Frage zu Trilam Bogen

Themen zum Bogenbau
Grachus
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 466
Registriert: 05.04.2010, 17:25

Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Grachus » 06.08.2010, 23:10

Nabend zusammen!

Habe mal eine Frage zu Trilam Bögen.
Wie der Name schon sagt handelt es sich ja bei Trilam Bögen um Bögen die aus 3 unterschiedlichen Hölzern verleimt werden.
Dabei sollte die Wahl des Holzes ja so fallen, das das eine Holz die Schwäche des anderen ausgleicht.
So sollte ja ein sehr Zugstarkes Holz den ücken darstellen, während ein sehr Druckstarkes Holz den Bauch übernehmen sollte.

Mir ist nur leider nicht klar, warum man einen dritten Holzbereich mit einbringt?
Hat das Holz irgendeine Funktion? Oder bringt gewisse Vorteile? Welche Eigenschaften sollte das Holz haben?

Oder um es kurz zu sagen: WARUM baut man eine dritte Leimschicht ein???

Mfg
Grachus
Von all den Sachen die ich verloren habe, war mein Verstand wohl das Wertvollste - Mark Twain

Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
-Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
the_Toaster (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3706
Registriert: 28.09.2007, 19:29

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 06.08.2010, 23:52

Die dritte Lage soll quasi die Druck und Zugseite auf Abstand halten.
Dazu muss sie gewisse Scherkräfte aufnehmen und weitergeben können ohne sich selbst dauerhaft zu verformen. Sie sollte leicht, steif, flexibel und verwindungsfrei gleichzeitig sein. Eigenschaften, die in einem Material schwer zu erfüllen sind.
Die Japaner sind da mit ihren Bambusstreifen, die von Harthölzern flankiert werden allerdings nahe dran.
Baut man zweilagig ist die Bauchlage meistens aus schwerem Holz, was die Leistung des Bogens einschränkt.
Starke Reflexe, jenseits von 15 cm bis zu 30 cm lassen sich meiner Erfahrung nach nur mit drei Lagen realisieren.
Wenn du einen Türkischen Reiterbogen anguckst wird besonders verständlich wozu die Mittellage da ist.
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 07.08.2010, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

Grachus
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 466
Registriert: 05.04.2010, 17:25

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Grachus » 07.08.2010, 00:10

Gibt es denn Hölzer die für Zuggewichte von 80Lbs aufwärts als Mittellage prädistiniert sind?

Du schreibst ja, das das nicht ganz einfach ist, da so ein Holz leicht, steif und gleichzeitig flexibel sein sollte.

Mfg
Grachus
Von all den Sachen die ich verloren habe, war mein Verstand wohl das Wertvollste - Mark Twain

Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
-Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 07.08.2010, 00:36

Ahorn geht ganz gut.
Manche Tropenhölzer kommen auch in Frage, z. B. Purple Heart, die sind zwar schwer, haben aber ganz enorme Rückstellkräfte.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
BBouvier
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 373
Registriert: 02.05.2008, 11:44

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von BBouvier » 07.08.2010, 02:43

<"WARUM baut man eine dritte Leimschicht ein???">

Ich komme bei 3 Lagen Holz
da nur auf zwei Verleimungen...  ???

Gruss,
BB

Benutzeravatar
the_Toaster (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3706
Registriert: 28.09.2007, 19:29

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 07.08.2010, 07:07

Die Mittellage liegt ja in der neutralen Zone.
Die Druckkräfte werden zum größten Teil von der Bauchlage aufgenommen.
Wenn Du nur EIN Holz verwenden möchtest geht z.B. Ahorn (wie Squid schon schrieb), Robinie (benutzt Bruno Ballweg) oder Eibenkern.
Ich benutze gerne Actionboo, wie man es z.B. von alles Bambus bekommen kann. Das Zeug ist leicht, flexibel und hart.
In Yumis werden Holz und Bambus im Verhältnis 1:1 kombiniert, denn die müssen durch die Schießtechnik auch Verwindungskräfte aufnehmen können.
So ganz nebenbei:
Howard Hill hat seine Bögen zum Teil auch aus Bambusstreifen gebaut und die hatten im Schnitt ihre 90#.
Als Bauch geht dann Massa (mit etwas weniger Reflex) oder gerösteter Bambus (mit etwas mehr Reflex)
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

Benutzeravatar
acker
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 10946
Registriert: 07.03.2008, 17:04

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von acker » 07.08.2010, 08:45

Das Problem bei den ganzen 3lam Bogen ist einfach zu benenen , mit dem Bau eines Bogen im Design X kommt man meist nicht weit denn Breiten und Dickentaper wolllen für das Design ja erstmal gefunden werden.
Der Perry sollte anfangs auch nicht zu Hoch gewählt werden.
Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

Grachus
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 466
Registriert: 05.04.2010, 17:25

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Grachus » 07.08.2010, 11:10

Darf/Kann man solche Mittelagen eigentlich auch verspleissen?
Als ich damals bei Toaster war, hatte ein Freund von Toaster einen wunderschönen Yumi mitgebracht, der als Mittellage Robinie hatte. Toaster sprach ihn dann darauf an, ob er die verspleisst hätte, und sagte das das gut machbar wäre.

