Langbogen delaminiert

Themen zum Bogenbau
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SchmidBogen
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von SchmidBogen » 12.09.2016, 17:42

Ah da war der Satz. Naja gut am Aceton kann es nicht liegen. Dann ist für mich klar dass diese Punkte zur Delamination geführt haben.

Bambus zu Glatt, zu steile Fadeouts (!), Raumtemperatur zu niedrig (Verträgt sich mit der prallen Sonne nicht so gut).

Da Bambus lange Fasern hat und somit immer recht Glatt wirkt, ist 60'er Körnung sogar besser als 80'er.
Keine kreisende Bewegung beim Anrauhen sondern immer der Faser nach.
Wenn man bei Raumtemperatur mit so einem Epoxy Gemisch herumpapscht, dann ist es trotzdem besser wenn man schaut dass man den Bogen nicht lange an der prallen Sonne benutzt.
Da sonst das Epoxyd weich wird und wenn dann eine Belastung einwirkt (40# ist für so eine Verklebung schon ausreichend) kann so etwas passieren. Und wenn die Fadeouts dann auch noch so steil sind, ist das eine Begünstigung für eine Delamination.

Mit anderen Worten: Es wäre ein Wunder gewesen, wenn der Bogen gehalten hätte.


Und den guten Tipp von Squid beachten.

Apropos:

Trägst du das Harz beidseitig dünn auf oder nur auf eine zu verklebende Seite und die andere Seite trocken drauflegen?


Jaja Glaslaminatbogenbau und seine 1001 Fettnäpfchen. :D
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Squid (✝)
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Squid (✝) » 12.09.2016, 18:05

IMMER beidseitig. Auch wenns mehr Kleber verbraucht.
Relativ großzügig um eine sicher ausgefüllte Fuge zu haben.
Und beidseitig gezahnspachtelt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Mordrag
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Mordrag » 12.09.2016, 18:07

Dein Tipp ist denke ich mal sehr gut Squid.

Vielleicht war der Bambus auch einfach noch zu glatt und das Fadeout zu steil.

Kann ich den Bogen denn noch irgendwie retten oder ist da Hopfen und Malz verloren?

Edit:

Ich habe beim Hersteller noch ein paar Eigenschaften gefunden:

"R&G 90 Minuten-Epoxy ist kalthärtend. Eine Warmhärtung verbessert jedoch die mechanischen Eigenschaf-
ten und die Wärmebelastbarkeit (24 h bei 25 °C = 40 °C / 7 d bei 25 °C = 60 °C / 30 min bei 100 °C = 75 °C / 5 min bei 180 °C = 78 °C) der Klebeverbindungen. "

Wie erhitze ich denn den Bogen 5min auf 180 Grad? Außer in 40cm Stücken im Backofen :D
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Squid (✝)
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Squid (✝) » 12.09.2016, 18:37

Na, wenn es keine offensichtlichen Strukturschwäche gibt, wie Knicks im Holz oder Risse im Glas, dann auf ein Neues. Glas abziehen, Kleberreste abschleifen, entfetten, Bambus NICHT zu stark aufrauhen (120 oder 180er Papier) und neu verleimen. Und nicht besonders warm machen. Da haut nur der Kleber ab und die normale Stärke der Klebung hält ausreichend.

Da steckt so viel Material drin - da kommts auf das bisschen Kleber auch nicht mehr an.

Was die Lücken angeht: Es hat m. E. keinen Wert, da "nur" Kleber reinzuspritzen. Denn die miese Klebeschicht bleibt dann ja. Ich denke, du wirst ihn komplett zerlegen müssen.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Fichtenelch78 » 12.09.2016, 18:57

Wie schon gesagt: Ich würde auch nicht versuchen den Bogen zu "retten". Auch vom Versuch die Laminate "sauber" auseinander zu bekommen rate ich ab. Ich hab das auch schon versucht und es ging IMMER schief. Ausserdem hättest du auf jeden Fall noch Kleberrester an den Laminaten und das taugt nicht.

