Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

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Jakob Fugger
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Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Jakob Fugger » 20.11.2010, 15:15

Servus zusammen!

Wie erwähnt habe ich noch nie zuvor einen Bogen gebaut (außer bei nem Kurs unter Aufsicht) und auch nur wenig Erfahrung mit Werkzeug. Trotzdem will ich mich mal am Bau eines Bogens versuchen: ich habe heute bei einem befreundeten Bauern im Wald ein Hollunderstämmchen geschnitten. Ich stelle anbei mal einige Bilder rein, da ich mir nicht sicher bin, ob der Stamm zum Bau überaupt taugt. Er ist etwas über 2m lang, hat leichte Krümmung (Reflex?) und soviel ich sehen konnte keinen Drehwuchs (stammt aus dem Wald, genauer aus einem Buchenhain. Da sollte er nicht so stark vom Wetter gestresst worden sein)
Das ganze ist ziemlich massiv und noch recht feucht, zumindest ist das Teil sackschwer :o
Ich habe einige der Punkte, die ich mir als problematisch vorstellen könnte, mal separat fotographiert.

Ich würde das Teil nun an beiden Enden mit Leim versiegeln und erstmal trocknen lassen. Frage ist: wie lange? wo?
Wir haben nen Keller unter der Garage, der ist allerdings ziemlich feucht (da steht hsl. Gartengerät und Wein drin^^). Wäre aber trotzdem mein Favorit, weil er da keinem im Weg steht. Alternativ: Garage oder der Speiskeller im Haus. Der ist immer gut gelüftet, kühl, aber nicht zu feucht und auch nicht überheizt=> zu trocken. Allerdings steigt mir da meine Mudda aufs Dach >:D

Davon abgesehen kriege ich morgen einen Stave vom Bogenbauer: Hickory mit Bambusbacking. Den werde ich als erstes angehen. Vorgestellt hätte ich mir ein Zuggewicht von etwa 40 lb, ggf. etwas mehr. Nicht aber über 45lb. Wenn möglich (ich kenne den stave noch nicht, daher kann ich über die Lämnge noch nix sagen) soll er bis zum Ohr ausziehbar sein (muß noh nachmessen, wieviel # das dann wären). Das mal als mein derzeitiger Plan. Bild folgt dann sobald wie möglich.
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leider etwas unscharf, sry
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Blacksmith77K » 20.11.2010, 15:24

Nix Leim. Entlang der roten Linie aufschneiden (...durch den Markkanal...), dann vorsichtig Rinde runter, den Jahresring DIREKT unter der Rinde kannst du als Rücken nutzen. Dann das Teil 1 Woche in den Keller, dann 1 Woche in den Hausflur und du kannst loslegen. Holunder macht das problemlos mit.

Oder Qualitätstrocknung mit Versiegeln, 3 Jahre trocknen usw... aber meiner Meinung nach Käse bei Holunder. Wenn der so lange liegt fault der wohl eher, als zu trocknen.

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von k-hwalter » 20.11.2010, 16:02

Ich würde ihn auch so aufschneiden, aber
- nicht die Rinde abnehmen
- Leim auf die aufgesägte Fläche und auf die Enden, damit er über die Rinde trocknet und nicht aufspaltet. Holunder macht es nicht mit, schnell getrocknet zu werden und fault auch nicht beim Trocknen
- nicht schnell trocknen, also jeweils für ca. 3 Monate erst nur unter Dach gut belüftet, dann in die Garage und zum Schluß in den Keller oder auf den Dachboden oder unter das Bett
- Holunder verdreht sich beim Trocknen und besonders beim Schnelltrocknen. Deshalb sollte er beim Trocknen über die ganze Länge so fixiert werden (Balken oder so), daß dies verhindert wird.
- Vorsicht, mache ihn sehr breit und flach, sonst gibt es schnell jede Menge Kompressionsrisse bei Schießen
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Jakob Fugger » 20.11.2010, 16:13

OK, werde ihn aufschneiden. Ist es dramatisch, wenn ich dabei nicht ganz exakt den Markkanal treffe? Ich hab nämlich keinerlei Bandsägen oder sowas und müsste das von Hand machen. Daß das nicht exakt wird, kann ich jetzt schon sagen.
Die Bogenform werde ich dann anzeichnen, wenn er trocken ist und ebenfalls hier posten, für alle Fälle.

EDIT: Leim oder nicht? Ich kann ihn nicht schneiden, wenn ich nicht weiß, ob ich ihn leimen soll oder nicht...

