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Bogen verstärken...

Verfasst: 13.11.2010, 22:42
von Mr._Pink
Hallo FC-Gemeinde,

habe nach einem Bogenbaukurs bei Konrad Vögele vor 4 Jahren nach langem "Brachliegen" meines Hobbys, kürzlich meinen 2. Bogen gebaut. Das gute Stück ist aus Esche, hat ein klassisches Lang-/Flachbogen-Design und war ein Geschenk für meinen Bruder.
Insgesamt bin ich mit dem Bau selbst und dem Ergebnis zufrieden, allerdings ist der Bogen etwas zu schwach geworden. Ich war wohl beim Tillern etwas zu ungeduldig und habe einen Wurfarm zu schwach geamacht, der andere mußte dann angeglichen werden. Ansonsten biegt er sich sehr harmonisch und läßt sich gleichmäßig ausziehen.
Nun trage ich mich mit dem Gedanken, das Teil noch etwas "stärker" zu machen. Als Methoden hätte ich
1. kürzen oder
2. ein Backing im Sinn...
Da der Bogen mit 70" (der Bruder hat auch kaum mehr...) lang genug ist, könnte er eine Kürzung vertragen.

Meine Fragen:
a) Würdet ihr mir eher zu Variante 1. oder 2. raten?
b) wenn kürzen, wie viel sollte ich wegnehmen?
c) wenn Backing, was würdet ihr vorschlagen?

Wenn die Zugstärke um 5-10# zunehmen würde wäre das perfekt.
Vielen Dank für eure Vorschläge.

Tilion

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 13.11.2010, 22:46
von acker
wenn Dein Bruder nicht mehr als 28" zieht, dann kürz ihn einfach um 3cm auf jeder Seite.

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 14.11.2010, 06:43
von Squid (✝)
Esche ist bei bei 70 " / 177 cm Länge eigentlich ganz gut aufgehoben. Auch 170 cm sollten es noch tun, darunter besteht die Gefahr von unangenehm viel Set.
Nur wird das Kürzen nicht sooo viel bringen - zwischen 3 und 5 lbs.
Leider schreibst du nicht, wieviel Pfund du gewinnen willst.

Ein Backing bringt eigentlich niemals Zuggewicht. Es sei denn, du willst 3 mm Hanf oder Sehne aufkleben. Es überlastet den Belly und die Gurke wird krumm. Effektiven und sicheren Zuwachs an Zuggewicht bekommt man durch ein Facing. Glatthobeln und 2 - 3 mm Osage, Eibenkern, Massaranduba oder anderes druckfestet Holz aufkleben wirkt Wunder, ist aber recht arbeitsaufwändig.

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 14.11.2010, 07:49
von Mr._Pink
Schon mal danke für die Vorschläge, ich dachte mir schon, daß es aufs Kürzen rausläuft. Und wenn der Bogen dann 5# mehr hat, wäre ich zufrieden...

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 14.11.2010, 09:55
von Quercus
Hi Mr.Pink,
ich liebe ja meine HeiLuPi. ;D Tempern wäre auch noch eine Möglichkeit. Dazu würde ich aber gern mal ein paar Maße des Bogens haben. Foto wäre auch nicht schlecht. Nun ist zwar Esche nicht gerade ideale Holz zum Tempern aber es wird schon etwas Leistungszuwachs bringen. Vielleicht auch in Kombination mit dem Kürzen.

QS

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 14.11.2010, 12:00
von Snake-Jo
Das Tempern ist nicht so ganz einfach, zudem wird das Holz spröde. Weiterhin gibt es oft unschöne Verfärbungen im Holz. Ich würde abraten, sowas beim 1.-10.Bogen zu versuchen. Die Gefahr, den Bogen zu verderben, ist sehr groß.

Ich rate zu einem Backing aus Holz, z.B. 3 mm Ahorn oder ein Facing, wie es Squid vorschlug, z.B. auch Kirschbaumholz. Beide unter Reflex verleimen. Ein Backing ist oft einfacher, weil man über dem Griff gerade verleimen kann. 3 mm können 10-15 lb bringen.

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 17:07
von Mr._Pink
Zum Backing:
Habe wohl schon einiges darüber gelesen, es allerdings noch nie selbst probiert, geschweige denn nachträglich angebracht.
Ich müßte also den Bogenrücken plan schleifen/hobeln, damit auch den intakten äußersten Jahresring "opfern", ein Backing (idealerweise unter Reflex) aufleimen und anschließend wieder alles zurecht cschleifen, oder?
Muß da am ursprünglichen Tiller erfahrungsgemäß auch nachgearbeitet werden, oder ist es eher mit dem anpassen und schleifen getan?
Schon mal danke für die Antworten...

Mr._Pink

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 17:13
von Galighenna
Bei einem Backing MUSS der Bogen danach auf jeden Fall wieder auf den Tillerstock. Wenn du da ein paar Millimeter Holz drauf leimst wird sich das Zuggewicht ganz beträchtlich erhöhen. Erst recht, wenn du Reflex ins Spiel bringst.
Ausserdem werden sich dadurch wieder neue Schwachstellen zeigen etc...

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 18:05
von Mr._Pink
Würde hier das Aufleimen selbst reichen, oder muß der Bogen auch in eine Wärmebox, o.Ä.?

