Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Themen zum Bogenbau
Compost
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Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Compost » 13.12.2013, 15:47

Hallo an alle im Forum!

Wie so viele stille Mitleser bin auch ich mit dem Bogenvirus infiziert worden - durch dieses tolle Forum mit seinen regen und teilweise schon sehr professionellen, aber auch herzlichen Mitgliedern! So eine Mischung trifft man in der virtuellen Welt des Internet nicht oft und ich bin froh, hier gelandet zu sein!

Da es mich jetzt nicht mehr so recht auf dem Stuhl hält und ich die ersten kläglichen Bogenbauversuche hinter mir habe, werde ich das Thema nun ernsthafter angehen. Meine Werkstatt braucht schließlich eine Berechtigung!

Dazu fang ich ganz klassisch mit Rattanstecken an :-)

Aber da ich hier auch schon sehr viel gelesen, vielleicht auch das ein oder andere verstanden habe und im Kopf schon fünf Schritte weiter als mit meinem praktischen Können bin, hab ich versucht meine Vorstellung eines kurzen Bogens (ich schreib mit Absicht nicht Reiterbogen, davon bin ich wohl noch Lichtjahre entfernt) zu Papier zu bringen. Zumindest ist das mal eine stark vereinfachte Ansicht davon.

Was denkt ihr, geht sich das aus, wenn ich z.B. einen im Biegebereich flachen Rattan im Durchmesser grob 1m Reflex reinbiege? Lande ich dann auch praktisch bei der Standhöhe von etwa 12cm bei zur Sehne parallelen Hebeln? Macht das mit Rattan überhaupt Sinn?

Klar, ich kann auch hergehen und den Rattanstab, den ich hier habe, für einen entsprechenden Versuch missbrauchen. Versuch macht kluch. Aber wenn ich von vornherein mit meinen Gedanken völlig daneben lieg kann ich mir und dem Rattanstab das auch ersparen ;-)

Gruß,
Steffen
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kurzer_bogen_V01_131213.pdf
Entwurf kurzer Bogen V01
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Fichtenelch78 » 13.12.2013, 16:47

Hey hey..erstmal einherzliches "Willkommen im Forum der Anderen" :D

Also ganz ehrlich..ich hab leichte Probleme deine Zeichnung zu lesen. Ich gehe mal davon aus das die gepunktete Linie den ungespannten Bogen darstellt und die andere den Bogen aus Standhöhe. ??? :) Das würde ja aber heißen das bei beiden Wurfarmen die Sehne auf einer Länge von 18 cm auf dem WA aufliegt. Also auf jeden Fall wird dieser Bogen bei Schuss knallen wie ein Vorderlader! Es würde ja die Sehen mit voller Wucht parallel auf die WA schlagen. Zum zweiten glaube ich nicht das du den Knick in den Wurfarmen so genau und eng biegen kannst. Ich persönlich würde aus dem Rattanstock nen Reiterbogen bauen. Dazu gibts hier im Forum wunderschöne Anleitungen.

Gruß
Alex
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inge
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von inge » 13.12.2013, 16:49

Herzlich Willkommen und warum willst du so kurz bauen?
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

Compost
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Compost » 13.12.2013, 18:00

Vielen Dank!

Wie gesagt ist das eine stark vereinfachte Seitenansicht. Die linke gestrichelte Linie stellt den Bogen ungespannt dar, die rechte Darstellung ist der Bogen auf Standhöhe.

Ich bilde mir ein, Bogen gesehen zu haben, bei denen die Sehne eben genau so an den Hebeln entlangläuft. Ich vermute, man muss dann die Öhrchen anders gestalten damits nicht klingt wie im Schützenheim?

Den Knick von WA auf Hebel möchte ich nicht biegen sondern die Hebel einspleißen nachdem die Rundung eingebogen ist.

