Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

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fatz
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von fatz » 22.12.2019, 15:16

Hat dir eigentlich schon mal einer gesagt, dass du ein verdammter Perfektionist bist?
Haben ist besser als brauchen.

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TorstenT
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von TorstenT » 22.12.2019, 17:17

Wenn man auf ATARN und PA die diversen Horn-Komposit-Threads so durchliest, scheint diese Art des Perfektionismus durchaus der beste Weg zu sein, ein Desaster zu verhindern. Aber Neumi nimmt es in der Tat schon seeehr genau... :D Da bin ich fast schon ein wenig neidisch drauf...

LG
Torsten

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Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 22.12.2019, 18:39

So, ich hab jetzt mal mit meiner Standard-Methode einen Sehnenstrang zerteilt (war der dünnste), dauert zwar deutlich länger aber das Ergebnis spricht für sich. Aber man braucht Geduld und etwas Feingefühl in den Fingern, da bei der Methode das Geflecht nicht zerrissen, sondern auseinander gefummelt wird. Und die einzelnen Stränge sind nicht dicker als beim ersten Versuch.
20191222_183119.jpg
Fast nur volle Länge
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 26.01.2020, 16:49

So, hier gehts jetzt mal weiter - hat ja auch lange genug gedauert und da die letzte Sehnenlage so lange her war, habe ich ca. 30 min. vorm auflegen der Sehnen den letzten Belag angefeuchtet und mit Frischhaltefolie abgedeckt, damit der "alte Hautleim" angelieren kann und ich auch wirklich eine gute Verbindung mit der neuen Lage bekomme. Der Bogen selbst hatte eine Temperatur von 38-40° C.

feucht.jpg

Für diese Lage habe ich lange Straußensehnen für den Haupt-Biegebereich, gegen WA-Ende und über die Knie kürzere vom Strauß und im Griffbereich noch kürzere vom Rothirsch benutzt. 42 g Sehnen und ca. 32 g Leim. Insgesamt sind jetzt ca. 125 g Sehnen drauf.

Belag01.jpg
frischer Belag
Belag02.jpg
frischer Belag

Dann gelieren lassen, mit Hosengummi eingewickelt und in einen kühlen Raum. Morgen mach ich die Hosengummis wieder runter.

eingepackt.jpg

Leider hat sich der seitliche Verzug des Bogens doch nicht korrigieren lassen - da unterlag ich einer Täuschung. Die zusätzlich aufgebrachten Sehnen habe ich wieder runter gefeilt. Dann hatte ich geprüft, wo der Fehler liegt und tatsächlich ist es so, dass die Sehnen sich wohl auf einer Seite etwas stärker zusammen gezogen haben. Ich konnte das mit Transparentpapier gut sichtbar machen (Bogen aufgelegt, Radius abgezeichnet und dann alles rumgedreht und man konnte gut sehen, dass auf einer Seite der Radius größer als auf der anderen Seite ist. Und das ziemlich gleich auf beiden Wurfarmen).

verschiedene Radien.jpg
unterschiedliche Radien
Deswegen habe ich den Bogen jetzt mit etwas Druck in die Gegenrichtung fixiert. Ob das wirklich was bringen wird, wird sich zeigen.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 26.01.2020, 18:10

Neumi hat geschrieben:
26.01.2020, 16:49
Leider hat sich der seitliche Verzug des Bogens doch nicht korrigieren lassen - da unterlag ich einer Täuschung. Die zusätzlich aufgebrachten Sehnen habe ich wieder runter gefeilt. Dann hatte ich geprüft, wo der Fehler liegt und tatsächlich ist es so, dass die Sehnen sich wohl auf einer Seite etwas stärker zusammen gezogen haben
Hatte ich dir doch gesagt... das ist ganz normal. Man muss immer wieder korrigieren, um auf Kurs zu bleiben. ;)
Aber sieht soweit echt gut aus und ich bin schon gespannt, wenn er fertig ist

Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 26.01.2020, 18:40

Hieronymus hat geschrieben:
26.01.2020, 18:10
ich bin schon gespannt, wenn er fertig ist
Na und ich erst, denn der schwierigste Teil kommt erst noch: das Horn bekommt einen Taper und wird leicht konkav.

