Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Themen zum Bogenbau
andi-mit-i
Newbie
Newbie
Beiträge: 20
Registriert: 06.11.2018, 17:55

Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von andi-mit-i » 06.11.2018, 18:21

Hallo miteinander,

ich habe vor einem Jahr mit dem Bogenbau begonnen und stellte zu Beginn einen Haselnuss-Flachbogen her, der 26# Zugkraft besitzt.

Nun wollte ich mir einen stärkeren Bogen bauen und ging nach einer Anleitung des „Bogenbauer-Buches“ vor in welchem der steinzeitliche Bogen des Typus „Tybrind Vig“ beschrieben steht.
Tybrind Vig.jpg
Anstatt Ulme verwendete ich jedoch Esche. Mein Bogen kam auf eine Länge von 178 cm. Die geplante Auszugslänge lag bei 30“, das angestrebte Auszugsgewicht bei 45#.
Nachdem ich ihn auf eine Standhöhe von 15cm brachte schoss ich einige Pfeile mit drei viertel der geplanten Auszugslänge wobei ich schon teilweise ein leichtes Knaxen hören konnte.
Ich wollte am Bogen nicht mehr wegnehmen, um mein Zielgewicht zu erreichen. Bei zwei dritteln des geplanten Auszuges hatte ich zu diesem Zeitpunkt in etwa 30#.
Beim Messen der Zugkraft krachte der Bogen ungefähr 8 cm vor der geplanten Auszugslänge.
Esche 2018_11_06 elipse.jpg
Ich stelle mir folgende Fragen:

Ist Esche ungeeignet für diese Bogenform?

Habe ich den äußeren Jahresring unzureichen ausgearbeitet / falsch gewählt?
Hierzu ist zu sagen, dass ich mir einen Escherohling online bestellte, dieser hatte eine Tiefe von ung. 10Cm was mich anfangs wunderte. Der äußerste Jahresring war bereits freigelegt, ähnlich wie auf dem beigefügten Beispielbild.
Esche .jpg
Diese Jahresringe standen recht dicht beieinander (ca. 2-3 mm). In tiefer gelegenen Schichten wären die Jahresringe deutlich dicker geworden. Hätte ich bis zu diesen abtragen müssen?

Fragen über Fragen – ich bin auf eure Antworten gespannt :)

Viele Grüße, Andi
20181106_172541.jpg
20181106_172353.jpg
20181106_172449.jpg

Benutzeravatar
Neumi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5813
Registriert: 12.10.2013, 23:37

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Neumi » 06.11.2018, 20:50

Ich würde mal davon ausgehen, dass das Holz Müll war - kurz und bündig.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6249
Registriert: 12.05.2015, 21:54

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von fatz » 06.11.2018, 21:22

andi-mit-i hat geschrieben:
06.11.2018, 18:21
Habe ich den äußeren Jahresring unzureichen ausgearbeitet / falsch gewählt?
Um das zu sagen muesste man ein sauberes Anschnittbild des Staves haben. So kann man das nicht beurteilen
Haben ist besser als brauchen.

Benutzeravatar
TorstenT
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 797
Registriert: 14.08.2017, 09:24

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von TorstenT » 06.11.2018, 22:45

Was die Bogenform angeht - ein Bogen aus Esche sollte eher breiter und flacher konstruiert sein, da Esche nicht sehr drucktolerant ist (hoffentlich ist das jetzt der richtige Begriff?). Aber dann würde man bei zu schmalen und tiefen Designs ja eher erwarten, dass der Bauch kollabiert. Bei Deinem Bogen hat aber der Rücken aufgegeben. Daher würde ich mich Neumi anschließen und davon ausgehen, dass der Stave ein Problem hatte.

andi-mit-i
Newbie
Newbie
Beiträge: 20
Registriert: 06.11.2018, 17:55

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von andi-mit-i » 07.11.2018, 06:40

Danke für eure Tipps!
Könnt ihr mir einen Lieferanten für Esche-Staves empfehlen?

JoeRut
Newbie
Newbie
Beiträge: 5
Registriert: 24.03.2018, 19:07

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von JoeRut » 07.11.2018, 07:01

Hier ist schon mal einiges zu finden.

http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Esche

Benutzeravatar
Becknbauer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 859
Registriert: 12.01.2014, 06:43

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Becknbauer » 07.11.2018, 07:24

Warum Esche Lieferanten?

jetzt ist Holzzeit.
Hol dir einfach etwas Bogenbau taugliches Unkraut. (nett fragen)
z.B.Hartriegel, ist besser für dein angestrebtes Bogendesign als Esche.
Oft hilft auch ein Bogenbauer aus der näheren Umgebung weiter. (nett fragen)
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5562
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von schnabelkanne » 07.11.2018, 10:14

Servus, ja wie schon erwähnt bei Esche knittert vor allem der Bauch, der Rücken hält einiges aus.
Die Form die du gewählt hast ist für 50# aber nicht optimal, da würde ich bei Esche auf jeden Fall breiter bauen.
Wenn du im Waldviertel vorbeikommst ich hab genug Esche gelagert, schick mir einfach eine PN.
lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Neumi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5813
Registriert: 12.10.2013, 23:37

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Neumi » 07.11.2018, 10:58

Übrigens gab es ja einige Funde Tybring Vig und die meisten Bogen hatten nen flachen oder nahezu flachen Bauch und stark gerundeten Rücken. Und das wäre dann für Esche optimal. Deswegen finde ich die oben gezeigte Skizze auch nicht typisch für den Bogentyp.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

andi-mit-i
Newbie
Newbie
Beiträge: 20
Registriert: 06.11.2018, 17:55

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von andi-mit-i » 07.11.2018, 19:41

