Projekt Osmane

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coryn
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Projekt Osmane

Beitrag von coryn » 12.05.2020, 17:31

Hallo zusammen,
ich versuche mich nach ersten Gehversuchen wieder an einem Osmanen, dessen Baufortschritte ich hier gerne einmal vorstellen möchte. Selbstverständlich freue ich mich über Tipps und Kritik.

Dies ist mein zweiter Kompositbogen (Versuch). Geplant habe ich den Bogen mit folgenden Maßen:
Länge: 120 cm
Breite der WA: 32 mm (ein paar mm für die Angst)
Griffstück: Länge 26 cm, Stärke 25mm (mittig)
Siyahs mit V-Spleiss eingesetzt, Länge 24 cm, Tips 7 cm
Stärke Wurfarme: 4 mm
Stärke Hornschicht: 3 mm
Stärke Sehnenbelag: leider wenig Erfahrungswerte, es werden auf jeden Fall 2 Lagen.
Angestrebtes Zuggewicht: 50# bei 28“
Griff und Kasan habe ich mit Hautleim geklebt, Horn und Verstärkungen an den Tips mit 2K.
Material: Kern, Griff und Siyahs aus Ahorn, Horn vom Wasserbüffel, Sehne vom Pferd

Ich habe leider nicht alles dokumentiert, aber hier mal ein paar Bilder.
G-1.JPG
Hier der V-Spleiss des Griffs, bereits mit Horn belegt.
G-2.JPG
G-3.JPG

Der Griffbereich in verschiedenen Bearbeitungsständen.
G-4.JPG
Hier sieht man die Orientierungslinie für die spätere Wurfarmbreite.
G-5.JPG


Der Bogenbauch mit 2 Celik, Celiki, Celikas… ähh 2 Stoßfugen mit Knocheneinsatz.
S-2.JPG
Ein Wurfarm mit nun etwa 35 mm, Kasan und Tip noch nicht fertig bearbeitet. Außerdem sind beide Tips noch zu lang.
B-2.JPG

Das ist der aktuelle Zustand. Ich würde die Kanten noch deutlich abrunden wollen, und so einen elliptischen Querschnitt anstreben, bin jedoch noch nicht sicher.
Ich muss auf jeden Fall noch schleifen, schleifen, schleifen, dann würde ich bei etwas höheren Temperaturen mit dem Sehnenbelag beginnen.
Fehler.JPG
Allerdings plagt mich noch ein Problem, wieder mal am Griff. Es hat sich ein recht großer Span vom Griffteil abgehoben. Dieser geht nicht durch bis zum Horn, ist aber schon recht ordentlich. Ich habe ihn mit Hautleim wieder angeklebt und hoffe, dass die Sehne die Rettung bringt.

Das erst einmal von mir. Vielen Dank für´s Anschauen.
Viele Grüße
Pit

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Hieronymus
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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Hieronymus » 12.05.2020, 18:42

Schön das du dich entschieden hast deinen Bau allen zu zeigen. Du hast ja schon einige Tipps von mir sauber umgesetzt. ;)
Jetzt verstehe ich auch was du mir mit dem Griff sagen wolltest. Du solltest die 1. Sehnenlage aufbringen und dann rechts und links an den Griffspleiße ein Sehnenwicklung von %cm machen. Die 2. und 3. Schicht kommt einfach darüber. Wenn du keinen kühlen Keller besitzt, würde ich den Sehnenbelage bei kälteren Temperaturen machen. Sonst bekommst du Probleme das dein Leim geliert.

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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Neumi
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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Neumi » 12.05.2020, 19:43

Hieronymus hat geschrieben:
12.05.2020, 18:42
Schön das du dich entschieden hast deinen Bau allen zu zeigen.
Sonst bekommst du Probleme das dein Leim geliert.
Das erste finde ich auch :)
Beim 2. Du meinst, dass der Leim bei zu hohen Temperaturen nicht geliert. Da muss es aber schon hochsommer sein, der hautleim, den ich habe, geliert bei ca 35° C oder gibt es noch zwischenstufen o.ä.?
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Hieronymus
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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Hieronymus » 12.05.2020, 20:47

Karpowicz schreibt dazu , dass je nach Art und Herkunft die Leime zwischen 20°C-35°C gelieren. Meiner geliert erst unter 30°C und Leim kann sich wieder verflüssigen, wenn ihm wieder Wärme zugeführt wird.

Ich zitiere mal Karporwicz Buch Seite 119 rechts unten:
Bei den Chinesen wurde das Belegen mit Sehne im Winter durchgeführt. Nach Taybogha(syrien, 14.Jahrundert)wurden die Bögen im frühen Frühjahr mit Sehnen belegt, um in dem warmen Klima ebenfalls die Vorteile der kalten Luft auszunutzen.
Klopstegs Methode, die Sehnen in einem Türkischen Bad(also fast unter Saunabedingungen) aufzulegen, mag ihre Vorteile haben, vorausgesetzt der bogen wird anschließend zum Gelieren in einen kalten Raum gebracht. Ich muss nicht besonders hervorheben, dass die Sehnenlage bei Temperaturen deutlich unter 35°C trocknen soll, da der Leim sich sonst wieder verflüssigen könnte und die Unversehrtheit der Sehnenlage gefährdet wäre.
Man kann also auch im Sommer Sehnen aufbringen, wenn man einen kühlen Keller hat. Ist das nicht der Fall, sollte man warten bis die Temperaturen in der Wohnung ein sauberes Gelieren garantieren. Ich meine die Mongolen machen das heute noch so, dass sie die Sehnen erst in der kalten Jahreszeit aufbringen.

