Übungsbogen aus Kieferbohle

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
captainplanet
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2305
Registriert: 28.06.2005, 17:52

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von captainplanet » 08.11.2011, 18:06

Gornarak hat geschrieben:Nach etwa einer halben Stunde Zeit zum austrocknen, habe ich auf der einen Fläche über die gesamte Klebelänge zwei Strecken mit jeweils einer Komponente Uhu endfest gelegt. Diese habe ich dann direkt auf dem Holz gründlichst vermischt.

Man mischt Epoxy nicht direkt auf dem zu klebenden Holz an. Auf die Art und Weise können noch vor dem Vermischen die einzelnen Komponenten ins Holz ziehen und an diesen Stellen ist dann die Klebung mistig...
Aber für die Kiefer muß es auch so langen, da würde ich nix mehr auffummeln. Du kannst ja auch den aufgeklebten Griff zusätzlich mit Holzdübeln sichern.

Lg Georeg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8656
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Snake-Jo » 08.11.2011, 18:17

Orodreth hat geschrieben:Schönen Tag auch
Ich hab da mal zwei Fragen:
Warum muss man denn Epoxy unter Druck festwerden lassen, bildet das nicht von sich aus so eine Faserstruktur?
Und warum verdübelt man Löcher im Wurfarm? Dann müsste sich der Dübel ja mitbiegen, obwohl seine Fasern längs liegen. Ja, das geht wahrscheinlich, weil der Dübel so klein ist...
Könnte man nicht einfach den Wurfarm an dieser Stelle etwas breiter und/oder dicker lassen?
lg
Orodreth


Das sind gute Fragen.
Durch den Anpressdruck werden die zu verklebenden Leisten besser aufeinander gepreßt und die Lücken werden kleiner. Epoxy ist zwar lückenfüllend, besser ist es aber, keine Lücken zu haben. Man erreicht eine gute Klebung (s. Georg) durch vorheriges Anmischen, ggflls. Ablüften des Klebers, beidseitigem Auftrag bei UHU Endfest, und Warmmachen beider Seiten. Das Epoxy dringt nun gut ins Holz ein und "fließt" in alle Lücken. Dann erst zusammendrücken.
Zum Dübel: Ein Loch ist ein Loch und damit eine Schwachstelle. ;D Ein kraftschlüssig eingeleimter Dübel verhindert, dass diese Stelle kollabiert. Dort wird wegen des anderen Faserverlaufs immer eine harte Stelle bleiben und der Dübel verhindert auch nicht, dass eventuell verbleibende, schräg verlaufende Fasern des Originalholzes einreißen.

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Wilfrid (✝) » 08.11.2011, 18:19

warum verdübelt man Löcher?
Damit sich das Loch nicht mehr so verformen kann

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Galighenna » 08.11.2011, 19:18

Der Druck ist dafür da, die Klebefuge zu verkleinern, und die entsprechenden Laminate/Klebestücke aneinander anzupassen etc. Der Druck muss groß sein um eine dünne Klebefuge und eine gute Anpassung zu erreichen, darf aber nicht so groß werden, das das Epoxy vollständig ausgepresst wird.

Epoxy bildet keine Fasern. Epoxy ist ein Polymer. Das bedeutet das es aus langkettigen Molekülen besteht. Das hat aber mit Fasern nichts zu tun.

Ja ein Ast oder ein Loch wird ab einer bestimmten Größe einfach durch Zugabe von Material an der Seite kompensiert. Dadurch ist es aber egal was man mit dem Ast/dem Loch macht. Manchmal bilden sich dort aber Stauchbrüche wegen eines ungünstigen Faserverlaufs oder sonst was.
Ein Dübel stellt einfach nur eine Kraftschlüssige Verbindung her. Man kann aber auch einfach ein Loch lassen.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Squid (✝) » 08.11.2011, 19:52

Beidseitiges Autragen, auf einer Seite gerne auch nur superdünn aber vollflächig halte ich für essentiell. Denn erst, wenn das Epoxy auch wirklich am Holz pappt, entwickelt es seine Klebkraft. Ich hab oft genug erlebt, dass bei einseitigem Auftrag die "trockene" Seite trotz Anpressens nicht flächig benetzt wird.
Grad jetzt wieder unter einem Bambusnodium, TROTZ beidseitem Auftrags... *grummel*... aber das ist o. T.

Blöd, dass das nicht bei allen Epoxy-Klebern als Grundsatz in der Anleitung steht.


Thema Loch: Wenn links und rechts vom Loch insgesamt genau so viel Material zur Verfügung steht, wie vor und hinter dem Loch, kann man das Loch Loch sein lassen. Es mag sogar sein, dass unter diesen Voraussetzungen eine Stelle mit Loch stabiler ist, als ein ausgedübeltes Loch (Physik, die Sache mit dem Rohr und der massiven Stange).

Loch: http://www.boegli.org/web/gallery_bild. ... cat=Boegli
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Gornarak » 12.11.2011, 10:21

captainplanet hat geschrieben:Man mischt Epoxy nicht direkt auf dem zu klebenden Holz an. Auf die Art und Weise können noch vor dem Vermischen die einzelnen Komponenten ins Holz ziehen und an diesen Stellen ist dann die Klebung mistig...

