Zwei Rohlinge - etliche Fragen

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nemrod
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Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 05.02.2010, 10:13

Guten Morgen alle zusammen!

Ich habe zwei Rohlinge im Arbeit und dazu ein paar Fragen:

Die erste ist eine 1,8 m lange Hasel (soll mal 50# auf 28 haben - zu mindest träume ich davon :D) mit einem gewaltigen (14,5 cm) Reflex (oder Recurve  ???) am unterem (rechts) Wurfarm:

Bild

Es ist so gewachsen und während der Trocknen sich noch weiter ins Reflex gerzogen. Ich habe versucht mit HLP den linken (oberen) Wurfarm etwas angleichen - ist aber nicht wircklich gelungen  >:(! Jetzt frage ich mich ob die Hasel so viel Vorspannung (beim tillern geht sicher viel davon verloren) überhaupt aushält??

Die zweite ist eine Robinie (z.Z. noch 1,9 m lang):

Bild

Mal abgesehen davon dass es sich seitlich ordentlich verzogen hat, befinden sich am unteren (geplant - kann aber noch umgedreht werden) Wurfarm vier Knubeln bzw. Äste:

Bild

Nr. 1 war ein Seitenast und ich habe es einfach durchgeschnitten (nicht besonders nachgedacht beim spalten >:() Beim jetzigen Design (1,8 m lang mit 4,5 cm auf 1 cm verjüngede Wurfarme) würde es sich ca 10 cm unterhalb des Griffes befinden - event. Backing??
Nr.2 ist eher harmlos
Nr.3 würde glaube ich auch nicht weiter stören - würde mit dem Verjüngen warscheinlich ganz verschwinden
Nr.4 wäre ca in der Mitte des Wurfarmes und in der letzte 10 cm also würde sich nicht mehr Biegen

Ich könnte es auf 1,68 m kürzen dann wäre NR. 4 weg (dadurch würde aber NR. 1 noch mehr ins arbeitende Bereich rutschen!) und schmälere quadratische Wurfarme machen dann wären event. Nr 2 und 3 auch weg aber was mache ich mit Nr. 1??!!

Soll ich damit überhaupt weitermachen? Immerhin habe ich schon eine Menge Zeit (und Schweiss) investiert! Beim runterarbeiten auf dem ersten dickeren Jahresring (ist noch Splintholz aber schön Dich!)

Bild


habe ich regelrecht Blutgeschwitzt - habe ein paarmal die Haut aufgerissen und etliche Sphäle mir reingezogen >:( Man sollte das schon beim nassen Holz machen- geht sicher einfacher!
Ich würde die Rohling (die Anderen die ich noch so rumliegen habe sind auch nicht besser) also ungern aufgeben (obwohl es für ein Anfänger sicher nicht optimal ist) und daher bitte um Rat wie ich daraus ein Bogen machen kann?! ???

Danke im Voraus

nemrod

tomtux
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von tomtux » 05.02.2010, 10:36

die hasel einfach anfangen zu tillern und nach steve gardners massenformel das gewicht im auge behalten.
wenn sie zu leicht wird, mehr griff mitarbeiten lassen. unter umständen bis zum vollständig mitbiegenden griff, dann geht das ohne probleme.

die robinie würde ich geraderichten, platthobeln und bambus draufpappen. der ast (1) für meinen geschmack zu heftig für einen selfbow

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von Galighenna » 05.02.2010, 10:53

Bist du sicher Tomtux, dass Bambus die Robinie nicht zerquetscht? Ich lese so häufig davon, das Robinie in punkto Stauchfalten eine richtige Zicke und sehr Empfindlich sein soll...
Aber Backing würde ich bei dem dicken Brummer von Ast auch empfehlen... Ist nur die Frage was nehmen...
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von tomtux » 05.02.2010, 11:11

robinie ist in jedem fall zickig und empfänglich für stauchfalten, ob mit oder ohne bambus.
das backing so dünn als möglich (max. 3mm), ca. 30% trapping und mit ein wenig perryreflex verleimt sind die überlebenden aber bei den schnellsten dabei.

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 05.02.2010, 11:15

tomtux@: Bambus wäre schwierig - man sicht auf dem Fotos nicht aber der Rücken hat ein paar ordentliche Wellen (teilweise Seitlich auslaufend) und wenn ich das platthobele dann beibt zu wenig Material überig. Es würde sich eher Rohhaut oder Leinen anbieten.
Oder was mir noch eingefallen ist: das ganze Bogen Richtung "untere Wurfarm" also Richtung Äste verrücken - dann würde Ast NR 1. in den Griff fallen dadurch würde aber Ast NR. 4 mehr ins arbeitende Bereich rutschen. Da es sich aber ziemlich in der Mitte befinden wäre es nicht so schlimm oder ???

