Blacksmith's *Sir Wilfried* EXPERIMENTAL

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Blacksmith's *Sir Wilfried* EXPERIMENTAL

Beitrag von Blacksmith77K » 25.04.2011, 23:22

Habe mal wieder was Neues ausprobiert. Man liest öfter mal vom Peitschen-Tiller. Irgendwie bringt man aber nur in Erfahrung, dass das wohl schnell, aber nicht langlebig sei. Auf der anderen Seite findet man Berichte, dass man gut daran tut, ein 'peitschendes' Wurfarmende zu tillern, aber NUR, wenn's Eibe ist?!

Na was jetzt, Wilfried's Flitzebögen haben doch auch einen Peitschentiller und sind aus Hasel *grübel*
Wie auch immer...

Neulich bei Gervase bin ich über einen ziemlich geraden Eibe Ast, Stämmchen, was auch immer gestolpert. Stand so dumm in der Ecke rum, hatte gute 2 Meter Länge und ursprünglich mal 'nen Durchmesser von 6-7cm.
War aber nur noch die eine Hälfte, die andere Hälfte ist irgendwann mal sauber von einer Bandsäge abgetrennt worden.

Also habe ich das Ding mitgenommen...

...gestern Abend grinste mich der Stamm frech an und ließ mich erkennen, dass er zu einem Bogen werden wollte. Nur wie und was war mir noch nicht ganz klar. So habe ich ihn gestern Abend noch schnell besäumt und erstmal wieder in die Ecke gestellt.

Heute Mittag dann, so gegen 13.00Uhr hatte ich es dann: 'Robin Hood Style' Eibe Peitschentiller Dingens! Also Ziehmesser raus und los!

Dann so während dem Ausschneiden der 'Eibepeitsche' stieß mir sauer auf, dass die 'peitschigen' Enden ja ganz übel dünn sind und keine Sehnenkerben zulassen?! ???

Und jetzt kommt's:

EXPERIMENTALBOGEN:

ST836003.JPG
...peitschiges Wurfarmende OHNE Sehnenkerbe.


ST836004.JPG
...und das 'Konstrukt' nochmal von der Seite, was das soll, erklärt sich gleich.


ST836005.JPG
...kaum dicker als ein Zigarettenfilter.


ST836006.JPG
...und SO trägt sich die Sehne. Geniale Sache, an der Stelle vielen Dank an Opa Josef, der mir leider nichts mehr zeigen kann.


ST836007.JPG
...und nochmal von der Seite.


ST836008.JPG
...hier der untere Wurfarm der Peitsche.


ST836009.JPG
...und der pingelig gesäuberte Splint, der gut 2/3tel des Bogens umhüllt.


...soweit sogut, gleich die nächsten Bilder...
Zuletzt geändert von Blacksmith77K am 29.04.2011, 12:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Blacksmith77K
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 25.04.2011, 23:22

...jetzt geht's weiter:

ST836010.JPG
...der Bogen in der Komplettsicht.


ST836014.JPG
...der obere Tip.


ST836015.JPG
...der untere Tip.


ST836017.JPG
...bischen Deko.


ST836016.JPG
...und hier der Peitschentiller bei 40#@32"



Und damit man mal sieht, wie sowas in Aktion aussieht, habe ich gleich ein Video dabei. ;D

Was man wissen sollte, die verwendeten Pfeile in dem Video sind etwa 220grain ZU SCHWER. Kommen dennoch heftigst aus dem Bogen. Mal passende Pfeile besorgen...

http://www.youtube.com/watch?v=bNDKAfnZOpI

Schönen Abend noch, euer Blacksmith
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Gargosh » 25.04.2011, 23:33

Was ist denn das geniales :-)
Ich finds immer wieder super, was du uns hier immer zeigst...
so einfach mal aus dem "Ärmel" geschüttelt mag man meinen...

Da bleibt mir nicht mehr zu sagen als,...mach weiter so und noch viel weiter ;)

Jo
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Genni » 26.04.2011, 00:14

Sieht super aus, welche Vorteile hat dieser Peitschentiller eigentlich, oder ist das einfach eine andere Art Tiller? Sieht aber in jedem Fall gut aus, die Tips gefallen mir mir dem "Nock" am besten...

