Bogen biegen - aber wie?

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Ravnica
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Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Ravnica » 03.03.2012, 20:11

Moin,

ich hab letzten Oktober angefangen einen Bogen zu bauen. Es sollte ein 45er Bogen aus Osage mit Recurves werden, dazu noch ein Setback und eine Biegung in jedem Wurfarm. Von der Optik her also ein Reiterbogen. Es hat auch alles ganz gut geklappt, nur beim Tillern hat er immer geknackt, was aber auch daran liegen könnte, dass sich das Holz noch an die Biegung gewöhnen musste. Naja bei 27 Zoll Auszug war Schluss und der Bogen ist explodiert. Nix mit "das Holz muss sich setzen/gewöhnen".

Hier ein Bild vom gebrochenen Bogen:
Bild

Er ist an den Biegungen direkt im Wurfarm gebrochen - zuerst rechts, dann links. Er wurde an dieser Stelle mit einem Heißluftfön gebogen. An dieser Stelle hat sich das Holz auch etwas dunkler verfärbt und die Vermutung liegt nahe, dass der Fön das Holz zu sehr geschwächt hat. Was meint ihr dazu?

Ist es überhaupt ratsam, so etwas (Setback UND zusätzliche Biegungen in den Wurfarm) überhaupt einem reinen Holzbogen anzutun?
Und wenn das funktioniert, sollte ich das nächste Mal auf den Fön verzichten und lieber das Wasserbad vorziehen oder was meint ihr dazu?

Der neue Bogen ist schon im Bau und soll genauso aussehen. Und bevor es zu spät ist, wollte ich lieber noch einige Meinungen von erfahrenen Bogenbauern einholen.

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Ravenheart
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Ravenheart » 03.03.2012, 20:12

Wow, toll, ich bin der 10.000te Besucher und hab 100 € Startbonus gewonnen! Klasse!!

Rabe ::)

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Blacksmith77K » 03.03.2012, 20:16

@Rabe:

Bitteschön... :-*

oercedzj.jpg
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Ravnica
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Ravnica » 03.03.2012, 20:21

vielen Dank für eure konstruktiven Beiträge.... ::)

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von stefan kaletsch » 03.03.2012, 20:43

...ach lass die doch(grins)...nach meinen Erfahrungen ist trockene Hitze nur sehr begrenzt zum Biegen tauglich,weil Du das
Holz ja auch immer gleichzeitig temperst und damit die Struktur verändest!Für die Tips ist das ok ,aber nicht mitten im WA!
Halte einfach den zu biegenden Teil ca. eine Std. über kochendes Wasser in den Dampf und decke ihn mit Alufolie ab,dann
fix in eine Schablone gezwungen und 2 Tage trocknen lassen.Ich habe schon komplette Bögen erfolgreich gedämpft.Um stabilen
Reflex aufzubauen ist aber tempern besser!
Viel Glück Stefan

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Ravnica
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Ravnica » 03.03.2012, 20:55

Danke für deine Antwort :)

Hab ich dich richtig verstanden, dass das Biegen mitten im WA grundsätzlich ok ist, aber wie ich anfangs schon vermutet habe, die Methode des trockenen Erhitzens falsch war? Das würde mich beruhigen, dann müsste ich keine Kompositbauweise machen ^^

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von stefan kaletsch » 03.03.2012, 21:14

...grundsätzlich ist das sicher ok,nur wird dadurch nicht unbedingt ein Leistungs zuwachs erzielt.Mit einem echten Komposit
hat so ein Bogen bis auf die Form rein garnix gemein.Kurven im Bogen sind optisch gefällig und üben eine gewisse Faszination
aus,sie machen aber nicht bei jeder Bauweise wirklich Sinn.Selbst Recurves machen einen vorher geraden und gut schießenden
Bogen nur selten besser! Was willst Du erreichen?

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Squid (✝) » 03.03.2012, 21:20

Nein, eigentlich nicht.
Einen durchgetrockneten Stave mit Heissluft oder durch Dämpfen zu biegen, ist eine gefährliche Angelegenheit.
Das geht immer dann, wenn man ihn seitlich korrigiert oder nichtbiegende Bereiche z. B. im Griff oder an den Enden mit moderater (!) Biegung in die gewünschte Form bringt.
Das geht aber üblicherweise schief, wenn der Biegebereich betroffen ist und mehr als nur wenige Millimeter starke Korrekturen vorgenommen werden.
Ein halbwegs gerades Stück Holz ist nur in den seltensten Fällen geeignet, mit Recurves und Setback ausgestattet zu werden und dann auch noch ohne Backing oder Facing, quasi als Selfbow einen ordentlichen Job zu machen.

Etwas anderes ist es, wenn du einen Osagestave schon vor dem Trocknen eine gewisse Grundform gibst, die behält er dann besser bei.

Aber die Versuche, reflex oder deflex bei getrockneten Bogenrohlingen zu erzielen bzw. auszugleichen ist meistens - spätestens nach 10 Schuss - zum Scheitern verurteilt. Die Biegung verlässt dich umgehend wieder und es kann je nach Holzart entweder das berüchtigte Gummiholz (Ahorn) entstehen oder es versprödet.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Güssenjäger » 03.03.2012, 21:46

Hallo,

mich würde noch interessieren, wie lang der Bogen ist bzw. war.

Gerd
Viele Grüße
Gerd

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Ravnica » 03.03.2012, 21:49

stefan kaletsch hat geschrieben: Was willst Du erreichen?