Gruß
nemrod

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von tomtux » 05.02.2010, 11:34

das monstrum in den griff legen kann gehen, die restliche äste sind wie hier schon des öfteren beschrieben zu behandeln.
trotzdem würde ich hanf oder 2-3 lagen leinen unters griffleder über den ast packen.

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 05.02.2010, 11:45

tomtux hat geschrieben:robinie ist in jedem fall zickig und empfänglich für stauchfalten, ob mit oder ohne bambus.
das backing so dünn als möglich (max. 3mm), ca. 30% trapping und mit ein wenig perryreflex verleimt sind die überlebenden aber bei den schnellsten dabei.


Mal unabhängig von diesem Rohling: so was schwäbt mir schon auch länger vor:
Bambus+Robinie+Holler wäre ein interessante Kombination! Holle am Bauch würde denke ich den Druck von der Bambus aushalten.

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von acker » 05.02.2010, 13:26

Egal ob als selfbow oder als laminierter, in die Robinie würde ich nicht viel arbeit stecken.
Wie schon gesagt den dicken Ast in den Griff legen und ein Holz am Griffbauch aufleimen damit der Ast abgedeckt ist.
Ansonsten Kaminholz...
Gruß acker
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von Ougenweide » 05.02.2010, 21:28

Acker hat recht.
acker hat geschrieben:Wie schon gesagt den dicken Ast in den Griff legen und ein Holz am Griffbauch aufleimen damit der Ast abgedeckt ist.

Aber, ob das die Mühe lohnt?

Da steckst du deine Energie besser in einen geeigneteren Prügel.


Gruß
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von pollux » 06.02.2010, 19:31

ich würde den wurfarm ohne knoten aufheben und später mit einem anderen halben bogen(wenn du viel baust kommt bestimmt bald einer) zusammenspleissen, ich ahb ein paar solcher zu hause und finde sie ganz wunderbar
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 07.02.2010, 16:36

Danke an alle!
Ich werde die Robinie bei Seite legen und erst wieder ausgraben wenn ich schon so viel Erfahrung habe dass mich nur noch solche schwierige Aufgaben reitzen können! Also so in 50-60 Jahren! ;D Ich werde bestimmt darüber berichten! ;D ;D

Danke
nemrod

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 11.02.2010, 12:51

So und jetzt stehe ich wieder etwas an: durch den starken Reflex und die Rückschläger der letzten Zeit habe ich den Bogen beim tillern zu wenig belastet (scheinbar auch nicht gut >:() und zu viel Material abgenommen. Wenn ich so weitermache habe ich am Ende ein 1,85 m lange Kinderbogen! :-\
Ich habe daher überlegt es zu kürzen - aber wie??
1. Ich schneide an beiden Enden die Overlays ab (dann habe ich 171 cm Gesamtlänge) und verkleinere den Griff - mit 13 cm auf der Bauchseite ist noch genug Spielraum da! Dadurch würde daber eine ziemlich große Knoten in die arbeitende Bereich des unteren Wurfarmes kommen -  nicht so toll!
2. Ich schneide nur den oberen Overlay ab (178 cm Gesamtlänge) und verkürze den Griff nur von oben. Damit würde der Knoten auf der Übergang (Fadeout - schreibe es richtig ???) bleiben aber die Bogenmitte würde auf der Mitte des Griffes wandern - es wären quasi beide Wurfarme gleich lang! Das sollte jedoch kein Problem sein da der untere Wurfarm eh viel mehr Reflex wie der obere hat!
Auserdem habe ich das gefühl dass der obere Wurfarm jetzt e nicht wirklich arbeitet und damit wäre dass auch gelöst!

Hier ein paar Bilder (untere Wurfarm immer rechts!)

Bild

auf halber Standhöhe:

Bild


auf 16@

Bild

Ich würde den 2. Variante bevorzugen - was sagt Ihr??
Soll ich es jetzt schon kürzen oder erst auf der endgültige Auszugslänge bringen? (mein Bauch sagt mir - gleich kürzen! ::) )

Danke!
nemrod

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von Galighenna » 11.02.2010, 14:06

Wenn der auf dem Bild rechte WA der untere sein soll, dann au weia... der ist ja schon arg viel schwächer als der obere. Den Unteren erstmal nicht anfassen, und nur den Oberen angleichen. Der Obere biegt sicht schon ganz gut. Sehr gleichmäßig sieht das für mich aus. Der untere WA biegt sich dagegen wie schon gesagt, viel stärker, und das auch noch weiter in Griffnähe.