Gruß, Felix
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 26.04.2011, 00:39

Hi Genni,
Peitschentiller hat unheimlich dünne wurfarme. Man benutzt dann eher leichtere Pfeile, die sind aber durch die Peischenwirkung der überzogenen Wurfarmenden enorm schnell.
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von klaus1962 » 26.04.2011, 08:18

Toller Bogen, Blacky, wie immer. :)
Aber bei den WA-Enden und den Nocks läuft mir irgendwie die Gänsehaut den Rücken runter.
Ich kann's leider nicht beschreiben. Es ist so ein Bauchgefühl, das mir sagt, es stimmt was nicht.

Was soll's, wenn's hält, ist es super. 8)

Gruß
Klaus

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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 26.04.2011, 10:15

Das hält ganz prima. Die ersten Würfe habe ich noch ohne die Hornnocks gemacht. Selbst das hält. Wo soll die Sehne auch hin? ;)

Bevor jetzt die Unken rufen, hier noch ungespannt:

ungespannt.jpg
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Moormann
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Moormann » 26.04.2011, 10:16

@ Klaus: Habs gleiche Gefühl ;) Wenns hält ist das ein toller Bogen, aber irgendwie schaut mir das Ganze eher kurzlebig aus ???

@ Blacky: ich weiß nicht wie aussagekräftig das Video ist, aber wenn du schreibst, dass die Pfeile "dennoch heftigst aus dem Bogen kommen" und ich deine anderen Bogenvideos anseh, beschleichen mich dennoch leise Zweifel, ob das Design wirklich das Gelbe vom Ei ist. :/

Aber nichtsdestotrotz, toller Bogen und tolle Verarbeitung, deine Lösung für die Tips gefällt mir sehr gut :)
Und ich finds gut, dass du den Mut zum Außergewöhnlichen hast ;)
LG Moormann
LG
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Pyromir » 26.04.2011, 10:43

Moin,

ich kann die Bedenken bezüglich der Hornnocken nicht wirklich nachempfinden. Schaut Euch doch mal die Detaildarstellungen der Tips an.Ein Teil der auf die Sehne wirkenden Kraft - es handelt sich hier um 40#, nicht um einen krachigen Warbow - geht schon direkt in die Bogenspitze. Der Rest verteilt sich auf das Bogenholz und die Hornnocke. Wieviel Druck wirkt da noch gegen die Klebestelle? Das kann so schlimm nicht mehr sein. Habe hier keine Hilfsmittel um die Kraftlinien mal in das Bild zu malen, geschweige denn zu rechnen.

Noch entspannter sieht mir die Situation im Vollauszug aus: Hier geht noch mehr Kraft direkt auf Tips und Holz. Man könnte jetzt natürlich noch hergehen und die Hornnockenkonstruktwannabes mit einer schönen Wicklung sichern. Einen konstruktiven Grund dafür gibt es m.E. nicht. Ziemlich spannend. Gibt es Sachargumente gegen die Haltbarkeit des Bogens?

Ich finde den Bogen richtig cool ... und würde dafür glatt 'nen guten Drachen aus eigener Werkstatt hergeben ;D

Grüße
Marc
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 26.04.2011, 11:09

Pyromir hat geschrieben:...Man könnte jetzt natürlich noch hergehen und die Hornnockenkonstruktwannabes mit einer schönen Wicklung sichern. Einen konstruktiven Grund dafür gibt es m.E. nicht.
Marc


Hatte ich auch erst in Betracht gezogen. Nur nachdem ich festgestellt habe, dass irgendwie überhaupt keine Scher- oder Druckkräfte auf die 'Wannabes' wirken , die in irgendeiner Art und Weise 'überbelastend' sind, habe ich es so gelassen.

Vielleicht mache ich im Zuge einer Griffwicklung noch schwarzen Zwirn um die Enden. ;) ...rein der Optik wegen.
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Pyromir » 26.04.2011, 11:19

Das hätte ich so ähnlich auch vermutet.

