90-100# Osmane 120cm

Themen zum Bogenbau
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Elbenberger
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Elbenberger » 20.11.2018, 10:57

Wie schon geschrieben ich habe bis jetzt auch bedingt durch die Hosengummis einen gewölbten Rücken gehabt ,kann aber nachvollziehen das die Zugbelastung sich auf einem graden besser verteilt.Ich war und bin noch unsicher was die konkav / konvex Verklebung betrifft ,weshalb der große Arbeitsaufwand wenn es nur darum geht ein kürzeres Horn verwenden zu können,da wäre es einfacher die Wölbung flach zu pressen als den Kern und das Horn konkav / konvex zu schaben.Mein erster Gedanke war auch das ein gewölbtes Horn steifer ist habe dabei aber außer Acht gelassen das sich in der Höhlung Holz befindet.Da die Originalen Bögen aber so gebaut sind und auch die top 10 der Hornbower das so machen wird das schon seinen Grund haben. Ich werde es selber testen.
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Hieronymus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 20.11.2018, 11:56

Ich habe nochmal drüber nachgedacht...
Was ich mir noch vorstellen kann , ist dass die gewölbte Klebefuge unterschiedlich belastet wird. Die Außenseiten liegen näher an der neutralen Zone als die Mitte,somit sind sie auch weniger belastet. Wenn jetzt eine Überlastung in der Mitte der Klebefuge statt findet, sind die Außenseiten noch im grünen Bereich und halten das Horn an Ort und Stelle. Bei der geraden Variante wird dir Fuge gleichmäßig belastet und würde auf ganzer linie kollabieren.Ich glaube das Könnte eine Erklärung sein und ich denke das ist das was ivar meinte.
Nun ich werde es mal an einem Reststück ausprobieren.

Was meinen die Physiker unter euch?Stimmt das so?

Gruß Markus
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Hieronymus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 20.11.2018, 18:37

So Gerd ,

habe eben mal schnell ein Werkzeug gemacht für die Zahnklingen, die du mir mitgebracht hast ;) Ich muss sagen es ist weniger arbeit wie ich dachte. Man muss nur aufpassen, dass die Wölbung nicht rechts oder links abkippt. Ich habe mit die Mitte angezeichnet und auf den Seiten eine Linie. Dann die Wölbung mit der Ziehklinge und Feile erstellt. Ob sie passt kann man mit der Zahnklinge überprüfen, danach wird die Zahnung aufgebracht. Ich habe extra ein Stück Horn genommen mit der natürlichen Innenwölbung, um zu zeigen was ich meinte. Wenn man das Horn plattdrückt und plan schleift geht zu viel Dicke verloren. Schlauer ist die natürliche Wölbung auszunutzen, da bleibt die Dicke erhalten und man kann Hörner verwenden, die Sonst zu wenig Stärke hätten. Man muss bedenken, dass die Osmanen nicht ein paar Bögen herstellten, sonder tausende. Da muss man mit dem Material sparen und alles verwenden was gerade da ist.
Ich denke ich werde dem Bogen mit gerundetem Bauch und flachem Rücken bauen. Mal sehen was das am Bogen verändert. Ich würde trotzdem gerne Wissen, ob ich mit meiner Vermutung der Belastungsverteilung an der gewölbeten Klebefuge recht habe.

@Snake Joe was sagst du den zu dem Thema?
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Hier sieht man deutlich was ich mit dem Horn meinte
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Die Zahnung passt
Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Neumi » 20.11.2018, 19:23

Hoi, zu dem Thema habe ich gelesen, dass das Konvex/Konkav-Design dabei hilft die Gefahr der Wurfarm-Verdrehungen zu reduzieren.
Grüße - Neumi
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Elbenberger » 20.11.2018, 20:23

Bravo Markus ,schnell und gut umgesetzt. Ich muß noch einige Bogen fertigstellen dann werde ich auch einen mit dem Querschnitt bauen.
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von TorstenT » 20.11.2018, 22:03

In dem Buch „Osmanische Kompositbogen: Konstruktion & Design“ schreibt Adam Karpowicz, dass die bauchseitige Konvexität des Holzkerns daher rührt, dass die alten Meister einen unverletzten (und damit - je nach Stammdurchmesser - leicht gewölbten) Rückenring erhalten wollten, damit der Holzkern beim Biegen in den Reflex nicht reißt.
Wenn dann noch die natürliche Konkavität des Hornstreifens dazu passt, schlägt man ja zwei Fliegen mit einer Klappe.. ;)

Das Teststück sieht klasse aus!

PS: wer das Buch haben sollte, findet diese Erklärung auf Seite 66.

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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von kra » 21.11.2018, 08:02

Wissen - nein. Aber folgende Gedanken dazu: bei einem flachen Rücken (wie auch Bauch) verteilt sich die Maximalspannung einfach auf mehr Fläche und damit mehr Fasern als bei einem deutlich gerundeten, bei dem die am höchsten liegenden Fasern den meisten Zug aufnehmen müssen.
Das widerspricht nicht den "gebrochenen" Kanten sondern unterstreicht es - es werden ja nur die Kanten entfernt, an denen sich Spannungsspitzen bei wenig Material aufbauen können.
Dasselbe gilt für die Bauchseite entsprechend. Das dadurch die Verwindungssteifigkeit zunimmt ist ein gerne akzeptierter Nebeneffekt.
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– George Bernard Shaw

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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 22.11.2018, 19:56

@neumi das ergibt Sinn, wenn man darüber nachdenkt. Hätte ich auch selbst drauf kommen können. ;)

@Kra ich hätte nicht gedacht , dass das so viel ausmacht. Nuja ich baue auch einen Komposit mit nicht alltäglichem Zuggewicht.

