Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

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lonbow
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Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von lonbow » 09.07.2012, 17:22

Ich habe zuhause ein sehr gerades Stück Esche mit relativ großen Jahresringen und würde daraus gerne einen englischen Langbogen mit ca. 80-90lbs auf @31 bauen. Der Bogen soll etwa 195cm lang werden und am Griff 3-3,5 cm breit. Um den Set zu verringern, würde ich den Bogen gerne auf der Bauchseite tempern.

Wird dieser geplante Bogen, wenn er richtig getillert ist, haltbar sein und auch wenig Set haben? Ist die Kombination ELB und getemperte Esche generell empfehlenswert?

Danke für Antworten ;)

Grüße,
David

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Ravenheart
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Ravenheart » 09.07.2012, 17:41

...beides nein. Es gibt zwar vereinzelte Beispiele, wo so was geklappt hat, aber zu 90% geht das schief.
Das ist etwa wie die Frage: "Kann ich mit verbundenen Augen über eine Autobahn gehen?"

Auch da würde ich zurückfragen: Warum sollte man es tun?
Es gibt Hölzer, die relativ sicher für so ein Projekt geeignet sind.
Esche gehört nicht dazu....

Rabe

lonbow
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von lonbow » 09.07.2012, 17:45

Danke Ravenheart! Warum geht das auch getempert nicht? Ist die Drucktoleranz von getemperter Esche immer noch zu gering?

...ich habe mal gelesen, dass Esche in England für Übungsbögen verwendet wurde, als die Eibe knapper wurde. Darum dachte ich dass es gehen muss.
Zuletzt geändert von lonbow am 09.07.2012, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Heidjer
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Heidjer » 09.07.2012, 17:47

Eine Esche die ein ELB-Profil und das mit 90# aushält muß eine Legendäre Quallität haben, ich sah so ein Eschenholz noch nie!

Esche und Set gehören für mich zusammen, wie Nudeln und Soße.


Gruß Dirk
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von tscho » 09.07.2012, 18:08

Mach ihn ! versuchs, aber wölbe den Bauch nicht so extrem wie bei ner Eibe und verzichte auf den englischen Langbogen- ein Langbogen bleibts trotzdem, der englische ist eh aus Eibe im allgemeinen Sinn.Dh. lass ihn den Druck auf mehr Holz am Bauch verteilen.Weil Esche das allgemein nicht so gut abkann.
Ich frag jetzt mit Absicht nicht nach Ringen und Frühholzanteilen etc. ich persönlich trau Esche fast alles zu, hab aber sicher noch nicht so viele gebaut wie Dirk oder Rabe, oder wachsen bei mir eben zähere Eschen, das kann ja auch sein.
Achte auf nen absolut sauberen Rückenring.
Hey.. demotiviert die Jungs net so :)
klar, haltbar und wenig set ist so ne Sache :) aber selbst ne Eibe geht da nicht unter 2"set.

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Haitha » 09.07.2012, 18:24

Bau ihn Lang, breit und flach und die Chancen steigen. Tempern würd ich lassen.
Fall down seven times, stand up eight.

Carve a little wood, pull a few strings and sometimes magic happens - Gepetto

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Squid (✝) » 09.07.2012, 18:32

Tempern führt zwar nach allgemeiner Meinung dazu, dass das Holz druckfester wird. Gleichzeitig wird es aber auch spröder, d. h. es verliert seine Drucktoleranz.
Und bei Esche, die für diese Bauweise nicht wirklich gut geeignet ist, führt das fast sicher zu Stauchrissen.

DruckFEST sind harte Hölzer, wie Robinie, Hainbuche und div. Tropenhölzer. Aber WENN die eine Schwachstelle haben, gibt es sofort Knitterfalten.

