Leinenbacking aus altem Hemd?

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WaBo
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Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von WaBo » 03.03.2021, 16:48

Hallo mal wieder ;)

Ich versuche mich gerade an einem Bergahorn, welcher leider ein paar Schrammen am Rücken hat und auch einen relativ dünnen Ring (2mm). An einem Reststück habe ich mal versucht einen Ring abzutragen aber sehe absolut Nichts! Weder optisch noch haptisch ist da eine Grenze auszumachen. Dagegen war die Esche echt Kindergeburtstag :D

Daher wollte ich ein Leinenbacking aufbringen, was mich zur Frage bringt: Kann ich dafür mein altes, gerissenes Leinenhemd nehmen, oder gibt es sowas wie "den" Standardleinenstoff für Backings? Ich kann mir auch vorstellen, dass das Waschen den Fasern nicht so gut tun, oder Schweiß die etwas angreift, etc... Ist da jemand besser im Stoff drin und hat mehr Ahnung als ich?

Der Bogen soll ein Standard 180cm Flachbogen werden mit ca. 30-40#@28" (40# werden anvisiert, damit 30# erreicht werden 8) )
Der Hemdstoff ist relativ dünn, aber als reiner Bruchschutz sollte er das auch, oder?

Da ich maximal 60cm lange Streifen da raus bekomme, müsste ich sie irgendwo überlappen lassen. Der Plan wäre in der Mitte und dann bei je 2/3 des Wurfarms. Außen dann ggf. mit Wicklung.

Oder ist das alles Murks und dickerer Stoff oder Rohhaut der bessere Weg?

Gruß

Walter

PS: Grund für die ganze Aktion ist, dass ich sehr an diesem Hemd hänge/hing und die Idee schön finde, es am Bogen weiter behalten zu können.
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fatz
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von fatz » 03.03.2021, 18:39

altes, gerissenes Leinenhemd = neuer gerissener Bogen
Nimm was gscheits. Das kommt da nicht zur Optik drauf. Ich wuerd Rohhaut nehmen.
Haben ist besser als brauchen.

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kra
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von kra » 03.03.2021, 19:05

Rohhaut wäre auch meine Wahl. Das Hemd kannst du ja immer noch als optisches Element auf die Rohhaut kleben. Nimmt zwar etwas Leistung, aber wohl ein brauchbarer Kompromiss.
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von WaBo » 03.03.2021, 19:25

Die Funktion steht schon an erster Stelle. Das Hemd hab ich halt hier liegen und wollte es nicht weg schmeißen, alles andere müsste erstmal bestellt werden...

Rohhaut wäre wohl auch eine Möglichkeit, obwohl ich damit noch nie zu tun hatte. Riecht der Bogen dann irgendwie anders?
Und wo bestellt man sowas am besten?
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von Heidjer » 03.03.2021, 19:27

Jupp, Rohhaut drauf, ein möglichst großer Kauknochen vom Billigheimer Markt, drei - fünf Stunden in Wasser einlegen und dann entknoten und auf ein Brett spannen.
Den Bogen muss man danach schützen, vor allem vor Hunde.

Ahorn ist zerstreutporig, da einen Jahrring runter zu kratzen ist eine echte Strafarbeit und klappt auch nur mit Tricks.


Gruß Dirk
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von klausmann84 » 03.03.2021, 19:58

Hallo! Trockene Rohhaut riecht nicht doll bzw fast überhaupt nicht. Beim Ankleben riechts, aber auch mehr durch den Hautleim als durch die Haut, meine ich mich erinnern zu können. Anschliff riecht wieder kurzfristig, etwa so wie beim Nagelfeilen. ;D

Gibt auch passende Rohhautstreifen für Bögen, die muss mann dann nicht einweichen und entwurschteln, dafür teurer. Vorm Aufkleben aber natürlich schon einweichen. Finden sich mit einfacher Suchmaschinenbenutzung meines Wissens.

Viele Grüße!
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von WaBo » 03.03.2021, 20:12

Dass so ein Kauknochen auch geht, wusste ich jetzt nicht. Danke für den Tipp.

Muss morgen eh Katzenfutter kaufen ;)
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von kra » 03.03.2021, 20:23

Die Rohhaut der Kauknochen ist halt verhältnismäßig dick, dafür aber stabil ;)
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von Heidjer » 03.03.2021, 20:52

Hab ich gerade in den Tiefen unseres Forums wieder gefunden.
viewtopic.php?f=65&t=14515&p=242734


Gruß Dirk
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von Windkanter » 04.04.2021, 20:04

Hallo,

etwas spät und nochmal zum Leinen: die Fasern eines älteren Hemdes das öfters getragen und gewachen wurde, sind degradiert.

Falls Du Dich doch zu Leinen entscheidest: Ich würde frischen Baumwoll- oder Leinenstoff nehmen (das ev. vorhandene wasserlösliche Produktions-Hilfsmittel mit warmem Wasser rauswaschen, bügeln), nicht zu dick und eher ein feines Gewebe, in Hasenhautleim 20-25%ig eine halbe Stunde einweichen und sauber auf die aufgerauhte und mit H.h.leim imprägnierte Holzoberfläche auftragen. Blasen und Leimansammlungen vermeiden.

