Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

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Hieronymus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 12.06.2020, 20:07

Neumi hat geschrieben:
11.06.2020, 21:26
Ihr beliebt zu verwirren, mein Herr
Klar ich teste ob jemand mit liest ;D ;D ;D

Kleines update....

Heute habe ich die Hornstreifen an den Tips beigeschliffen und den Knochen zurecht gefeilt. Ich bin gespannt wie das nachher wirkt, da die Enden jetzt aussehen wie ein Streifenhörnchen... Ich denke gut, denn da am Übergang kommt eine Wicklung drum und die wird mit Leder/Finish überdeckt, sodass es ein schöner Kontrast geben müsste. Muss doch nicht immer alles langweilig schwarz sein ;D ;D Jetzt ist es so weit fertig für die Sehnen. In der nächsten Woche werde ich es nicht schaffen , aber danach geht es weiter ;)
Ja ich weiß , ich müsste dringend meine Werkstatt aufräumen/sauber machen, aber irgendwie komme ich da nie dazu... ;D
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Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 19.06.2020, 17:49

Nach dem mein Urlaub in Bayern im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist ::) , bin ich früher wieder zu Hause und konnte die erste Sehnenschicht auf den Bogen aufbringen. Er hängt jetzt mumifiziert im Keller und darf trocknen.
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wieder mal Grundieren mit 10%tigem Hautleim
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das sieht man wie weit ich mit einem Bündel von den 57cm Straußensehnen gekommen bin.
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fertig belegter Bogen
IMG_20200619_173851.jpg
eingewickelt in Hosengummis und leicht rückwärts aufgespannt
Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Neumi » 19.06.2020, 18:44

Sieht so aus, als wäre rechts schon mehr Reflex als links. Auf dem tillerfoto war links auch noch stärker als rechts. Blöde Frage: wie korrigiert man sowas, vorausgesetzt es bleibt so? Das Horn war mit epoxid oder hautleim geklebt?
Grüße - Neumi
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 19.06.2020, 19:26

Neumi hat geschrieben:
19.06.2020, 18:44
Auf dem tillerfoto war links auch noch stärker als rechts.
Ja , das ist richtig ;) Ist aber daraus entstanden, da sich der rechte Tip etwas aufgebogen hatte ohne Horn. Das habe ich beim Horn aufkleben korrigiert. Ich tiller meine Komposit immer mit leicht stärkerem unteren Wurfarm, aber das macht jeder etwas anders.
Korrigieren kann man es durch Hornabnahme oder Wärme, da sich die Bögen fast nie geleichmäßig in Relflex ziehen.
Habe aber gerade nochmal gemessen und es sind 2mm an den Tips , die er mehr Relfex auf der eine Seite hat...

Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Neumi » 19.06.2020, 19:37

Und mit Wärme korrigieren trotz epoxid verklebtem Horn? Oder hattest du mit hautleim geklebt?
2 mm ist natürlich garnix. Und den unteren WA stärker zu machen, macht schon Sinn.
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 19.06.2020, 19:42

Neumi hat geschrieben:
19.06.2020, 19:37
Und mit Wärme korrigieren trotz epoxid verklebtem Horn?
Natürlich, mein Kleber kannst du mit 70°C 45min. in der Temperbox backen und er verträgt noch höhere Temperaturen. Bei Hautleim solltest du die 50°C auch nicht überschreiten, da er dann sich lösen kann. Also keine Gefahr
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Neumi » 19.06.2020, 20:39

Hieronymus hat geschrieben:
19.06.2020, 19:42
Natürlich, mein Kleber kannst du mit 70°C 45min.
War ja auch ne selten dämliche Frage ::) Das Epoxid, das ich benutze ist theoretisch bis 180° C belastbar.
Was ich aber immer noch nicht verstanden habe ist was beim richten mit Wärme passiert. Am Holz und Horn ändert sich nichts, nicht bei max. 50°C. Ich denke, dass man das als Fakt bezeichnen darf. An den getrockneten sehnenfasern dürfte sich auch nichts ändern.
Also bleibt nur noch die hautleim-matrix, in der die Sehnen eingebettet sind. Nur was passiert da? Trockener hautleim wird zwar durch die Wärme weich (richtig oder?) Aber ohne Wasser klebt der nicht.
So und jetzt bin ich genau so schlau wie vorher 🤔
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Snake-Jo » 20.06.2020, 09:17

