Fragen zum Sehnenbacking

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Holzwurm93
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Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Holzwurm93 » 27.03.2014, 22:14

Hallo Leute,
Ich habs schon mit der Suchfunktion versucht, nur leider keinen Thread gefunden, der meine Fragen beantwortet, darum frage ich einfach direkt:
- Was für Kleber/Leim benutzt ihr zum Aufkleben von Sehne als Backing? Ich habe außer mit Holzleim leider noch keine Erfahrung mit Klebern und Leimen und deshalb verunsichern mich solche Sachen wie Haut-u. Fischleim etc. ein wenig. Gibt es keine einfacheren und trotzdem guten Methoden?
- Kann man/In welchem Fall kann man über ein Sehnenbacking noch lackieren und womit? Soll schließlich wasserfest werden.
Danke schonmal
Holzwurm
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Squid (✝)
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Squid (✝) » 27.03.2014, 22:26

Der optimale - und wegen des Fettgehalts der Sehne auch der einzig sinnvolle Leim - ist Hautleim (EDIT: Wegen fachlichem Käse geändert).
Das Zeug ist als Granulat aber preisgünstig und recht ergiebig. Chemisch sind Sehne und Hautleim praktisch identisch: Klar dass das klebt.
Alle anderen Leime sind nicht zuverlässig, möglicherweise ausser den - recht teuren - Resorcinharzleimen, wie URAC und CIN.
Aber den dunkel verfärbten Rücken will man meist sowieso nicht haben.

Es ist wenig schwierig (aber schmierig), Sehne aufzukleben: Sehnenstrang in dem Leim dippen, abstreifen, auflegen. Dann den nächsten dazu, versetzt, wie Ziegelsteine. Andrücken und trocknen lassen. Ggf. die nächste Lage nach frühestens einer Woche aufkleben.

Ein hautleimverklebtes Sehnebacking wird nie zu 100 % wasserfest sein. Das macht aber nix, soweit du mit dem Bogen nicht baden gehen oder in die Tropen willst. Ansonsten reichen zur Imprägnierung bestimmte Lacke oder ein Zierbacking aus einem wasserfesten Material. Je wetterfester der Lack ist, je mehr er stinkt, desto wasserfester ist er.
Es genügt aber schon handelsüblicher Sprühlack - ich habe einen mit wasserlöslichem Holzleim verstärkten Leinenköcher, der mit einigen Lagen Sprühlack traktiert wurde: Damit kann man auch 6 Stunden bei Regen raus, ohne dass irgendetwas aufweicht.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 29.03.2014, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Bowster
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Bowster » 28.03.2014, 06:57

Fischleim geht einwandfrei und hat den großen Vorteil, daß er ohne erwärmen verarbeitet werden kann.

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Holzwurm93
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Holzwurm93 » 28.03.2014, 07:08

Danke erstmal, mit den Infos lässt sich doch was machen. Noch eine andere Frage: Was haltet ihr von Tungöllack? Ich würde den schon ganz gern nehmen, bin mir nur nicht sicher, ob Öl den Leim an der Sehne nicht anlöst?
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kra
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von kra » 28.03.2014, 08:36

Btw, es gibt von Snake Joe eine äußerst gute Anleitung zum Sehenbelag! Sehr zu beherzigen!

Tungöl geht zum Versiegeln ganz gut. Eind dünen lage Rohhaut als Unterlabe für den Lack schadet nicht.

Zum Fischleim - nö, da bin ich anderer Meinung. Es ist gerade der Vorteil von normalem Hautleim, das er erwärmt werden muß - dann geliert er nämlich beim abkühlen und fixiert schon mal die aufgebrachte Sehne. Und über Erwärmen läßt sich der Überschuß viel besser auspressen.

Fischleim würde ich (beim Sehnenbelag) ausschließlich als Beimischung zum Hautleim verwenden, um die Viskosität/ die Geliertemperatur bzw. die Elastizität fin abzustimmen. Zu Anfang ist das Overkill.

Ne gute Quelle für Hautleim ist "Kremer Pigmente" oder alle, die Materiallien für Restauraeure führen.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von inge » 28.03.2014, 09:19

Kra, was hast du genommen? ;D
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Bowster » 28.03.2014, 10:02

Zu Anfang ist das Overkill.

Warum Overkill? was ist damit gemeint?

