Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Reflex?

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matzchen
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Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Reflex?

Beitrag von matzchen » 28.01.2018, 19:29

Hallo Gemeinde,
ich benötige mal eine wenig Hilfe bei meinem aktuellen Projekt.
Es handelt sich um eine störrische Robinie.
Länge NN 70,5 Zoll, Breite FO 5cm, anschließend 17,5cm parallel und dann auf 1cm auslaufend. Ziel Zuggewicht 50#

Ich bekomme den Tiller aufgrund eines kräftigen Reflex im unteren Wurfarm nicht richtig in den Griff. Da dies mein erster Bogen mit einem Reflexen Wurfarm ist, fehlt hier einfach die Erfahrung.
Im Bodentiller fühlte sich alles noch ganz gut an aber auf den Tillerstock sieht es nicht mehr ganz so gut aus. Aber seht selbst…

Abgespannt nach dem Biegen.jpg
Abgespannt

20180128_131612.jpg
Tillersehne auf 0

20180128_131505.jpg
6 Zoll


Problembereich ist aktuell der linke Wurfarm im mittleren Bereich und der Reflex im Griffbereich des linken Wurfarmes.
In der Wurfarmmitte hat sich von innen ein Ast versucht raus zu schieben. Das war im Rohling allerdings noch nicht zu sehen.
Besagter Ast hat den Bereich enorm verdichtet, so dass bei gleicher Holzdicke in diesem Bereich zwei Jahresringe mehr vorhanden sind. Auch ein starker Reflex hat sich erst während des Herausarbeitens genau dort gebildet. Ein richten im Dampfbad hat diesen enormen Knick zwar weitestgehend behoben aber fester ist dieser Bereich immer noch.
Aktuell ist der linke Wurfarm bereits 1,5mm dünner als der rechte.

links vor dem richten.jpg
Vor dem richten

Problembereich 01.jpg
Problembereich


Links ist allgemein ein ganz besonderer Wurfarm ;)
sehnenlage.jpg
Sehnenlage


Tja, wie geht’s nun weiter? Ich überlege mit der Schwanenhalsklinge diese beiden Jahresringe heraus zu nehmen, dass allerdings würde den Wurfarm ja noch dünner machen...
Ich bin Ratlos
???

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Ilmarinen
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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von Ilmarinen » 28.01.2018, 20:34

Hi,
wenn ich richtig sehe, ist der Tiller soweit in Ordnung. Daher würde ich ihn auf 1/2 Standhöhe bringen. Dann siehst Du besser wie er biegt. Dass der linke WA dünner ist, ist klar, da er kürzer ist und durch den Reflex mehr Vorspannung hat.

Dann würde ich auf der linken Seite den Griff etwas dünner machen. Dadurch liegt der Bogen etwas gerader auf. Du hast ja keinen wirklichen Reflex im linken WA, sondern einen reflexen Knick gleich nach dem Griff.

Danach würde ich den linken WA vorsichtig weiter schwächen und so dem rechten mehr und mehr angleichen. Nicht mehr als bis 14'' ausziehen.
Bei Robinie ist eines sehr wichtig: nach jedem Holzabtrag viel Pumpen. Robinie reagiert oft sehr träge.

Viel Erfolg!

Grüße

Jörg
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ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von schnabelkanne » 28.01.2018, 21:16

Servus, sieht soweit doch gut aus, lass den linken WA momentan so.
Die Enden sehen etwas steif aus, wie stark ist er an den Tips.
lg Thomas
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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von matzchen » 28.01.2018, 21:45

Erst einmal vielen Dank für eure raschen Antworten.

Im Moment sind die Tips links auf 12,2mm und rechts auf 12,4mm. Ich versuch da immer sicher auf einem Spätholzring zu bleiben.
Sehr viel weiter werd ich den auch noch nicht ziehen, da er bei seinen 6 Zoll noch satte 25# auf die Waage bring. Hier ist also noch viel Potential für Korrekturen… ;)

Nun gut, dann versuch ich morgen mal in Ruhe die Standhöhe langsam zu erhöhen und den Knüppel in Form zu bringen.

Gruß Mathias

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von TorstenT » 28.01.2018, 21:48

Ich formuliere meinen Vorschlag mal als Frage: wie wäre es, wenn man den reflexen griffnahen Knick (der Reflex spielt sich ja auf gerade mal 10/15 cm ab) vorsichtig rausdämpft? Mit genug Wasser im Topf, versteht sich... ;)
Das sollte ja auch dauerhaft halten, nachdem man ja in Zugrichtung verformt.

