Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

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telandor
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Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von telandor » 15.12.2014, 11:22

Hallo zusammen

Ich habe eine Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge.

Will man einen Bogen sicherer machen, verteilt man die Belastung auf eine grössere Fläche. Dies kann durch breitere oder längere WAs erreicht werden. Lange WAs haben den Vorteil, dass sie mehr Energie speichern.

Würde es somit mehr Sinn machen, den Bogen eher länger zu bauen und dafür schmaler um bei möglichst gleicher Masse zu bleiben?
Anstatt 5cm auf 1cm vollpyramidal bei 70cm Länge - 4cm auf 1cm vollpyramidal bei 84cm Länge?

Dies würde wieder weitere Fragen aufwerfen, wie: Wenn der Bogen mehr Energie speichert, nimmt er mehr Set bzw. muss breiter sein. Macht dies den Energiespeicher-Vorteil wieder zunichte?

Was ist euere Meinung dazu? Tendiert ihr eher dazu schmaler und länger zu bauen?

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UniCow
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von UniCow » 15.12.2014, 13:27

Hallo,

da ich selbst noch nicht viel Erfahrung habe kann ich nicht versichern, dass meine Antwort richtig ist.
Andere können dir da sicher besser helfen, dennoch versuche ich es mal ;)

Also längere und breitere Wurfarme müssen nicht unbedingt sicherer sein bzw. mehr Energie speichern.
Das kommt unter anderem auf deine Auszugslänge an.
Nehmen wir an, wir haben einen Bogen der 180cm lang und einen der 160cm lang ist und beide werden 28" ausgezogen, dann speichert der kürzere Bogen mehr Energie als der längere. Der Grund dafür ist, dass der kürzere Bogen sich mehr biegen muss um den gleichen Auszug zu erreichen und somit mehr Arbeit verrichtet (hoffe das stimmt so) als der 180cm lange Bogen. Bei diesem Beispiel ist aber der längere Bogen sicherer, da er weniger belastet wird.
Um die gleiche Energie zu speichern müsste der längere Bogen weiter ausgezogen werden. Es kommt immer drauf an wie sehr du das Holz an seine Grenzen bringst, was natürlich die Bruchgefahr erhöht.

Die Breite und Länge eines Bogens spielen meines Wissen her eine nicht so große Rolle zueinander, als die Breite und Dicke.
Ich würde einen Bogen lieber schmäler und etwas dicker Bauen, da man dadurch an Masse spart. Aber die Bauart von einem Bogen hängt stark davon ab, welchen Bogentyp du bauen möchtest und welches Holz zu benutzen willst.

Und das Bögen mit breiten Wurfarmen mehr Set bekommen sollen habe ich noch nie gehört und kann ich mir auch nicht vorstellen. Aber lasse mich gerne eines besseren Belehren :D

Viele Grüße

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Heidjer
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von Heidjer » 15.12.2014, 14:13

Oh, da wird einiges Vermischt was so im Zusammenhang nicht stimmt.

1. Ein Bogen kann nur soviel Energie speichern wie man in ihn hineinsteckt. Dabei ist die Wurfarmgeometrie oder Länge völlig egal. Ausschlaggebend ist einzig Standhöhe, Auszugslänge und die zum Auszug aufgebrachte Kraft (Drawkurve).

2. Ein Bogen wird sicherer wenn er überdimensioniert gebaut wird, er also mehr Masse als nötig für den gewünschten Auszug zur Verfügung hat. Egal ob der Bogen nun Breiter oder Länger gebaut wird, die Belastung verteilt sich auf mehr Masse und damit wird die einzelne Zelle weniger belastet.

3. Ein mehr an Masse verbraucht auch mehr Energie für sich selbst, die Hystereseverluste steigen.

4. Längere Wurfarme können die Hebelverhältnisse ändern, den Auszug mitunter angenehmer machen, und den Bogen weniger kipplig machen, in dem sie ihn stabilisieren wie eine Balancestange beim Hochseillaufen.

5. Das Wurfarndesign sollten vom Holz, Beziehungsweise von seiner Belastbarkeit bestimmt werden. Jedes (Bogen) Holz hat seine Stärken und Schwächen, die zu erkennen und in den Bogenbau optimal umzusetzen, das ist die große Bogenbaukunst. Einen Bogen einfach schmäler und dafür dicker zu machen, geht nur wenn das Holz das mitmacht und wenn das geht, dann war der Bogen schon überdimensioniert. ;)


Gruß Dirk
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von schnabelkanne » 18.12.2014, 17:19

Hallo, möchte auch noch mein Wisse los werden.
Als Anfänger ist es immer besser den Bogen länger zu machen, da sich die Kräfte verteilen und man kann in kürzen wenn das Zuggewicht zu gering wird.
Zum Tillerprofil: breiter ist natürlich auch besser als schmal - also mind. 4 cm breit bis mind. 40 cm von der Mitte weg gleich breit ( wird über die Dicke getillert), wenn der Bogen ca. 175 cm lang ist. Es gibt natürlich auch Ausnahmen: z. B. Bei Eibe kannst du den Bogen schmäler machen s.a. engl. Langbogendesign, aber wirlich nur bei Eibe zu empfehlen.
Sonst gilt breit und lang ist sicherer, ausser du willst nur im Wald schießen, dann ist ein langer Bogen nicht so praktisch.
lg
Thomas
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von telandor » 20.12.2014, 10:38

Vielen Dank für eure Antworten. Ich lasse sie mal etwas sickern und melde mich bei Bedarf wieder.

