Hasel vs. Cherry- Experiment

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Morten
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Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 06.09.2010, 14:41

Hallo liebe Bogenbauer.
Habe hier mal was gelesen über Angular- Bögen, welche auch im Vollauszug noch Dreieckig aussehen- die ägyptischen Kompositbogen sahen ja D- formig aus. Hier der link zu dem Thema:
viewtopic.php?f=15&t=13780

Ich habe nun einen Haselselfbow mit Black Cherry- Facing gebaut, der diesen Auszug hat. Ich möchte testen ob das geht -
oder ob das nur Film/ Fantasie- Bögen sind.
Ein paar Bilder vom unfertigen Bogen:
Bild
Auf Standhöhe. ( links liegt die Sehne nicht mehr an- war vorm schiessen noch anders-> Standhöhe dadurch erhöht! :-\ )
Bild
Im Vollauszug.

Das ist mein 1. reflexer Bogen, ist nicht Einfach.
Genau wie ich es hier gelesen habe- am Anfang Sauschwer überhaupt in Standhöhe zu biegen, das Facing dünner geschliffen,
dann auf Standhöhe und ab da zog er sich aufeinmal ganz weich! :o
Da die Sehne am Griff vorbei lief, musste das Facing an einer Seite noch dünner werden. Das ist Übriggeblieben:

Länge: 172cm
Sehne: 169cm
Über den Rücken: 180cm

23" @ 33#
25" @ 35#
28" @ 38#

(nach zig Probeschüssen, also noch nicht eingeschossen)

Bin noch nicht mit der Leistung zufrieden- was vielleicht an der dicken 18-strang Tillersehne liegt. 8)
Folgendes bin ich am Überlegen, um den Bogen Effektiver zu machen:
-> kürzen, so max. 5cm an beiden Seiten (Der Bogen zieht sich bis hinters Ohr gaaanz weich)
-> Der Rücken soll ein Textil- Backing erhalten, Seide oder Leinen? (wegen der Haltbarkeit)
-> gaaanz dünn Sehnen auf den Rücken- ach Quatsch lohnt nich bei Hasel und der Cherry wird zerquetscht. Oder? ???

Bild
Bild

Fliege morgen für 2 Wochen in den Urlaub und danach schau ich mal weiter. O0
Ist ja nur ein Versuch- wenns klappt nem ich nächstes mal Laminate.
Für Tipps und Kritik bin ich sehr Dankbar.
Zuletzt geändert von Morten am 07.09.2010, 00:11, insgesamt 3-mal geändert.

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Heidjer
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Heidjer » 06.09.2010, 14:59

Respekt, Dein erster reflexer Bogen und dann gleich die Königsklasse "Angular".
Was man sieht, sieht schon toll aus, wenn Du Hasel auf Kirsche geklebt hast würde ich der Hasel vertrauen, auf Zug wird die nicht brechen. ;)
Ein Backing aus Stoff würde ich nur aus optischen Gründen wenn überhaupt aufbringen.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Galighenna » 06.09.2010, 16:23

Ich muss erstmal sagen: respekt!!!!!!!! Das ist das extremste Angulardesign das ich je gesehen hab!
*Kinnlade vom Boden aufsammel*
Da dies nur ein Experiment ist, wird sich die Leistung natürlich in Grenzen halten, weil man selten beim ersten Mal die richtigen Materialien und Dimensionen erwischt. Wenn der Bogen fertig ist kann man ihn ja Analysieren und entsprechend der Erfahrungen verbessern.
Dann beim nächsten Mal bessere Materialien und ein angepasstes Design verwenden. Ich wette dann geht der ab wie nichts Gutes!
Also alle Achtung, ich bin schwer beeindruckt!
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von acker » 06.09.2010, 16:48

Klasse Arbeit !
Damit da speed reinkommt , sollten die Wurfarme auf Standhöhe einen graden oder nach oben geschwungenen verlauf haben, sind sie noch so wie bei Dir nach unten , also der reflex noch da haben sie bei mir immer wie eine Nudel geworfen.

Vorschlag:
Kürzen auf ca 162cm und auf 26" tillern um max 40#
Auf Standhöhe sollte er dann eben wie ein Dreieck aussehen.