Warum will ich so kurz bauen? Weil es mich reizt ;-) 120cm sind knapp 48" wenn ich mich nicht vertan habe, also nicht so außergewöhnlich. Die 'normal' langen Bogen kommen auch noch - sobald die geernteten Hölzer (Hasel, Esche, Holler) soweit getrocknet sind. Aber im Moment bin ich eben in einer, hm, Spiel- und Experimentierphase :-)

Mir gehts hier drum zu erfahren, ob eine kreisrunde reflexe Vorbiegung Sinn macht oder nicht. Eine Biegeform aus Stahlflach könnt ich bei uns im Gschäft machen (lassen).

Gruß,
Steffen
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Sateless » 13.12.2013, 18:17

Kurz bauen ... ist immer gut ... reflex kann man auch nie genug haben ... aber mit rattan machts genau keinen Sinn, weil das Zeug Set annimmt, wie ... joa .. doch ... die Tagliatelle ausm Kühlregal. Is halt so. Und dann hast du halt nix mehr vom Reflex, denn der wird ganz sicher vollkommen verschwinden. Wenn man stark reflexe asiatische Bögen nachbauen will, klappt das leider nur mit den Materialien, die benutzt wurden. Design und Material gehören nunmal zusammen. Viel Spaß hier!
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von acker » 13.12.2013, 18:26

Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Compost » 13.12.2013, 18:53

Danke, die Anleitung von Snake-Jo kenne ich. Eddytwobows hat auch eine sehr schöne Anleitung zu Rattanreiterbogen geschrieben. Solche werd ich dann als dritten oder vierten Bogen so bauen. Als ersten bau ich nach der Anleitung von Broken Arrow mit eingebogenen Siyahs. Und nach einigen (vielen) Selfbows (Versuchen...) wage ich mich an die 'richtigen' Komposit-Reiterbogen aus dem dafür passenden Material :-)

Wie gesagt ging es bei der Zeichnung nur um Sinn und Unsinn, mehr Theorie als praktische Umsetzung. Danke für die bisherigen Antworten. Die Sehnen-'Ohren' an Snake-Jos RB bestätigen mir aber, dass die Hebel wie gezeichnet doch machbar sind, also auch parallel zur Sehne.

Set bei Rattan kann ich mir gut vorstellen. Fraglich ob und wieviel das toasten des Bauchs bringt?

Ich sollte vielleicht auch noch definieren, was der Bogen können sollte:
Zwischen 15 und 35# Zuggewicht bei 24 bis 29" Auszug, dann passts auf jeden Fall für jemand aus unserm Haushalt ;-)

Gruß,
Steffen
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von acker » 13.12.2013, 19:02

Mein Tipp :
Bau wie Du meinst und berichte ! :)
Rattan kostet nicht die Welt und verzeiht immens viele Fehler, ist nahezu unkaputtbar ;)
Also bauen und schlau werden :)
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von kra » 13.12.2013, 19:54

Schau mal im BowSwap, da wurde ein Recurve aus Rattan (allerdings mit Bambus-Backing) sehr ausführlich gezeigt. Er schießt durchaus brauchbar ;D
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von hunter » 14.12.2013, 15:17

Hi Compost

hab das alles mal schön gelesen und möchte dir folgenden Vorschlag unterbereiten :

wenn du dir deinen Rattanstab nicht versemmeln willst und noch keine Erfahrung im Bogenbau hast
dann schneide dir nen vernünftigen Haselnuss ab und bau deinen ersten kurzen Bogen.
Mach ihn 1,30m lang Griffbereich etwa 35 mm breit , etwa 17mm dick, Griffbereich mitbiegend.
Das gibt einen kurzen flotten Bogen... und sollte er dir misslingen haste nix verloren, aber an Erfahrung
gewonnen. Man muss sich seine Ziele am Anfang nicht so hoch stecken.

Gruß....Hunter

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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Ravenheart » 14.12.2013, 15:21

...ich verstehe die Skizze.

Das ist - selbst für Rattan - sehr kurz. mit den 2x 18 cm langen Enden bleiben Dir gerade mal 84 cm biegender Bereich.
Max 24" Auszug würde ich sagen... Wenn der Griff mitbiegt.

