Selfbow und Sehnenwahl

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Holzspanerzeuger
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Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Holzspanerzeuger » 27.05.2016, 07:33

Hallo erst mal, das ist mein erster Post hier.
Ich habe jetzt hier bei einigen Bogenbeschreibungen gelesen, dass ihr Fastflightsehnen auf euren selbstgeschnitzten Bögen verwendet.
Jetzt meine Frage:
Geht das auf jedem Selbstgeschnitzten, oder muss er eine bestimmte Bauart haben?
Welche Auswirkungen hat das auf die Langlebigkeit?

Vielen Dank für eure Hilfe

Matthias
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Idariod
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Idariod » 27.05.2016, 07:54

Die Sehnenkerben u. der Bogenrücken müssen es aushalten. Also entweder die Öhrchen gut wickeln, oder entsprechende Overlays (Horn, Geweih, Harthölzer) bei stärkeren Zuggewichten anbringen.
Die Bauart (Flachbogen, D-Profil, geflippte Enden etc.) ist meines Wissens nach dabei egal.

LG

Idariod
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Squid (✝)
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Squid (✝) » 27.05.2016, 07:56

Oh jeee, DAS Thema ist ausgelutscht! Probier mal die Suchfunktion.

Zusammengefasst: Man sagt, dass FF zu wenig dehnbar ist (im Vergleich zu dem leicht nachfedernden B40) und daher den Bogen stärker belastet. Aber dagegen spricht, dass Naturfasern, aus denen früher die Bogensehnen waren, ebenfalls nicht sonderlich dehnbar sind.
Das Hauptproblem liegt wohl eher darin, dass FF die Nocken durchscheuern kann, weil die Sehne sehr dünn ausfällt. Dem kann man aber z. B. mit Overlays entgegenwirken.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Holzspanerzeuger
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Holzspanerzeuger » 28.05.2016, 11:04

Ich habe Hornoverlays an den Tipps, geht das Dann?
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Becknbauer » 28.05.2016, 11:16

Ich verwende für meine Selfbows nur Fastflight, oft mit Hornoverlays. Ich konnte noch kein Problem damit feststelle.
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

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(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von fatz » 29.05.2016, 22:04

dto
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Ravenheart » 30.05.2016, 10:40

Grundsätzlich:
Die Verwendung von FF birgt 2 Gefahrenpunkte:
1. Belastung der Sehnen-Nocken. Dem kann man LEICHT mit z.B. Hornoverlays begegnen, das ist dann sicher
2. Belastung des Holzes im Ganzen durch den "Bremsschock"

Die Geister scheiden sich, aussagekräftige empirische Erfassungen gibt es m.W. nicht.

Aussagen wie "Ich verwende für meine Selfbows nur Fastflight, .... Ich konnte noch kein Problem damit feststellen" gibt es viele,
Aussagen wie "Mein Selfbow ist schon nach 1 Jahr gebrochen, weil er sich delaminiert hat, lag vmtl. am FF" gibt es kaum, wie auch, man kann wenn ein Bogen sich verabschiedet, ja leider meist nicht mit Sicherheit sagen, woran es lag.

UNZWEIFELHAFT ist: Je weniger dehnfähig eine Sehne ist, desto stärker der "Bremsschock", den das Holz aushalten muss.
FRAGLICH ist, wie stark der Unterschied zwischen Dacron und FF ist und wie viel näher FF an der "kritischen Grenze" liegt.

ICH sehe es so:
Alle meine Selfbows haben Dacron-Sehnen. Sie schießen damit für MICH gut genug, und bis auf 3 Bogen (von gut 300), (3, die alle ANDERE Gründe hatten! Baufehler, Vorschädigungen), ist mir in fast 20 jahren Bogenbau noch kein Bogen gebrochen.
Warum also sollte ich - für ein paar fps mehr - FF riskieren?

An alle, die nur FF auf Selfbows schießen: Wie alt sind die Bogen? (Natürlich nur die, die regelmäßig geschossen werden, keine "Regal-Leichen"!) Gibt es auch Selfbows, die mit FF seit 20 Jahren funzen?

Rabe

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Felsenbirne
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Felsenbirne » 30.05.2016, 12:37

Es gibt noch weitere Vor - und Nachteile.
FF -sehnen sind dünner. Da ist es fast unumgänglich mit Fingerschutz zu schießen.
(ich weiß es, acker hat am WE auch gejammert ;D )

Klemmnocken halten kaum, oft wird die Mittelwicklung dicker ausgeführt was aber das Sehnengewicht erhöht. Und wenn man nun schon Speedfreak ist, geht das gar nicht ;)

FF ist teurer

Vorteile von FF:
bei Bögen die einfach" nicht richtig wollen" hat der Umstieg auf FF bei einigen offensichtlich Besserung gebracht. Ob dies ein Placebo Effekt war, entzieht sich meiner Kenntnis. manchmal hilft ja der Glaube allein ;)

im Zweifel bekommt man öfter einen neuen Bogen.