Ich wollte es wegen der Optik haben. Es ging wirklich nur darum und um nichts anderes.

Güssenjäger hat geschrieben:mich würde noch interessieren, wie lang der Bogen ist bzw. war.


Zu kurz fürchte ich. 1,65m sind zu wenig um die Spannung zu verarbeiten, wie man ja oben sieht ^^


Gut, der eine sagt, Setback, Recurves und zusätzliche Biegungen im WA sind möglich, der andere sagt, sie sind es nicht. Könnt ihr eure Meinungen denn begründen oder Beispiele nennen, die eure Meinungen untermauern?

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 03.03.2012, 22:18

also, Setback ist die Gegenbiegung zum Set. Du biegst das Holz so, das der Bogen hinterher kaum oder kein Set zeigt.

Du spannst den Bogen nach dem Bodentiller verkehrtrum auf und trocknest/dämpfst ihn in der Form. Hinterher hat selbst ne Esche scheinbar keinen Set mehr. In wirklichkeit hat sich das Holz um das gesetzt, was Du vorher reingebogen hast. Gibt ein bisschen bis sehr viel Vorspannung mehr. Recurves sorgen für ein späteres Stacking, arbeitende Recurves geben ein wenig mehr Schnelligkeit

Es gibt allerdings Hölzer, die z.B. trockene Hitze garnicht mögen (Hollunder), andere wie z.B. Esche lieben geradezu nen "warmen Bauch"
Was Du gemacht hast,Du hast den Biegebereich durchgetoastet. Zum Biegen reichen 90-100°, alles darüber ist Mist

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stefan kaletsch
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von stefan kaletsch » 03.03.2012, 22:32

...wie Du siehst,Ravnica, wird hier durchaus kontrovers diskutiert,der eine ist halt etwas konservativer orientiert,der andere
etwas progressiver.Es gibt immer Erfahrungen,die den einen oder den anderen Standpunkt be-bzw.widerlegen.Ich bin bei Squid
wenn es darum geht,mitten im WA zu biegen.Das würde rein garnichts bringen und ist nicht ohne.Wenn Du aber gerne optisch
einen Reiterbogen herstellen willst,dann nimm Rattan!Das ist kostengünstig,geht fix und hat schon brauchbare kompositartige
Bögen hervorgebracht,irgendwo muss es hier auch einen thread dazu geben.
Wenn Du einen leistungsstarken Osage mit Kurven haben willst,dann biege ihm Recurves mit Wasserdampf und Schablone an
und temper ihn anschließend mit dem Heißluftfön.
Spann ihn dazu mit einerSchnur verkehrt herum auf,indem Du eine dicke Leiste senkrecht zwischen Griff und Schnur klemmst
bis der Bogen einigen Reflex zeigt.Wenn Du den Bogen am Bauch fönst,dann bei beiden WAs gleichmäßig,solange bis die Leiste
fast von selber herausfällt, aber ohne den Bogen zu verkohlen!Der Rückwärtstiller muß stimmen! Am Ende mußt Du, wie jeder
andere auch,selbst bestimmen was Du bereit bist,an Risiko ,Energie und Zeit zu investieren.Der gerade Weg führt zwar oft
leichter zum Erfolg,der verschlungene ist aber ungleich spannender und falls er auch zum Ziel führt,der erhabenere!
(sorry,das war jetzt etwas pathetisch).... mach einfach Deine eigenen Erfahrungen! Stefan

tomtux
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von tomtux » 04.03.2012, 11:36

165cm, setback, + recurves gehen selbstverständlich mit osage WENN DAS HOLZ DAS VORGIBT!
mit gewalt eine bogenform erzwingen zu wollen geht in 99% der fälle schief.

das holz bestimmt den bogen, wenn ein ganz bestimmter bogen gewollt ist muss man das entspechende holz finden. vergewaltigungsopfer werden nämlich keine guten partner, vor allem nicht für den vergewaltiger.

Longbow Silver
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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von Longbow Silver » 04.03.2012, 12:40

Wenn du unbedingt einen kurzen Reiterbogen (zumindest von der Form her) haben willst, kann ich Rattan als Material empfehlen, dass ist saubillig, man braucht nicht auf die (nichtvorhandenen) Jahresringe zu achten und man kann es mit Wasserdampf problemlos biegen.

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Re: Bogen biegen - aber wie?

Beitrag von kra » 04.03.2012, 13:44

So wies mir scheint ist der Bogen an beiden Bruchstellen vom Rücken her gebrochen.
Von wo aus wurde er denn mit dem Fön gebogen? Zeigte der Fön auf den Bauch oder den Rücken?
Wenn Rückjen hätten wir damit schon die warscheinliche Erklärung?
Zum Anderen, wie dick war der Jahresring am Rücken - und war er an diesen Stellen wirklich unverletzt?

Generell, wie bereits geschrieben ist es eine kitzlige Sache, dem Selfbow eine Form aufzwingen zu wollen. Kann klappen, ... oder auch nicht. Zum Anderen ist tempern mit einer HLP/Fön eigentlich nur sinnvoll, um die Bauchlage "zu härten" und dem Bogenholz mehr Biß zu geben. Für Formänderungen wäre die Dampfmethode die bessere. Wobei, Reflex im arbeitenden bereich einfämpfen zu wollen ist eher selten von Erfolg gekrönt. Bestenfalls bekommt man eine Form wie ohne das Biegen.

Zu den Dimensionen, bei welchem Zuggewicht ist er dann gebrochen? Hatte er bereits die 45# oder wart du noch drüber?
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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