Ich hab das Anschnittstück gefunden und es an den Rest des Staves rangehalten, damit erkennbar ist aus welchem Teil ich gearbeitet habe.
Auf dem zweiten Bild habe ich die Flächen angesägt, um die Jahresringe sichtbar zu machen.
Wie zu sehen ist, blieb nach der Bandsäge ein gutes Stück übrig mit deutlich breiteren Jahresringen.
20181107_191238.JPG
Aufschnitt.JPG

Benutzeravatar
Neumi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5813
Registriert: 12.10.2013, 23:37

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Neumi » 07.11.2018, 19:57

Na wenn Du das übrige Stück noch hast, dann nimm das. Wenn nicht, haste Lehrgeld bezahlt, bzw. Lehrgeld haste eh bezahlt. Du hast auf jeden Fall den dünnsten Jahrring für den Bogenrücken ausgesucht, was nicth passiert wäre, wenn Du vorher mal etwas gelesen hättest ;) :D ;D . Wenn dann noch der Rückenring verletzt wurde, kann auch ein gutes Holz brechen.
Esche ist eigentlich über den Rücken unzerbrechlich, wenn der Tiller einigermaßen ok ist und das war er.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

Benutzeravatar
Kemoauc
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1291
Registriert: 14.12.2014, 21:42

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Kemoauc » 07.11.2018, 22:55

Hi, ich denke ein paar grundlegende Fehler sind eigentlich schon Anfangs passiert.
Zum ersten Alrunes Hinweis ,schattenwüchsiges Holz mit engen Jahrringen zu nehmen. Das ist für Nadelhölzer wohl richtig (Eibe etc), aber nicht für Laubholz. Dicke Ringe und Sonne sind hier eher angesagt. Zum 2ten der Querschnitt des Bogens ---- auch wenn hier der Rücken riss, ist hier der linsenförmige Querschnitt des Tybrind-Vig für Esche der Tod.Wär er nicht gerissen, wär er kollabiert.Der TV ist halt schon sehr ein Kind seiner Zeit, der erste Ring unter der Rinde ist hier erste Wahl, wenn's so einer werden soll. Hier wären andere Hölzer eher geeignet, Hartriegel wurde ja schon erwähnt ;D . Und es wird ja gerade Holzzeit.... ;) Ein 4,5-5cm Stämmchen käme sehr gut hin, nur die Dicke von Alrunes Vorlage..... wäre bei Hartriegel ein wenig zuviel des Guten ;D 18mm@WA-Mitte bei 154cm Länge ----- wenn das was wird, knallt's ein Mammut aus den Socken ;D
Der darf dann ruhig 2-3mm dünner werden für 50# und 15cm mehr Länge.
Hollunder wäre auch keine schlechte Wahl für nen TV, nur sollten die Stämmchen dann eher 6-7cm dick werden, der fette Markkanal und die Dicke Rinde machen das nutzbare Areal oft etwas klein.
Nur so meine Gedanken dazu,
Gruß,
Kemoauc
Haseldübel
Fichtendübel
Balsadübel

Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6249
Registriert: 12.05.2015, 21:54

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von fatz » 08.11.2018, 07:23

Das meiste ist eh schon gesagt. Was dem ganzen m.E. den Rest gegeben hat, ist dass du den Rueckenring zu sehr bearbeitet hast. Den sollte man nicht so massakrieren. Ich haett auch den dicken (5. oder so) auf dem dicken Stueck genommen. Wenn du den nicht seitlich abtraegst sollte der halten. Die Rundung des Rueckens kommt bei vielen der (prae)historischen Boegen nicht aus der Berarbeitung, sondern weil weil die oft kleine Staemmchen verwendet haben.
Nimm Ulme oder Hartriegel und probier's nochmal. Gerade letzterer waechst ueberall und interessiert keinen, wenn mal einen raussaegst.
Haben ist besser als brauchen.

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22349
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von Ravenheart » 08.11.2018, 09:45

Es wurde schon viel geschrieben, daher meine Einschätzung in Kurzform:

1. Das Holz ist sehr gut! Schon hoher Anteil an hochfestem Spätholz!

2. Wahl bzw. Ausarbeitung des Rückenrings waren klassischer Anfängerfehler. Die Rückenoberfläche ist VIEL zu ebenmäßig und glatt, um "unverletzt" zu sein!
(hier mal ein Beispiel eines gut freigelegten Rückens von "Güssenjäger", MIT Wellen und Bastresten):
download/file.php?id=38850&mode=view ...............oder: (zum Thread)

3. KARDINALFEHLER war die Benutzung des Bogens, ehe er fertig getillert war! DAS geht gar nicht!!

Rabe

andi-mit-i
Newbie
Newbie
Beiträge: 20
Registriert: 06.11.2018, 17:55

Re: Gebrochener Esche-Bogen nach dem Typ „Tybrind Vig“

Beitrag von andi-mit-i » 08.11.2018, 11:36

Vielen Dank für die vielen Antworten, ich hatte einige Aha-Momente!
Muss ich nun den Jahresring freilegen bis zu dem Moment an dem der dunklere Jahresring erscheint?
Arbeitet ihr hierzu mit Schweifhobel und Ziehklinge?

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“