Kann man generell bei 2-3 Lagigen Bögen verspleissen?

Mal nen kleines Beispiel:
2 Lagiger Bogen erste Lage 5-6mm Hickory Backing zweite Lage Ipe. Dürfte die Ipe wenn man kein Ausreichend langes Stück hat verspleisst werden?

Zweites kleines Beispiel:
3 Lagiger Bogen Erste Lage wieder Hickory, zweite Lage Ahorn, dritte erneut Ipe. Dürfte Ipe und Ahron verspleisst werden? Und wenn ja, auch wenn man hohe Zuggewichte >80 Lbs anstrebt?

Mfg
Grachus
Von all den Sachen die ich verloren habe, war mein Verstand wohl das Wertvollste - Mark Twain

Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
-Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 07.08.2010, 11:39

1: Logisch. Es muss ja sowieso noch ein Griffstück drunter und wenn der Spleiß so zwischen Backing und Griff verpackt ist, ist das völlig unproblematisch.

2: Auch das. Auch hier ist natürlich noch ein Griff aufzukleben.Und die beiden Klebestellen der mittleren bzw. unteren Lagen sollten nicht direkt übereinader sein, sondern einige cm versetzt.

Solange das Mittelstück starr ist gibts keine Probleme.
Eng kann es bei einem Mitbiegenden griff werden. Da wird der Spleiß zu sehr Belastet, außerdem ist so ein Griff naturgemäß recht schmal und dünn --> Noch weniger Klebefläche.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Grachus
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 466
Registriert: 05.04.2010, 17:25

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Grachus » 07.08.2010, 12:32

Problematisch würde es denke ich mal werden, wenn man auf einen aufgeleimten griff verzichtet, weil man einen Tiller allá  Come Round Compass umsetzen will, oder?

Mfg
Grachus
Von all den Sachen die ich verloren habe, war mein Verstand wohl das Wertvollste - Mark Twain

Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
-Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 07.08.2010, 12:38

Wie gesagt: Unverstärkter Griff, 80 lbs, geringe Breite, sind keine ideale Basis für einen Spleiß.
Das kann gutgehen.... das kann aber genausogut irgendwann schief gehen, wenn die Klebfuge langsam ermüdet.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
skerm
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1466
Registriert: 20.03.2007, 14:37

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von skerm » 07.08.2010, 13:36

Ich seh da überhaupt kein Problem. Wieso sollte eine Klebefuge ermüden, nur weil sie sich biegt? Wenn das so wäre, dann könnte man gar keine laminierten Bögen bauen.

Gruß,
Daniel

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 07.08.2010, 13:54

Es geht nicht um die Klebefuge zwischen dem Laminatschichten, sondern um die Fuge vom Spleiß.
Je nach Bogenbreite ist die nicht besonders lang, selbst wenn man einen V oder Z-Spleiß macht, bleibt die Kontaktfläche doch recht überschaubar...
Und sowas sollte man, gerade wenn man 80 lbs erzielen will, beidseitig unterfüttern und sich nicht nur auf das Backing verlassen und ihn dann auch noch an der Klebestelle mitbiegen lassen...

Kann man sicher machen, klingt aber nicht ungefährlich...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Grachus
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 466
Registriert: 05.04.2010, 17:25

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Grachus » 07.08.2010, 15:10

Klingt logisch @ Squid

Ich denke mal wenn z.B. die Mittellage bei einem solchen Tiller oder Design einen V/Z spleiß audweist, aber noch von einer schicht überdeckt wird sollte das kein Problem sein, sehe ich das richtig?

Mfg
Grachus
Von all den Sachen die ich verloren habe, war mein Verstand wohl das Wertvollste - Mark Twain

Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
-Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zu Trilam Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 07.08.2010, 15:15

Ich hab auch schon mal einen gespleissten Eiben ELB gesehen, der nur mit einer Wicklung gesichert war...
Da geht also theoretisch sehr vieles. Aber ich hätte Angst davor...  ;D

Ich baue lieber auf Sicherheit und meine drei gespleißten Bambus-Osage Bögen haben starre Griffe mit beidseitiger Abdeckung durch Griffholz bzw. Backing.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“