Gruß acker
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Morten
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 06.09.2010, 18:39

Danke ersmal für euer Lob! 8)

@acker:
Hmmm... dann wäre auch das Problem beseitigt das die Sehne gegen die WA schlägt.
(Hört sich ja bei nem kurzem Glasrekurve gut an, aber hier flattert es richtig :( )

Aber wenn der Bogen auf Standhöhe ein Dreieck ist, hat er dann im Vollausug das bekannte D- Profil, nicht das angestrebte Design aus dem Film Troja.
Allerdings ist "Nudel" gerade zutreffend. Ist Quasi ein Bogen der nur halb ausgezogen wird...
Demnach wäre erwiesen das es solche Bögen nie gegeben hat ???

Würdet ihr die Kirsche toasten?

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von acker » 07.09.2010, 00:54

Wenn der Bogen kürzer ist, bei gleichem Design und Tiller hat er auch mehr speed , aber er hat einfach viel mehr davon wenn der Tiller angepasst wird , dazu müssen Design , Tiller und natürlich das Material aus dem der Bogen gebaut wird im Einklang stehen, sonst wird das nichts .
Auch in dieser Tillerform kann ein guter Bogen herauskommen , aber das Material muß dazu passen.
Dieses Design wird im Normalfall aus einem Sehnen- Holz -Horn Komposit gebaut ,möglich auch Bambus auf Massa / Ipe oder als reiner Bambuslaminat - Bogen.
Das Design ist eben sehr vordernd .
Der Film Troja ist eben nur ein "Film" , da werden dann Bogen genommen die eben "anders" & " cool " aussehen müssen , aber funktionieren müssen sie nicht und historisch korrekt?????
Gruß acker
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 07.09.2010, 00:54

@Dirk
Den Rücken krieg ich auch ohne Stoffbacking schön bei Hasel- schleifen und vom restlichen Bast sicht man nach dem bleichen fast gar nix mehr...
Aber schaden tut ein Backing auch nicht oder?
Aber was würdet ihr empfehlen, Seide oder Leinen?
Habe bei meinem letzten Versuch Seide genommen, 2-fach.
Reflex aufgeleimt, Leistung von 44# auf 46# gesteigert, und vom Reflex ist nichts übrig geblieben. Den Bogen hat´s einfach zerissen inkl. Seide - lag aber an meiner Bauweise: Holunder 150cm; 46# @ 28" -> kann nicht gehen ;) (höchstens mit Sehnenbacking). Wie war das nochmal... Verhältnis Auszug zu Bogen 1:2, bei steifem Griff 1:2,5 :D
Hat aber Spaß gemacht zu schießen!

@Galighenna
Genau so habe ich mir das gedacht, erstmal sehen ob es solche extremen Angulardesigns überhaupt was bringen.
Wenn ja versuche ich´s nochmal so ähnlich mit z.B. Hickory vs *Druckfestem Holz*.
Wenn nein mache ich das mit den Designs welche hier schon Präsentiert wurden.
Dann sind das halt nur Fantasy- Filmbögen O0

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von acker » 07.09.2010, 01:04

Wie gesagt das Material muß zum Design passen....
http://www.bowsforpros.com/prod05.htm
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 07.09.2010, 01:15

@acker
Historisch korrekt? Troja?? Sicher nicht. Aber im benannten Beitrag hier war halt kein Ergebnis zu sehen... ?Grachus?
dann musste ich halt selber basteln. ;D
Bambus / Massa- hört sich gut an... aber vielleicht erstmal in nem normalem Design ;)

Also kürzen- 2 x 5cm dann bin ich ja bei 162cm. Der Bogen biegt ja im Griff leicht mit.
Ich Denke da kommt schon was schiessbares bei raus.
Bringt mir es was, wenn ich den Kirschbaum mit der Heisluftpistole toaste? Hmmm - wieviel Hitze verträgt der Epoxy...
muss erstmal nachlesen.
Aber es muss ja kein Superbogen werden.

