. Dieser soll als Übung für die weiteren dienen.
Den Rücken habe ich entsprechend der "Regeln" festgelegt. Am Bauch und den Seiten habe ich Holz abgetragen. Die Wurfarme sind jetzt noch etwa 3cm dick und 4cm breit.
Ich habe am Bauch darauf geachtet, dass keine Flammen zu sehen sind (außer an den Fadeouts).
Anschließend die Enden versiegelt und ebensfalls zum Trocknen in die Werkstatt gelegt.
Habe ich bis hier hin irgendwas falsch gemacht?
Und wie geht es nun nach dem Trocknen weiter?
Kann ich den Jahresring, der direkt unter der Rinde liegt als Bogenrücken verwenden? Oder muss ich einen anderen freilegen?
Wie sollte der Querschnitt aussehen? Flach, D-förmig, trapezförmig?
Wie dick und breit sollten die Wurfarme am Ende sein?
Entschuldigt die ganzen kleinlichen Fragen. Ich will nur nichts falsch machen und lese oft verschiedene Vorgehensweisen, bei denen ich nicht einschätzen kann, welche die beste für mich ist.

Über Eure Hilfe freue ich mich sehr.

LG William

Pälzer
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von Pälzer » 07.03.2021, 20:40

Ersteinmal Herzlich Willkommen.
Zum Thema Hasel steht schon alles mehrfach im Forum, schaue einfach mal nach.
Aus welcher Ecke kommst du denn so grob?
LG Fabian

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Rotzeklotz
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von Rotzeklotz » 07.03.2021, 22:21

Moini,
spalten tust du nur ab einem gewissen Durchmesser, wenn noch genug Fleisch für den Griffbereich übrigbleibt. Bei Hasel ist das aber generell schwierig, da oft drehwüchsig (obwohl ich auch schon drehwuchsfreien hatte, den ich erfolgreich gespalten habe). In dem Fall besser mit dem Messer runterarbeiten.
Nimm den Jahresring unter der Rinde, das passt. Alles andere wird dich in den Wahnsinn treiben.
Damit sie trocknen können, alle Rohlinge auf den Markkanal (außer den Griffbereich) runterarbeiten. Im Ganzen dauert das Trocknen ewig.

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schnabelkanne
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von schnabelkanne » 07.03.2021, 23:36

Servus und herzlich willkommen.
Zum Trocknen am Anfang nicht in geheizte Räume legen, Schuppen, Vordach usw....ungeheizte Garage oder Keller. Wenn der Stave kein Gewicht mehr verliert ist er trocken.
Welchen Bogen willst du bauen, wie stark, welcher Auszug.
Generell bei Hasel eher breit im Profil, im Querschnitt oval (Brotleibform).
Schau dir die Saplingbow Beiträge an, da wird gut erklärt wie man in kurzer Zeit einen Bogen baut.


Lg Thomas
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fischi9991
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fischi9991 » 08.03.2021, 00:47

Pälzer hat geschrieben:
07.03.2021, 20:40
Ersteinmal Herzlich Willkommen.
Zum Thema Hasel steht schon alles mehrfach im Forum, schaue einfach mal nach.
Aus welcher Ecke kommst du denn so grob?
LG Fabian
Hallo Fabian,
Danke für die Antwort. Ich werde mich mal durchlesen.
Ich komme aus der Uckermark.

LG William

fischi9991
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fischi9991 » 08.03.2021, 00:51

Rotzeklotz hat geschrieben:
07.03.2021, 22:21
Damit sie trocknen können, alle Rohlinge auf den Markkanal (außer den Griffbereich) runterarbeiten. Im Ganzen dauert das Trocknen ewig.
Hallo,
Ich habe gelesen, dass es schonender ist die Stämme mit Rinde und ich Ganzen zu trocknen und es dadurch weniger zu Rissen kommt. Ich wollte es nicht riskieren gleich alle drei Stämme schon grob in Form zu bringen und dann schneller zu trocknen. Meinst du ich kann das riskieren?

fischi9991
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fischi9991 » 08.03.2021, 00:59

schnabelkanne hat geschrieben:
07.03.2021, 23:36
Welchen Bogen willst du bauen, wie stark, welcher Auszug.
Hallo Thomas,
Danke.
Mein Auszug ist 29-31 Zoll (je nachdem mit welcher Methode bestimmt). Ich hatte an ein Zuggewicht von 30-35 lbs gedacht.
schnabelkanne hat geschrieben:
07.03.2021, 23:36
Generell bei Hasel eher breit im Profil, im Querschnitt oval (Brotleibform).
Schau dir die Saplingbow Beiträge an, da wird gut erklärt wie man in kurzer Zeit einen Bogen baut.
Das heißt also den Jahresring unter der Rinde als Rücken lassen wie er ist, am Bauch Material abtragen bis zur gewünschten Dicke und dann die Kanten abrunden?
Danke für den Tip. Schaue ich mir mal an.

LG William

fischi9991
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fischi9991 » 08.03.2021, 01:12

Eine allgemeine Frage hätte ich da noch.
Wenn ich den Jahresring direkt unter der Rinde, so wie er ist, als Rücken verwende, dann bleibt als möglicher Querschnitt ja nur noch D-förmig oder oval. Wie erreiche ich zum Beispiel einen flachen rechteckigen oder trapezförmigen Querschnitt. Mir ist schon klar, dass ich dazu den Rücken abflachen muss. Aber habe ich dann nicht einen Jahresring der unterschiedlich dick ist als Rücken? Wenn ich den Rücken komplett abflache habe ich ja sogar alle Jahresringe parallel nebeneinander? Oder verstehe ich da was falsch? Ist das nicht hinderlich für die Stabilität und Effektivität?