Mein Tip ist also den Bogen zu zerlegen. Den Bereich der Fadeouts am Griffstück nochmal nachschleifen, ein Powerlam auf das Griffstück packen, sauber verschleifen....mit einem anderen Kleber neu bauen. Fertig! :)

Eine gute Möglichkeit (ausserdem billig) um nen Bogen zu erwärmen ist übrigens ne günstige Heizdecke. Die regulieren ihre Wärme öber die Oberfläche. Wenn man die zusammenrollt erreicht man im "Kern" bis zu 70 Grad. :)
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von HaBe » 12.09.2016, 20:22

Salve,

ich muss den Trööt nochmal etwas missbrauchen. Natürlich ist es sehr bescheiden, wenn sowas passiert. Aber vielleicht können nicht nur wir, sondern auch andere Neulinge in Sachen Glasgebabsche was lernen. Könntest du eventuell von den Fadeouts noch eine Detailaufnahme machen und können die Fachleute erläutern, was da zu dicke ist. Ich glaube nämlich, dass meine, so ich Material gehabt hätte, genauso aussehen würden.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von SchmidBogen » 12.09.2016, 20:38

Sorry Squid, aber die Frage wegen beidseitig Kleber auftragen ist an Mordrag gegangen. Ist falsch rübergekommen.
Aber danke Squid, dass du gleich die korrekte Antwort hingeschrieben hast. :)

Ich kenne solche Verklebungsprobleme nur wenn man einseitig den Kleber aufbringt statt beidseitig.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Mordrag » 12.09.2016, 20:42

Ich klebe immer beidseitig (nass auf nass). Aber es kann durchaus sein, dass sich der Kleber wie ein Film AUF den Bambus gelegt hat und sich nicht richtig mit ihm verbunden hat. Wenn ich mit der Hand über den Bambus wische, fühlt es sich wie frisch gehobelt an. :D

Ein Bild vom Riser (mit Bemaßung) kommt morgen.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von kra » 12.09.2016, 21:06

Kleber einföhnen hilft. Wenn er anfängt, wie Wasser zu fließen kannst du davon ausgehen, das er auf der Holzoberfläche halten wird, soweit vorher entfettet.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Fichtenelch78 » 13.09.2016, 07:11

Hier mal ein Paar Bilder von einem Langbogengriff von mir. Das eine ist die "rohe" Sägeschablone...das andere zeigt das Griffstück mit aufgeklebten Powerlam.

Riser-Schablone.jpg
Riser-Schablone.jpg (9.46 KiB) 2756 mal betrachtet


WP_20151118_15_53_21_Pro.jpg
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von outlander » 13.09.2016, 07:12

Was für Pfeile hast du geschossen. Gewicht?

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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von HaBe » 13.09.2016, 07:25

Moin,

nachdem mir die Sache keine Ruhe gelassen hat, habe ich auch noch eine Theorie, warum es so kam, wie es kam.
Hast du denn auf dem Stapel, vor dem Anbringen der Gummischläuch, noch eine Leiste aufgelegt, welche den Druck auch in die Mitte leitet ?
Falls ja, dann ist meine Theorie dahin. Falls nein, dann könnte es doch sein, dass durch ungleichmäßigen Druck auf die Außenkanten des Glaslaminats dieses sich in der Mitte nach oben gewölbt hat und somit die Verbindung nicht perfekt wurde. Der Kleber wäre auf dem Bambus nach außen gelaufen - deshalb hat's ne Weile gehalten, aber als die Belastung zu groß wurde...
Das würde möglicherweise auch erklären, warum das Problem nur auf der Bauchseite besteht.
Nicht umsonst verwenden die meisten Pros die Methode mit dem Feuerwehrschlauch. Dave Watson auf Youtube arbeitet mit einem Seil, unter welches er mittig Keile schlägt - sicher auch keine schlechte Lösung.
Benutzt man die Fahradschläuche, dann wäre es mit Sicherheit sachdienlich, wenn man oben auf den Stapel nochmals eine Leiste (Alu,Kunststoff oder was auch immer) legt, welche deutlich schmäler ist, als der Stack.
So sollte der Druck optimal verteilt und die Klebung gleichmäßig werden. Wie gesagt, ist alles nur Theorie - vielleicht können die Experten hierzu noch was sagen.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Squid (✝) » 13.09.2016, 14:20

@Kra: Dann läuft die Plörre ja noch schneller weg ... hihihi... Ich halte die Zahnspachtelmassage für sicherer. Kann man ja mit etwas warm kombinieren.

@Fichtenelch: Wenn die Klebefugen alle so Schei**e sind, sollte sich der Bogen doch gut zerlegen lassen.

