Eibenast - kann der was oder kann der weg?

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Baeumchenbieger
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Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Baeumchenbieger » 13.01.2015, 20:38

Servus werte Bogenbaugemeinde,

Ich habe die Tage eine handvoll Eibenäste bekommen, von einen befreundeten Landschaftsgärtner. Er meint der Baum dazu soll knapp 100Jahre alt sein - aber die Äste ja eben nicht ;)

Komplett.JPG
Der dickste der Lieferung hat auch ordentlich Reflex


Kann man bei so einem reflexen Wuchs was damit anfangen? Und wenn ja, macht man die reflexe Seite zum Rücken für die Vorspannung.

Reflex.JPG


Gut 16cm Reflex sind meines Erachtens schon deftig oder?

(Sorry für die Bildqualität, ich hab nur meine Handykamera - was auch der Grund ist warum ich noch keine Präsi für meinen Eschelangbogen und den neuen Holunder-Recurve gemacht hab)

Oberes Ende.JPG
So schaut das Ding oben aus


Unteres Ende.JPG
...und so unten


Die Gesamtlänge beträgt noch knapp 2,10m.
Mein überlegung bezüglich der Lage des Kernholzes wäre wenn da ein bogen draus wird, müsste er schon ein recht reflexer Geselle werden, da der Kern näher an dieser Krümmung wächst oder anders gesagt - der Splint ist in dieser Richtung schlanker.
Hier noch ein Bild vom Rücken dann

Rücken.JPG
ein paar Zweige schauen da zwar raus, aber im Großen und Ganzen machbar - meine Meinung


Ich freu mich schon auf eure Meinungen und begebe mich nun wieder in meinen Keller zum Lachen ..... Äh Bogen machen

Cheerio
der xaver wars

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Neumi » 13.01.2015, 20:51

Auf keine Fall kann der weg!! Hallo, den würd ich jetzt erstmal ein Jahr lang trocknen lassen ;D - Meiner Meinung nach iss der sehr schwierig, nein ausgesprochen schwierig, zu verarbeiten aber trotzdem gut. Das iss ein Stave für absolute Profis mit der Ansage, dass es keine Grenze gibt. Iss meine Meinung und ich bin keiner dieser Profis, trotzdem würd ich mich an den ran trauen >:)
Grüsse - Neumi
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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Benedikt » 13.01.2015, 20:52

Ist doch ein nettes Stückchen :)
;D
Für einen Anfänger wohl ein harter Brocken, aber wenn man erstmal ein paar Bögen geschnitzt hat, ist auch das Ding locker machbar ;)
Ich hab schon schwierigere gesehen :D
A dream is not reality, but who is to say which is which?

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Neumi » 13.01.2015, 21:00

Dieser Ast wird einem erst dann sagen in welche Richtugen er sich verziehen will, wenn man ihn schneidet, ausser man hat die Erfahrung. Da iss soviel ungleich verteiltes Druckholz drin, dass ich grad Achterbahn fahr ::)
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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Heidjer » 13.01.2015, 21:22

Ja, in Eibenästen ist immer Druckholz und die Zugseite ist immer Feinjährig und reflex. ;)
Allein bei Eibenästen ist das klassische ELB Profil, der runde Bauch nicht ganz das Wahre, die Zugseite ist recht stark und das gute elastische Druckholz wird entfernt, darum den Bogenbauch etwas flacher gestalten. ;)


Gruß Dirk
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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Baeumchenbieger » 13.01.2015, 21:57

Ok, also eingelagert ist er erstmal.
Zu meinen Fragen: also bei so einem wuchs die Reflexe Seite dann als Rücken?
Soll ich den schon irgendwie vorbereiten, außer Enden gerade absägen und versiegeln?
Also konkreter, soll ich schon eine Form abarbeiten? Rinde lass ich definitiv drauf, das hab ich schon in Erfahrung gebracht.

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von killerkarpfen » 13.01.2015, 22:28

Ist das ein Seitentrieb oder ein horizontaler Ast?

