Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

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Jannik
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Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Jannik » 15.04.2013, 22:15

Guten Abend zusammen,

ich habe wieder einen neuen Hasel-Bogen begonnen und vom Material her ist der Stave wirklich spitze! Kein einziger Ast und ein schön gleichmäßig gewölbter Rücken (im Querschnitt). Und es lässt sich super bearbeiten, also an sich wirklich ein Glücksfall für mich...

Aber ... natürlich kommt das Aber: Der Stave hat in Axial-Richtung leider zwei unglückliche Wölbungs-Situationen, wie nachher auf den Bildern zu sehen. Drehwuchs ist kein Problem, da konnte ich keinen feststellen, aber der eine Wurfarm ist deflex während der andere Reflex ist. Außerdem ist eine seitliche Verdrehung vorhanden, durch welche die Sehne (blau dargestellt) auch nicht mittig verlaufen wird. Was nicht weiter schlimm ist, ich werde den Bogen so bauen, dass die Sehne an der Seite außermittig ist, wo mein Pfeil am Holz vorbei muss, was vielleicht sogar günstig ist so. Aber ich habe Bedenken,ob durch den Auszug evtl. eine Verdrehung stattfinden könnte.

Was sagt ihr zu den beiden Situationen? Würdet ihr es so lassen, evtl. Dämpfen/Hitze-Behandeln oder sonstiges? Den Stave aufzugeben ist für mich keine Option, da das Holz an sich wirklich erste Sahne ist.

Ich selbst tendiere dazu, die Verdrehung, die eine außermittige Sehne bewirkt, einfach zu ignorieren bzw. in Kauf zu nehmen und auch die Reflex-Deflex Stellung so zu lassen, letzteres einfach weil ich keine Erfahrung im Erhitzen/Dämpfen habe und daher hoffe, diese Stellung durch entsprechendes Tillern auszugleichen. Was meint ihr?

Hier die Bilder, entschuldigt die schlechte Qualität, aber die Bilder dienen ja nur zum Verständnis der Verdrehungen:

20130415_172757.jpg
Der Rohling
20130415_172821.jpg
Seitenansicht des Rohlings, Reflex-Deflex
20130415_212055.jpg
Nun zu Bogenform (Flachbogen) bearbeitet, hier die Verwindung sichtbar und der Sehnenverlauf (theoretisch)
20130415_212159.jpg
Reflex-Deflex


Achja, der Bogen hat
- eine Wurfarmbreite von 5cm, 30cm vor Ende verjüngend bis zum Ende hin auf 1cm
- Wurfarmdicke ca. 1,8cm
- erhoffte Zugstärke (ich wage mich aufgrund des mir gut erscheinenden Materials, höhere Ziele anzupeilen) 40-45#
- Länge 180cm
- Fadeouts 3cm


Falls weiter Details erforderlich sind, bitte Bescheid sagen.

Dankeschön, Gruß Jannik :-)

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Haitha
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Haitha » 15.04.2013, 22:34

Ignorieren, Jannik :)
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stefan kaletsch
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von stefan kaletsch » 15.04.2013, 22:58

Ich sehe es wie Haithabu!
Du tillerst ihn ganz normal,was in diesem Fall bedeutet,dass die reflexen Stellen einen Hauch dünner
und die deflexen einen Hauch dicker am fertigen WA sein werden.Bei stark ausgeprägtem Reflex biegt
die Stelle meist etwas weniger,wenn man sie partout zum Biegen bringen will,kann das Holz dort sehr dünn werden,
dann lieber etwas steif lassen.Bei 5cm WA Breite kannst Du ein pyra-oder semipyramidales Design wählen,
dann sollte sich auch nix verdrehen!
Viel Glück!

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Jannik
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Jannik » 15.04.2013, 23:14

Dankeschön für die schnellen Antworten :-D Das beruhigt mich,dass ich das ignorieren kann. Ich werde den Bogen wieder zeigen wenn ich fertig bin. Oder schon früher, beim Tillern. Bin mal gespannt,wie sich das entwickelt.

Jetzt bemühe ich noch die SuFu nach deinen Pyra-design Vorschlägen,danke auch dafür :-)

Gruß Jannik

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Jannik » 15.04.2013, 23:22

Wenn ich das richtig verstanden habe,dann hat der Bogen jetzt schon ein semipyramediales Design: 2/3 WA 5cm breit,1/3 spitz zulaufend auf 1cm (9mm).

