vollbambusbogen ohne mittellage

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moonbow
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vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von moonbow » 17.09.2009, 17:59

hallo allerseits,

nachdem ich mich mittels suchfunktion schwindlig gelesen und diesbezüglich kaum etwas wirklich konkretes gefunden habe, interessiert mich nun folgendes:

wie wichtig ist die mittellage bei einem vollbambusbogen (für die aufnahme der scherkräfte, rückstellkraft, verringerung von set,  etc.)?

ist ein schneller und langlebiger bogen um die 60# auch realisierbar ohne mittellage, einfach backing aus rohr auf facing aus rohr (beides getapert), griffstück dazwischen mit langen fades, massvoller perry, resttiller über die breite?

wie ist der aktuelle wissens- bzw. erfahrungsstand im fc?

danke im voraus

und gruss

moonbow

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Squid (✝)
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von Squid (✝) » 17.09.2009, 18:30

Wichtig, wenn es ein Bogen von angemessen hohem Zuggewicht sein soll.
Du kannst natürlich 2 Bambusse aufeinander kleben.
Aber eine Mittellage erhöht das Zuggewicht beträchtlich, man hat auch etwas mehr Spielraum beim Design.
Probleme gibts u. U. beim Tillern, weil man Bambus eigentlich nur seitlich tillern kann.

Ich würde dichte Hölzer empfehlen, z. B. Osage. Nussbaum sollte auch gehen, die Japaner haben meines Wissens  nach Maulbeere benutzt. Ahorn wäre nich falsch: nachdem es die Basis für so manchen Reiterbogen bildet, sollte es auch als Bambus Sandwich funktionieren.

Die Bauchlage Bambus sollte getempert/getoastet/geräuchert sein.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 18.09.2009, 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

tomtux
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von tomtux » 17.09.2009, 21:17

frag am besten kra, der hat solche teile schon vor jahren gebaut und auch ein paar artikel zu dem thema veröffentlicht.
wenn ich mich nicht sehr irre waren das sehr ernst zu nehmende bögen, mit deutlich über 30# und guten wurfleistungen.

mormegil hier aus dem forum hat mal einen buthan aus EINER lage bambus mit ca. 45# und durchaus beeindruckenden wurfleistungen gebaut, den hab ich auch geschossen.

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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von Squid (✝) » 18.09.2009, 08:32

Hmm, hängt dann sehr vom Bambus - bzw. dessen Wandstärke - ab. Mit meinem Baumarktbambus geht das nicht...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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kra
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von kra » 18.09.2009, 10:12

das mit den 30# ist wohl nicht ernst gemein...  ;D ;D

Es geht definitiv, meiner zweiter Bambusversuch wurde so gebaut, hat >50# bei ca. 185cm Länge.
Allerdings hat er viel Stringfollow bekommen, weil ich mit der Technik noch nicht so vertraut war.

Zu dem Artikel - der entstand im jugendlichen Überschwang - bitte nicht alles drin Ernst nehmen. Hier im Forum ist dazu inzwischen deutlich mehr Wissen zu finden.
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von moonbow » 18.09.2009, 17:56

vielen dank euch allen für eure antworten!  :)

die frage, weshalb backing und facing runterarbeiten und dann wieder was dazwischenkleben (u.u. sogar wieder bambus), wenn backing und facing vor dem abarbeiten bereits die nötige stärke hätten, beschäftigt mich immer noch (abgesehen von den scherkräften an den leimfugen).

@kra:

wie würdest du denn heute einen solchen bambusbogen ohne mittellage bauen (wenn überhaupt)?
oder anders gefragt: weshalb bekam dein früherer versuch viel stringfollow?
wie würdest du das dickenverhältnis backing/facing wählen?

danke und gruss

moonbow

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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von kra » 18.09.2009, 18:54

Zum einen bekamen sie viel Set, weil ich sie gerade verleimte, kein Reflex. Und Bambus  kann durchaus einen signifikanten Set annehmen (Bauchseitig). Und beide Lagen waren gleich dick. (s.u.).

Es ist einfacher, wenn ich mit mehreren Lagen arbeite. Man kann das weniger gute Material im Bambus-Inneren wegnehmen, steiferes Material für die Mittenlage nehmen, die reflexe Form einfacher herstellen (bieg und verkleb mal 1cm dicken Bambus in die Fadeouts am Griffstück - viel Spaß, da kommen Worte von  denen du gar nicht wußtest, das du sie kennst  ;D ;D ;D ) und ganz wichtig, wenn du die Lagen einzeln verleimst kannst du immer wieder den Zwischenstand tillern.

Wenn mit Reflex verleimt werden soll (sogen. Perryreflex) achte drauf, das das Backing nur ca. 1/4 so dick ist wie die Bauchseite, absolut fehlerfrei und die Nodien nicht abgeschliffen werden. Die äußerste Wachsschicht kann gut weg, die enthält keine der zugfesten Fasern.

Noch was zu den Scherkräften: poröses Bambus-Innenmaterial ist evtl nicht in der Lage, diese Scherkräfte aufzunehmen. Ich hatte damals sehr dicken Tonkin-Bambus mit Wandstärken >15mm zur Verfügung. Da ging das.
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von moonbow » 18.09.2009, 19:02

das sind exakt die infos, die ich brauche!!!  :)  :)  :)

tausend dank, kra!

taijutsu
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von taijutsu » 19.09.2009, 10:54

Hallo Kra,

mit welchem Kleber verleimst du Bambus?
Ich hatte mal für meinen Sohn einen Langbogen Bankirai mit Bambusbacking laminiert der dan an einigen Stellen Leimabrisse bekam. Als Kleber hatte ich Epoxidharz L von Conrad gemommen und noch eine Lage Glasfaser 300gr/m² dazwischen.

Danke schonmal für die Antwort.

Gruß
Steffen

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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von kra » 19.09.2009, 11:18

Hi, wofür die Glasfaserlage? Dazwischen bringt sie verhältnismäßig wenig.

Zum Kleben, ich habe ebenfalls mit Epoxydkleber gearbeitet. Leimabriß habe ich auch schon mal gehabt, es ließ sich aber immer auf Verarbeitungsfehler (unsaubere Leimfuge, nicht gereinigt, zu alt) zurückführen.

Bankirai - wie ist es da mit dem natürlichen Ölgehalt? Sollte, wie fast alle Tropenhölzer sehr gut entfettet werden, entweder mit Aceton, dann aber satt und mehrfach oder mit ner Aschen-Lauge abwaschen/-bürsten. Oder bei öligen Hölzern mit Bindan Cin kleben.
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Re: vollbambusbogen ohne mittellage

Beitrag von the_Toaster (✝) » 19.09.2009, 11:25

Wofür sollte denn die Glasmittellage sein?

Meiner Meinung nach bringt das Zeug in der Mitte eines Bogens nur unnützes Gewicht.

Ich habe bislang immer wasserfesten Leim verwendet.

Wenn Du Epoxi verwenden möchtest nimm welchen mit 24 Std. Aushärtezeit.

Ich selbst benutze Technicoll Epoxi. Hier im Forum wird im allgemeinen UHU plus Endfest empfohlen.

Bangkirai ist wegen des Öls im Holz wohl eh schwer zu verkleben. Da muss Du vorher mit Azeton ordentlich entfetten.
Acker verbraucht da schon mal zwei Liter von dem Zeug und viele Lappen...
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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