Mit einem horizontalen Ast habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht als ich die deflexe Seite verwenden wollte. das muss aber nicht allgemein gültig sein.
Trotzdem würde ich da eher die Unterseite mit den dicken Jahrringen empfehlen und die Enden recurve aufbiegen um wieder etwas mehr Vorspann zu erhalten.
1.JPG

Bushman3.JPG


Bei einem Seitentrieb würde ich klar die deflexe Seite verwenden. das ergibt einen schönen Bogen mit einem zurückgesetzten Griff.
Diese Variante kannst Du um sie flacher zu bekommen ohne weiteres decrownen. Also die Wölbung auf dem Rücken abflachen. Dabei musst Du natürlich auch dem Faserverlauf folgen.

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Baeumchenbieger » 16.01.2015, 12:12

Danke schonmal für die Antworten.

Ich werde mal nachfragen, was das für Äste waren, also ob nun horizontal oder vertikal - das geht aber leider erst nächste Woche, da der Kollege gerade im Urlaub ist. Die Info ist schonmal gut, ich werde beim nächsten mal darauf achten, wenn ich Holz bekomme.
Momentan arbeite ich noch an einem Holunder-Bogen und müsste demnächst auch mal an die grobe Vorbereitung meines Ahorn- und Ulmestamms gehen, die liegen noch als "geschälter" Stamm mit versiegelten Enden herum, also hat die Eibe sowieso noch massig Zeit zum Trocknen.

Wenn ich weitere Infos zu denn Ästen habe melde ich mich an dieser Stelle wieder

Schönes Wochenende euch

Xaver

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Dachs » 16.01.2015, 19:15

Hallo Baeumchenbieger,
wenn du die deflexe Seite verwenden willst musst du damit rechen, dass der stave nach Entfernen der reflexen Seite noch stark an Deflex zunimmt.
Du kannst auch nur den reflexe oder deflexe Bereich als Rücken nehmen. Wenn du dich für die "Seiten" des staves entschließt führt das wengen des starken Druckholzes in der Regel zu starken seitlichen Verwerfungen.
U.U. kannst du dir bei der Verwendung des reflexen Bereiches durch Richten des Griffes helfen. Mit Dampf geht da so einiges.
Da der Stave frisch ist hast du jetzt ja ordendlich Zeit dir zu überlegen was du machst.

Gruß
Dachs

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Heidjer » 16.01.2015, 20:05

Baeumchenbieger hat geschrieben:...Ich werde mal nachfragen, was das für Äste waren, also ob nun horizontal oder vertikal...


Brauchst Du nicht, der Markkanal zeigt Dir sehr genau, wie dieser Ast gewachsen ist, bei Nadelholz hat die Zugseite immer die dünnsten Jahrringe, Nadelholz bildet Druckholz aus. Auf der Druckbelasteten Seite des Astes (oder Stammes), also der Unterseite bei horizontaler oder schräger Wuchsweise, sind die Jahrringe immer dicker und Druckfester. ;)

Ein asymetrischer Markkanal zeigt also die Belastungen wärend des Wuchses sehr genau an, bei Laubholz ist es übrigens genau umgekehrt, Laubbäume bilden auf der Oberseite Zugholz aus. ;)


Gruß Dirk
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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von killerkarpfen » 17.01.2015, 11:10

Heidjer, das ist richtig was Du sagst.

Es ist hingegen bei beiden Wuchsarten so, dass sich Druck- und Zugholz bildet. Sei es nun eine Buscheibe oder ein Querast. Ich nehme an, dass beim Ast die Jahrringe dünner sind als bei einem Seitentrieb.

Meine Theorie oder Erfahrung damals sagte mir, ein Querast ist an der Oberseite dauernd grossen Zugkräften durch sein Eigengewicht ausgesetzt und daher weniger elastisch. Der Seitentrieb ist gleich einem Baum der an einem Hang gewachsen ist. Die Zugkräfte sind kleiner da er trotzdem aufrecht steht und muss sich biegen im Wind.

Die Zusammenhänge wie ich sie beschreibe sind nur von einem einzigen Versuch her. Da ist mir der angefangene Bogen beim ersten Spannen gleich gebrochen. Das obwohl ich ihn eigentlich sehr flach im Querschnitt bauen wollte.
Falsche Lagerung kann ich ausschliessen denn den Ast habe ich kurz nach dem Schneiden aus dem Haufen gezogen. Es handelte sich um eine mächtige Parkeibe, der Ast war etwa 80 mm dick und wohl 3 bis 4 Meter lang.