Die Enden könnten kürzer!

Rabe

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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Compost » 14.12.2013, 16:36

Vielen Dank für eure Antworten!

Kra, ich hab die Entstehung von 'deinem' Bogen gelesen. Sehr spannend und der Bogen ist wirklich schön geworden. Bambus hab ich hier, das probier ich! Die Bogen in dem im Thread verlinkten Video find ich auch sehr schön. Rattan ist wohl doch ernstzunehmen. Zumindest als Laminat.

Ich hab heut morgen meinen Rattanstab gespalten, grob zurecht geschnitzt, den Griff- und Fadebereich reflex gebogen und Siyahs, die ich schonmal gemacht hatte, eingeklebt. Der Stab hatte eine Ausgangslänge von 113cm, die Siyahs geschätzt 18cm, also wird der fertige Bogen länger als die brutalen 120cm Gesamtlänge. Den Griffbereich muss ich durch das halbieren des Stabes nachträglich anflanschen, aber so kann ich noch einen Bogen aus dem Stab machen und ich musste nicht so viel Material wegschnitzen :-)

Sollte ich ein Stoffbacking (Angstbacking) machen, damit der Rücken nicht so schnell reißt? Die Rundung ist übrigens der Bauch, die ebene Fläche vom spalten der Rücken. Das fühlte sich beim Biegetest richtiger an als andersrum.

Soll mal ein leichter wohnzimmerverträglicher Indoor-Bogen für Bluntpfeile werden (alte Fleece-Westen lassen sich prima zu Soft-Bluntspitzen wickeln).

Und wie ich weiter oben geschrieben habe: Holz für Selfbows trocknet bereits in der Scheune - auch Hasel.
Hab wohl damals beim Grundstückskauf unbewusst mitgedacht und ein Grundstück im alten Ortskern gekauft auf dem lauter tolle Sachen wachsen ;-)

Gruß
Steffen
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Ravenheart » 14.12.2013, 17:22

Compost hat geschrieben:Sollte ich ein Stoffbacking (Angstbacking) machen, damit der Rücken nicht so schnell reißt? Die Rundung ist übrigens der Bauch, die ebene Fläche vom spalten der Rücken. Das fühlte sich beim Biegetest richtiger an als andersrum.


Gehen tut beides. Backing ist bei Rattan nicht erforderlich. Es gibt zwar VEREINZELT auch Berichte über gebrochenes Rattan, aber das grenzt immer an ein Wunder...

Rabe

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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Compost » 14.12.2013, 17:36

Ich mach Seide drauf - weil ich welche da habe und damit ichs mal gemacht hab. Die lässt sich, wenn ichs richtig im Kopf hab, mit Holzleim aufkleben?

Steffen
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Re: Theorie 'kurzer Bogen' - Fragen an die Praktiker

Beitrag von Snake-Jo » 14.12.2013, 17:42

@Compost: Bedenken wurden ja schon geäußert. Ein Bogen in der anfangs von dir genannten Form und Kürze und mit dem Zuggewicht ist aus Rattan machbar, aber nicht sehr haltbar. Es entwickelt sich ein starker Set und der Bogen wird immer schlapper. Meine Rattan-Reiterbögen mit Siyahs hatten so um die 160 cm und zeigten dennoch Ermüdungserscheinungen oder überdehnte Stellen.
Ich hatte aber auch schon einige mit nur 150 cm Länge und einem Facing aus Eibenkern mit 45 lb, die sehr haltbar (auch bezüglich des Anfangszuggewichts) und sehr schnell waren. Allerdings habe ich sie nicht weiter als 26" gezogen.

Das Grundmodell von Broken Arrow mit leichten Recurves etc. ist für Rattan in der Regel am günstigsten.

Seide ja, aber welche Sorte? Stoff oder Einzelfäden? Holzleim geht, Hautleim auch.

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