Anleitung: Schweifhobel einstellen

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Granjow
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Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Granjow » 14.01.2015, 21:16

Dies ist eine kurze Anleitung, wie man einen Schweifhobel mit Trimmschrauben — wie zum Beispiel den Kunz 51 A — reproduzierbar sauber einstellt.

Benennen wir erst mal die Einzelteile:
  • Die geschärfte Klinge nennt man Eisen. Es hat eine flache Seite (Spiegelseite) und eine Seite mit angeschliffener Fase. Die Spiegelseite zeigt nach oben bzw. nach vorne, berührt also die Messerklappe.
  • Das rote Teil ist die Messerklappe und drückt das Eisen fest. Bei älteren Modellen ohne Trimmschraube muss die Messerklappe fest angezogen werden, da sie alleine die Messerklappe festklemmt.
  • Die messingfarbenen Schrauben sind die Trimmschrauben und verhindern, dass das Eisen nach hinten rutscht.

Spokeshave_Kunz_51_A.jpg
Kunz 51 A
Spokeshave_Kunz_51_A.jpg (6.56 KiB) 4857 mal betrachtet


Dann gehts mal los. Erster Schritt nach längerer Nichtverwendung ist jeweils, Messerklappe und Eisen zu entfernen, Holzstaub abzuwischen, (hoffentlich kein) Rost zu entfernen und bei Bedarf das Eisen zu schleifen. Dazu gibts genügend Anleitungen im Netz. Dann wieder zusammensetzen.

Messerklappe nur so weit anziehen, dass das Eisen nicht wegrutscht, aber immer noch von Hand bewegt werden kann. Trimmschrauben etwa eine Umdrehung lösen, Eisen nach hinten ziehen.

Das Eisen muss ab jetzt immer so an den Trimmschrauben anliegen, dass es nicht weiter nach vorne gestossen werden kann. (Wichtig.) Die Trimmschrauben sind nur dazu da, das Eisen nach vorne zu stossen. Rückwärts ist nichts! Wenn das Eisen zu weit vorne ist, Trimmschrauben etwas lösen und das Eisen von Hand nach hinten ziehen.

Das sieht dann so aus:

Schweifhobel-Trimmschrauben-Position.svg.png


Nun geht es an den Trimmvorgang. Ziel: Das Eisen ist absolut gerade im Hobel und trägt auf der linken und auf der rechten Hälfte gleich viel Holz ab. Mit einem schrägen Eisen ist die Arbeit unberechenbar, und man hobelt gerne tiefe Kerben in den fast fertig getillerten Wurfarm, weil man die falsche Seite erwischt hat.

Erst mal muss das Eisen so weit hinten liegen, dass der Hobel gar kein Holz abträgt. Wenn das nicht der Fall ist: Trimmschraube auf der entsprechenden Seite weiter lösen und das Eisen wieder nach hinten ziehen.

Dann das Eisen nach vorne schieben. Das geht so: Mit dem linken Viertel des Hobels auf einer Holzkante den Schweifhobel nach vorne stossen und gleichzeitig die linke Trimmschraube eine halbe Umdrehung anziehen. Wahrscheinlich geschieht noch nichts. Nun mit dem rechten Viertel «hobeln» und gleichzeitig die rechte Trimmschraube eine halbe Umdrehung anziehen. Wahrscheinlich geschieht immer noch nichts.

Haltung sieht bei mir so aus:

Schweifhobel-Trimmschraube-einstellen.svg.png


Den Trimmvorgang wiederholen, die Trimmschrauben vorsichtig andrehen und den Hobel genau beobachten. Sobald die Seite etwas Holz abträgt, wird sie in Ruhe gelassen und nur noch die andere Seite getrimmt, bis sie den selben dünnen Span abhobelt.

Wenn die zweite Seite mehrere Umdrehungen mehr angezogen werden muss, kann es geschehen, dass die erste Seite schon sehr viel Holz abträgt, obwohl sie nicht weiter nach vorne geschraubt wurde. Dann beide Trimmschrauben eine oder zwei ganze Umdrehungen lösen und den Vorgang wiederholen. Diesmal passt es, da beide Trimmschrauben von Anfang an schon ziemlich richtig sind.

Der abgetragene Span sollte nur sehr fein sein:

Schweifhobel-getrimmt.svg.png


Der Schweifhobel ist nun gut eingestellt und sollte eine hauchdünne Schicht abtragen. Messerklappe mit wenig Kraft stärker anziehen.