Jetzt, wo du es erwähnst, klingt das so logisch :)

Benutzeravatar
HerrHa
Newbie
Newbie
Beiträge: 33
Registriert: 17.10.2011, 19:48

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von HerrHa » 13.11.2011, 12:18

Kiefer mh... mutig das is ja nicht gerade bogen holz aber wenns klapt
Jeder Bogen ist besonders und brauch so auch eine besondere Behandlung.

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Gornarak » 04.01.2012, 11:44

So - ich hab ein wenig Urlaub und ich habe Zeit gefunden, mich mal wieder um den Bogen zu kümmern. Leider hab ich mich bei der Bogenmitte total vermessen. Deswegen muss es jetzt definitiv ein asymetrisches Design werden.

Ich musste feststellen, dass das Holz recht splitterfreudig ist. Wenn ich mich Ziehmesser oder Schweifhobel arbeite reißen die, obwohl sie scharf sind, also gerne Material mit. Deswegen muss ich mit der Raspel arbeiten und bei der Wurfarmbreite daaaaaaauuuuuueeeeert das :(

Zusätzlich habe ich festgestellt, dass Kiefernholz echt weich ist und man den Bogenrücken vorsichtiger als rohe Eier behandeln muss. Der bekommt echt bei jeder leichten Berührung Macken. Ich hab aber den Jahresring noch nicht ganz sauber freigelegt. Die Frühholzreste schützen etwas.

So sehen die Fade-Bereiche inzwischen aus:

03012012324.jpg
Fades am Griff


Der untere Wurfarm ist beim Bodentillern schon sehr biegefreudig. Der obere ist aber noch viel zu steif. Deswegen muss ich dort noch eine Menge Material wegnehmen. Dadurch wandern aber die Astlöcher weiter an den Rand und ich habe mich entschieden, sie doch auszufeilen, nachdem ich sie vorher mühsam gedübelt hatte. Der Wurfarm ist ja schön breit und hält das hoffentlich aus. Wenn nicht, hab ich noch mehr durch diesen Übungsbogen gelernt:

03012012326.jpg
Griffnahes Astloch Bauchseite


03012012327.jpg
Griffnahes Astloch Rückenseite


03012012328.jpg
Tipnahes Astloch Bauchseite


03012012329.jpg
Tipnahes Astloch Rückenseite

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Gornarak » 05.01.2012, 16:15

So nu hab ich ihn auf dem Tillerbaum. Dafür musste ich zunächst noch meine Auflage verbreitern. Durch die breiten (und dadurch schweren) Wurfarme und das asymetrische Design kippt er gerne weg. Deswegen habe ich ihn mit einer Schraubzwinge (und Polster) fixiert. Der untere (linke) Wurfarm hat einen leichten Reflex und der obere (rechte) einen Deflex. Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Baum in einer Kiefernbohle steckt:

CIMG2046.JPG
0" direkt vom Bodentiller


Ich hab ihn dann mal auf 4" gezogen, bin dabei aber schon auf 30# gekommen:

CIMG2047.JPG
4" 30#


Zielgewicht soll eigentlich maximal um die 40# liegen. Mehr mag ich dem Holz nicht zumuten. Für mich bedeutet das, dass ich beide Wurfarme noch deutlich schwächen muss. Der untere (linke) hat eigentlich schon eine ganz nette Form, kann aber trotz/wegen des Reflex auf ganzer Länge noch mehr Materialabtrag vertragen als der obere (rechte). Beim rechten darf ich dann die Schwachstellen bei 1,5 und 3,9 nicht mehr anfassen.

Sehe ich das richtig so oder würdet ihr im Griff noch die unterschiedlichen Wurfarmvorspannung korrigieren, so dass der linke Wurfarm weiter nach unten kippt?
Zuletzt geändert von Gornarak am 05.01.2012, 17:37, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
captainplanet
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2305
Registriert: 28.06.2005, 17:52

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von captainplanet » 05.01.2012, 16:50

Da sieht man noch nicht sehr viel. Rechts griffnah würd ich erst mal nix mehr tun, sonst gleichmäßig weiter schwächen. Die Welle rechts außen ist keine Schwachstelle.
Und die Sehne kürzen nicht vergessen.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Galighenna » 05.01.2012, 17:13

Die Sehne ist noch viel zu lang. Sie sollte höchstens so lang wie der Abstand der beiden Sehnenkerben sein, so das die Sehne einfach am Bogen anliegt. Länger ist unnötig.

Als nächstes würde ich den Bogen nicht am Griff waagerecht befestigen, sondern so das die beiden Tips des Bogens auf einer Höhe liegen. Wenn sie dann im Auszug auch gleich hoch liegen kann man leichter erkennen, das beide WA die gleiche Biegestrecke zurücklegen.

