Fragen zum Holz

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Ravenheart
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Ravenheart » 28.09.2020, 13:29

….korrekt! Die Auswahl, das Reißen, und die geringe Zugfestigkeit RELATIV zur Härte, da können schon kleine Fehler das große Krachen verursachen... ;-)

Rabe

Bernd85
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Bernd85 » 30.09.2020, 10:49

Ah okey, aber hört sich an als sei so eine Schlehe sehr viel zugfester als bspw. ein Haselnuss.
Aber Schlehe kann ich auch über das ganze Jahr ernten oder sollte ich hier auch auf den Winter warten?
Nur aus Interesse..

Ist es eigentlich für alle Bögen von Vorteil ein Backing aufzubringen?
Bspw. bei HAsel, Holunder oder Esche?
Ich hätte nämlich Sackleinen Band, w+rde das den Bogen generell stärker und belastbarer machen?

Ich danke euch echt vielmals für die vielen Antworten!!

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fatz
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von fatz » 30.09.2020, 16:07

Bernd85 hat geschrieben:
30.09.2020, 10:49
... hört sich an als sei so eine Schlehe sehr viel zugfester als bspw. ein Haselnuss.
Eigentlich nicht. Sie kriegt nicht so schnell Stressfalten aeh! Stauchrisse am Bauch, was das eigentliche Problem bei Hasel ist.

Schlehe wuerde ich wegen der Rissproblematik eher im Winter schneiden, wenn weniger Saft drin ist.
Haben ist besser als brauchen.

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Heidjer
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Heidjer » 30.09.2020, 19:51

Zuerst, es ist für jedes Holz von Vorteil wenn es "reif" geerntet wird, was bedeutet in seiner Wachstum-Ruhephase. Die Ruhephase beginnt ungefähr mit der Laubverfärbung im Herbst und endet mit den Beginn des Safteinschiessen 2-4 Wochen bevor sich die Knospen und Blätter entfalten im Frühling. Mit fällen im Winter ist somit nicht ein exakter Kalenderzeitraum gemeint, sondern im groben die Laubfreie Zeit.

Dann, nicht jeder Stamm taugt wuchsbedingt zu einen oder mehrere Staves (Bogenrohlinge), gute Staves werden immer gesucht und sind rar, wenn man jetzt einen guten Stamm zur schlechtesten Zeit (April-Juli) schlägt, dann muss man tricksen und mehr Arbeit investieren um im schlechtesten Fall einen mittelmäßigen Bogen zu bekommen, warum also nicht 6 Monate später das Holz schlagen! Hier machen Hasel und Hartriegel eine Ausnahme, sie sind von Haus aus sehr Zugfest und benötigen nicht einen voll ausgereiften Rückenring und sind meist, regional unterschiedlich, leicht und zahlreich in guter Wuchsform verfügbar. Zudem wachsen sie nach einen Schnitt schnell und gerade nach.

Weiter, ein Backing soll die Zugfestigkeit sicherstellen, mit sehr wenigen Ausnahmen (zB Tiersehne) wird der Bogen dadurch vor allem schwerer und damit träger, die Effizienz sinkt, robuster wird der Bogen dadurch aber, aber nicht unbedingt besser. Ein Backing auf einen Selfbogen ist meist eine Krücke um doch noch einen Bogen zu bekommen oder um Reparaturstellen zu verstecken oder aber tatsächlich reine Deko wie Schlangenhaut bzw besser Natternhemd und Rinde. Gerade Hasel und Esche brauchen wegen der guten Zugfestigkeit eigentlich nie ein Backing eher ein Facing (Verstärkung der Bauchseite).

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Bernd85
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Bernd85 » 01.10.2020, 10:11

Hallo Dirk, vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Was für ein "Facing" würdest denn bspw. bei Hasel oder Esche empfehlen?
Und wie ist es denn bei Hartriegel, Holunder und Schwarzdorn? Sind die auch eher Zugfest und brauchen eher ein "Facing?"

Kommt in der Zeit von April -Juli eigentlich auch das Spätholz? Bei Esche bspw..
Oder kommt das erst im Herbst? und von Was ist es denn eigentlich abhängig ob der Spätholzanteil von einem Jahresring groß oder klein ist? Sorry für die vielen Fragen :)

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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von schnabelkanne » 01.10.2020, 12:29

Servus, als Facing kannst du drucktolerandes Holz verwenden, bei mir wächst Hainbuche die ist ausgezeichnet als Facing, geht aber auch Hickory, Eibe, Osage, Obstgehölze, Hartriegel......
macht halt wenig Sinn ein sehr teures Holz unter Hasel oder Esche zu geben.....
Lg Thomas
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fatz
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von fatz » 01.10.2020, 12:45

schnabelkanne hat geschrieben:
01.10.2020, 12:29
macht halt wenig Sinn ein sehr teures Holz unter Hasel oder Esche zu geben.....
Warum? Wenn's n guten Bogen ergibt (siehe die Heibe von Hieronimus), waer ich da komplett schmerzfrei.
Haben ist besser als brauchen.

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Heidjer
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Heidjer » 01.10.2020, 15:49

Na dann, wenn ich schon mal angefangen habe, mache ich halt weiter.

Zuerst, bei Hasel und Esche würde ich immer einen Selfbow bzw Primitivbogen bauen, einen Komposit- oder Laminatbogen baue ich, wenn überhaupt, aus edleren Materialien oder aber nur als Experiment. Gerade Hasel, Esche und Holunder sind die Hölzer die nach "möglichst einfach, simpel und ohne schnörkel" schreien. Alles was man da dran klebt, wirkt eher nach: Naja ging nicht anders.