Wenn der Hobel zu wenig abträgt — vor dem Tillern will man mehr als Reibungswärme erzeugen —, Messerklappe leicht lösen, beide Trimmschrauben eine Vierteldrehung anziehen, Messerklappe wieder anziehen. Ist der Hobel einmal eingestellt, klappt das zuverlässig.

Wenn er zu viel abträgt, was bald der Fall ist, wenns ans Tillern geht: Trimmschrauben gegebenenfalls anziehen, bis sie wieder ans Eisen drücken (sie können sich aufdrehen, wenn man einhändig arbeitet), eine Umdrehung lösen und wieder wie gehabt trimmen. Mit etwas Übung eine Sache von 50 Sekunden.


Viel Erfolg. Und Freude am Schweifhobel.
— Simon

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acker
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von acker » 14.01.2015, 21:55

:) Danke fürs posten , ist nun auch im How To zu finden :)
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

Onkel Tom
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Onkel Tom » 14.01.2015, 22:10

Danke, war interessant. Mal sehen, wie ich meinen ohne diese Stellschrauben einstellen kann. (War ein Flohmarktschnäppchen 1€ zusammen mit einem Beil, einer alten aber unbenutzten Feile und einer Raspel) Wird sicherlich ne Fummelei. Oder gibts da auch Tipps für?
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Ösi
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Ösi » 15.01.2015, 05:18

Na dann stell bitte mal ein Bild von dem "Altertum" rein.
nomen est omen!

max2
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von max2 » 15.01.2015, 08:36

Hallo,

Onkel Tom, beim Schweifhobel ohne Stellschrauben ist der Einstellvorgang genauso wie beim Schweifhobel mit Stellschrauben.
Statt das Eisen mit den Schrauben vorzudrücken, schlägst du es mit einem Hammer vorsichtig nach vorne, bis es Späne abnimmt.
Das geht mit etwas Übung sogar feinfühliger als mit Einstellschraube.

Gruss, Max

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Neumi » 15.01.2015, 10:06

Guten Morgen, da gibt es übrigens von Haitha eine Anleitung zum schleifen dieses Schweifhobels. Und danach kann man mit dem Ding sauber arbeiten (hab das ausprobiert).
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=24370&p=435150&hilit=schweifhobel+haitha#p435093
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von LittleOlli » 15.01.2015, 10:25

Hallo,

interessanter Beitrag - ich habe mir letzte Woche einen Schweifhobel zugelegt, nach etwas umsehen im Netz einen MIT Stellschrauben. Nur hatte ich totale Probleme das Teil sauber zu justieren.

Zunächst war an dem neun Teil anscheinend die Klinge nicht wirklich scharf - ich hab mir den Boden zum einen erst einmal glatt geschliffen, damit er besser über das Holz gleitet und die Klinge auf 1000er und 3000er Körnung geschliffen/abgezogen.

Was mir aufgefallen ist, beim Einstellen = an den Seiten nimmt der Hobel sehr fein Material ab, ist fast wie stärkeres Papier,
doch in der Mitte nimmt er mehr Material weg.

Ist das normal? ich habe den Kunz 51A mit gerader Klinge.

Auch war es sehr schwer mit dem Einstellen, da zunächst ständig Holzabtrag zwischen Klinge und Halter hingen, um die zu entfernen musste Klingenhalter und Klinge kurz raus genommen werden, was widerum die sehr leicht gängigen Stellschrauben jedes Mal wieder leicht verstellt hatte (ein Teufelskreis) - ich hab mir dann geholfen, in dem ich Sehnenwachs oben ans Gewinde der Stellschrauben gemacht hab, jetzt drehen sie etwas zäher und bleiben in Stellung.

Gruß
Olli

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Chilly
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Chilly » 15.01.2015, 10:40

Das mit den hängen bleibenden Spänen ist weg, sobald der Kunz nach der von Haitha gezeigten (und von Neumi oben geposteten) Methode "gepimpt" wurde. Speziell der polierte Klingenhalter ist dafür wichtig! Damit der Boden richtig eben wird, mit Schleifpapier auf einer Glasplatte schleifen, dann zieht er auch gleichmässige Späne.

Hab ich auch gemacht, jetzt zieht der Kunz Papier-dünne Späne ohne Verstopfen!