Zum Tiller kann man bei 4" Auszug noch nicht wirklich etwas sagen.
Evtl ist es nur ein Versehen, aber ich weise der Korrektheit halber einmal darauf hin:
Es wurde Reflex und Deflex verwechselt. Der WA links auf den Bildern ist nicht Deflex sondern Reflex.
Reflex ist ein Wurfarm der nach vorne vom Schützen weggebogen ist, sich also der Verbiegung durch die Sehne widersetzt. Deflex ist ein Wurfarm der zum Schützen hin gekrümmt ist. (beides gilt für den abgespannten Bogen)

Ansonsten: Mach mal weiter ;) bin gespannt was dabei raus kommt!
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Gornarak » 05.01.2012, 17:44

captainplanet hat geschrieben:Und die Sehne kürzen nicht vergessen.

Das ist eigentlich meine Spannschnur :)
Hatte noch keine Nocks, wollte aber schonmal sehen, wie der Bogen sich macht.

Galighenna hat geschrieben:Als nächstes würde ich den Bogen nicht am Griff waagerecht befestigen, sondern so das die beiden Tips des Bogens auf einer Höhe liegen. Wenn sie dann im Auszug auch gleich hoch liegen kann man leichter erkennen, das beide WA die gleiche Biegestrecke zurücklegen.

Ich soll also den Griff gleich so runterraspeln, dass die Tips auf einer Höhe sind? Oder meinst du, ich soll erstmal temporär nen Keil unterlegen? Momentan ist der Griff nämlich, soweit ich das beurteilen kann, schön parallel zum Rücken.

Ich kann jetzt schlecht beurteilen, was wichtiger ist - Tips auf einer Höhe oder Griff parallel zum Rücken.

Galighenna hat geschrieben:Es wurde Reflex und Deflex verwechselt.

Arg, oben hatte ich es noch richtig gemacht und mich unten dann doch wieder verhaspelt :(
Zur Sicherheit hab ich das gleich mal editiert, damit keine unnötige Verwirrung gestiftet wird.

Benutzeravatar
captainplanet
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2305
Registriert: 28.06.2005, 17:52

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von captainplanet » 05.01.2012, 17:57

Tillersehne, Spannschnur - wie es Dir gefällt. Hauptsache kürzer.

Gornarak hat geschrieben:Ich soll also den Griff gleich so runterraspeln, dass die Tips auf einer Höhe sind? Oder meinst du, ich soll erstmal temporär nen Keil unterlegen? Momentan ist der Griff nämlich, soweit ich das beurteilen kann, schön parallel zum Rücken.

Ich kann jetzt schlecht beurteilen, was wichtiger ist - Tips auf einer Höhe oder Griff parallel zum Rücken.

Natürlich nicht runterraspeln. Der Griff ist so geformt, daß er Dir gut in der Hand liegt. Ob der jetzt vollig parallel zum Rücken läuft oder siebenundzwanzig Kamelbuckel hat, ist fürs Tillern völlig gleich. Nur läßt sich die Biegung leichter beurteilen, wenn der Bogen so liegt daß die Tips bei Standhöhe auf gleicher Höhe liegen. Das läßt sich z.B. erreichen, indem man irgendwas unterlegt. Muß kein Keil sein.
Ich mach es so, daß der Bogen nur am Druckpunkt am Tilerstock aufliegt. Den Bogen bringe ich in die waagrechte, indem ich den Punkt, an dem die Sehne gezogen wird, leicht variiere. Das funzt natürlich nur, wenn man immer leichten Zug auf die Sehne ausübt. Aber viele Wege führen nach Rom.
Zuletzt geändert von captainplanet am 05.01.2012, 18:02, insgesamt 2-mal geändert.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Galighenna » 05.01.2012, 17:58

Gornarak hat geschrieben:Ich soll also den Griff gleich so runterraspeln, dass die Tips auf einer Höhe sind? Oder meinst du, ich soll erstmal temporär nen Keil unterlegen? Momentan ist der Griff nämlich, soweit ich das beurteilen kann, schön parallel zum Rücken.

Ich kann jetzt schlecht beurteilen, was wichtiger ist - Tips auf einer Höhe oder Griff parallel zum Rücken.

Wenn das hält und nicht verrutscht kannst du einen Keil unterlegen. Der reflexe WA wird sich evtl stärker setzen als der deflexe WA. Dadurch kann sich die Ausrichtung des Bogens später ändern.
Die Tips sollte im entspannten Zustand auf gleicher Höhe sein, das ist wichtiger als ein Griff der parallel zum Rücken liegt. Wichtig ist das die Belastung der Wurfarme passt, und dies lässt sich auf diese Art am leichtesten überprüfen.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Benutzeravatar
Tontaube
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 537
Registriert: 26.12.2011, 21:02

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Beitrag von Tontaube » 05.01.2012, 18:01

Ich habe zwar keine Ahnung, was Du da so ganz genau veranstaltest - außer mir zu denken, dass Kiefer vermutlich tatsächlich nicht das - mh - häufigst verwendete Holz für den Bogenbau ist, aber möchte mich mal für die sehr ausführliche Beschreibung und die Bilder bedanken, die du zu so ziemlich jedem Schritt einstellst - damit ergeben so langsam diverse Dinge, die ich sonst so lese, allmählich eher einen Sinn und ich kann mir auch etwas unter diesem und jenem vorstellen :)

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“