Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

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Ferris
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Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Ferris » 16.12.2015, 12:48

Dann will ich auch mal mein Erstlingswerk präsentieren. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich bis auf die Knochen blamiere. Aber irgendwie muss man ja lernen...

Vorweg: Ich bin (noch) ein blutiger Anfänger in Sachen Bogenbau. Allerdings bin ich da wegen meiner Kids in eine Sache geraten, die mich mehr oder weniger dazu gezwungen hat, mich mit der Materie zu beschäftigen. Was tut man nicht alles...

Wie auch immer. Mein Großer (5 Jahre) äußerte den Wunsch, zu Weihnachten einen Bogen haben zu wollen. Der Kurze (3 Jahre) ist natürlich prompt auf den gleichen Zug aufgesprungen. Papa dachte sich dann: Kaufen kann ja jeder. Und so ein Plastik Zeuch wollte ich ebenfalls nicht haben, da kommt kein Spaß auf. Immerhin haben wir uns als Kinder ja auch selber beholfen. Also: Selbst ist der Mann!

Da Kinderwünsche aber manchmal so wechselhaft sind wie das Wetter, ist der Große auf eine Nerf ausgewichen. Der Bogen war damit wieder vergessen. Der Kurze allerdings hatte so etwas Bogenähnliches schon auf dem Wunschzettel. Aus der Nummer kam ich also nicht wieder raus. Es sei denn ich hätte erzählt, ich hätte aus Versehen mit dem Bogen das Christkind erschossen und Weihnachten fällt somit aus. Diese Maßnahme erschien mir aber doch etwas zu drakonisch...

Ein einfaches Stöckchen mit Schnur sollte es dann aber nicht werden, man hegt ja einen gewissen Anspruch auf selbst erstellte Weihnachtsgeschenke. Also ab ins Netz und diverse Tutorials gewälzt. Auf dieser schönen Seite hier, fand ich dann die wohl umfangreichste Sammlung an Ideen, Anleitungen usw.

Je mehr ich mich aber damit beschäftigte, desto größer wurden auch meine Zweifel dieses Projekt zugunsten meines Filius abschliessen zu können.

Also fing dieses Projekt mit der Suche nach dem rechten Ausgangsmaterial an. Kurzerhand habe ich mir ein Stück Birke besorgt welches den Anforderungen entsprach. Voller Euphorie ging ich ans Werk. Kurze Zeit später war das gute Stück nur noch als Anmachholz gut. Das spalten verunglückte das Material wenn ich das mal so sagen darf. Naja, auf diese Weise hatte das ganze dann doch noch was gutes, immerhin haben wir die kalte Jahreszeit und Brennstoff ist immer gut. Im Schein des behaglichen Feuerchens habe ich mich dann für einen zweiten Anlauf aus Hasel entschieden.

Der benachbarte Spielplatz bot eine große Auswahl und kurzerhand war das Material besorgt. Diesmal ging ich dann wesentlich feinfühliger an die Sache heran, wahrscheinlich doch zu sehr. In Ermangelung der richtigen Werkzeuge, habe ich das Material eher in die jetzige Form gestreichelt als sonst was. Also ich hatte zwei gute Messer, eine Raspel und Unmengen an Schleifpapier unterschiedlicher Stärken (keine Ahnung wo das alles her kam, es war halt da). Die ca. 80cm lange Stave habe ich also in langwieriger Arbeit geschnitzt, geraspelt und geschliffen. Zwischendurch immer mal wieder gebogen, nur um zu sehen wie es Kräftetechnisch aussieht und um zu sehen wie sich das Material verhält. Mittlerweile bin ich an einem Punkt wo ich sagen kann: Fast fertig!

Ich will hier auch noch betonen, dass es ein Kinderbogen wird. Das Teil muss nicht perfekt getillert sein. Es muss eigentlich nur halten, gut Aussehen und die Pfeile mehr oder weniger schnell ins Ziel bringen (oder in die Nähe). Auf eine spezielle Sehne verzichte ich (erstmal) ebenfalls, da muss eine synthetische Bauschnur herhalten. Auf den Bildern könnt ihr sehen, was bisher daraus geworden ist (die "Sehne" ist hier nur ein Provisorium). Ich bin eigentlich zufrieden mit dem Bogen, da muss nur noch die Pfeilauflage heraus gearbeitet und ein kleiner Knick begradigt werden. Außerdem sollte ich wohl an den Wurfarmen noch etwas Material abnehmen um mehr Auszug und weniger Zuggewicht zu bekommen. Zum Schluss bekommt das Teil ein Yakari-Indianer-Finish und dann soll es auch gut sein.