Grüße
Torsten

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von Zoffti » 28.01.2018, 22:20

Reflex is ja nu im Grunde nichts schlechtes...
Deshalb würd ich auch erst den Griff begradigen. So scheint der Bogen optisch viel schiefer als er eigentlich ist. (Deck auf dem Foto zur Probe einfach mal den schrägen Griff von unten ein bisschen ab, so dass die Unterkante des Griffstücks parallel zu Oberkante des Bogens ist - für meine Optik sieht dann alles gleich so viel stimmiger - und gar nicht so sehr störrisch aus... :)
Life is like riding a bicycle, to keep your balance, you have to move.
Albert Einstein

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von matzchen » 30.01.2018, 18:55

Hi.

So hier mal der Zwischenstand.

Mittlerweile bin fast auf Standhöhe. Aktuell 14cm. Hier habe ich auch schon einen positiven Tiller von 0,5 cm.
Bei 13 Zoll hat er 28# und sieh doch erst mal gar nicht so schlecht aus.

Standhöhe 14cm.jpg
Standhöhe aktuell 14cm


Jetzt müssen meiner Meinung nach die Enden noch ein wenig mehr biegen. Die Aststelle im linken Wurfarm lass ich erst mal so steif.

13 Zoll.jpg
Bei 13 Zoll


Gruß Mathias

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von schnabelkanne » 30.01.2018, 19:05

Die Kanten sehen noch sehr eckig aus, die sollten beim Tillern leicht gerundet sein.
lg Thomas
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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von Ilmarinen » 30.01.2018, 22:23

Hi,
sieht gut aus.
Links musst Du auf die Stelle nach dem Reflex aufpassen, dass Du da keine Schwachstelle reinbaust. Lieber den Reflex noch etwas schwächen.

Grüße

Jörg
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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von Ravenheart » 31.01.2018, 13:51

Ja sieht gut aus. Achte auch auf die Lage des Rückens, dass der schön horizontal bleib; wenn er anfängt, sich im Auszug zu verdrehen, gleich gegensteuern!

Rabe

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von matzchen » 01.02.2018, 17:09

Hallo Zusammen

und wieder einmal vielen Dank für die hilfreichen Tipps.

@Thomas:
Habe ich umgehend Umgesetzt und erst einmal eine kleine Rundung überall angebracht.

@Jörg:
Ich habe mich noch mal ausführlich mit der Stelle beschäftigt und mittlerweile dort schon eine leicht Vertiefung dort. Jedoch biegen will sich hier nix. Liegt sicher an der Verdichtung des Holzes dort durch den ehemals von unten drückenden Ast.
Ich glaube mit der Stelle muss ich wohl leben…


@Rabe:
Guter Hinweis. Tatsächlich hat der rechte (obere) Wurfarm angefangen sich leicht zu drehen. Dank deines Wiki´s zum Vorgehen bei solchen Problemen hier aus dem Forum habe ich das relativ zügig in den Griff bekommen.

So, nun ist es soweit, ich bin fast auf Vollauszug mit dem Bogen.
Standhöhe aktuell 14,5cm (Bleibt auch erst einmal so, weil der Griff noch so dick ist), Positiver Tiller von 0,5cm. Letzte Messung Zuggewicht bei 26“ mit 48#

Was haltet ihr von Tiller? Wo muss ich noch mal ran?

Abgespannt.jpg
Abgespannt


Standhöhe.jpg
Standhöhe


fast Vollauszug.jpg
kurz vor Volauszug

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von schnabelkanne » 01.02.2018, 17:58

Servus, der Hintergrund beim Auszugsfoto ist nicht gut, da sollte etwas dunkleres sein.
Was meinst du mit positiver Tiller 0,5; bedeutet das, dass der obere WA mehr biegt?
lg Thomas
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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von matzchen » 01.02.2018, 18:04

Ja Thomas, das meinte ich.
Auf Standhöhe biegt sich der obere Wurfarm 0,5cm mehr.

Ok, dann muss ich morgen noch mal eine neues Foto machen (lassen ;) ). Erst mal schaun wo ich ne dunkle Ecke finde..

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von TorstenT » 01.02.2018, 19:04

Der Tiller ist doch sehr schön, soweit erkennbar. Ich würde sagen, dass das obere Drittel im oberen WA noch etwas steif wirkt - kann mich aber auch täuschen.
Um den Tiller zu beurteilen gibt‘s aber sicherlich Bessere, als mich.
Ich wollte aber nur mal fragen, ob das eine ganz junge Robinie ist/war? Das Holz sieht so hell aus... ...von der Farbe her eher wie Splint, als wie Kernholz.

Grüße
Torsten

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Re: Störrische Robinie – Wie geht’s nun weiter mit dem Refle

Beitrag von matzchen » 01.02.2018, 19:17

Hey Torsten,

ob die nun Jung war kann ich leider nicht beurteilen. Da fehlt mit die Erfahrung. Ist ja erst mein zweiter Bogen...
Aber er ist definitiv aus Kernholz.
Hab da noch ein Foto ganz vom Anfang dieses Bogens.

20171216_145220.jpg
Stave in arbeit


Ja, am Ende des Wurfarms gell? Hab ich mir schon fast gedacht.

Gruß Mathias

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