Was die Umwicklungsmethode mit Verband oder Fahrradschlauch angeht: Ich bin da auch skeptisch und eher ein Freund von 20 Schraubzwingen ggf. auch an der Form. Damit kommt der Druck dann nur von oben und unten - also wo er sein soll - und nicht anteilig von der Seite, wo er gar nicht hingehört.

Ich hab irgendwann mal son Spannungsliniendiagram gesehen, da ging es um eine Elipse. Und die bekam bei gleichmäßigem Druck als Kreis, sobald sie zur Elipse gepresst wurde, viel mehr "Saft" von den Seiten, als von oben / unten.
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von Fichtenelch78 » 13.09.2016, 16:19

mmmh..da is so viele Bögen baue das ich se sogar verkaufen muss fühle ich mich bei dem "P"-Wort mal angesprochen :)

@ Squid: Ja..man kann natürlich immer versuchen Laminate zu "retten"... aber MIR PERSÖNLICH wäre das Risiko einfach zu hoch ein "gebrauchtes" Laminat zu verwenden. Zum einen wegen evtl. Kleberrückstände (was noch schlimmer ist wenn der alte Kleber kacke war) auf den Laminaten und zum zweiten... wenn man den Kleber abschleift und nicht 200% aufpasst ist der Tapper im ***. Ich schleife meine Laminate auf 0.05 mm genau...und da reicht ein "Husch" mit dem Bandschleifer und man hat ne Stelle im Wurfarm die wegknickt. Gerade bei Recurves kann es dann passieren das der Wurfarm sich beim Auszug wegdreht. Also ICH würde die alten Laminate entsorgen und neue nehmen. Aber das soll jeder machen wie er will und wie es sein handwerkliches Geschick zulässt.

Zum Laminieren an sich..und da will ich mal 100% ehrlich sein: Ich halte die Methode mit Holzformen für lange überholt. Ich habe keine Ahnung WER das mal erfunden hat und ich muss zugeben das ich meinen allerersten Bogen auch mit einer Holzform gebaut habe....aber seitdem baue ich ALLE meine Bögen mit Formen aus Alu-schienen. Das spart Geld,Zeit,Nerven und Platz! Ich weiß nicht warum diese Methode einen Glaslaminierten zu bauen noch nicht längst "Standart" ist aber ich halte diese Methode für besser.
Dabei werden die Laminate zwischen zwei , mit Moosgummi geposterten, Aluschienen gespannt und anschließend straff mit Fahrradschlauch umwickelt. So bekommt der gesamte Wurfarm überall den selben Druck und die Gefahr von Bläschen oder verhungerten Klebestellen wird minimiert.
Ausserdem muss ich sagen das ich von Zahnspachteln zum auftragen von Kleber bei Glaslaminierten Bögen ÜBERHAUPT nichts halte. Damit macht man ,in meinen Augen, nichts anderes als potentielle Luftblasen in den Kleber zu reiben.Wenn man genau überlegt: WAS macht der Kleber wenn man die Laminate zusammenpresst? Er läuft breit...!! Wenn man ihn mit der Zahnspachtel aufträgt wird er immer auch in die "vertiefungen" gedrückt und die Luft ist unter dem Glas "gefangen"! Ich bevorzuge eine "pyramidale" Auftrageweise des Klebers....! Sprich: an den Kanten des Laminates ist eine dünnere Schicht des Klebers als in der Mitte. Wenn man die Laminate dann zusammenfügt drückt es den Kleber gleichmässig nach links und rechts in Richtung Fuge und der Kleber verdrängt dabei die Luft zwischen den Laminaten nach aussen.

..das ganze hab ich auch schonmal hier irgendwo im Forum geschrieben ;-)
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Re: Langbogen delaminiert

Beitrag von HaBe » 13.09.2016, 17:25

Nun eine Aluschiene oben und eine unten - so wollte ich das auch angehen. Was ich nicht ganz verstehe - wie soll den ohne Untergestell (z.B. Holzform) eine Bogenform zustande kommen ? Zwei Aluschienen allein werden da wohl nicht reichen.
Hättest du eventuell ein Bild ? Natürlich nur, wenn das nicht unter das Betriebsgeheimnis fällt. Je mehr ich lese, desto ratloser werde ich. ???
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