Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

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Hunin
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Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:20

Hallo zusammen

Ich werde versuchen mir meinen allerersten Bogen selber zu bauen. Nachfolgend ein kleines Fototagebuch dazu.

Zu mir:
Ich heisse Walter, bin 43 Jahre Alt, verheiratet, 3 Kinder und lebe in den Bergen der Schweiz. Mein erster Beruf, den ich gelernt habe, war Schreiner. Das nennt sich in Deutschland Tischler, glaube ich. Obwohl ich heute kein Tischler mehr bin habe ich Zugang zu verschiedenen Werkstätten. Ich bitte meine gelegentlich häufigen Rechtschreibfehler zu entschuldigen. Alles korrigieren zu lassen ist mir zu viel Aufwand.


Was für einen Bogen will ich bauen:
Ich habe mir in Google ein paar Bögen und Anleitungen angesehen, jedoch meine Vorstellung von meinem ersten Bogen nicht gefunden. Ich möchte mir einen Flachbogen aus einem Stück Esche bauen. Mit breiten, langen Wurfarmen, einem Handgriff und einem Schussfenster. Länge rund 178 cm (meine Körpergrösse) mit einer Zugkraft irgendwo um 15 Kilo, wenn ich ihn ausziehe.

Für alle Experten, welche jetzt schon laut aufschreien:
Ich will den Bogen so bauen, dass er mir gefällt und ich Spass daran habe. Ich werde sehen, ob es mir gelingt einen auch brauchbaren Bogen zu bauen. Ich habe nicht die Erwartung als Erstes einen Bogen mit Spitzen-Eigenschaften zu bauen. Wenn ich am Schluss einen Bogen habe der mich freut und mit dem ich ein paar Pfeile verschiessen kann, dann habe ich mein erstes Ziel erreicht.

Baustart:
Irgendwann möchte ich keine Youtubefilme zum Bogenbauen mehr sehen, hab mir eine Säge gepackt und bin losgezogen mir eine Esche zu suchen. Hier stehen ja genügend rum. Und: Ja, ich darf die auch umsägen.

Nachfolgend mein roher Stamm. Länge 2300, Durchmesser 120 - 150
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Stamm_1024.jpg
Zuletzt geändert von Hunin am 21.09.2014, 13:55, insgesamt 1-mal geändert.

Hunin
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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:25

Hier ein Bild vom Spalten des Stammes. Das geht mit dem frisch gefällten Holz erstaundlich gut.

Der Baum war in einer Gruppe stehend, von geradem Wuchs und fast ohne Verdrehung. Das Holz erscheint mir sehr geeignet für einen ersten Versuch.
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Gespaltet_1024.jpg
Spalten_1024.jpg

Hunin
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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:29

Als nächstes habe ich den gespaltenen Stamm auf seine Breite gesägt. Dabei habe ich mit Keilen und einer Wasserwaage gearbeitet. Der Sägeschnitt folgt koseqent den Jahrringen, welche zum Glück sehr geradelinig sind.
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Breite Sägen.JPG

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:37

Als nächstes habe ich den Stamm geschält. Dabei habe ich äusserst vorsichtig mit einem Schälmesser gearbeitet und die Reste mit einer Ziehklinge weggemacht. Das zweite Foto zeigt den Spaltling an einen Balcken gezwingt. So habe ich ihn weggestellt, um ihn zu Lagern. Ich habe keine Ahnung, ob das Anzwingen gegen Verzug überhaupt wirksam ist. Ich habe mir gedacht, das es wohl kaum Schaden wird.
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Lagerung.JPG
Schälen.JPG
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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:41

Danach habe ich den Handgriff im Rohbau angelegt und die Wurfarme ein Stück dünner gearbeitet. Wenn man den Handgriff eine Weile betrachtet kann man gut sehen, wie er noch bearbeitet werden muss.
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Handgriff Detail.JPG
Handgriff bohren.JPG
Zuletzt geändert von Hunin am 21.09.2014, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Bowster » 21.09.2014, 13:45

Den Übergang vom Griff zu den Wurfarmen, den Fadeouts, würde ich an Deiner Stelle noch deutlich sanfter gestalten.
Ansonsten, sieht das gut aus, ist halt schön wenn man so einen Maschinenpark hat fürs Grobe.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Hunin » 21.09.2014, 13:54

Hier noch Detailaufnahmen der beiden Wurfarme von der Bauchseite her gesehen. Oberer und unterer Wurfarm. Inzwischen wage ich ich das Teil als Steven zu bezeichnen.