Dann, die anderen von Dir genannten Hölzer brauchen kein Facing, sie sind eher ein gutes Facing.

Und, Spätholz wird im Baum gebildet, so lange die Blätter im Baum ihre Arbeit machen. Das Frühholz bildet sich vorher um die Knospen und Blätter schnell mit Nährstoffen zu versorgen damit sie sich entfalten können um mit der Photosynthese beginnen zu können.

Und jetzt ein richtig guter Tipp, fang an Hasel oder Esche zu besorgen und zu bauen und poste Deine Fortschritte hier im Forum Bogenbau, man kann sich, gerade am Anfang auch viel zu viel einen Kopf machen. Es bringt nichts, sich über Backings oder Facings Gedanken zu machen, bevor man sie konkret braucht. Bogenbauen lernt man nur, wenn man Holz bearbeitet, man kann Unmengen lesen, man wird dadurch aber nicht lernen wie sich ein Messer anfühlt, das durch verschiedene Hölzer schneidet. Die ersten Bögen werden wegen dieser fehlenden Erfahrung mit Werkzeugen und unbearbeiteten Holz eben keine Meisterwerke, man muss eher froh sein wenn überhaupt ein schiessbarer Bogen rauskommt. Hier im Forum wird jedem geholfen, der Fragen zu seinen Projekt hat, wenn man denn ein konkretes Projekt hat. Schau Dir dazu die Threads im Unterforum Saplingbow an, diese "Wettbewerbe" sind einzig dazu entstanden um eine Inspiration für Anfänger zu sein, sie erklären aber auch sehr viel, insbesonders die Vor- und Nachteile verschiedener Hölzer und den Umgang mit auftauchenden Problemen.

Gruß Dirk
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Mühle » 02.10.2020, 09:43

@ Dirk
Super Antwort! Genau diese Gedanken gingen mir auch durch den Kopf. Ist schon klar, das man so viele Fragen hat,
wenn man sich einem neuem Hobby hingibt und dabei über verschiedene Begriffe stolpert. Aber das sind meist so
komplexe Sachen, mit denen man sich rumschlagen kann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, also wenn man mit
den Grundlagen vertraut ist. Also erst mal was primitives bauen, aus leicht zu beschaffenden oder nicht so wertvollem
Holz. Ansonsten ist das wie bei einem Kind, das einem ständig mit irgend welchen Fragen löchert und dann irgendwann
anfängt zu nerven. LG Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Kemoauc » 02.10.2020, 19:45

Backing und Facing sind nur Ersatzlösungen,wenn's nicht anders geht.Bei nem reinen Holzbogen braucht man das in 99,9% der Fälle nicht,neu runterfratzen und Tillern find ich schneller als auf das Aushärten des Klebers zu warten.Und dann doch noch Tillern zu müssen. Mööööh.....An Hasel und Hartriegel besteht kaum Mangel :D und es sind sehr gute ! Bogenhölzer. Und keiner sagt was,wenn man sich was vom Wegesrand schneidet......ist schon fast Unkraut. ;D
Grüßle,
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von MrCanister123 » 06.10.2020, 14:39

Würde an deiner Stelle auch nie ein Facing bei Hölzern wie Esche und Hasel verwenden.

Wie Dirk schon geschrieben hat.. Nix gegen das Holz, ist ein top Holz aber ich sag mal "nichts besonderes" wo sich das lohnt.

Vor allem brauchst für Hasel bspw. nie ein Backing da das Holz sehr zugstark ist.
Aber du könntest in dem Fall bspw ein ganz geringen Teil vom Bogenrücken abschleifen (an den Kanten), sodass der Bogenbauch praktisch breiter als der Bogenrücken ist.
So kannst du bei dem Hasel praktisch die Zugstärke und Druckschwäche miteinander kombinieren.

Bin aber eh kein Fan von Backing, ich lasse den Bogenrücken am liebsten immer so wie er ist, dass man auch noch die Bast- bzw. Kambiumreste sieht ;) aber ist natürlich Geschmackssache

Gruß Basti
Schaffa Schaffa

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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Bernd85 » 07.10.2020, 09:14

@Mühle: Oke, entschuldige wenn ich nerve

Guy Incognito
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Guy Incognito » 07.10.2020, 16:35

Moin

Entschuldigung das ich hier einfach so reinplatze, aber ne Frage zum Holz hätte ich auch gerade.

Ich hab vorhin im Wald diese Robine gefunden. Das Holz sieht noch sehr gut aus.
Der Stamm hat ca. 20cm Durchmesser und ist ungefähr 2m lang. Es kommen auch noch Sprösslinge und das Kernholz scheint schon gut Luftgetrocknet zu sein.

Lohnt sich der Aufwand sowas aus dem Busch zu schleppen?
Dateianhänge
20201007_151147 Kopie.jpg
Robinie

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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Mühle » 07.10.2020, 16:45

Wenn oben noch was lebendiges dran ist, würde ich das machen. Ja, und natürlich die Eigentumsverhältnisse klären.
So hell wie das Holz aussieht, denke ich, man kanns versuchen. Wenn nicht, Robinie ist auch ein exellentes Brennholz.
LG Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

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Rotzeklotz
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Re: Fragen zum Holz

Beitrag von Rotzeklotz » 07.10.2020, 16:47

Robinie ist ja allgemein sehr witterungsbeständig und das Stück selbst sieht drehwuchsfrei aus - ich würde es auch versuchen, ggf. ein paar mehr Ringe runternehmen.

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