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 07.09.2010, 01:22

Das sind schöne Bögen!:)
Na ja, Übung macht den Meister... aber manchmal auch nicht;)

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 26.09.2010, 13:57

Aus dem Urlaub wieder zurück und direkt mal weiter gemacht O0

Habe den Bogen jetzt 8cm gekürzt, Tips aufgeklebt und etwas nachgetillert.
Angular1.jpg
Abgespannt
Angular2.jpg
Standhöhe 16cm
Angular3.jpg
Vollauszug 28"

Ist der Tiller so Okay?

Länge 164cm
Sehne 162cm

Bei 28" Auszug hat er jetzt 42#.
Schiesst jetzt etwas besser, aber gegen meinen Hickory- Bogen vom Bogenbau- Seminar kann der nicht anstinken.

Der ursprüngliche Reflex ging schon kurz hinterm Griff los, hat also viel Set bekommen.
Das wird wohl auch daran liegen, das ich die ganzen WA gedämpft habe, das holz hat dadurch an Rückstellkraft verloren.

Also beim nächsten mal dämfen nur für Recurves oder Setback; -> Reflexe WA besser mit verleimten Laminaten herstellen oder?
Sehe ich das richtig?

Gruß Morten

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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von acker » 26.09.2010, 14:36

Ja , so ist es !
Der Tiller ist für die Biegung , die auf Standhöhe vorliegt gut.
Besser ist es , wenn der Bogen auf Standhöhe ein Deieck bildet und im Auszug Kreisförmin ist -> dann ist da mehr power.
Für den nächsten :
Die Laminate im Griff spleissen und den reflfex / deflex im perry herstellen

ABER : Ich finde das Du mit dem Bogen eine super Leistung hingelegt hast ! das ist wahrlich keine einfache angelegenheit !

Gruß acker
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Snake-Jo » 26.09.2010, 15:55

Morten hat geschrieben:Bei 28" Auszug hat er jetzt 42#.
Schiesst jetzt etwas besser, aber gegen meinen Hickory- Bogen vom Bogenbau- Seminar kann der nicht anstinken.

Der ursprüngliche Reflex ging schon kurz hinterm Griff los, hat also viel Set bekommen.
Das wird wohl auch daran liegen, das ich die ganzen WA gedämpft habe, das holz hat dadurch an Rückstellkraft verloren.

Also beim nächsten mal dämfen nur für Recurves oder Setback; -> Reflexe WA besser mit verleimten Laminaten herstellen oder?
Sehe ich das richtig?
Gruß Morten


Nein! Zuerst einmal folgender Fehler: Niemals einen Holzbogen länger als 2 sec. im Vollauszug lassen. Bei der Aktion mit dem Foto im Tillerstock bei 28" hat er seinen Set bekommen.
Weiterhin: Nicht dämpfen sondern toasten, also trockene Hitze mit der HLP. Hasel verträgt das.
Dann ein sprachlicher Fehler: Hasel vs. Cherry. Im Bogenbau sollen die Laminate miteinander arbeiten und nicht gegeneinander! ;D

Ansonsten: Starke Leistung! Das sieht richtig gut aus. Außerdem ist die Kombi Hasel und Kirschbaumholz absolut günstig.
Bild
Ich würde das Gleich nochmals so machen, nur eben Ackers Vorschlag aufgreifen und im Perry-Reflex verleimen, sowie, sofern Biegungen vorab nötig sind, diese mit trockener Hitze verwirklichen.

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Morten
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Re: Hasel vs. Cherry- Experiment

Beitrag von Morten » 26.09.2010, 19:18

Vielen Dank erstmal! 8)
@acker
Der Bogen hat ja das von mir angestrebte Biegeprofil bekommen, das bleibt jetzt auch so (muss ja).

Mit dieser Form werde ich sicher nochmal was machen, dann probier ich es mal mit dem
typischen- Angular Design (Dreieck bei Standhöhe).

@Snake-Jo
:-\ Okay, das nächste mal nur mit Fotograph oder Selbstauslöser...
hatte mich zwar beeilt aber 5sek. waren es bestimmt doch ::)
Aber ich höre doch raus das dämpfen die guten Eigenschaften des Holzes beeinrächtigt.

Hasel und Kirsche passen gut- sind beide schön leicht.

Da meine Bogensammlung noch nicht so groß wie Deine ist, werde ich den Bogen aber trotzdem ein Finisch verpassen- bitte um Verständnis ;)

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