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Zoffti
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von Zoffti » 20.12.2014, 15:29

Will trotzdem noch meinen Senf dazusimpeln: Denn: Die konkrete Frage war ja: machen vollpyramidale 4cm Breite auf 1cm Dicke - 84cm lang, mehr Sinn als 5cm Breite auf 1cm Dicke und 70cm Länge?
Und ich glaube hier tatsächlich behaupten zu können: Nö, macht es nicht, falls es sich hierbei um einen einheimischen Selfbow aus hellem Duchschnittsholz handelt! Allenfalls sicherer - vielleicht. (Schon klar, kommt immer auf den Fall/dasHolz an)....
Denn:
der längere Bogen hätte einiges weniger Zuggewicht (wieviel weniger dürfen sich die Rechenfüchse ausrechnen..) das auf eine grössere Länge (ca. 180cm NN? = 2x84+20cm Griff) würde im konkreten Fall imho einfach einen eher etwas schlappen langsameren Bogen ergeben. -
Weil ja die Arme nicht geometrisch zur grösseren Bogenlänge mitwachsen, weiss ich aus eigener Erfahrung, dass die einem einfach keinen sonderlichen Spass machen, da können sie sicher sein wie sie wollen...
lg
Z
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von Heidjer » 20.12.2014, 18:17

Nein Zoffti,

für die Zugkraft ist die Dicke der Wurfarme entscheident aber nicht die Länge oder Breite.
Der längere Wurfarm müßte vermutlich um etwa 1mm Dicker sein und gut ist es.
Hier gilt dann, das die Wurfarmdicke die dritte Dimension ist und somit zum Kubik berechnet wird. Also macht man einen Wurfarm doppelt so Breit, dann verdoppelt sich die Kraft, verdoppelt man die Wurfarmdicke dann steigt die Kraft zum Kubik also 2 x 2 x 2 = 8'fach. Dadurch muß man einen Wurfarm zur Verdoppelung der Kraft nicht mit dem doppelten Gewicht ausstatten sondern nur mit etwa 20% an mehr Gewicht.

Von da her macht die Frage Sinn, ein schlanker längerer Bogen ist vermutlich leichter als ein kurzer breiter Bogen, natürlich bei gleichen Zuggewicht und Auszugslänge. Welcher der beiden Bögen dann in der Praxis der bessere ist, ist dann die große Frage, ein kurzer Bogen ist handlicher, ein längerer Bogen komfortabler im Abschuß, der Unterschied im Wirkungsgrad dürfte bei einen Längenunterschied von total weniger als 30cm kaum zu bemerken sein, tatsächlich wird der längere Wurfarm aber den besseren Wirkungsgrad haben.
Das ist übrigens einer der Gründe für den englischen Langbogen, auch wenn man damals die Physik die dahinter stand nicht kannte, die Praxis führte zu diesen Design, ein etwas längerer Bogen kann einen Pfeil ein winziges bisschen Energie mehr mit auf den Weg geben. ;)


Gruß Dirk
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von Bogenhannes » 20.12.2014, 19:53

So aus meiner Erfahrung heraus, ist es beim Pyramidal-Design SEHR sinnvoll von einer großen Breite auszugehen. Z.B. 7cm Breite. Ich finde es schwer von 5cm Breite auf WENIGER als 1cm (6mm) zu gehen und dem Bogen eine sinnvolle Biegung abzukämpfen.
Das ist bestimmt von der Länge abhängig.
Aber bei der Kürze um 150cm-160cm herum muss man eine größere Breite einplanen als 5cm.
ANsonsten ist man leider mit Nachtillern beschäftigt.
Meiner Erfahrung nach...
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von Zoffti » 21.12.2014, 09:54

@Heidjer
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Re: Anfängerfrage bzgl. Bogenbreite- und Länge

Beitrag von schnabelkanne » 26.12.2014, 09:32

Hallo, auf jedem Fall muss die Kurve (Biegung des Bogens) eher kreisrund sein bei dem Pyramidendesign und eher ellipitisch, wenn die Breite der Wurfarme im erstsen Drittel gleich ist. Weiters nimmt die Stärke des Bogens beim Pyramidendesign fast nicht ab, er wird hauptsächlich über die Breite (Pyramide) getillert, wo hingegen beim anderen Design über die Stärke des Bogens getillert wird.
Mein Favorit ist folgendes Design.
Bogenlänge ca. 180 cm. Von der Bogenmitte weg die ersten 40 cm gleiche Breite (4cm), dann zum Ende hin auf ca. 1,3 cm Breite, das natürlich auf jeder Seite gleich. Die Dicke des Bogens von ca. 1,9 cm bis ca. 1 cm, wie gesagt elliptische Kurvenform.
Der Sehnenabstand sollte am Anfang des Tillerns bei oberen und unteren Wurfarm gleich sein. Der WA der dann zum unteren wird (sollte der bessere sein) wird dann 2 cm abgeschnitten, da der untere WA bei diesem Design kürzer sein soll.
Folglich wird der Sehnenabstand des unteren WA ca. 0,5 cm geringer sein. Für höhere Zugkraft kannst du die Dicke des Bogens erhöhen oder ihn kürzer machen.
lgThomas
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