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fatz
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von fatz » 08.03.2021, 07:10

fischi9991 hat geschrieben:
08.03.2021, 00:51
Ich habe gelesen, dass es schonender ist die Stämme mit Rinde und ich Ganzen zu trocknen ...
Wenn du gern Pilze und Mikroben zuechtest, mach das. Die tausendfach bewaehrte Standardmethode hier ist:
-Auf den Markkanal runterarbeiten (Ziehmesser/Beil/Bandsaege)
-Rinde runter (ausser bei Eibe)
-Enden und Aeste mit Holzleim zubappsen
-Wenn du einen Griff stehen laesst einschneiden, dann weisst du wo er reisst
fischi9991 hat geschrieben:
08.03.2021, 01:12
Mir ist schon klar, dass ich dazu den Rücken abflachen muss.
Der Ruecken bleibt wie er ist. Da willst du einen durchgehenden Faserverlauf. Wenn du einen flachen Ruecken willst musst du einen dickeren Stamm nehmen.
"d-foermig" beschreibt uebrigens allgemein meist einen runden Bauch.
Haben ist besser als brauchen.

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kra
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von kra » 08.03.2021, 11:51

@fischi9991, was du meinst ist "decrowning" bei dem du auch am Rücken etwas abnimmst, um die Wölbung kleiner zu halten - hier einfach nicht relevant. Rinde ab - das ist dein Bogenrücken!

Auch die beiden anderen Rohlinge jetzt schon entsprechend bearbeiten (siehe oben, Griff bauchseitig bis zum Markkanal einsägen) und alle drei auf einer Holzbohle festzurren und so trocknen lassen. Damit hält sich die Auswirkung von Drehwuchs in Grenzen oder wird ganz kompensiert. Die Enden kannst du dabei schon etwas hochbiegen (einfach was unterlegen vor dem Verzurren), damit bekommst etwas Reflex rein.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von MrCanister123 » 08.03.2021, 20:16

Hallo und willkommen!
Hasel ist ein super Bogenholz!
- Ist gut zu bearbeiteten
- verzeiht manche Fehler (die jedem am Anfang passieren)
- ist sehr zugbelastbar
- leicht zu bekommen
- bis ca. 45# kein Problem bei einem Stamm mit ca. 6-8cm Durchmesser
- sieht mit den Bastresten am Bogenrücken richtig gut aus später
- Recourve-tauglich

Also bei mir war es bisher immer so dass Haselstämme mit über 10cm Durchmesser einen sehr starken Drehwuchs hatten.
Deshalb hole ich mir (bei Hasel) nur noch Stämme zwischen 5 und 10 cm.
Würde solche Stämme auch nicht spalten sondern einfach eine Seite mit dem Ziehmesser runterarbeiten und die Rinde auch gleich mit entfernen. Ist sonst ein richtiges Sch***geschäft wenn du die Rinde trocken runterschaffen musst.
Bzgl. Bogenrücken: lass den äußersten Jahresring unter der Rinde (also der spätere Bogenrücken) so wie er ist.. nix abtragen.
Der Bereich wird nämlich nachher maximal auf Zug belastet.
Wenn du hier den Rücken schwächst, führts zu Sollbruchstellen.

Einer der wichtigsten Punkte: Bearbeite das Holz/ den Bogen am Tillerbaum erst wenn es /er keine Feuchtigkeit mehr verliert und somit von der Masse konstant bleibt.
Ansonsten verschenkst du hier viel Energie weil beide WA viel Set bekommen

Alles andere wurde ja schon gesagt.
Schaffa Schaffa

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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von Friedel » 14.03.2021, 10:04

Hallo William,

Ich habe auch grade ein ähnliches Projekt mit einer Hasel, die bei etwa 5-7 cm lag. Da können wir uns bestimmt gegenseitig etwas von den Antworten hier abgucken.

Hier mein Baubericht
Baubericht Hasel

Da es ein paar schöne Bilder und eine Anleitung zum Schnelltrocknen gibt, hier noch mal ein Link zur Schnellanleitung

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Selfbower
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Re: Anfängerfragen Bogenbau aus Hasel

Beitrag von Selfbower » 14.03.2021, 21:14

Hallo William,

Finger weg vom Rücken! :D Also KEIN Decrowning bitte. Der Rücken ist bei eigentlich allen Bögen, die einem kleineren Stämmchen entspringen leicht gewölbt. Das ist ganz normal ;)

Als Querschnitt wwürde ich bei Hasel meist ein klein wenig trapezförmig arbeiten. Aber auch das angesprochene Oval ist denkbar.
Bei der Stammdicke - das hast Du richtig erkannt - lohnt Spalten nicht. Wenn du magst, kannst Du allerdings auch jetzt schon die Rinde entfernen, wenn Du später einen penibel sauberen Rücken haben willst. Wenn Dir feinste Rindenreste auf dem späteren Rücken egal sind oder Du auch gerade diesen Effekt erzielen willst, dann kannts Du dir Rinde auch drauf lassen. Sie ist später etwas "nervig" beim Entfernen ;)


LG.

Daniel

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