DruckTOLERANT ist z. B. Eibe. Das Holz verkraftet auch gewisse Misshandlungen und verhält sich eher wie ein Stoßdämpfer.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Agroman » 09.07.2012, 18:58

Also, grundsätzlich FUNKTIONIEREN tun starke Langbögen/Warbows aus Esche schon, auch mit Tempern. Hier der lebende Beweis, Joe Gibbs mit 'ner getemperten Esche, 99#@32":

Bild

Wüsste jetzt nicht, dass der Stave von so massiv überragender Qualität gewesen wäre.

150#32" aus ungetemperter Esche hab' ich auch schon gesehen ;) . Der Bogen hält glaub' ich auch schon über zwei Jahre problemlos...
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Gornarak » 09.07.2012, 19:41

Man sagt, dass Esche Breite/Tiefe 8/6 veträgt.

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Heidjer » 09.07.2012, 20:36

Agro, es stimmt einfach das Verhältnis nicht!
Wäre der Stave 220 cm lang, hätte ich gesagt mach mal, könnte gut gehen.
Oder er holt aus den Stave von 195cm länge 100# bei 26" heraus, ist auch möglich, aber spätestens bei 28" oder 29" knittert ihm hier der Bauch weg.
Es sei denn es ist eine amerikanische Wunderesche. ::)


Gruß Dirk
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Heidjer » 09.07.2012, 21:10

Gornarak hat geschrieben:Man sagt, dass Esche Breite/Tiefe 8/6 veträgt.


Ja, wenn die Tiefe max ~20 mm ist. ;)
Man kann aus Top Esche ELB's bauen, aber nach meiner Meinung nur bis ca. 55#, will man mehr Pfunde, muß man den WA dicker machen, dann muß man aber den Biegeradius reduzieren, sprich den Bogen länger bauen. Für jeden Millimeter den man den WA dicker läßt, muß man den Bogen um 4 cm oder 5 cm Länger bauen. ::)

Das kann man schon am Bild vom Agro sehen, der Bogen ist ja im Vollauszug noch fast gerade! ;)

Esche ist super Zugfest, aber nur bedingt Druckfest, je dicker das Material ist desto stärker wird der Bogenbauch gepresst.


Gruß Dirk
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Galighenna » 09.07.2012, 21:49

Jemand hat auf einem der Bogenbautreffen einen ziemlich starken Bogen aus Esche gebaut. Wenn ichmich richtig erinnere, hatte der um die 100#. Ich weiß aber nicht mehr wie lang der war und wie weit der gezogen werden konnte.
Jedenfalls war die Esche von herausragender Qualität wie es sie nur selten gibt. Aus einfach nur "guter" Esche bekommt man das glaube ich nur schwerlich ohne Stauchfalten hin, ausser man baut den Bogen überlang. Das geht dann jedoch deutlich auf die Wurfleistung.

Im Zweifelsfall, wenn dir das Holz nicht zu schade ist, darfst du natürlich allen zweiflern das Gegenteil beweisen oder halt ihre Einschätzung bestätigen, indem du es einfach mal versuchst. Soll heißen: Wenn du es versuchst, dann mach doch mal sowas wie einen kleinen Buildalong auf. Dann sehen wir alle, ob das gut geht, und ob und was dabei schief geht. Dann können wir alle was davon lernen, und du lernst am meisten dabei. :)
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Gornarak » 09.07.2012, 22:04

Dirk M hat geschrieben:Das kann man schon am Bild vom Agro sehen, der Bogen ist ja im Vollauszug noch fast gerade!

Na viel weniger als der Bogen in Agros Avatar biegt der Gibbs'sche aber nicht. Ansonsten hast du aber natürlich recht.

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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Heidjer » 10.07.2012, 00:59

@ Galli, der Bogen ist aber kein ELB sondern ein schmaler Flachbogen, genau so, wie der Ebereschen Bogen von Snake-Jo. Die Bäuche von beiden Bögen sind flach wie Fensterglas. ;)


Gruß Dirk
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Re: Englischer Langbogen aus getemperter Esche?

Beitrag von Ravenheart » 10.07.2012, 01:38

Zoff rausgelöscht!

Rabe

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