@Gerd ich denke ich werde in den ersten zwei Sehnenschichten einen Hosengummi verwenden und in der letzten Deckchicht werden die Kanten aufgebaut und der Rücken begradigt. Um da Druck drauf zu bekommen , müsste man sich ein Brettchen mit den selben Maßen wie die Wurfarme erstellen und in Frischhaltefolie wickeln. Die beiden Kanten, die auf der Sehenschicht aufliegen müssen verrundet und abgeschrägt werden, damit keine Kante im Belag entsteht. Jetzt kann man wieder den Hosengummi einsetzten. Ich denke so müsste es gehen.

Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Neumi » 23.11.2018, 11:57

Übrigens dürfte auch die Schnurwickelmethode von einem gerundeten Bogenbauch profitieren, da der Anpressdruck besser verteilt wird, je runder das Gebilde wird - stimmt doch oder?
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 23.11.2018, 12:12

Ja stimmt, das kommt noch dazu. Ich werde nun die Siyahas fertig machen und mit 90 # + belasten mal schauen ob sie halten. Wenn der Test postiv ist, werden die Spleiße erstellt und Rahmen beendet.

Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 25.11.2018, 17:37

So ich habe mir ein Ziehklinge für die Wölbung im Horn und Bauch gebaut und bei einem anderen Projekt getestet.
Es funktioniert sehr gut, der Aufwand ist nicht viel anders als bei der flachen Verklebung, da das Planschleifen wegfällt. Das erstellen des Dickentapers ist etwas schwieriger, aber machbar. Wie ich mit dem ersten Hornstreifen fertig war musste ich leider festellen, das die angestrebte Dicke nicht mehr überall vorhanden war ::) Ich hatte nicht überprüft wieviel Horn durch die Rundung wegfällt. In diesem Fall mit der breiten Zahnklingen (35mm) verliert man 4mm an Dicke! Wenn man also 8mm Hornplatten hat,ist das für ein 90# Bogen zu wenig Horn. Ich bräuchte 5,5 mm an Hornstärke , sodass man min 10mm starke Hornstreifen benötigt. Ich hätte Ko..en können..., bei der Stärke lässt das Horn nicht mehr so gut biegen. Also habe ich mir die andere Zahnklingen angeschaut, die mir der Gerd aus der Türkei mitgebracht hat. Es gab noch ein zweiten Satz die ebenfalls gewölbt waren. Die Wölbung war sehr viel flacher, sodass ich mit 8mm Horn gut hinkomme. Leider ist der Satz nur 30mm breit, aber wenn man recht und links die Zahnklinge um einige Zähne versetzt , dann bekommt man auch ein gutes Ergebniss.
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Die erstellte Ziehklinge
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Hier ist sie in Aktion
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Ein wenig Hornspähne
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Dnach passt die Zahnklinge perfekt( Leider zu größe Wölbung)
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Die kleiner Zahnklinge
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Die flachere Wölbung
Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 26.11.2018, 08:17

Ich habe gestern noch die Siyahas fertig gemacht und die Spleiße vorbereitet. Beide Siyahas wurden mit über 90# belastet und waren unbeindruckt, sodass ich sie mit ruhigem Gewissen einauen kann.
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Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 27.11.2018, 08:09

So weiter geht´s

gestern konnte ich die Spleiße verleimen, da ich Horn bei einem anderen Projekt kleben musste , was ich später vorstellen werde. Jetzt darf der Rahmen trocknen und ich werde in den nächsten Tagen das Horn vorbereiten. Was toll ist, wenn man viele Sache in einem Arbeitsschritt verkleben kann. DerNachteil: Ich hatte die Küche auf über 30°C gebracht, um besser das Horn von einem anderen Projekt verkleben zu können. Bis dahin war alles gut. Nur bei meinen Spleißen war die Wärme zum Nachteil. Da der Leim nicht geliert ist kann man die Spleiße nicht verpressen, da sie nach hinten raus flutschen ::) . Sonst geht das prima Spleiße kurz mit der Hand verpressen, kurz warten und schon kann man die Zwingen ansetzten ohne das die Spleiße sich selbständig machen.
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Wieder mal am grundieren...
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Beim gelieren im Keller
Gruß Markus
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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von nyíl » 28.11.2018, 20:26

Ich hätte noch eine Frage zum Zahnschaber. :)
Benutzt du zusätzlich eine Führung beim anbringen der Zahnung oder machst du es frei Hand?
Könnte mir vorstellen, dass es ohne Führung ziemlich wellig wird und es Probleme beim späteren Aufeinander passen gibt.
Oder lässt sich der Zahnschaber durch die Krümmung gerade führen?

Grüße Erik

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Re: 90-100# Osmane 120cm

Beitrag von Hieronymus » 28.11.2018, 21:44

Ich denke du spielst auf das letzte Bild an, auf dem man das Horn und ein Holzprobestück sieht, bei dem eine leichte Welle zu sehen ist. Ich kann dich beruhigen... das wurde nicht verbaut ;)
Ich habe beides probiert und komme am besten ohne Führung klar. Ich führe das Werkzeug mit meinen beiden Daumen am Horn oder Holz vorbei, aber das muss jeder für sich selbst heraus finden. Die Führung hat sich bei mir immer wieder verhakt oder es war irgentwas im Weg. Wenn eine kleine Welle entstanden ist kann man die Problemlos wieder herausarbeiten. Anschließend wird das Horn Horn auf korrekten Sitz überprüft und erst dann wird verklebt.
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