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Arry » 15.01.2015, 19:45

Danke für diese schöne Anleitung, Simon!
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Onkel Tom » 15.01.2015, 21:53

Hallo zusammen,
@Ösi: hat sich erledigt; @max 2: Danke.
In einem anderen Forum habe ich eben eine einfache (noch ungetestete) Eistellmöglichkeit für Schweifhobel ohne Einstellschrauben gefunden. Scheint simpel und deshalb genial.
Punkt "Zu 1. Variante 2" http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum ... instellen/
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von LittleOlli » 16.01.2015, 09:00

.... das Anschleifen des Klingenhalters werde ich noch nachholen, hab gestern noch einen dünnen Haselstock zum Testen bearbeitet und die Klinge ist schonmal traumhaft scharf geworden.. nur verklumpen ab und an noch Späne zwischen Klingenhalter und "Gehäuse" :D

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Granjow » 16.01.2015, 20:25

LittleOlli hat geschrieben:Zunächst war an dem neun Teil anscheinend die Klinge nicht wirklich scharf - ich hab mir den Boden zum einen erst einmal glatt geschliffen, damit er besser über das Holz gleitet und die Klinge auf 1000er und 3000er Körnung geschliffen/abgezogen.

Was mir aufgefallen ist, beim Einstellen = an den Seiten nimmt der Hobel sehr fein Material ab, ist fast wie stärkeres Papier,
doch in der Mitte nimmt er mehr Material weg.

Ist das normal? ich habe den Kunz 51A mit gerader Klinge.


Ja, du hast dir das Eisen rund geschliffen, dann ist das normal ;D
Zur Überprüfung stell das Eisen mit der Schneide nach unten auf eine gerade Oberfläche (Tisch z. B.) und mach Licht von hinten. Wenn da unter der Schneide Licht durchkommt, ist entweder Tisch oder Schneide oder beides krumm.
Ist aber eigentlich ganz praktisch so. Die Gefahr, mit der Ecke des Eisens Rillen in deinen Wurfarm zu hobeln, ist so etwas geringer.


Chilly hat geschrieben:Das mit den hängen bleibenden Spänen ist weg, sobald der Kunz nach der von Haitha gezeigten (und von Neumi oben geposteten) Methode "gepimpt" wurde. Speziell der polierte Klingenhalter ist dafür wichtig! Damit der Boden richtig eben wird, mit Schleifpapier auf einer Glasplatte schleifen, dann zieht er auch gleichmässige Späne.

Hab ich auch gemacht, jetzt zieht der Kunz Papier-dünne Späne ohne Verstopfen!


Danke fürs Posten! Wer mal dafür keine Zeit hat oder der Schweifhobel nicht der eigene ist, gibts noch ne andere Möglichkeit:
Die Messerklappe kann man auch etwas zurückziehen (zu den Trimmschrauben hin) und dann festziehen. Die Anziehschraube muss nicht unbedingt ganz unten im Führungsschlitz der Messerklappe sein. Dann ist der Abstand zur Schneide grösser. Mir verstopfen die Hobel so kaum noch.


Onkel Tom hat geschrieben:Danke, war interessant. Mal sehen, wie ich meinen ohne diese Stellschrauben einstellen kann.


Hast ja die Variante schon gefunden. Für Nichtraucher geht es auch ohne Blatt. Auf weichem Tannenholz wird zum Beispiel das Eisen schon etwas ins Holz gedrückt (ohne Beschädigung) und hat sofort einen schönen Abtrag. Auf was Hartem (Steintisch, was auch immer) ist der Abtrag praktisch 0.

@arry und @acker danke, gern :)

Gornarak
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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von Gornarak » 20.01.2015, 09:12

Ich mach das auch immer zwischen zwei Blatt Papier - trotz Einstellschrauben.

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Re: Anleitung: Schweifhobel einstellen

Beitrag von LittleOlli » 20.01.2015, 09:17

Hi Granjow,

ne, mein Schweifhobel hat von Anfang an mittig mehr Material weggenommen, als am Rand (deshalb hatte ich ja die Probleme beim Einstellen) - hatte ihn dann nochmal auf dem Stein (also die Klinge) und hab sie solange bearbeitet, bis die Fläche gleichmässig war und danach blank poliert (3000er Abziehstein)

aktuell funktioniert es so, wie es sein soll ;)

Gruß
Olli

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