Das wird hart, mal sehen ob ich mit den aktuell vorhandenen Hörnen klar komme oder ob ich warten muss bis die nächste Lieferung aus Thailand kommt.

Grüße - Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 26.02.2020, 19:03

Hier mal ein Zwischenstand, wahrscheinlich aber der Endstand für diesen Rohling.

reflex.jpg
Der Reflex hat insgesamt noch einmal stark zugenommen.

Aber es gibt ein schwerwiegendes Problem, denn ein Ohr hat eine seitlich Abweichung von mind. 2 cm. Und auf dem Foto erkennt man hoffentlich, dass sich der Kern beim Übergang in das Knie, im Spleißbereich, stark unterschiedlich biegt und deswegen das Knie zur Seite weg dreht.

Schiefstand01.jpg
das sieht in echt ziemlich genau so schief aus
Schiefstand02.jpg

Ich habe jetzt so gar keine Idee wie ich das korrigieren könnte und überlege ernsthaft, ob ich nicht einfach neu anfange und diesen Rohling hier verwerfe. Dass ich sowieso neu anfange ist klar, das hatte ich eh vor, nur ob ich bei dem verdrehten Ding hier überhaupt noch etwas zu korrigieren versuchen sollte/könnte ist unklar.

Danke schon mal für Ratschläge.

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 26.02.2020, 19:16

Hi Neumi,

ich sehe nicht was du meinst. Den Rohling würde ich nicht verwerfen, denn was sind 2cm bei einem solch langen Hebel? Ich sehe auch auf dem ersten Bild nix was mir Angst machen würde. Du vergisst , dass du kein Horn auf dem dünnen Ahorn hast und die Sehnen trocken nun mal nicht gleichmäßig. Da sind Verdrehungen vorprogrammiert. ;) Ich würde diese Verdrehung beim Horn aufkleben korrigieren und das geht wunderbar.

PS: Jetzt habe ich gerafft ;D Aber das ändert nix an meiner Aussage ;) Der rechte Siyah dreht sich leicht nach oben(da wo er auf dem Tisch liegt). Das ist nicht unnormal... ;)


Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 26.02.2020, 19:35

Ich versuche das noch etwas deutlicher zu machen (man sieht die Bauchseite). Bis zur grünen Linie biegt der Kern links und rechts nahezu gleich. Und dann kommt auf der linken Seite ein fast schon Knick in der Kernbiegung und rechts ist fast gerade.
Das Horn wird ja am Ende des Spleiß am dünnsten, deswegen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Horn in der Lage sein soll diesen Fehler auszugleichen.

Schiefstand03.jpg
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 26.02.2020, 19:55

Neumi hat geschrieben:
26.02.2020, 19:35
Das Horn wird ja am Ende des Spleiß am dünnsten, deswegen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Horn in der Lage sein soll diesen Fehler auszugleichen
Ich würde am Anfang das Horn an den Spleißen min. genauso dick lassen wie vor den Spleißen. Die Gefahr ist sonst zu groß, dass sie sich mit biegen. Später kannst du das Horn immer noch mal dünner schleifen. Du kannst im Vorfeld die Verdrehung korrigieren , in dem du ihn da einspannst wo er anfängt zu drehen und ihn vorsichtig in die andere Richtung drückst. wenn er zurück kriecht wiederhole es und lass ihn über Nacht am besten so eingespannt. Wenn du das Horn aufklebst und es später mit Seilen umwickelst, musst du ihn sowieso komplett durchrichten, da der Bogen sich beim Wickeln verdrehen wird. Auch wenn du jetzt einen neuen Bogen baust, der komplett gerade ist nach der Trocknungsphase , heißt das noch lange nicht, dass der Bogen im Aufgespannten Zustand sich nicht verdrehen wird. ;) Ich hatte schon Bögen, bei denen ich dachte das wird nix, weil sie leicht verdreht waren und sich nicht wirklich korrigieren ließen. Aufgespannt war die Verdrehung aber so gut wie weg. Anders herum hatte ich es auch schon. Der Bogen war Pfeil gerade, aber nach dem Aufspannen war er nicht gerade zu bekommen. Also nicht verwerfen, sondern weiter machen. :) Aber zeig mal ein Bild von oben, sodass man die Flucht sehen kann.