Da ich mein geballtes ??? Wissen über den Bogenbau fast ausschliesslich aus diesem Forum habe, wollte ich euch mein Werk natürlich nicht vorenthalten. Mich würden auch ein paar Meinungen und/oder Anregungen interessieren. Die Bilder sind leider Qualitativ sehr schlecht, scheiß Handy.

Sobald ich dann komplett fertig bin, werde ich hier auch den finalen Zustand in Bilder fassen. Darüberhinaus sehe ich die Nerf von meinem Großen schon in der Ecke liegen, mit dem Kommentar: "Papa ich möchte jetzt doch lieber so einen Bogen". In diesem Sinne lasse ich die nächste Stave am besten schon mal trocknen...

Hier mal ein paar Grobe Eckdaten:

Länge ca. 32"
Auszug: ca. 14"
Zuggewicht: ca. 15#
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Matze_B_aus_V » 16.12.2015, 14:01

Da gibt es nix was man wirklich dagegen sagen kann. :)
Der ist sauber gearbeitet und es gibt nichts, wo man sagen kann, dass das so nicht funktionieren wird.
Der Tiller scheint auf dem besten Weg zu sein, was öfters nicht selbstverständlich ist, wenn man die ersten Bögen baut.

Ich würde mal sagen, dass das ein Erfolg ist.

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von apaloosa » 16.12.2015, 14:02

Hallo Ferris,
Willkommen bei FC.
Seh ich das richtig, Du hast am Bogenrücken (der von Dir abgewandte Teil des Bogens) Material weggenommen?
Wenn ja und Du hast keinen komplett durchlaufenden Jahresring war das nicht gut, er wird sehr wahrscheinlich brechen.

VG
Harald

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Coal » 16.12.2015, 14:13

Am letzten Bild sieht man, dass du im fadeout bzw unmittelbar danach, die schwächste Stelle hast, und der Wurfarm dann breiter und dicker wird. Das wäre bei deinem nächsten Bogen unbedingt zu vermeiden.
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von ParaCELLsus » 16.12.2015, 15:39

Hey der sieht für den Anfang doch recht gut aus...
Ich baue Kinderbögen immer aus Manau/ Rattan....
Ist bestens dafür geeignet....weil leicht verarbeitbar und unkaputtbar...

Schönes Stück...

Greetz
André
André Kahmen | Mediengestalter f. Digital- und Printmedien und Hobby-Bogenbauer

www.derbogenflüsterer.de

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Dimachae
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Dimachae » 16.12.2015, 16:26

Hallo und herzlich willkommen...

Das wichtigste beim Bogenbau hast du ja beherzigt... du bist angefangen... Zu den Fadouts und der Materialabnahme am Rücken, wurde ja schon was geschrieben... Rattan wäre auch meine Empfehlung für den (die) Nächsten und nicht nur für Kinderbögen...
Gruß, Peter

Der Baum der fällt, macht Lärm... Der Wald wächst leise...

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Spanmacher » 16.12.2015, 16:44

Ich wünsche Dir sehr, dass dieser Bogen nicht platzt und Dein Kind viel Freude daran haben mag.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von zwirn » 16.12.2015, 16:49

Sei gegrüßt bei den Bogenbauvirusinfizierten!

1. Rückenring muss unbeschädigt und durchgängig sein
2. Für normal ist der Rücken breiter als die Griffe (benutz mal die Suche wegen Flachbogendesign und arbeite entsprechende Maße ab)

Evtl. hält das Hasel bei dem geringen Zuggewicht aus.

LG Zwirn
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Ferris » 16.12.2015, 17:42

Also erstmal vielen Dank für die nette Aufnahme und die guten Tipps bisher.

