Eibenbogen

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Bowster
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Eibenbogen

Beitrag von Bowster » 05.03.2012, 08:26

Hallo, mich hat das Bogenbaufieber erst vor kurzem voll erwischt, Schiesserfahrung habe ich ohnedies noch gar keine, möchte mich jetzt an den Bau eines Eibenbogens wagen. Welche Vorsichtsmassnahmen sind denn angebracht um das Vergiftungsrisiko zu minimieren??
Schon mal im Vorab ein Danke, bowster

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Rizzar
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Re: Eibenbogen

Beitrag von Rizzar » 05.03.2012, 08:52

Ganz ehrlich: direkt mit Eibe anzufangen ist eher suboptimal.
Generell wird an den meisten Stellen geraten vorher ein paar (5-unendlich) andere Bögen erfolgreich hergestellt zu haben.
Zumal es besonders schade ums Holz ist, wenn es nicht gut endet.

Da eignet sich soetwas wie Rattan, Hasel, Esche oder Hickory eher zum Anfangen/Üben.

Wenn du es doch nicht lassen kannst:

Regel 1: Nicht das Holz essen!!!
Regel 2: Nicht das Holz essen!!!!
Regel 3: Nicht deine Viecher das Holz essen lassen!!!!
Regel 4: Generell den Staub nicht unbedingt einatmen.
Setz ne Staubschutzmaske auf wenn du schleifst (oder immer)!
Nutz ne Absaugung wenn du hast.

Im Grunde möglichst die Aufnahme von Pflanzenteilen vermeiden, gibt denke ich auch Leute, die empfindlicher auf Eibe reagieren, als andere. Z.B. mit nem eh schon geschwächten Herz-Kreislauf System.

Manche arbeiten bestimmt auch komplett ohne Schutzmaßnahmen.
Ob es an/abzuraten ist sieht man erst wenns zu spät ist...

Es kommt nunmal auf die Menge an die man "konsumiert"

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Bowster
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Re: Eibenbogen

Beitrag von Bowster » 05.03.2012, 09:31

so ganz der erste Bogen ist es dann auch nicht, mein Erster ist aus Holunder 102cm, mit Hirschsehnenbelag und gebogenen Recurves, 20" Auszug bei 16 Pfund Zuggewicht, ist für ein Erstlingswerk in meinen Augen erstaunlich gut gelungen. Ein paar Rohlinge Holunder, Walnuss, Goldregen habe ich auch schon versaut(Ungeduld, zu eilig), und ein zweiter gut gelungener Bogen(Eschenflachbogen/D-Querschnitt, 170cm, habe ihn bisher bloss 20" gezogen bei 21lbs Zuggewicht-da geht aber noch mehr) steht auch schon auf der Haben-Seite. Danke für die schnelle Antwort.

Yumiya
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Re: Eibenbogen

Beitrag von Yumiya » 05.03.2012, 09:54

Die Eibe wurde 2011 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. http://de.wikipedia.org/wiki/Eibe

Eibe (Taxus baccata)

Giftigkeit : giftig bis sehr giftig

Standort/Verbreitung:
M- und S-Europa, vielfach auch angepflanzt.
In Laub- und Nadelwäldern, mit Vorliebe auf kalkhaltigem Boden wachsend, nicht in größeren Beständen.

Typische Merkmale:
Bis zu 15 m hoher, immergrüner Nadelbaum, auch strauchförmig, mit waagrecht oder abwärts abstehenden Ästen und länglich-pyramidaler oder auch unregelmäßiger Krone. Nadeln oberseits dunkelgrün, glänzend, unterseits hellgrün-matt, kurz-stachelspitzig. bis 35 mm lang und 2 mm breit; ohne Harzgänge, mit charakteristisch umwallten Spaltöffnungen auf der Unterseite. Blüten zweihäusig verteilt, die weiblichen in den Blattachseln jüngerer Zweige angelegt und einzeln, ziemlich entfernt voneinander stehend; III-IV.
Samen holzig, schwarzbraun, vom saftigen, schleimig und süßlich schmeckenden, scharlachroten und zart bereiften Samenmantel (Arillus) becherförmig umgeben; Reife ab VIII.

Giftige Pflanzenteile und Inhaltsstoffe:
In den Nadeln und in den Samen befindet sich in hoher Konzentration Taxin. Das Fruchtfleisch ist ungiftig.

Kritische Dosis:
Nach Verzehr von Nadeln oder von mehr als zwei zerkauten Samen werden in der Literatur Entgiftungsmaßnahmen (Aktivkohlegabe, Magenentleerung) empfohlen. Bekannt sind auch schwere Vergiftungen von Rindern auf durch Eiben begrenzten Weiden.

Symptome:
Mundtrockenheit, Rotfärbung der Lippen, Pupillenerweiterung, Blässe, Übelkeit, Leibschmerzen, Schwindel, Diarrhoe, Herz- und Kreislaufstörungen, Leber- und Nierenschäden, Krampfanfälle, Tod

Erste Hilfe:
reichlich trinken lassen
Giftnotrufzentrale anrufen
bei Symptomen Artzvorstellung

Quelle: http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/

Berichte über Vergiftungen sind schon bei Cäsar zu finden: http://tinyurl.com/De-bello-Gallico
Cativolcus, rex dimidiæ partis Eburonum... taxo, cujus magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit.
Cæsar. De bello Gallico. Liber VI, cap. 31

Bild
Zuletzt geändert von Yumiya am 05.03.2012, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.