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 18:11
von Galighenna
Das hängt vom verwendeten Kleber ab. Die ganz normalen Epoxyd-Kleber brauchen sowas nicht, und wenn du mit Ponal klebst, oder Hautleim oder Bindan Cin auch nicht.
Wärmebox braucht es, wenn man einigen Epoxyd-Harzen noch zusätzliche Festigkeit geben will, und manche Epoxyde binden grundsätzlich erst unter Wärmeeinwirkung ab.
Aber mit den ganz normalen Klebern tut das nicht Not.

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 18:12
von acker
Mach das Dingen einfach kürzer !
Für 5# hat der genug länge um sie durch kürzen zu erlangen .

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 18:18
von Heidjer
Eine Wärmebox ist eigentlich unnötig, sie macht nur Sinn wenn Du Glasbögen in Serie schnell bauen willst. ;)
Epoxid härtet unter wärme schneller aus, auch wird schnell eine hohe Festigkeit erreicht. Bei Zimmertemperatur dauert es schon mal 24 Stunden bis das Epoxid ausgehärtet ist, und 7 Tage bis die Verbindung die max. Festigkeit erreicht hat.
Bei Verbindungen von Holz-Holz reicht auch ein D3 Holzleim, zB Ponal blau, oder Bindan Propellerleim.

Gruß Dirk

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 18:51
von Mr._Pink
Danke für die Tips.
Werde dem guten Stück mal längenmäßig zu Leibe rücken und mich erst wenn das nicht ausreicht tiefer in die Materie des backings wagen.
Wollte das ja allerdings ohnehin demnächst mal ausprobieren...

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 15.11.2010, 19:17
von Galighenna
Dann Probier doch mal Massaranduba mit Hickory-Backing ;)

*gg*

Re: Bogen verstärken...

Verfasst: 28.11.2010, 20:06
von Mr._Pink
Hallo FC-ler,
hatte ja schon von besagtem Bogen meines Bruders (erst mein 2. Werk!) geschrieben.
Nun hatte ich lange hin- und herüberlegt, was ich mit ihm machen soll...
Kürzen oder vielleicht doch ein Backing. Oder am Ende gar ein Facing...
Da ich mit all diesen Varianten bisher keine eigene Erfahrung hatte, habe ich viel im Netz herumgelesen.
Ein Facing schloß ich gleich mal aus, da noch nie gemacht und erschien mir für meinen Kenntnisstand zu schwierig. Da hätte ich ja vom Bauch was wegnehmen (wie eigentlich?) und dann wieder was draufleimen müssen. Und dann nochmal Tillern. Das kam mir fast dem Bau eines neuen Bogens gleich.
Klar kürzen hätte ich auch können, aber das bringt nicht so viel Zugkraft und das konnte ich ja immer noch machen...
Irgendwie erschien mir ein Backing mit Glas sehr sympathisch. Kam mir sehr einfach vor. Unidirektionales Glas mit Epoxy drauf und fertig. Aber es handelt sich ja um Esche, und hier im Forum habe ich oft genug gelesen, daß die dem Glas nicht standhalten würde. War mir eh nicht so ganz klar gewesen, das auflaminiertes Glas quasi die gesamten Zugkräfte übernimmt, und der eigentliche Bogen (fast) nur noch Druckkräfte. Konnte ich mir kaum vorstellen, so von ein, zwei Lagen Glas. Das man im Idealfall nicht einmal sieht??

Letzte Woche war nun mein Bruder da, brachte den Bogen und wir waren auch nochmal auf dem Parcours. Mein Bruder hatte inzwischen die Standhöhe erhöht, um noch mal etwas mehr Leistung rauszuholen. Dabei fiel mir auf, daß sich durch die größere Vorspannung an beiden Wurfarmen Schwachstellen zeigten. Das waren eben diese Stellen, an denen ich zuviel weggetillert hatte und weswegen das Stück "so schwach" wurde. Das waren echt zwei oder drei Züge mit der Raspel. Habe beim Bauen genau gemerkt: Scheiße, das war jetzt zuviel...
Hier mal die Stellen, von denen ich spreche:

schwachstellendan.JPG
Schwachstellen


DSCF3729.JPG
Nochmal seitlich


Auf dem Parcours hat mein kleines Brüderchen getroffen, wie ein junger Gott. Er hat sich so gut auf den eigentlich für ihn ein wenig schwachen Bogen eingestellt, daß er so manchen mit Top-Material vor Neid erblassen ließ...
Also dachte ich: Was soll ich groß an meinem 2. Bogen, auf den ich mächtig stolz bin, rumschrauben? Aber im Hinblick auf die Schwachstellen wollte ich doch irgendeine Vorkehrung treffen, um den Bogen vor einem Bruch zu bewahren. Also doch ein dünnes Glasbacking? Oder irgendwie verstärken? Mit was?

Haute wollte ich mir den Bogen nun noch einmal genau anschauen, um dann einen Plan zu machen. Und beim leichten "Bodentillern" hörte ich auf einmal dieses "geräusch", von dem ich hier schon öfter gelesen habe...

DSCF3733.JPG
Krach...


DSCF3736.JPG


Schöne Scheiße, ich hätte heulen können...
Vielleicht war das die Strafe für meine hochtrabenden Ideen...
Ich mußte mir den Frust jetzt einfach mal von der Seele schreiben...
Bin gleich in die Werkstatt, dort wartet ein Hickory-Rohling von Gervase auf Bearbeitung... Wußte noch nicht genau, für wen der sein soll, jetzt weiß ich es...
Danke fürs "Zuhören"...

Mr._Pink