Falsch getillert?

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Mike K
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Falsch getillert?

Beitrag von Mike K » 28.03.2016, 16:46

Hallo Bogenbaufreunde. Habe ein riesiges Problem.
Ich habe/hatte einen Ahorn Langbogen 71". Habe ihn bis 30" Auszug getillert, hatte am Ende 45# Zuggwicht. Den Bogen hatte ich mit einer Lage Zirkote Furnier und zwei Lagen Fiberglasmatte (220gr/qm) belegt.
Es war alle sehr gut bis zu dem Zeitpunkt, bis ich die für den Bogen gemachte Sehne aufziehen wollte. Das erschien mir irgendwie sehr schwer, so legte ich den Bogen nochmal auf den Tillerbaum und wollte nochmal den Auszug prüfen. Als ich dann bei ca. 26" Auszug war, passierte es: ES GAB EINE LAUTE EXPLOSION, der Bogen brach, ein Stück flog mir an den Kopf und fertig war's ???
Ich denke ich habe einen großen Fehler begangen und mit der "ersten" Sehne bis 30" getillert, was mit der regulären Sehne bei Weitem NICHT der richtige Auszug ist.
Jetzt bin ich erst einmal richtig down und habe Angst den nächsten Bogen (der schon zum Tillern bereit ist) anzufangen zu tillern.
Bei welchem Schritt oder Level beim Tillern (oder Auszug) sollte ich die Sehne einkürzen und wie weit sollte ich kürzen wie oft kürze ich ein? 1/3, 2/3 und ganze Standhöhe?
Kann mir bitte jemand weiterhelfen.
Vielen Dank.
Michael

Edit Markus:Großbuchstaben aus dem Titel entfernt wg. unnützer Effekthascherei.
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Zuletzt geändert von Mike K am 28.03.2016, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Rotzeklotz
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von Rotzeklotz » 28.03.2016, 16:58

Hast du im Grunde schon richtig erkannt, die Sehnenlänge wurde viel zu spät angepasst (zu der Materialkombi kann ich nichts sagen).
Davon ab, der Bogen hat hier bei der viel zu langen Sehne außen auf beiden Seiten schon deutliche Schwachstellen (rechts mehr als links), die sich beim Kürzen der Sehne weiter verstärken mussten. Da wäre es, auch wenn bei diesem Tiller geblieben wäre, zu Problemen gekommen
Ich gehe so früh wie möglich auf Standhöhe, auf dem Weg dahin ziehe ich den Bogen nie über den halben (eher sogar nur 1/3) angestrebten Auszug aus.

Edith: auf den neuen Bildern sieht man ja auch, dass er auf der rechten Seite genau an der angemerkten Schwachstelle gebrochen ist

Mike K
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von Mike K » 28.03.2016, 17:09

Danke Rotzeklotz für die schnelle Antwort. Was heißt so früh wie möglich auf Standhöhe gehen? In oder bei welchem Stadium des Tillerprozesses? Ich fange mit einer Sehne an, die etwas länger als der Bogen ist, da kann ich die Sehne bei ca. 8-9" einhängen, da habe ich etwas Zug darauf. Dann arbeite ich mich inch für inch weiter bis ca. 12-14" und messe dann mein Zuggewicht. So habe ich das bei diesem Bogen gemacht. Wann hätte ich auf diesem Weg die Sehne einkürzen sollen? Das ist mir irgendwie nicht wirklich klar.
Grüße, Michael
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killerkarpfen
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von killerkarpfen » 28.03.2016, 17:12

Tja also rein vom Bild her. Rot ist zu schwach Orange könnte passen Grün biegt zu wenig.

Die Sehne ist zu lang das sieht man . Da der Bogen in der Mitte kaum biegt hat die kürzere Sehne die äusseren Biegestellen natürlich überfordert Wenn Du dann noch ausziehen wolltest hast Du dem Bogen zu viel abverlangt.

Auch der Griff ist so zu lang und hat keinen schön auslaufenden Fadeout.
Alles in allem ergibt sich auf die Grösse des Bogens zu wenig biegendes Material und bei diesem Auszug musste der kollabieren.
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Eppur si muove

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Rotzeklotz
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von Rotzeklotz » 28.03.2016, 17:35

Ich tu mich mich da schwer zu sagen, das ist der richtige Weg, muss jeder gucken, was für ihn am besten funktioniert.

Dein Ziel sollte es sein, bereits bei sehr geringem Auszug den Bogen soweit zu tillern, dass er auf Standhöhe gebracht werden kann und einen vernünftigen Tiller hat. Je weniger du ausziehst, bevor der Tiller nicht in Ordnung ist, desto besser. Beim weiteren Ausziehen musst du dann nur noch Kleinigkeiten korrigieren und die Gefahr, dass sich Schwachstellen (bzw. dass diese überhaupt vorhanden sind) durch das weite Ausziehen immer weiter verstärken, ist relativ gering.

Ich persönlich tüftle 90% des Tillerprozesses an einem Bogen, den ich nur ganz gering ausgezogen wurde. Meistens nur Bodentiller, manchmal dann noch kurz aufspannen und bei etwa bogenlanger Sehne ein klein wenig tillern bei ganz geringem Auszug. Mit etwas Erfahrung weiß man dann schon, ob der Bogen direkt auf Standhöhe gebracht werden kann (wenn du dir unsicher bist bring ihn erst halt auf 1/3, dann 1/2 usw. Standhöhe) Dann tiller ich direkt am aufgespannten Bogen weiter bis die Standhöhe in meinen Augen gut aussieht. Und erst dann ziehe ich den Bogen auf dem Tillerbaum immer weiter aus.