Gruß Markus
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Re: Projekt Osmane

Beitrag von coryn » 12.05.2020, 21:50

Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Mit wärmer meinte ich nicht Sommer, nur einfach etwas angenehmer. Bei uns sind die Temperaturen leider gerade wieder einstellig. Da frier ich mir die Finger ab. Es sind also nur gesundheitliche Abwägungen. ;)

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Re: Projekt Osmane

Beitrag von coryn » 09.06.2020, 10:05

Und so schnell ist es dann auch wieder vorbei. Auf den Tepeliks sah alles gut aus. er bog sich gut und auch gleichmäßig mit nur wenig Verdrehung. Dann, langsam auf Standhöhe gebracht ohne Tepeliks, gab es einen Knall und ich hatte zwei Teile.

Nach der ersten Trauer bin ich dann auf die Suche nach den möglichen Ursachen gegangen. Ich denke nun, es lag an meiner jugendlichen Sorglosigkeit. Während das Holz der Wurfarme einwandfrei war, machte das Holz für das Griffteil bereits vor dem Sehnenbelag mit Abspanungen auf sich aufmerksam. Weil das Horn aber schon drauf war, dachte ich mir, das stabilisieren dann schon die Sehnen. Also habe ich die Späne wieder geklebt und mit dem Sehnenbelag begonnen. Ein schwerer Fehler, wie sich nun gezeigt hat. Genau an dieser Stelle ist das Griffholz aufgegangen und hat alles mit in den Tod gerissen.
IMG_5799.JPG
IMG_5798.JPG
Die alten Hasen unter den Bogenbauern wissen das natürlich, gelesen hatte ich das bei Adam Karpowicz zwar auch schon, jetzt habe ich es jedoch erst richtig verstanden. Das Holz muss nahezu perfekt sein, und zwar alles.
Och man... Bildung kann manchmal weh tun.

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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Spanmacher » 09.06.2020, 10:28

Das tut mir sehr leid für Dich.

Aber ich glaube, sowas haben wir alle schonmal in der Hand gehabt. Und nicht nur einmal. ;)
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Projekt Osmane

Beitrag von coryn » 09.06.2020, 10:32

Vielen Dank. Es hilft tatsächlich zu wissen, dass selbst die besten Bogenbauer durch das Tal der Enttäuschung wandeln mussten.
Der anfängliche Schock geht ja glücklicherweise schnell vorbei. Dann kommt das Fieber zurück...

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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Ravenheart » 09.06.2020, 11:28

Mein Beileid... und Glückwunsch zum erfolgreichen Dazulernen... :-)
(Von meinen ersten 30 Bogen (Vollholz) haben nur 3 überlebt. Das gehört leider dazu!)

Rabe

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Re: Projekt Osmane

Beitrag von Hieronymus » 09.06.2020, 12:11

Erstmal mein Beileid...
Wie du biegst ihn schon nach 4 Wochen Trocknungsphase? Ich hatte dir oben geschrieben, dass du eine Griffwicklung machen solltest, wärst du dem nach gekommen, würde dein Bogen wahrscheinlich noch leben. Da die Zeit auch sehr kurz war, wieviel Sehnenschichten war denn drauf? Das absolute min. sind 2 dicke Schichten. ... besser wären drei! Bei drei Schichten sollte der Bogen min. 3 Monate, besser 4 Monate trocknen bevor du anfängst, aber 4 Wochen sind da viel zu kurz.

GRUß MARKUS
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Re: Projekt Osmane

Beitrag von coryn » 09.06.2020, 14:56

Hallo Markus,

Danke.
Ich weiß, ich bin mit meiner Dämlichkeit bewusst. Ungeduld, Sorglosigkeit, passiert mir nicht wieder. :-\
Sehnenschichten waren zwei drauf, eine kleine Griffwicklung auch. Wahrscheinlich zu dünn, defintiv aber zu kurz getrocknet. (Es wirkte doch schon so trocken... :'( )
Das Holz für den Griff stammt aus einer fetten Ahorn-Bohle. Die hat so erst einmal einen guten Eindruck gemacht, jedoch ist das Material spürbar spröder, als anderer Ahorn. Biegen ist da jedes Mal ein Abenteuer, trotz ewig Wässern und ewig kochen.

Ich habe noch den fertigen Rahmen aus deinem Ahorn und einen kleinen Skythen, der gerade die zweite Schicht Sehnen bekommen hat. Zum Glück kann man die Sehnen "recyceln".

VG Pit

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