Ich hbae versucht den Bogen zu biegen, jedoch sind die Wurfarme noch viel zu stark. Der Steven biegt sich unter grosser Last nur an einer einzigen Stelle. Als ich das bemerkt habe, da habe ich sofort mit dem biegen wieder aufgehört. Die Wurfarme sind aktuell etwa 50mm breit und 18mm dick, da muss noch einiges weg.

Mein Plan sieht so aus, dass ich die Wurfarme überall schwächer machen will,ausgenommen an der Stelle, wo er sich gebogen hat.

Das dritte Foto zeigt den Steven wiederum an einen Balken gezwingt um ihn einzulagern. Ich werde erst wieder in ein paar Tagen daran weiterarbeiten können. Ich werde mich mit neuen Fotos also frühestens in ein paar Tagen zurückmelden.

Bis dahin bin ich dankbar für gute Hinweise. Wie schlage ich mich denn als Greenhorn?
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2te Lagerung.JPG
Unterer Wurfarm.JPG
Oberer Wurfarm.JPG
Zuletzt geändert von Hunin am 21.09.2014, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von inge » 21.09.2014, 14:00

Ist das Holz schon trocken?
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Squid (✝) » 21.09.2014, 14:29

Nichts für Ungut, aber das mit dem Griff geht so nicht.
Die Übergänge sind viel zu knapp, da entstehen mörderische Spannungsspitzen. Ergebnis: Knack.
Die Fadeouts sind vieeel zu steil, der bekommt gleich zu Beginn der Wurfarme nach 5 Schuß dauerhaften Set ohne Ende.
Die Pfeilauflage ist so knapp und so scharf geschnitten, die fliegt beim ersten Schuss weg, bei dem der Pfeil mal etwas heftiger anschlägt.

Schuld ist daran m. E. die böse Maschine, die ich da sehe. Nichts gegen schweres Gerät, wenn man 10 brauchbare Bögen gebaut hat oder 'rumlaminiert.

Aber alles gegen schweres Gerät, wenn man - sorry - noch keine Ahnung und kein Gefühl hat. Das kann eigentlich nur schief gehen.

Meine Idee: Bau ihn zuende aber konzipiere in maximal auf 30 - 35 Pfund. Das sagst du ja selbst: Ne Rakete wird das nicht, aber er lebt...

Und noch was: Der Tischler / Schreiner ist in Bezug auf Holz ein Fachmann. Logisch.
Der Holzbogenbauer ist das auch. Muss er ja.

Aber die Arbeits- und Herangehensweise ist absolut gegensätzlich. Der Schreiner gibt dem Holz die Form, die ER haben möchte. Der Bogenbauer gibt dem Bogen die Form, die das HOLZ haben möchte.

Nur darum können solche Bögen entstehen:
http://www.boegli.org/web/gallery_bild.php?id=296&cat=Boegli
http://www.boegli.org/web/gallery_bild.php?id=295&cat=Boegli
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=25676&p=460674&hilit=snaky#p460674
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von max2 » 21.09.2014, 15:16

Willkommen Hunin,

als Greenhorn schlägst du dich schon sehr tischlerig, wie Squid schon bemerkt hat :) .
Ich habe in 5 Jahren Bogenbau mindestens nochmal so viel über Holz gelernt wie in 10 Jahren Berufspraxis vorher, eben aber ganz andere Sachen.
Aber dein Weg ist richtig. Das Problem bei deinem oberen Fadeout ist folgendes: Das Holz wird in der Stärke schon schwächer, ist aber durch die Pfeilauflage noch schmaler als der Rest. Das Ergebnis ist eine Schwachstelle. Da der Bogen aber mit 18 mm Dicke noch viel zu stark ist, wirst du das ausbügeln können indem du den Radius beim Schwächen des Wurfarmes vergrösserst.
Die tiefste Stelle bleibt die Tiefste Stelle, du nimmst nur in Richtung Griff und Richtung Wurfarm Holz weg. Verständlich?
Die Pfeilauflage selber würde ich verstärken. Z.B. könntest du von der Seite ein Loch bis in den Griff bohren und eine Dübel einleimen, dann hält die schon. Wenn du als nächsten Schritt den Breitentaper machst, biegt sich das ganze schon anders, bei gleichbleibender Breite und Dicke ist der Hebel halt am Fadeout am grössten :) .