Was denkt ihr,sind mit einem guten Haselnuss auch Zugkräfte von über 40# drin? Und was wird das dann ungefähr für eine Wurfarmdicke sein?

Gruß Jannik

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zwirn
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von zwirn » 15.04.2013, 23:23

Ich würde das Design des Staves so lassen! Das ist ja schon ne 1/3 Pyramide.
Vollpyramidal bedeutet, dass er über den gesamten Wurfarm sich gleichmäßig verjüngt.

LG Zwirn

Mist zu spät
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schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von zwirn » 15.04.2013, 23:27

Wegen der Zugkraft: Schau dich mal bei den Präsentationen um!

LG Zwirn
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Jannik » 15.04.2013, 23:40

Danke für den Hinweis.

Gruß Jannik

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Karlo » 16.04.2013, 00:00

Hallo Jannik,

macht schon einen guten Eindruck, und ja: Fotos schon vom Tillern :)

Gruß Karlo

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Jannik » 16.04.2013, 00:17

Gerne Karlo,danke für dein Interesse :-)

Achja eine Frage hab ich noch,allgemein,hat nichts mit diesem Bogen zu tun: Welche Überlegung begründet das Eindämpfen eines Recurves? Oder anders gesagt: was bringt ein Recurve Design,was ist der praktische nutzen, was könnte mich dazu bringen auchmal sowas zu probieren? Mir ist nur ein Grund eingefallen,der dagegen spricht: der Biegebereich wird kürzer.


Gute Nacht, Gruß Jannik

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Vulkanier » 16.04.2013, 03:41

Du kannst den Bogen mit Recurves weiter ausziehen ohne das der Sehnenwinkel über 90° geht bzw. den Bogen bei gleichem Auszug kürzer bauen.
Beides belastet das Holz im Biegebereich natürlich mehr.

.....und natürlich wollen wir Foddos sehen.
Grüße vom Vulkan

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Güssenjäger » 16.04.2013, 07:18

Jannik hat geschrieben:Was denkt ihr,sind mit einem guten Haselnuss auch Zugkräfte von über 40# drin? Und was wird das dann ungefähr für eine Wurfarmdicke sein?

Gruß Jannik



Ich habe beim letztjährigen Sap-Turnier zwei Bögen aus Hasel gebaut. Die lagen beide bei ungefähr 50 Pfund.

Gruß

Gerd
Viele Grüße
Gerd

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Bowster » 16.04.2013, 07:22

einer meiner ersten Bögen, mit dem ich auch zufrieden war war ein Hasel mit 55#, mit anderen etwa gleich dimensionierten Haselbögen landete ich bisher allerdings immer in der 35+-5# Zone, Hasel ist eben nicht gleich Hasel.

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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Bowster » 16.04.2013, 07:28

Vulkanier hat geschrieben:Du kannst den Bogen mit Recurves weiter ausziehen ohne das der Sehnenwinkel über 90° geht bzw. den Bogen bei gleichem Auszug kürzer bauen.
Beides belastet das Holz im Biegebereich natürlich mehr.

.....und natürlich wollen wir Foddos sehen.


Ich habe auch einen Haselbogen mit angedämpften Recurves, würde ich heute nicht mehr machen, oder wenn nur ganz kurze Recurves, weil die bei meinem Hasel seitlich gerne kippen, der Bogen hat aber auch nur 32#, ist vielleicht nur besonders weiches Holz, oder ich hätte die Wurfarme bis zum Ende auf fast voller Breite durchlaufen lassen, war auf jeden Fall der Grund, daß ich Ihn beim Sap-Turnier nicht präsentieren wollte, obwohl er gut aussieht.

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Firestormmd
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Re: Haselnuss-Flachbogen: ungünstige Form, was tun?

Beitrag von Firestormmd » 16.04.2013, 07:56

Denke daran, dass der Reflex eher nach unten sollte. Ich hatte mal einen Haselbogen mit einem Reflexen WA, der musste leider nach oben, weil die Sehne sonst rechts am Griff vorbeigegangen wäre. Das hat leider einiges an Zuggewicht gekostet.

Ein Zuggewicht von +50# sollte machbar sein. Du musst allerdings schön langsam und vorsichtif vorgehen. Ungeduld hat schon viele Bögen geschwächt.

Grüße, Marc
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