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Heidjer » 17.01.2015, 12:29

killerkarpfen hat geschrieben:...Es ist hingegen bei beiden Wuchsarten so, dass sich Druck- und Zugholz bildet...


Das ebend nicht, es gibt kein "Zugholz" bei Nadelholz, nur Druckholz und bei Laubbäumen ebend nur Zugholz kein Druckholz!

Bei Holz wird ebend nur das eine oder andere zusätzlich angelagert, oder aber weg gelassen. Bei Eibe wird auf der Zugseite, also oben einfach weniger Lignin eingelagert, die Jahrringe werden dort dünner und an der Unterseite wird mehr eingelagert und die Jahrringe werden dicker. Dadurch ergibt sich eine Verschiebung der Eigenschaften von solchen Holz und der muß man eben bei der Dimensionierung des Holzes Rechnung tragen. Bei Nadelbäumen wird der Ast nur von unten unterstützt und nach oben gedrückt durch Druckholz, bei Laubholz wird es nach oben gezogen durch Zugholz.
Darum ist das klassische ELB Profil, das D-Profil für Eibenäste nichts, Eibe ist schon von Haus aus eher Zugschwach im Verhältnis zur Druckstärke, darum breiter Bogenrücken und schmaler Bogenbauch bei "neutral" senkrechter Wuchsweise. Eibe ist aber sehr elastisch, auch die obere Seite von solchen Ästen, man kann sehr gute Flachbögen daraus bauen, nur muß man sie ebend sehr flach halten, den Bogen eher ein Profil wie Esche oder Ahorn verpassen.
Bei der Unterseite solcher Äste ist aber sehr viel Druckholz, dem kann der eigene Splint garnicht standhalten, da muß ein Backing drauf damit daraus ein Bogen wird und zwar ein starkes, zum Beispiel Bambus, dann kann das ein sehr starker und giftiger Bogen im ELB-Stil werden, oder aber ein hochelastisches wie Sehne, das wird dann ein giftiger Flachbogen.


Gruß Dirk
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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von Baeumchenbieger » 18.01.2015, 20:45

Danke Dirk und Killerkarpfen für die Erklärungen!

Wenn ich jetzt alles soweit richtig verstanden habe, dann sollte sich ein Bogen wie meine schnell skizzierte Variante A ganzgut ausgehen. Auch die Variante B wäre, wie Killer schrieb, drin.
Hier Bild mit Skizze:
Eibenast Varianten.jpg


Ich würde Variante A vorziehen, schon deswegen, weil ich dort etwas von dem farbigen Kern drin hätte und das sicherlich auch eine schicke Optik hätte.
Man will doch Kernholz wegen der Druckstabilität bei Eibe oder spielt das hier weniger die Rolle?
Jetzt, bzw. dann in einem Jahr möchte ich allerdings nicht einen Bogen bauen, der nur schick ausschaut.
Wenn ihr mir also vielleicht anhand der Skizze Vor-bzw. Nachteile sagen könntet wäre das der Wahnsinn - auch des Lernens meinerseits wegen! (komplizierter satzbau, entschuldigt)

Xaver wars

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von zwirn » 18.01.2015, 20:50

Warum willst du einen deflexen Bogen ohne Eibenkern bauen?? Wenn du näher an den Kern willst, dann werden Jahresringe am Rücken abgetragen.

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: Eibenast - kann der was oder kann der weg?

Beitrag von killerkarpfen » 18.01.2015, 22:26

Variante B finde ich nicht die beste!

DSC00951.JPG


Das Kernholz reicht da schon bis nach aussen.
Wenn nötig muss der Splint abgetragen werden.

PS
Man kann auch, wenn Du dicke Jahrringe hast, den Rücken decrownen.
Das heisst flach die Jahrringe auf dem Rücken abtragen.

Hingegen kannst Du wie gezeichnet, auf beiden Seiten den Bogen herausarbeiten.

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