Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

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Frede
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Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 07.10.2008, 20:16

Hallo alle miteinander!

Ich beobachte das Forum schon seit einiger Zeit und habe mich vor ein paar Wochen zum Bau meines ersten Bogens entschlossen. Jetzt ist die Arbeit aber etwas ins Stocken gekommen und ich habe einige Fragen an euch Bogenbauexperten  :)

Erst einmal etwas zum Stand des Bogenrohlings:

- Hickoryholz
- 195cm lang
- 3,0cm breit am Griff, verjüngend auf 1,7cm an den Enden
- 2,5cm dick am Griff, verjüngend auf 1,6-1,7cm an den Enden
- etwa 1,5-3mm des Bogenrückens abgerundet

Soll...

- bei einer Auszugslänge von etwa 29" ein Zuggewicht von 45-60lbs haben
- so weit wie möglich die Form eines englischen Langbogens annehmen
  (D-förmiger Bauch fehlt noch)
- (wenn möglich) Kompass-Tiller haben

Und nun zu meinen Fragen/Problemen. Es ist mir nicht gelungen den Bogenrücken auf einen Ring herunter zu arbeiten. Die Ringe waren in dem sehr schmalen Stave teilweise bogenförmig... Jetzt münden die meisten zusätzlichen Ringe dort, wo später der Griff ist, aber auch leider ein paar in den Wurfarmen. Einer sogar auf einer relativ mittigen Welle im Wurfarm :( Ich habe im Internet immer wieder gelesen, dass man den Jahresringen bei Hickory nur sporadisch folgen muss. Wie viel verträgt das Holz? Bietet sich ein Kompass-Tiller bei vielen im Griff mündenden Ringen überhaupt noch an? Schränkt es mein späteres Zuggewicht ein?

Mittlerweile biegt sich der Bogen bei mittelstarkem Druck etwa 2,5-4cm durch. Im Bogenbauwiki steht, dass man schon beim Bodentiller auf eine gleichmäßige Biegung achten soll. Allerdings erkenne ich nur schlecht wie die Biegung momentan ist...

Soll ich mit dem Tillern am Tillerstock fortfahren oder doch erst einmal so versuchen eine einigermaßen gleichmäßige Biegung hinzuwurschteln?

Wann wird der D-förmige Bauch ausgearbeitet? Erst beim Tillern?
Verträgt Hickory den D-Bauch oder muss er etwas abgeflacht werden?

Kann man das Wachsen (zumindest des Bogenrückens) vorziehen?

Vielen Dank schon einmal für die Antworten!
Frede
Zuletzt geändert von Frede am 08.10.2008, 12:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Wilfrid (✝)
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Re: Bogenbauanfänger sucht Beratung

Beitrag von Wilfrid (✝) » 07.10.2008, 20:22

wie lang bist Du?
Wie lange schießt Du schon und welches Gewicht?
Wo wohnst Du?
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill

Frede
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Re: Bogenbauanfänger sucht Beratung

Beitrag von Frede » 07.10.2008, 20:39

Etwa 1,8m, habe bis vor einem halben Jahr noch einen Recurve geschossen, von da an einen 35lbs Langbogen. Norddeutschland ;D

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Ravenheart
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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Ravenheart » 08.10.2008, 13:17

1,95 scheint mir recht lang, und 1,7/1,7 ist an den Enden, GERADE bei der Länge, definitiv zu viel!

Für einen Eibenbogen wäre die Länge noch vertretbar, Hickory aber ist viel schwerer. Ich empfehle, auf 1,85 zu kürzen!

Die Enden wären mit 1,5/1,5 voll ausreichend. Wenn Dir das unheimlich ist, verjünge sie erst mal nur auf den letzten 12 cm, und nähere Dich beim Tillern weiter an, indem Du ab der halben WA-Länge schwerpunktmäßig über Reduzierung der Breite Tillerst. (Gemeint ist damit aber nur: dann, wenn er INSGESAMT dort schwächer werden muss! EINZELNE steife Stellen natürlich trotzdem am Bauch korrigieren!!)

Dein Ziel sollte sein, die äußeren WA-Hälften so leicht wie möglich hin zu bekommen, beim schweren Hickory zählt jedes Gramm!