Viel Erfolg, Max

Inges Frage ging mir übrigens sofort durch den Kopf, als ich deine Bilder sah. Trocken muss es schon sein.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Ösi » 21.09.2014, 20:44

Hallo,
ich bin zwar aus Österreich, aber hier muss ich Squid dennoch zustimmen, wo er recht hat da hat er recht.
Warum ich das weiss?
Bin selber gelernter Schreiner und habe in diesem Forum noch einiges über "HOLZ" dazugelernt.

Grüsse
Ösi
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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von pollux » 22.09.2014, 06:47

Hunin hat geschrieben:Bis dahin bin ich dankbar für gute Hinweise.


Gute Hinweise hast du ja jetzt schon sehr viele ... Holz muss trocken sein, Pfeilauflage geeignet, die Fades ...
Was noch keiner erwähnt hat ist der evtl vorhandene Drehwuchs, aber wir wollen dir mal keine Angst machen O0

Hunin hat geschrieben:Wie schlage ich mich denn als Greenhorn?


Ehrliche Meinung?
Ich find dein Herangehen an den Bogen äusserst brutal - wenn ich das mal so formulieren darf (mir tun die Bilder schon fast weh, wie lieblos der Bogen da ständig in irgendwelche Maschinen gezwängt und abgerichtet wird - klar ist das schrecklich übertrieben, aber ich bin halt ein extrem bogenempathisches Bogenbauerlein) Aber das liegt wohl wirklich an dem Schreiner in dir ;D Zangengeburt ist da die spontane Assoziation dazu ;D

Bin gespannt wie es weitergeht! Es gibt viel zu tun....

liebe Grüße
polly
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von ludwig.seitz » 22.09.2014, 09:21

Hunin hat geschrieben:Ich hbae versucht den Bogen zu biegen, jedoch sind die Wurfarme noch viel zu stark. Der Steven biegt sich unter grosser Last nur an einer einzigen Stelle. Als ich das bemerkt habe, da habe ich sofort mit dem biegen wieder aufgehört. Die Wurfarme sind aktuell etwa 50mm breit und 18mm dick, da muss noch einiges weg.

Bis dahin bin ich dankbar für gute Hinweise. Wie schlage ich mich denn als Greenhorn?


Einen hab ich noch: Wenn du deinen werdenden Bogen biegst, verwende nie mehr Kraft als das was der Bogen später haben soll.

D.h. wenn du einen 30# Bogen machen willst dann ziehe ihn im Bau nie mehr als 30# stark auf, ansonsten handelst du dir mächtig Set ein.

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von Jophipa » 22.09.2014, 09:21

Hallo Hunin,
erstmal herzlich Willkommen bei den Verrückten ;D
Toll das Du uns so an Deinem ersten Bogenbau - Versuch teilhaben läßt. Ist nicht selbstverständlich.
Meiner Meinung nach versuchst Du dem Bogen etwas aufzuzwingen. Durch Zwingen hier und Maschiene da. Das wird Dir das Holz nicht danken. Ich glaube das die herangehensweise Deinerseits zu statisch und zu gewollt (hab gerade kein besseres Wort parat) ist.
Du "hörst" nicht auf Deinen Bogen. Nimm das Holz mal in Deine Hände und schau es Dir an. Suche den Bogen im Holz.
Stell Ihn Dir vor wie er aussehen soll. Zeichne Ihn auf das Holz. Mach die Maschienen aus und fang an mit dem Ziehmesser zu arbeiten. Du wirst merken wie langsam etwas entsteht. Schau Dir zwischendurch immer wieder mal an was Du gerade gemacht hast. Lass den Bogen "entstehen".
Du wirst sehen wie befriedigend das sein kann. Mach nich alles auf einmal. Nimm Dir Zeit. Hör auf das Holz. Es zeigt Dir wie es bahandelt werden möchte.
Und lass alles etwas "weicher" werden. Nicht so kantig. Holz lebt.
Nun, so hab ich es gemacht und bin mit meinen Fortschritten zufrieden.

Wolle

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Re: Allererster Bogenbauversuch, Fototagebuch

Beitrag von pollux » 22.09.2014, 10:04

Nachtrag:

Drehwuchs ist natürlich kein Problem, du hast ihn ja gespalten ... sorry, hab ich falsch im Kopf gehabt...
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