Also, das ich den Rücken bis aufs Mark herunter frei gelegt habe; ich hatte erst gemerkt das es falsch ist als es schon zu spät war. Ich hoffe das ich durch das Trapping das unvermeidliche Brechen zumindest soweit aufschieben kann, bis Junior mehr Zugkraft entwickelt. Wie ich schon sagte, er ist 3 1/2 und für ihn ist es ein Spielzeug; für Papa ein Objekt zum üben. Klar, wenn das Teil innerhalb kurzer Zeit das zeitliche segnet, gibt es zuerst ein kleines Drama und dann läuft es Gefahr, dass er das Interesse daran verliert. Aber das mit dem Interesse kann ebenso ohne brechen passieren...wer Kinder hat, weiss wovon ich Rede.

Anbei noch mal ein paar bessere Bilder. Hier sind ganz deutlich noch ein paar Baustellen zu erkennen. Obwohl bei manchen Bildern die Perspektive etwas trügt, also bitte nicht täuschen lassen.
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Geoffrey (✝) » 16.12.2015, 18:16

Hallo Ferris,

Du hast das in Deinem letzten Beitrag mit "...wer Kinder hat, weiss wovon ich Rede" schon in die richtige Richtung gelenkt. Ganz egal, wie der Bogen aus technischer Sicht noch verbessert werden könnte, Dein Jüngster wird das vermutlich nicht erkennen und es würde ihn sicherlich auch nicht im Geringsten interessieren. Aber er ist ganz sicher stolz wie Bolle, dass er einen richtigen Bogen hat. So einen aus echtem Holz! 8) 8)

Wenn der ihm dann bricht, dann ist das doch ein Zeichen dafür, wie stark er schon ist... ;).

Momentan schnitze ich an einem Bogen für mein jüngstes Enkelkind, dass im Oktober Drei geworden ist. Der Bogen war ursprünglich für mich, ist aber nach wenigen Schüssen gebrochen. Die verbleibende Wurfarmlänge erlaubt immerhin noch einen Kinderbogen. Zum Glück muss der aber nicht bis Weihnachten fertig sein. Ich kann es also ruhig angehen lassen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg.
Jürgen
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von walta » 16.12.2015, 20:05

Na, ja. Ein Kinderbogen darf vieles, aber brechen soll er auf keinen Fall. So ein zurückschnellender Ast ins Gesicht ist nicht nett.
Im grossen und ganzen finde ich ihn etwas eckig und damit meine ich nicht das Design. Die Sehne und die Knoten sind ein Witz.
Ein Bild im Vollauszug wäre noch angebracht. Ich bilde mit ein einen unschönen Knick zu sehen und das bei Standhöhe. Das darf nicht sein.
Ein Kinderbogen soll so gemacht sein, dass auch ein Erwachsener damit gerne schiessen würde.

Walta

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von inge » 16.12.2015, 20:10

Sehe ich auch so. Rechter WA biegt in der Mitte garnicht.
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von zwirn » 16.12.2015, 21:12

Nu bricht aber Hasel nicht so explosiv wie Eibe.
Zum Bruchschutz könntest du aber trotzdem mit Holzleim etwas Seide aufbringen.

Zum Sehnenbau schau mal nach Dacron und noch Endlossehne/flämisch gespleißter Sehne.

LG Zwirn
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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von Ilmarinen » 16.12.2015, 21:34

Hallo Ferris,
herzlich willkommen im FC.
Tja, wozu uns die Kinder so alles bringen.
Mal sehen, ob Du ohne Infektion mit dem Bogenbauervirus hier wieder rauskommst - sprich ob es bei dem Bogen für Deinen Sohn bleibt, oder ob sich er Papa dann auch eine oder viele baut :)

Zu dem Bogen kann man erst wirklich was sagen, wenn Du mal ein paar Pfeile damit geschossen hast. Dann siehst Du, ob er hält.

Wenn Du weiter bauen willst, ich wäre nicht so weit von Dir entfernt, man könnte sich also mal treffen.

Grüße

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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Re: Kinderbogen aus Hasel - Mein Erster überhaupt

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2015, 08:32

Servus und willkommen im Forum. Um den Tiller zu beurteilen wäre ein Auszugsfoto, wie walta und inge schon sagten, erforderlich.
lg Thomas
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