Neumi hat geschrieben:
19.06.2020, 20:39
Was ich aber immer noch nicht verstanden habe ist was beim richten mit Wärme passiert. Am Holz und Horn ändert sich nichts, nicht bei max. 50°C. Ich denke, dass man das als Fakt bezeichnen darf. An den getrockneten sehnenfasern dürfte sich auch nichts ändern.
@Neumi: Nein, das ist so nicht richtig. Ein fertiger Composit aus Holz, Horn, Sehnenmatrix wird schon beim Liegen in der Sonne "weich", nach meinen vielfältigen Erfahrungen in diversen Reitsportturnieren: Es kann den Bogen, wenn z.B. nur ein Wurfarm bei 30° in der Sonne liegt (der andere im Schatten), völlig verziehen. Ich habe also in den Reitpausen meinen Mongolenbogen immer abgespannt und in den Schatten gelegt.
Bei höheren Temperaturen bis 50° wird Horn und Sehnenmaterial immer weicher und kann gerichtet werden. Oft macht man zuviel des Guten und muss nacharbeiten. Das Holz selbst (sind ja oft nur 5 mm starke Leisten im Composit) wird zumindest elastischer und verliehrt auch Spannung. Beispiel: Mein Eibenlangbogen hatte am Morgen bei Turnierstart bei rund 20°C noch volle Leistung,
später gegen mittag lagen die Schüsse auf 50 m bei 35°C im Schatten (!!!) rund 1 m tiefer, das Zuggewicht fiel von 50 lb auf 45.
Ja, damals hatte ich viel Equipment für Versuche dabei, auch Zuggewichtswaage.

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Neumi » 20.06.2020, 12:17

Ok, danke, dann lag ich da vollkommen falsch.
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 21.06.2020, 08:11

Hallo,

ich kann das nur bestätigen, was snake-Jo sagt. Im Karpowicz gibt es Kapitel über das Richten fertiger Kompositbögen, vermutlich bekannt.

Ich hatte beim Bau meiner Horn-Holz-Sehnen-Kompositbögen in klassischer Bauweise sowie bei Bambus-Sehnen-Bögen (auch mit Hasenhautleim) ebenfalls die Erfahrung gemacht, daß während der Trocknung ein ungleichmäßiger Verzug bzw. Verdrehung auftritt. Der Holzkern wird ja bei der Sehnenauflage auch feucht und dadurch weicher und kann sich beim Trocknen verziehen (Lösung innerer Spannungen usw.). Dann ist die Sehnenauflage immer ein klein wenig ungleichmäßig und trocknet deshalb an unterschiedlichen Stellen ungleich schnell und zieht unterschiedlich stark. Falls die beiden Hornbeläge eine auch nur minimal unterschiedliche Biegespannung beim Aufkleben hatten, kann das Holz, wenn es bei der Sehnenauflage feucht wird, ev. auch noch durch das unter Spannung stehende Horn verzogen werden. Dann kommt es noch darauf an, ob die Trocknung gleichmäßig erfolgen kann oder ob der Bogen beim Trocknen immer mit einer Seite dichter an einer Wand ist. Auch einseitige Wärmestrahlung von Heizkörpern oder Sonneneinfall können eine Rolle spielen.

Ich denke, sehr erfahrene Kompositbogenbauer können einige dieser und ev. weiterer Effekte minimieren. Trotzdem: eine Wärmekorrektur (max. 50°C, z.B. in Wärmflaschen 30min einpacken, alles in Decken einpacken) und Halten in Korrekturposition bis zur Erkaltung ist (und war) in den meisten Fällen eine Standard-Nacharbeit. Ich habe schon auch den Verdacht, daß bei späterer stärkerer Erwärmung des fertigen Bogens (bei heissem Wetter in der Sonne liegen lassen) diese Nacharbeit ev. teilweise reversibel ist.

Bei der Wärmekorrektur (50°C) deines Bogens werden auch die Epoxidharz-Bereiche minimal weicher und eine minimale Deformation in der Wärme kann beim Abkühlen teilweise eingefroren werden. Temperaturbeständigkeit bis 180°C heisst nicht, daß bei dieser Temperatur die volle Festigkeit und Formbeständigkeit dabei noch zu 100% vorhanden sind. Auch Horn könnte bei 50°C minimal formbar sein.