1. Oberen WA so weiter bearbeiten bis er gleich weit biegt wie der untere.

2. Dann beim unteren WA weiter zu den Enden hin biegen lassen und den Oberen immer mit tillern, so das beide gleich stark bleiben.

Immer das Zuggewicht im Auge behalten (du benutzt doch beim Tillern auch immer die Zugwage oder?) Ich benuzte sie jedesmal, dann sehe ich sofort wie sich der Bogen auch vom Zuggewicht her verändert.

Wenn du dann deine 28, 29 oder 30" erreicht hast, musst du dir überlegen ob du den Bogen tatsächlich kürzen willst.

Fakt ist: kürzen belastet das Holz stärker.
Das kann bei ohnehin suboptimalem Tiller auch in die Hose gehen. Schwachstellen z.B. könnten dann erst recht massig Set entwickeln, der vorher nicht da war etc. Deshalb erst so gut es geht zuende Tillern, dann kürzen und neu fertig Tillern.

Den Ast würde ich in jedem Fall da lassen wo er ist. Der Griff ist mit 13cm auch noch nicht arg zu lang. Am Griff solltest du wegen dem Ast halt nichts mehr machen. In dem Fall das du also tatsächlich kürzt, würd ich symmetrisch kürzen. Dann liegt nachher der Schwerpunkt beim Auszug (die Bogenmitte) nämlich etwas weiter oben im Griff, so das sie dir genau in den Daumenballen drückt. Dort hat man den besten halt und es fühlt sich wesentlich besser an, als wenn das Zuggewicht in deiner Handfläche liegt. Das ist glaub ich auch der Hauptgrund warum man die Bogenmitte im Griff nach oben verlegt.
Zuletzt geändert von Galighenna am 11.02.2010, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von nemrod » 11.02.2010, 16:20

Galighenna hat geschrieben:Wenn der auf dem Bild rechte WA der untere sein soll, dann au weia... der ist ja schon arg viel schwächer als der obere.


Ich denke das täuscht nur optisch - der rechte (untere) Wurfarm hat um ein Ecken mehr Reflex bzw es verläuft in einem anderen (agressiveren) Winkel wie bei dem Linken (ich habe  probiert es anzugleichen aber wie´s man sieht nur mit mässigen Erfolg).
Daher hat der rechte Wurfarm schon viel mehr Spannung aufgebaut bzw. sich weiter biegen müssen (ist auch kürzer!) bis sich mit der Rechten auf gleicher Höhe befinden! Oder irre ich mich da ??? ???


Galighenna hat geschrieben:1. Oberen WA so weiter bearbeiten bis er gleich weit biegt wie der untere.


Auf die Foto´s sieht man den Raster nicht so gut aber sowohl auf halber Sandhöhe als auch beim 16@ biegen beide Wurfarme bis zu der gleicher Linie!
Daher mein Idee den oberen (linken) Wurfarm zu kürzen um a) die Biegekurve an den anderen anzugleichen b) vermasselte Zuggewicht dazu zu gewinnen!

Galighenna hat geschrieben:Immer das Zuggewicht im Auge behalten (du benutzt doch beim Tillern auch immer die Zugwage oder?)


Freilich! Hängt unten dran - habe nur bei der Fotos abgeschnitten! Ich trau mich nur den Bogen nicht wirklich belasten! Die letzte 3 Kracher wegen Ungeduld liegen ziemlich tief! :'( So eiere ich jetzt bei 25 -30 # herum und wenn ich es weiter so tillere dann habe ich am Ende einen Bogen mit 25-30# >:( Ich wollte aber so um 45-50#! Wobei ich es schön langsam bezweifle, dass das bei einem DIA von ca 3,5 cm und mit meine "überragende" Fähigkeiten ;D überhaupt machbar ist! Eigentlich sollte ich froh sein wenn ich endlich wieder ein Bogen zu Ende bringen kann! ;) Tue ich aber nicht! Entweder so wie ich es will oder gar nicht! :D

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Re: Zwei Rohlinge - etliche Fragen

Beitrag von tomtux » 11.02.2010, 16:56

der linke wurfarm ist zu steif, die arme sind laut foto vom entspannten bogen beidseitig annähernd gerade.
setback im griff ist nicht gleich reflex.

entscheidend ist der weg, den die tipps zurücklegen. wenn der rechte tipp entspannt 10cm höher als der linke steht muss er das auch im auszug tun!

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