Ich habe FF auf meinen Selfbows und den laminierten getestet, und für MICH als unbrauchbar (Finger AUA, Nockenelend) eingestuft.

Acker schwört auf FF (was mich bei seinen Pranken wundert ::) )
Ich denke das solltest Du selbst einfach mal testen.
Gruss Matthias

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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von fatz » 30.05.2016, 12:58

nur zwei kurze Anmerkungen:
- die Rolle FF mag teurer sein, dafuer ist deutlich mehr drauf. insofern relativiert sich das.
- eine duenne Sehne mit noch so dicker Mitte ist immer noch deutlich leichter als ein Sehne, die ueberall dick ist.
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Felsenbirne » 30.05.2016, 13:08

fatz hat geschrieben:nur zwei kurze Anmerkungen:

- eine duenne Sehne mit noch so dicker Mitte ist immer noch deutlich leichter als ein Sehne, die ueberall dick ist.


Nicht zwingend. Kommt drauf an wie lang und wie dick die Aufdopplung ist. Ich habe letztes Jahr bei uns eine Sehne mit der Feinwaage gewogen, die deutlich schwerer war als die vorher benutze Dacron. Die Mittelwicklung war recht lang und sehr dick. Zusätzlich kam das Gewicht der gewickelten Öhrchen.

Bei der Benutzung von FF sollte man eben auch bei der Wicklung sparsam sein.
Weiterhin musste die Sehne noch mit den Sehnendämpfern ausgestattet werden, weil der Bogen durch FF extrem laut wurde.
inwieweit das die Abschußgeschwindigkeit beeinflußt weiß ich aber nicht
Gruss Matthias

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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von fatz » 30.05.2016, 13:25

na jetzt vergleichst aber Aepfel und Bananen.....
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Squid (✝) » 30.05.2016, 13:55

Weiß ja nich. Im Naturbogenbereich ist Tuning doch eher eine Randerscheinung z. B. bei Flightbögen.
kommts auf die 5 fps wirklich an?
Der eine nutzt FF, der andere D40 mit allen Vor- und Nachteilen.
Ich hab meine 7 Selfbows jahrelang mit D40 bespannt. Seit 4 jahren ist da mehr und mehr FF hinzugekommen.
Danke an gewisse Leute... ;D
Die neueren, u. a. der Osage 001 (Suchfunktion) ist gleich mit FF in die Welt gegangen.
Beides funzt.
Fein.
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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Felsenbirne » 30.05.2016, 14:09

@fatz
hier trifft wieder Theorie auf Praxis. Mittlerweile haben sicher die Hälfte unsere FF Schützen Sehnendämpfer drauf. Ich bin fest überzeugt das höchstes 2 von 10 das brauchen.
Die Mittelwicklung ist bei vielen so lang, da hätte man auch gleich durchwickeln können. Und Sehnenörchen sind, entgegen deiner Annahme es betrifft nur die Mitte, bei allen gewickelt.

Der Geschwindigkeitsvorteil dürfte sich also eher im theoretischen Bereich abspielen. Und um Geschwindigkeit geht es doch bei FF (Fast Flight) oder? Dazu kommt ja auch noch die individuelle Fähigkeit der Schützen sauber zu lösen. Ich hatte bei FF den Eindruck, dass diese weniger Fehler verzeiht, den Bogen nervöser macht. Zumindest war das bei meinem RD Laminierten so

Ich sehe den Vorteil eher beim veränderten Verhalten des Bogens ob nun tatsächlich so oder eingebildet.

Bei alle Bögen die bei uns im Verein in meiner Anwesenheit gebrochen sind, war übrigens eine FF-Sehne drauf. Die Bögen waren glasbelegt also keine reinen Holzbögen. Ich kann aber nicht sagen ob es am FF lag (wie auch). Auch die lauten Abschussgeräusche dieser Bögen waren von Anfang an da und nicht erst kurz vor Bruch.

Am besten jeder testet das für sich selbst
Gruss Matthias

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Re: Selfbow und Sehnenwahl

Beitrag von Anasazi » 30.05.2016, 19:21

Für mein Dafürhalten gibt es einen großen Unterschied im Schußkomfort.
- Bei Dacron schwingt der Bogen lange nach, da Dacron übertrieben gesagt ne Dehnung wie ein Gummiband hat
- Bei FF schwingt da nichts nach...

Dazu kommt, dass eine FF die Energie besser (weil direkter) überträgt. Durch die höhere Eigendehnung geht bei Dacron halt Energie verlohren.

Die Länge der Mittelwicklung, die Strangzahl und den Fell-, Wollflusen-, Gummischmuck (wenn man ihn für nötig hält), das liegt alles im Einflußbereich des Sehnenbauers. Und wenn kein Klemmnockpunkt passt, dann wickel ich halt einen. Das sind alles Sachen, die mit dem Sehnenmaterial an sich nichts zu tun haben.

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