Vorher vielleicht an einem Holzstreifen einen Biegetest machen, ich habe nur einen ersten Eindruck von dieser Leim-Baumwollschicht (wird hart aber noch etwas elastisch) und kenne die Eignung für Backing nicht genau. Die Dicke spielt auch eine Rolle, gefühlt würde ich diese Schicht nicht dicker als max. 0,5-0,7mm machen (aber das ist erstmal Theorie). Rohhaut dürfte etwas zäher und deformierbarer sein, sie nimmt weniger Leim auf.

Grüße
Windkanter

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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von WaBo » 06.04.2021, 12:40

Danke für die Info.
Ich habe mich nun nach längerem Überlegen doch für den Hundeknochen entschieden und werde demnächst mal berichten.
Nach dem Bogen ist vor dem Bogen...

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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von MrCanister123 » 10.04.2021, 21:59

Das mit dem Kauknochen hab ich au no nie gemacht, bin gespannt was dabei rauskommt
Schaffa Schaffa

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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von Kemoauc » 14.04.2021, 00:15

Mit dem Hundekauknochen?Vor allem viel Schleifen. :D
Die Dinger haben ne enorme Schichtdicke.Wenn Schleifen,lass es vorher gut trocknen. ;D
Feucht machts dir jede Schleifoption zunichte,es schmiert zu,
Trocken geht's ziemlich gut.Vllt. manchmal zu schnell. ;)
Nb: Das Paradox : Neuer Bogen--Altes Hemd.... siehts du ja wohl selbst. :D
Grüßle,
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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von WaBo » 14.04.2021, 19:38

So, kurzes Update:

Ich hatte mich ja für den Hundeknochen entschieden. Da der heimische Tierfuttermarkt nichts passendes da hatte, musste was vom Amazonas bestellt werden.
Es wurde der 3er Pack "Schecker Geknoteter Kauknochen" aus Rinderhaut geordert und 2 Knochen eingeweicht. (Bild im Anhang)
Nach 4 Stunden im warmen Wasser lies er sich gut auseinander falten und brachte pro Knochen einen 60x10cm Rohhautstreifen und ein bisschen Reste hervor. Ich habe an dem Tag leider keine Fotos gemacht, da es schweinekalt war und ich schnell fertig werden wollte ;)
Aber kurz zusammengefasst habe ich daraus insgesamt vier 60x5cm Streifen geschnitten, an der rauen Seite mit der Ziehklinge glatt gemacht und dann mit reichlich Holzleim auf den Rücken geklebt und mit Mullbinden fixiert.

Heute nach fast 2 Wochen wieder ausgepackt und die Ränder glatt geraspelt. Das Ergebnis ist im Anhang zu finden.

Ein bisschen gepfuscht habe ich wohl auch. An dem einen Ende war noch Leim unter der Haut und die Übergänge zwischen den einzelnen Streifen sind nicht so hübsch geworden. Aber da klebe ich am Ende Streifen vom Hemd drüber, dann bekommt das auch noch seinen Auftritt :)

Leider waren die Hautlappen unterschiedlich dick und sehen auch nicht gleich aus, daher ist die Mitte jetzt heller und auch rauer. Ich bin mir aber ziemlich sicher, die richtige Seite aufgeklebt zu haben....

Nächster Schritt ist Schleifen und dann weitertillern.

Auf wie viel/wenig muss man die Haut denn runterschleifen?
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Nach dem Bogen ist vor dem Bogen...

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Re: Leinenbacking aus altem Hemd?

Beitrag von klausmann84 » 15.04.2021, 18:51

Hey! Was meinst du mit: da war noch Leim unter der Haut.?
Da soll ja auch Leim unter der Haut sein. Ich schätze deine Problembeschreibung meint aber irgendwas anderes. Die Materialkombination Rohhaut + Holzleim finde ich persönlich ästhetisch/Ideologisch fürchterlich aber wenns hält ist gut. Für mich ist das so, als würde ich Leder an einem alten Buch mit epoxy ankleben, das soll einfach nicht sein. :D Wie gesagt Geschmacksache, wenns gut klebt.
Hast du die Überstände im zweiten Foto noch weggeraspelt, gefeilt, geschliffen?

Ich glaube du kannst auch gleich den Tiller überprüfen, bzw weitermachen. Denke nicht dass die unterschiedliche Schichtstärke nen riesigen Einfluss hat, aber da gibts bestimmt noch Leute mit mehr Ahnung. Es wäre natürlich einfacher gewesen, die Schichtstärke vor dem Aufkleben schon mal anzugleichen., wenn das gewollt wäre ;) so in etwa: Aufweichen, planlegen (z.B. leicht beschwert zwischen Pappen trocknen), schleifen, wieder einweichen und ankleben.

VG Klaus
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