Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

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Rotzeklotz
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Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 18.03.2015, 17:19

Hallo zusammen,
folgendes Problem: Bei meinem Eibenflachbogen, den ich im Moment in der Mache habe, ist am Rand bei einem Ast ein kleiner Riss aufgetaucht. Ein Grundproblem ist sicher bereits, dass der Ast am Rand ist, das Holz hatte aber soviele Äste, dass ich Mühe hatte, den Bogen in das Holz so zu legen, dass sie alle gar nicht oder wenn in der Mitte auftauchen. Zweites Problem, dass ich nicht genug Holz drumherum stehen gelassen habe...nunja, das Kind ist in den Brunnen gefallen und ich möchte retten was zu retten ist.
Wenn das alles kein Ding ist oder die Lösung auf der Hand liegt, dann entschuldigt bitte, wenn ich zum ersten Mal vor einem Problem stehe, frage ich lieber einmal zuviel, als dass ich blind weiterfusche ;)
In einem ersten Aktionismus habe ich bereits ein bischen Epoxy eingefönt, reicht das oder welche Maßnahmen empfehlen sich?
WP_20150318_16_52_25_Pro.jpg


Im zweiten Bild der jetzige Tillerstand (gerade angefangen, da ist natürlich noch viel zu tun), aufgenommen vor entdecken des Risses, damit ihr ein Bild habt, wie sehr er bereits belastet wurde.
Der Bogen misst 1,65 m, 10cm Griff +2*3cm Fades, ist ca. 4cm breit auf ca. 2/3 der WAs und läuft dann auf 1,2cm aus, gewünschter Auszug sind 28"...welches maximale Zuggewicht würdet ihr mir empfehlen? Mein ursprüngliches Ziel waren ca. 45-50lbs.
WP_20150318_16_48_05_Pro.jpg


Danke schonmal!
Jonas

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Wilfrid (✝)
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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 18.03.2015, 17:26

mach ein Pflaster drauf. Also so bis 2-3 cm vor und hinter dem Ast ein Stück Stoff in Ketfaden richtung drauf und fest mit Sternzwirn umwickeln

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killerkarpfen
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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von killerkarpfen » 18.03.2015, 21:00

Soja Sahne und Apfelmus ;D

Shit happens! Das kann sowohl als auch. Die Frage ist woher kommt der Riss? Ist es ein Trocknungsriss, kommt er noch vom spalten her oder ist es Ringschäligkeit. Kommt er vom spalten her könnte das Problem mit einer Wicklung und dem Epoxy funzen. Ist der Riss durch innere Spannungen entstanden, sei es vom trocknen her oder noch schlimmer wegen Ringschäligkeit, fürchte ich ist der Bogen dem Tode geweiht.

Weiter ist der Rücken nach dem Bild zu urteilen noch alles andere als fertig, da solltest Du den Rückenring besser herausarbeiten.
Mit etwas Erfahrung sehe ich als einzige Chance den Rücken sauber auszuarbeiten, aber ohne an der Problemstelle noch mehr Material abzunehmen. wenn Du das fertig hast den Bogen so weit fertig zu bringen, dass der ohne ihn gross vorher zu spannen auf sein angestrebtes Zuggewicht vorzubereiten und dann eine satte Wicklung über die Stelle zu legen. Erst dann die ersten Versuche den Bogen richtig auszuziehen.

Bei fraglichen Bögen lege ich den auf einen Bock mit einer Zugvorrichtung. Dann lege ich eine Wolldecke darüber gegen herumfliegende Teile. So ziehe ich den Bogen unter besonderen Schutzmassnahmen mindestens 1 1/2 Zoll über den angestrebten Auszug. Auf Gedeih und Verderb! >:)
Wenn er das ausgehalten hat kannst Du ihn gebrauchen. Wenn nicht weisst Du woran Du bist.
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Rotzeklotz
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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 18.03.2015, 21:57

killerkarpfen hat geschrieben:Soja Sahne und Apfelmus ;D

Shit happens!.

Galt des jetzt dem Bogen oder der Sojasahne? ;D Bin gerade in einer Wg mit Veganern gelandet...musste ich mich erstmal dran gewöhnen, ist aber gar nicht so übel, wenn auch dauerhaft für mich nicht aushaltbar (muss zum Glück auch nicht :), sehr tolerant alles hier )
Aber zum Bogen: Mit den Ursachen für Rissbildung bei Eibe (und allgemein) kenne ich mich leider nicht aus, ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass ich den Ast einfach nur unglücklich plaziert habe. Das Holz dafür habe ich nicht gespalten, sondern nur mit dem Ziehmesser runtergearbeitet, da der Durchmesser zu gering war. Es ist zwischen 10 und 20 jahre alt, laut Aussage des ehemaligen Besitzers zuerst einige Jahre draussen, aber überdacht gelagert, dann im Schuppen. Außerdem ist ein Kernholzring leicht bläulich, Pilz nehme ich an.
Der Rücken bedarf tatsächlich noch etwas Feinschliff, es sind aber nur an kleine, vereinzelte Reste des darübliegenden Ringes über, 95% des Jahresringes sind freigelegt. Auf dem Bild ist es etwas mehr, weil ich an den Ästen etwas mehr stehen lassen habe. Vier Jahresringe habe ich runtergearbeitet.
Mein Plan wäre jetzt:
-Rücken komplett fertig machen
-Provisorisches Pflaster an Problemstelle anbringen, noch ohne Wicklung, um am Bauch weiterarbeiten zu können
-Bei sehr geringen Auszug den Bogen auf mein (geschätztes) Wunschzuggewicht bringen (sollte ich mich von 45-50 verabschieden?) und hoffen, dass der Tiller (vor allen, an und um Problemstelle) halbwegs stimmt
- Wicklung wie von Wilfrid vorgeschlagen anbringen (Danke!)
- Unter Schutzmaßnahmen den Bogen weiterausziehen (habe leider keine Zugvorrichtung, bin schon froh, dass ich hier überhaupt auf dem Balkon schnitzen kann), das mit der Decke ist eine super Idee!
Danke schonmal bis hierher!