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Squid (✝) » 20.11.2010, 17:07

Den Leim für die Spalt- bzw die lange Sägefläche kannst du sparen. Interessant ist das Versiegeln der Enden, weil dort das Wasser am schnellsten entweicht. Der Längsschnitt sieht zwar brachial aus, aber ist nicht so bedeutsam für die Trockung.
Beim Trocknen mit Rinde besteht immer die Gefahr, dass Pilze, Käfer und Co. einziehen. Käfer ist zur Zeit nicht relavant, Pilze kommen aber immer gerne und können zumindest unschöne Verfärbungen aber auch geschwächtes Holz hinterlassen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Jakob Fugger » 20.11.2010, 17:27

Alles klar, dann werde ch ihn an den Enden leimen und zunächst mal (behutsam) im besagten Keller unter der Garage lagern.
@Squid: hab ich dich richtig verstanden, daß der Längsschnitt nicht sooo genau sein muß? Ich muß dort sowieso einiges wegnehmen; da wird ja auch getillert. Wobei spalten vielleicht leichter wäre, aber ich weiß nicht, wie leicht (oder schwer) Holunder sich splaten lässt...

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Blacksmith77K » 20.11.2010, 17:47

Nein, nicht spalten. Mit einer Säge sägen. Am besten einer Bandsäge. Holunder wächst so homogen, da existiert so gut wie kein Faserverlauf. Beim Spalten zieht das voll böde...
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Squid (✝) » 20.11.2010, 17:47

1. Genau. Der Schnitt sollte natürlich halbwegs mittig liegen, muss aber nicht sonderlich genau sein.

2. Spalten hat Vor- und Nachteile. Wenn man das kann, ist es deutlich leichter als Sägen. Und Drehwuchs tritt auch gleich ungeschminkt zu Tage. Aber die Gefahr, dass der Spalt rausläuft und man sich den Stave zumindest auf einer Seite versaut, ist natürlich größer.

@Blacksmith: Aber er hat doch keine Bandsäge...

Eine Handkreissäge geht allerdings auch: Damit kann man das Holz einsägen und dann von dort aus mit Spaltkeilen weitermachen...
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Jakob Fugger » 20.11.2010, 17:57

@Squid: du sagst es, Bandsäge hab ich keine :-(
Handkreissäge ließe sich vielleicht organisieren...mal schauen. Ansonsten hole ich mir nen Nachmittag lang Muskelkater beim Sägen. Aber das nehm ich in Kauf^^

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Wilfrid (✝) » 20.11.2010, 18:50

Also, ein Glück, das Holunder nicht lesen kann. Aufsägen, oder Spalten und einen Stave vielleicht vergessen. Rinde ab und enden versiegeln. Noch besser, den Bogen grob vorarbeiten. Dann verträgt Hollunder auch be Schnelltrocknung. Toasten mag Hollunder nicht, ansonsten, klasse Holz.

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Blacksmith77K » 20.11.2010, 18:52

Wilfrid hat geschrieben:Noch besser, den Bogen grob vorarbeiten. Dann verträgt Hollunder auch be Schnelltrocknung.


Das ist genau das, was ich meinte! Bild
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Jakob Fugger » 20.11.2010, 21:25

Also aus dem Prügel nur einen Bogen, sehe ih das richtig :o
Je nach dem, wie die Rinde runr geht, würde ich eratmal mit dem Ziehmesser die Grobform rausarbeiten und erst wenn die Grobform steht die Rinde am künfitgen Bogrnrücvken entfernen. Quasi als Schutz.

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Heidjer » 20.11.2010, 21:31

Wenn es Dir gelingt den Stamm entlang des Markkanals zu teilen, mit Bandsäge oder per Hand, dann hast Du zwei Staves. Einen Reflexen und einen Deflexen. Den Deflexen kann man zum Üben nutzen, ergibt einen gutmütigen Bogen, oder auf der Schnittfläche mit einen Backing versehen und ihn andersrum verwenden. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Blacksmith77K » 20.11.2010, 21:33

Dirk M hat geschrieben: oder auf der Schnittfläche mit einen Backing versehen und ihn andersrum verwenden. ;)


Gruß Dirk


Jetzt kommst du auch mit solchen YODA Tricks. ::) Geniale Idee, ich hab' noch 2 solcher deflexen Abschnitte oben liegen, ich probier das mal.
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Re: Hollunder bzw. Bambus/Hickory 1. Versuch

Beitrag von Heidjer » 20.11.2010, 21:40

Blacksmith77K hat geschrieben:Jetzt kommst du auch mit solchen YODA Tricks. ::) Geniale Idee, ich hab' noch 2 solcher deflexen Abschnitte oben liegen, ich probier das mal.


Mach das, so wie Dir gerade alles gelingt sollte das kein Problem sein, denk daran bei dieser Variante einen möglichst geraden flachen Bogenbauch zu verwenden, sonst schlägt der "Treppeneffekt" besonders zu. ;)


Gruß Dirk
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