GottfriedM
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Re: Eibenbogen

Beitrag von GottfriedM » 05.03.2012, 10:01

Hallo Bowster,

aus einigen leidvollen Erfahrungen im (misslungenen) Bogenbau kann ich dir nur raten, versuche es vorher mit anderen Hölzern. Wenn schon Eibe, dann suche dir einen Bogenbauer, der es kann und der dir auch behilflich ist. Wäre schade um das Holz und schade um deine Motivation. Hickory kann ich dir empfehlen, auch Esche oder Hasel bekommt man überall für wenig Geld oder gratis, mach daraus einen Flachbogen (Anleitungen gibt es im Forum und im Internet) zum Anfangen. Da ist dann nicht soviel verhaut, wenn es nicht klappt. Nach einigen Bögen wird das Herausarbeiten immer leichter, es bleibt dann halt "nur" mehr das richtige Tillern...

GottfriedM

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Mandos » 05.03.2012, 10:19

Wenn man jetzt einfach mal die finanziellen Aspekte ausblendet, so ist Eibe eines der am einfachsten zu einem Bogen verarbeitenden Hölzer. Die Drucktoleranz ist enorm, ebenfalls die Zugfestigkeit, die Bearbeitung ist einfach, auf einen Rückenring runterzuarbeiten ist nicht viel schwerer als bei Esche (falls man jetzt nicht Ringe unter 0,5 mm hat) etc.
Natürlich würde ich nicht empfehlen den ersten Bogen daraus zu bauen (da die finanziellen Aspekte nicht unter den Tisch zu kehren sind), aber ein wenig Erfahrung scheint Bowster ja zu haben.
Und falls man auch noch kostenlos an Eibe kommen sollte bzw. zu einem niedrigen Preis, so kann man mMn sofort damit anfangen.

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Ravenheart » 05.03.2012, 10:30

Mandos hat geschrieben:Wenn man jetzt einfach mal die finanziellen Aspekte ausblendet, so ist Eibe eines der am einfachsten zu einem Bogen verarbeitenden Hölzer.


Komisch, hab ich immer anders empfunden! Meine ersten Eibenversuche endeten im Desaster, obwohl ich da schon einige Erfahrung hatte. Es splittert leicht weg, es kriegt leicht Dellen und Kratzer, ständig hat man störende Totäste im Weg, und es ist wellig wie Sau!

Gut, ich hatte NICHT solche Filetstücke wie Blacky sie anscheinend zu Dutzenden findet, aber ICH fand Eibe bisher NICHT einfach!

Wenn die Rohform erst mal steht und man zu TILLERN beginnt - dann gebe ich Mandos recht - da ist Eibe angenehm und sehr gut mit Ziehklinge zu bearbeiten...
Aber DA muss man erst mal hinkommen, wenn man KEINE 200 Eusen für das Holz ausgeben will/kann...

Rabe

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Bowster » 05.03.2012, 10:57

Den Eibenstamm mit ca 205cm Länge fand ich beim spazieren im Wald, Wind- und Schneebruch, die aufräumenden Forstbeamten hatten das Stammstück einfach zum Verfaulen einen Abhang zu anderem Holzabfall geworfen, ich hab das Stück dann geborgen, Stammstarke ca 110mm, Jahresringe 90-100, so eng dass ich eine Lupe bräuchte um genauer zu zählen, zu Hause habe ich das Teil erst Mal entrindet um zu sehen ob das Holz noch i.O. ist, was es augenscheinlich ist, dann habe ich mir mit der Kreissäge das einzige astfreie Viertel rausgesägt, der Rest ist sehr astig und wenn überhaupt zu gebrauchen, dann nur für Könner. Durch die Lagerung auf dem Waldboden ist das Holz noch sehr feucht, ab wann kann man den mit der Bearbeitung anfangen, oder soll ich erst die Enden versiegeln und warten??
Hm?

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Tom Tom » 05.03.2012, 11:00

Auf jeden Fall die Enden und den Rücken versiegeln.
Und am besten erst mal ein Jahr irgendwo hinstellen und vergessen.
Jedoch nicht in Heizungskeller oder andere Ort mit großer Wärme
lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Blacksmith77K » 05.03.2012, 11:01

Nun, trocken muss es schon sein. Eine Restfeuchte von 14% sollte mindestens erreicht werden. Besser natürlich 10-12.

Je nach Lagerung mit versiegelten Enden dauert das bei gutem Klima 6 Monate. Hast also noch Zeit zuerst einen funktionierenden Bogen aus anderen Hölzern zu biegen. ;)

Gut abgestanden ist eigentlich 'jedes' Holz nach 2 Jahren.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Eibenbogen

Beitrag von Mandos » 05.03.2012, 11:18

@rabe
Klar, es gibt bei allen Holzsorten schwierige Exemplare.
Aber z.B. hat Fluflu doch vor kurzem einige Eibenstücke angeboten, die wunderbar aussahen, und das zu fairen Preisen.
Hält man Ausschau, so findet man schöne Eibe weit unter 200 €.

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