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von killerkarpfen » 18.03.2015, 22:35

Nein ich habe mich über die Aufschrift auf der Tafel amüsiert, ich fand das irgend wie passend :) Gilt schon beidem, der Riss gefällt mir nicht so sehr und als bekennender Omnivore anerkenne ich auch Pflanzen und Pilze sowieso, als Lebewesen.

Ein Ast am Rande macht mir eigentlich kaum Bedenken. Der Riss liegt aber so unglücklich, weil dadurch dass man bei einem Ast etwas mehr Material stehen lässt, wird nach menem Dafürhalten, genau die Selle davor und nach der Verdickung mehr belastet. Eben genau da wo der blöde Riss liegt.
Wenn ich Dich richtig verstehe ist der Riss nicht durch mechanische Bearbeitung entstanden, sondern durch innere Spannungen. Darum nimm auch an der Stelle des Risses kein Materialmehr ab und lass die ganze Stelle steif, bis der Bogen überall entsprechend getillert ist und das gewünschte Zuggewicht erreicht wurde. Dann wird die Problemstelle dicker sein als davor und danach. Bis dahin wird aber die Stelle den gleichen Belastungen ausgesetzt sein wie der restliche Wurfarm. Womit die Gefahr besteht, dass sich der Riss erweitert.

Der lila Jahresring liegt sicher im Übergang vom Splint zum Kernholz. Das gibt's mit der Verfärbung des Kerns und ist unbedenklich. Das sind keine Pilze.
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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von AlexM » 19.03.2015, 06:26

Rotzeklotz hat geschrieben:
killerkarpfen hat geschrieben:Soja Sahne und Apfelmus ;D

Shit happens!.

Galt des jetzt dem Bogen oder der Sojasahne? ;D Bin gerade in einer Wg mit Veganern gelandet...musste ich mich erstmal dran gewöhnen, ist aber gar nicht so übel, wenn auch dauerhaft für mich nicht aushaltbar (muss zum Glück auch nicht :), sehr tolerant alles hier )


Naja, mit einem Bogenbauer in der WG müssen sie ja nicht mehr lange Veganer bleiben, dann haben auch sie endlich mal erfolg bei der Jagt ::) ;D .

Ich drücke dir die Daumen mit dem Bogen, würde mich über Fotos vom Provisorisches Pflaster freuen sowei von einem mit Wicklung :).


Viel Erfolg und Glück,


Alex

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Gornarak » 19.03.2015, 14:28

Mir gefallen irgendwie die Längsschrammen auf dem Rücken nicht.

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 19.03.2015, 15:11

Gornarak hat geschrieben:Mir gefallen irgendwie die Längsschrammen auf dem Rücken nicht.

Wenn du die dunklen meinst, das sind Bleistiftstriche ;)

Danke für die Tipps zum Tillern, ich geb mein bestes. Die bläulichen Stellen liegen tatsächlich an den Übergängen von Splint zum Kernholz, erstrecken sich z.T. aber auch über zwei Jahresringe, deswegen war ich etwas verunsichert.

Heute besorge ich mal Materialien fürs Pflaster und dann gehts weiter :)

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 19.03.2015, 20:37

So der Patient wurde verarztet, hoffentlich kein Fall von Ärztefusch, und kommt jetzt ins Bootcamp >:)
Zuerst wird sich aber aufgewärmt...bin jetzt bei einem Auszug von 19", 35 Pfund hat er bis hier. Ich denke das sollte passen, um bei 45 Pfund zu landen. Hier werde ich erstmal verharren, bis alles passt. Insbesondere mit dem rechten WA bin ich noch nicht ganz zufrieden.

Hier die Wicklung, habe mich doch gegen ein provisorisches Pflaster entschieden und lasse die Stelle jetzt steif.
WP_20150319_20_20_00_Pro.jpg

Und der Tiller bis hier
WP_20150319_20_19_16_Pro.jpg

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von LittleOlli » 20.03.2015, 08:49

Hi,

also für mich sieht der schon klasse aus, direkt hinter dem Pflaster, wo auf der Wand das kleine Monster aufgezeichnet ist, könnte er leicht mehr biegen? viel ist das dort glaube ich aber nicht.

LG
Olli

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 20.03.2015, 15:16

Kurzes Update: Der Bogen lebt, hat im Moment 51@28" und ist fürs Einschiessen fertig getillert. Mehr also hoffentlich bald im Präsithread ;D

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Bogenhannes » 20.03.2015, 19:55

Schöner Tiller drück dir die Daumen fürs Einschiessen!
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von killerkarpfen » 20.03.2015, 21:18

22.JPG

in dem markierten Bereich möchte es noch etwas mehr Biegung erleiden
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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 20.03.2015, 21:48

Danke euch!
Erleiden ist gut :D
Sehe (sah) ich genauso, wie Olli und Killerkapfen ja auch geschrieben haben und habe vor allem am rechten WA noch ein bisschen herumgedoktert, sollte nun passen. Bin echt schon gespannt aufs Einschiessen, habe aber ein gutes Gefühl.

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Re: Mücke oder Elefant? Was ist hiermit noch möglich?

Beitrag von Rotzeklotz » 20.03.2015, 22:36

Hier noch ein schnell gemachtes Bild vom jetzigen Stand vor dem Einschiessen
WP_20150320_22_06_05_Pro.jpg

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