Wenn sich die Bogenbauer mit Mordserfahrung noch zu den Belastungen äußern könnten, welche bei einem Peitschentiller auf den Bogen wirken, dat wär schön. Meine spärlich vorhandene Literatur gibt da nüscht her (und ist Literatur, nicht Praxis :)).
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Firestormmd » 26.04.2011, 11:22

Schöner Bogen! Wiedermal ein toller Versuch von was "Neuem".

Allerdings hätte auch ich Angst, wenn ich mir die Tips anschaue. Nicht, dass das Horn abfliegt oder dass der Tip gespalten wird, sondern dass die Sehne sich an der Tipsspitze abschneidet. Das Holz ist viel weicher, als das Horn. Es gibt also mit der Zeit etwas eher nach. Das flachgeschliffene Horn bleibt stehen und bildet eine scharfe Kante. Ähnlich dem Zahn eines Bibers, der sich automatisch immer scharf hält. Irgendwann wir die Sehne angeschnitten. Kontrollier immer mal, ob sich da nicht ein Grat bildet.

Grüße, Marc
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 26.04.2011, 11:31

Wird eher nicht passieren. Die Kerbe ist innendrin rund, die Sehne läuft quasi wie über eine Rolle. Da schert und reibt nix das Holz ab.
Zumal der doppelt gewickelte Spleiß da einliegt. 8)
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Feanor1307 » 26.04.2011, 11:58

Moin Moin,

schöner Bogen soweit :)! Aber die Nocken sind wirklich innovativ! Trotz dessen das es Bogen seit tausenden Jahren gibt und Realien in Museen gibt es meines Wissens keinen Bogen welcher solche Nocken hat ... vielleicht aus gutem Grund. Wenn's hält ist alles in Butter aber ich denke aus 2 Gründen skeptisch darüber:
1. Das Gewicht. Ich denke mit einer 6 mm Nocke und aufgeleimter Kerbe sparst du etwas (vielleicht 2-3 g pro Nocke - ausserdem kannst du die Sehnenohren kürzer machen)), nicht viel.
2. Durch die Lage der Schlaufe entsteht quasi ein Hebel der oben am (fast) äußersten Ende ansetzt und dort wo die Schlaufe sitzt aufhört. Das heisst die Kraft des gesamten Bogens wirkt auf genau den Druckpunkt wo die Sehnenschlaufe liegt. Das ist wie eine Schaukel: Wenn eine Seite belastet wird und auf der anderen eine zu hohe Last liegt, dann bricht sie in der Nähe des Drehpunktes in dem Fall direkt unter der Schlaufe. Wie gesagt muss nicht passieren, wird wohl auch nicht ... könnte aber :(.
Ansonsten denke ich hat der Peitschentiller wenig Vorteile außer dem geringen Handshock da die bewegte Masse klein belibt und weite Bereiche des Griff starr. Nachteile sind: zeitiges Stacking und geringer Wirkungsgrad bei leichten Pfeilen da die Hebel sehr kurz sind. Der leichte Wurfarm ist zwar auch schnell aber die Hebel sind wichtiger. Die Experten hier kennen sicher noch mehr Gründe für oder gegen den Peitschentiller.

Grüße,
Feanor
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Re: Blacksmith's *Sir Wilfried* 40#@32"

Beitrag von Blacksmith77K » 26.04.2011, 12:18

Feanor1307 hat geschrieben:...das heisst die Kraft des gesamten Bogens wirkt auf genau den Druckpunkt wo die Sehnenschlaufe liegt.

Grüße,
Feanor


Sehe ich anders. Die maximale Belastung liegt genau dort, WO die Sehne aufliegt (...abgesteppt wird...). Also IN der Kerbe selbst. Da hebelt nix, weil die Zugrichtung der Sehne viel zu flach ist.
Wie bei einer Gitarren oder Geigensaite, der 'Steg' neutralisiert und ist quasi der Null-Punkt.

Wenn die Sehnenschlaufe aus Metall wäre, und nicht aus Dacron was logischerweise flexibel ist, würden Hebelkräfte auftreten. Aber niemand kann mit einem schlaffen Seil was hebeln. ;)

Ausserdem spielt sich das in einem minimalen Bereich ab, hier nochmal die Dimensionen:

ST836022.JPG
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