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 26.02.2020, 20:01

Das Foto mach ich dann morgen.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von TorstenT » 26.02.2020, 23:03

Hmmmh... ...bei einem Selfbow würde man bei einer Verdrehung, wie dieser, ja auf der zu starken Seite Holz wegnehmen.
15FEB600-C9B0-40C4-A002-46DFD4CD725B.jpeg
Aber da die Seiten - bei Deiner „hausüblichen“ Präzision - bestimmt gleich dick sind, wird das wohl eher verschlimmbessern.
Markus hat ja die meiste Erfahrung und ich würde mich anschließen und auch das Horn draufmachen und dann weitersehen.
Vielleicht könnte man ja die Verdrehung, kurz vor dem Aufleimen des Horns, vorsichtig mit Heißluft korrigieren.

Wenn alle Stricke reißen sollten, kannst Du das Horn ja recyceln.

LG
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 28.02.2020, 20:48

Ich habe mal die Biegungen der beiden WA analysiert. Beim peilen über den Bauch hatte ich andere Stellen für die Abweichungen der Ohren ausgemacht, aber so kann man sich täuschen. Ich habe Transparentpapier genommen und die Kurve der WA jeweils am Rand abgenommen, alles rumgedreht und die andere Seite abgenommen.
Man sieht sehr gut die Unterschiede in den Biegungen und die müssen für die Abweichungen der Ohren verantwortlich sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Sehne in der Lage sein soll die dicken Knie zu verziehen oder doch?
Die Stellen habe ich dann auch gleich am Bauch markiert.

Siyah01.jpg
Siyah02.jpg
Abweichungen alle.jpg
Übersicht über alle Abweichungen
Abweichung01.jpg
Abweichung 1
Abweichung02.jpg
Abweichung 2
Abweichung03.jpg
Abweichung 3

Da stellt sich jetzt die Frage ob ich zuerst korrigieren soll oder versuchen soll mit dem Horn zu korrigieren. Nur muss ich ja noch die Bauchseite gleichmäßig runden und mit dem Gegenstück Ziehklinge das Horn anpassen. Das ist aber in dem Zustand eigentlich nicht möglich, denn mach ich das jetzt verändere ich die Dicke des Kerns ungleichmäßig. Also tendiere ich dazu zuerst zu korrigieren - wie wären denn da die Meinungen?
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von schnabelkanne » 28.02.2020, 21:46

Servus,
mir der HLP etwas erwärmen in die gewünschte Richtung etwas überbiegen, festklemmen und dann sollte es besser sein, du musst nur aufpassen es sollte nicht zu heiss werden. Ich hab bei meinen Sehnenbelegten Bögen damit immer Erfolg gehabt. Ich würde vor dem aufbringen des Hornes korrigieren.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 29.02.2020, 16:47

Neumi hat geschrieben:
28.02.2020, 20:48
Da stellt sich jetzt die Frage ob ich zuerst korrigieren soll oder versuchen soll mit dem Horn zu korrigieren
Sowohl als auch. Ich würde versuchen die Verdrehung heraus zu bekommen bevor ich das Horn aufklebe. Auch beim verzahnen immer wieder nach richten. Wenn du das Horn aufgeklebt hast, also direkt nach dem Wickeln, das Horn nochmal kurz erwärmen und dann nochmals durch richten bis er sich nicht mehr verdreht . Ich würde ihn für die 2 Wochen Trockenzeit des Horns mit einem Kantholz an den Siyahs gegen erneutes Verdrehen sichern. Ich denke du wirst bestimmt 5mm Horn aufbringen?

Wenn du so ein Bild eingestellt hättest, erkennt man die Verdrehung besser.
IMG_20191121_192920.jpg
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