Die klare Hauptbaustelle wird bei der Wärmekorrektur jedoch neben dem Horn und der einseitig/oberflächlich leimgetränkten Holzschicht die Leimschicht zwischen den Sehnensträngen sein, wie Du das schon vermutest. Der trockene Leim (hat trotzdem noch einen natürlichen Wassergehalt) ist in der Wärme plastisch deformierbar. Dies haben sich frühere osmanische Bogenbauer zunutze gemacht um die nach dem Trocknen ohnehin schon stark C-förmigen Bögen mittels Wärmebehandlung fast bis zum „O“ zusammenzubiegen, was deutlich mehr Wurfleistung bringt.

Wenn man nun denkt, nach dem Warmrichten sei alles ok, dann kann nach dem Aufspannen des Bogens (wenn man dies für beide WA´s nicht wirklich exakt gleich macht) auf dem Schießgelände nochmal eine Überraschung kommen. Die WA´s können ungleich gebogen bzw. leicht verdreht sein. Hier gibt’s dann das „Kaltrichten“ in den ersten Sekunden nach dem Aufspannen.

Horn-Holz-Sehnen-Kompositbögen waren und sind halt fast so etwas wie Lebewesen mit all ihren Vorteilen und Nachteilen, auf die man sich einstellen kann. Das macht für viele eben den Reiz aus beim Bauen und Schießen von Kompositbögen.

Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Snake-Jo » 21.06.2020, 09:31

@windkanter: Sehr gut! Das zeigt weiter die Komplexität dieses Themas. :o

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Neumi » 21.06.2020, 12:35

Ja, sehr schöne und ausführliche Erläuterung, Danke.
Grüße - Neumi
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 21.06.2020, 12:40

So nach zwei Tagen sieht man eine deutliche Zunahme des Reflex.(siehe Bild) der Reflex ist relativ gleich, leider habe ich das Bild mal wieder schräg von links fotografiert ::) Ich denke nie an die nach links versetzte Kamera...
IMG_20200621_121107.jpg
Danke Windkanter für deine Ausführungen :) Meine Erfahrung zeigt auch... du kannst so sauber und gerade und gleichmäßig bauen wie du willst, einen leichten Verzug hast du irgendwie immer, da die Naturmaterialien ungleichmäßig auf Belastung reagieren und sich nicht linear in den Reflex ziehen bzw. in der Achse bleiben. Wie Windkanter schon schreibt ein erfahrener Komposit Bogenbauer wirkt , so bald er was feststellt, schon mit Maßnahmen dagegen, um den Verzug so gering wie möglich zu halten.

Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 21.06.2020, 21:20

Hallo Hieronymus,

ich denke, es wird ein schöner Bogen. Du wirst deine Freude dran haben, Kompositbögen sind was tolles. Bin gespannt.
Gutes Gelingen weiterhin.
Viele Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 26.06.2020, 13:52

So und weiter gings....

Da der Bogen schon zu viel Reflex zu gelegt hat, habe ich mich entschlossen den Bogen aufzuspannen und nochmal alles zu checken. Der Bogen ist immer noch in der Flucht und biegt sehr gleichmäßig. Er hat etwas mehr Mittenbiegung als der alte, was aber auch gewollt ist. Der Alte Bogen hatte viel weniger Mittenbiegung, dadurch wurde der Griff und das erste Drittel zu stark belastet, was endlich zum Kernbruch führte. Ich habe ihn deshalb etwas mehr in der Mitte biegen lassen, um die Belastung mehr zu verteilen. Er wir zum Schluss etwas weniger Biegung in der Mitte haben, da die Wurfarme zu den Tips schmäler werden, aber die Sehnenbündel nicht abnehmen und somit die Sehnenschicht geringfügig dicker ist als im 1.drittel. Ich habe den Bogen auf dem Tillerstock bis 28'' ausgezogen und habe das Zuggewicht gemessen . Er hat knappe 55 # und es fehlen noch 3,5'' zum Vollauszug, sodass ich auf ca. 63#@31,5'' kommen sollte. Somit sollten die 85-95# drin sein. Man muss ja bedenken, dass die Sehnenschicht erst 1 Woche alt war und der Bogen noch an Zuggewicht zulegen wird.
Es tut mir leid, aber mit meinem Handy sind die Bilder immer von links in den Bogen hinein fotografiert. Ich muss wohl die Kamera nehmen, um ordentliche Bilder zu liefern. ;D
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Schön in der Flucht
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28'' Auszug
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Erst wieder die Seiten aufbauen
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dann oben auf den Wurfarmen
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IMG_20200626_111936.jpg
nun ist die 2. Schicht fertig
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Und wieder schön Mumifiziert
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