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Sateless » 28.03.2014, 10:12

Hausenblasenleim (halt der Fischleim) ist ausgesprochen teuer und ein Anfänger wird eher nicht so gut arbeiten, dass er von der besseren Kleberqualität profitiert.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Acubra » 28.03.2014, 10:14

Der junge Mann hier verklebt seine Sehnen mit Weißleim (ist in seinen Videos ersichtlich):

http://www.edscott.us/

Ob dies der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt, aber es scheint zu funktionieren.

Noch was zu URAC 185 (der soweit ich weiß nicht mehr hergestellt wird), URAC 185 ist KEIN Resorcinharzleim!

„URAC 185 resin is a modified urea formaldehyde resin in a liquid state“. Soweit das technische Datenblatt.

Chemisch kommt er somit eher in Richtung BINDAN – FSH (ein reines Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukt in wässriger Lösung)

Das Urac 185 und Bindan-Cin beides Resorzinharz – Leime sind ist schlicht weg falsch. Auch wenn man es ständig schreibt und wiederholt, wird es dadurch auch nicht richtig.

Der große Vorteil von Resorzinharz-Leim ist, dass man mit ihm gut ölige Hölzer verkleben kann, seine Beständigkeit gegenüber Seewasser, usw.

Für ein Sehnenbacking, na ja......

Volkmar

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Squid (✝) » 28.03.2014, 11:14

Naja, wenn der Hersteller (Bindan) seinen Kleber Resorcinharz-Kleber nennt, wird der schon Recht haben und nicht irgendwer anders. Die violette Farbe spricht auch Bände.
Beim URAC bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, mag sein, dass ich den gleichen Pott geschmissen habe, das aber nicht stimmt.
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Acubra » 28.03.2014, 11:39

Natürlich ist Bindan-Cin ein Resorzinharz-Leim, habe mich eventuell etwas missverständlich ausgedrückt.

Also ich habe meine Informationen, von den original tech. Datenblätter der Hersteller, gehe mal davon aus, dass die wissen, was sie produzieren.

Volkmar

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Ravenheart » 29.03.2014, 19:30

Squid hat geschrieben:Der optimale - und wegen des Fettgehalts der Sehne auch der einzig sinnvolle Leim - ist Haut- oder Knochenleim.


Sorry, muss ich teilweise widersprechen! Knochenleim ist ungeeignet!!

Grund:
Hautleim bleibt dauerelastisch. (Fischleim IST auch Hautleim, Hausenblasenleim ebenso!)

Knochenleim aber wird knochenhart und ist daher nur für STEIFE Verbindungen geeignet!
Wo immer Dehnung, Biegung oder Bewegung zu erwarten ist, geht nur Hautleim.

Rabe

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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Squid (✝) » 29.03.2014, 20:18

Mea Culpa!
Ich hab beide als "gekochte Leime" in einen Pott geworfen. Dachte, das sei beides Glutinleim??
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Re: Weitere Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Holzwurm93 » 01.04.2014, 14:04

Hey Leute,
Mir sind beim Bauen, Denken und Studieren von Bogenbauliteratur noch einige Fragen gekommen:
- Wie weit sollte man einen Bogen denn tillern, bevor man das Backing auflegt?
- Hat jemand Erfahrung damit, ein Backing auf Eibe aufzulegen und hat es funktioniert?
- Kann man auch mit irgendetwas (abgesehen von Fiberglas natürlich) den Bogenbauch bekleben? Oder macht man das gar nicht?
LG Holzwurm
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Re: Fragen zum Sehnenbacking

Beitrag von Squid (✝) » 01.04.2014, 14:53

1: Naja, er sollte eine vernünftige Biegung haben. Bei einem Sehnenbacking kann man fast bis zum gewünschten Endergebnis gehen. Beim Trocknen zieht sich die Sehne zusammen und verpasst dem Bogen Reflex. Danach muss man erneut (korrektur-)tillern.

2. Bestimmt und Eibenkern sollte dem Standhalten können.

3: Klar, alles Mögliche! Schwarznuss, Horn, Bongossi, Massaranduba, Eibenkern, Osage... Man nennt es "Facing".
Kann man machen, wenn der Bogen zu schwach ausgefallen ist, oder wenn sich Stauchrissse einstellen.

Hier Galis Reparatur mit Bongossi: http://ischmidt.info/pages/bogenbau/esche-bongossi.php

Hier meine mit Schwarznuss:
Ahorn Reparatur01a.jpg

Ahorn Nussbaum Griff Detail a.jpg
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