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Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 21.02.2019, 21:09
von Wurstel
Hallo liebe Bogenbauer :)

Ich beschäftige mich zur Zeit mit dem Tempern von Bögen und bin leider im ganzen Internet nicht fündig geworden, was das Thema „Tempern von sehnenbelegten Bögen“ betrifft.
Dazu die Frage:
Ist es möglich, einen bereits mit Sehne belegten Bogen nachträglich auf der Bauchseite mit einer Heißluftpistole zu tempern? Oder würde die Hitze, die zum Bogenrücken durchdringt, des Sehnenbelag beschädigen bzw. lösen?
Falls ja, könnte man doch trotzdem einen reinen Holzbogen
1. grob vortillern
2. dann tempern
3. dann den Sehnenbelag aufbringen
4. dann nachtillern?

Das würde doch einen hocheffektiven Kompositbogen ergeben, nur ohne das schwere Horn, oder nicht?

Ich freue mich über Antworten aller Art!

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 21.02.2019, 22:00
von Neumi
Tach, schön dass Du Dich über Antworten aller Art freust. Wurstel nicht rum, das gib nix.
Ab welcher Temp. wird Sehne und Kleber zerstört? Und welche Temp. brauchst Du zum tempern? Frage beantwortet.
Einen hocheffektiven Kompositbogen ohne Horn gibt es nicht.

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 21.02.2019, 22:39
von Squid (✝)
1. Tempern ersetzt kein Horn. Die Sehne zermatscht auch den getemperten Belly.
2. Tempern bedeutet, den Bogen in die Tiefe zu durchwärmen, nicht nur die Oberfläche. Klebstoffe gehen ab 80 Grad - je nach Sorte - übern Jordan.
3. Das Horn MACHT ja gerade die Effektivität des Kompostis aus.
4. Was du beschreibst ist ein sehnenbelegter Selfbow. Das geht, allerdings mit Langbogenmaßen und ohne Reflex.

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 22.02.2019, 12:59
von Snake-Jo
@Wurstel: Ich stimme meinen Vorrednern völlig zu.

Falls du aber mal was mit tempern probieren willst, dann nimm ca. 4 mm starke, gesägte Laminate (schön im Jahresring bleiben), tempere diese hin zu einem Recurve (über eine entsprechende Form). Mache das mit einer zweiten Schicht, leime alles zu einem Laminatbogen zusammen, tiller diesen Duolaminatbogen und gib dann noch eine Sehnenschicht drauf.

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 22.02.2019, 15:29
von kra
Wie heißt es so schön bei Radio Eriwan?...
Im Prinzip ja, nur der Weg, den Bogen mit Sehne zu tempern wird nix. Schade um die Arbeit und den Bogen. Vergiß es!

Der 2. Weg macht schon eher Sinn und das habe ich schon gemacht. Das wurde ein ganz schnuckeliges, flottes Bögelchen. Osage, ca. 150cm lang, 55# bei >28" Auszug. Nur ist es nicht ganz ohne, Wunder darfst du da nicht erwarten. Holz ist nun mal kein Horn und wird es auch nicht werden, so viel du auch temperst. Aber du kannst mit Reflex arbeiten, einmal beim Tempern und dann den durch den Sehnenbelag noch etwas verstärken.
Als Daumenregel würde ich sagen: es klappt bei einem Bogen, der ohne Sehnenbelag sich der Grenze des Machbaren nähert, wenn das Holz wirklich gut ist (Osage, Ulme, Hickory u.ä.) und du sauber arbeitest. Das angedachte Vorgehen ist soweit OK.

PS. Aber der Bogen wird dadurch nicht nur flotter sondern auch deutlich hibbeliger und 'bösartiger'.

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 22.02.2019, 22:05
von Wurstel
Vielen Dank für die Antworten! Das macht auf jeden Fall alles Sinn, war der Einfall also doch nicht ganz so genial wie ich erst dachte.

@Snake-Jo: Das klingt aber spannend, werde ich definitiv einmal ausprobieren. Ich habe noch ein paar 4mm starke gesägte Laminate aus Eibe, allerdings mit stehenden Jahresringen aus einem recht kleinen Stämmchen. Mal schauen, ob die es auch tun werden.

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 23.02.2019, 09:15
von Snake-Jo
@Wurstel: Hier ein Skythenbogen, der so entstanden ist, auch aus Eibe. Der hat keine Hornschicht am Bauch und hält 27" Auszug aus, bei rund 45 lb
Skythe-Eibe-ungesp.JPG
Besorg Dir im Baumarkt eine preisgünstige Bohle aus Fichtenholz und säg daraus mit der Stichsäge eine Schablone für einen Recurve.
Anpeilen würde ich einen längeren, eleganten Bogen mit weichem Auszug und wenig Zuggewicht (35-45 lb).

Re: Mit Sehnen belegten Bogen tempern

Verfasst: 28.02.2019, 23:05
von Wurstel
Der Skythenbogen gefällt mir schon rein optisch...was bewirkt denn der sehr starke Deflex am Anfang der Wurfarme? Mehr Treffgenauigkeit/Stabilität und geringere Belastung des Materials?