Fazit: Viel Zeit und Geduld am Anfang investieren und sich nicht verleiten lassen, den Bogen weit auszuziehen. Das solte erst geschehen, wenn der Bogen auff Standhöhe ist und dort bereits einen einigermaßen vernünftigen Tiller hat

Mike K
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von Mike K » 28.03.2016, 19:44

Danke Killerkarpfen und Rotzeklotz. Die Antworten waren sehr hilfreich. Ich werde das beim nächsten Bogen berücksichtigen und im Auge behalten.
Vielen Dank!
Michael
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Markus
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Re: FALSCH GETILLERT?

Beitrag von Markus » 28.03.2016, 20:17

Und dann bitte NICHT alles in Großbuchstaben. Denn soooo wichtig ist Dein Faden nun auch nicht, dass der jedem ins Auge springen muss.

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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Heidelzerg » 28.03.2016, 20:46

@ Rotzeklotz: Danke für Deine Ausführungen! Bin selbst Anfänger und fand das hilfireich, denn ich tiller auch immer den gespannten Bogen, da man da gleich sieht, wie viel sich tut. Ich dachte, das wäre vielleicht nicht so ganz die hohe Schule und finde es beruhigend, dass es erfahrene Leute auch so machen.
Nur eine Frage: ich finde es immer sehr schwierig, den Bogen früh aufzuspannen, weil er da meistens noch allzu stark ist. Wie machst Du das? Mit einer Spannschnur? Mit Einsteigetechnik? Mit auf den Boden stellen, Knie gegen den Griff drücken und spannen? Ich mache letzteres, aber es fühlt sich etwas dilettantisch an....

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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Rotzeklotz » 28.03.2016, 21:43

Gern geschehen!
Öhm, ich mach das mit der Durchsteigemethode. Finde ich jetzt am einfachsten, um das Öhrchen in die Sehnenkerbe zu hängen.
Besonders elegant sieht das aber auch nicht aus ;D (zumindest bei Zuggewichten um 70lbs+)
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Fichtenelch78 » 29.03.2016, 07:08

Was ich hier noch anmerken möchte ist: Das Glasgewebe das verwendet wurde ist in meinen Augen eher suboptimal gewesen. Man sieht deutlich das es ein bidirektionales Gewebe ist und das es einen recht glatten Riss im Gewebe gibt. Ich vermute deshalb das ..zumindest zum Teil...das Gewebe auch Schuld ab Bruch war. Ich würde auf dem Rücken immer unidirektionales Gewebe verbauen. Da ist die Faseranzahl in Längsrichtung einfach viel höher und hällt somit auch mehr Belastung aus.
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Mike K » 29.03.2016, 10:02

Hallo Fichtenelch78. Danke für deinen interessanten Kommentar. Das Gewebe ist aber lt. Hersteller unidirektional, darauf habe ich extra geachtet. Trotzdem vielen Dank.
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Mike K » 29.03.2016, 10:05

Sorry Markus. Wollte da nicht aus der Reihe tanzen mit den Großbuchstaben. Du hast schon Recht, dass das Thema nicht sooo wichtig ist. Kenne das halt von Anzeigen im Allgemeinen und von der Arbeit. Werd's mir für die Zukunft merken.
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Roby-Nie » 29.03.2016, 10:21

Mike K hat geschrieben:Das Gewebe ist aber lt. Hersteller unidirektional, darauf habe ich extra geachtet.


Das Gewebe ist aber leider, wie auf den Bildern deutlich zu sehen ist, nicht unidirektional.
Jede Lage für sich genommen besteht aus unidirektionalen Fasern, aber leider sind 90° zwischen den Lagen.
Die querliegenden Fasern helfen dir auf dem Rücken nicht, weil sie keine Zugspannung aufnehmen können.
Wenn der Tiller gleichmäßiger und der Griff nicht so breit gewesen wären, dann hätte es möglicherweise halten können.
Trotzdem machen die Fasern die quer liegen nur Gewicht, nutzen aber praktisch nichts.
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Mike K
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Mike K » 29.03.2016, 10:47

Danke Roby-Nie für die Beurteilung. Dachte mir schon irgendwie, dass das Gewebe irgendwie gar nichts hielt (das war ein Gefühl). Die Angabe des Herstellers unidirektional bezog sich dann wohl auf die einzelnen Fasern, wenn ich deine Formulierung richtig deute? Naja, werde dann wohl dieses Gewebe nicht mehr verwenden und alle Tipps, die ich bisher bekam auch beachten. Danke
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Re: Falsch getillert?

Beitrag von Fichtenelch78 » 29.03.2016, 12:33

Ich wollt schon sagen....: Wenn dieses Gewebe unidirektional ist heiß ich Klaus! :P Ob der Bogen mit ECHTEM unidirektionalen Gewebe gehalten hätte weiß ich nicht...dazu kenn ich mich bei Holzbögen zu wenig aus. Was ich aber kenne sind Gewebe und Laminate ..und dieses Gewebe ist in meinen Augen NIX für den Rücken. Am Bauch wäre es wohl besser aufgehoben gewesen. :)
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