Außerdem empfehle ich für Hickory eher einen flachen Bauch. Leicht gewölbt kann er ruhig sein, aber kein Halbkreis. Gibt zwar Beispiele, die rund dennoch Fehlerfrei geblieben sind, aber das weiß man immer erst hinterher....
8)

wg. Ringe am Rücken: Da müsstest Du mal Fotos machen, so eine Beschreibung kann missverstanden werden!

wg. Bodentiller: Der Sinn ist, dass der Bogen nicht schon beim ersten Aufspannen an einer Schwachstelle/einem Wurfarm überlastet wird! So lange er NICHT deutlich nur an einer Stelle biegt, und sich beide WA ETWA mit der selben Kraft um das selbe Maß krümmen lassen, genügt es. Dann auf den Tillerstock wechseln.
Aus dem gleichen Grund beginnt man auch mit einer Tillersehne, die erst mal nicht viel länger ist, als der Abstand der Sehnenkerben - also quasi mit 0 Standhöhe. Vergiss aber nicht, bei fortschreitendem Auszug auch die Standhöhe schrittweise zu erhöhen!

Mit Wachsen solltest Du auf jeden Fall bis zum Ende warten! Wachs am Bogen erschwert jedes (manchmal notwendige) Kleben und das Schleifen.

Die Oberflächenbehandlung ist reiner Wetterschutz.

Rabe

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Mordrag » 08.10.2008, 14:05

Hi Frede,

ich plane als nächsten Bogen auch einen Engl. Langbogen aus Hickory.

Geplante Maße:

Länge 185cm
Zugkraft: ca. 55#

Kann dir auch auf jeden Fall empfehlen den Bauch nicht rund zu machen, da ansonsten die Druckkräfte am Buch zu stark sind. Leiche D-Form und am Bauch etwas abflachen.

Um die Ringe brauchst die dir keine allzu großen Sorgen machen. Die Hauptsache ist, dass sie am Bogenrücken nicht auslaufen.

Wäre schön wenn du ein paar Bilder machen könntest, das verdeutlicht alles ein bisschen besser.
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)

Frede
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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 08.10.2008, 15:38

Wie negativ wirkt sich denn die Überlänge und das Übergewicht aus? Ich könnte die 10cm natürlich abmachen aber dadurch würde das mit dem Taper noch mehr Arbeit werden. Da ich nur einen billigen Elektrohobel und keine Bandsäge/-Schleifer habe dauert das nocheinmal mindestens 2-3 freie Tage + Zeit fürs Glattschleifen :-[ Wobei bei der momentanen Dicke der Bogen durch den Elektrohobel möglicherweise anknacksen würde....

Wie wärs denn mit einem überlangen D das auf ein Reckteck aufgesetzt ist?


Ich habe das Gefühl, dass sich der Bogen an der Welle stärker biegt...
Zuletzt geändert von Frede am 08.10.2008, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 08.10.2008, 15:52

Vorderseite

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 08.10.2008, 15:53

Seitenansicht

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 08.10.2008, 15:54

Der Bogenrohling weist etwas Drechwuchs auf (wie auf dem ersten Foto mehr oder weniger zu erkennen).

Die Welle
Zuletzt geändert von Frede am 08.10.2008, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Ravenheart » 08.10.2008, 17:07

1. Elektrohobel?? Bandschleifer?? ***kreiiisch***   :o

Pöser Pursche!   ;D

Soll das ein Regal werden, oder ein Bogen?

Bogenbau is Handarbeit. Ziehmesser, Raspel und Ziehklinge sind die Werkzeuge! ;)

2. Das Querschnitt-Profil sieht doch gut so aus!!

3. Übergewicht/Überlänge: Folgen sind z.B.
Handschock,
wabbeliges Schussgefühl,
Leistung wird verschenkt.

Aber wenn Dein Gefühl sagt, er muss so bleiben, LASS ihn so! DU musst ihn lieben, nicht ich, o.k.?
Und kürzen/verschlanken kannst Du ihn notfalls auch später noch...

4. (Tipp) Bilder einfügen:

So sind die Bilder kaum anschaubar!
Benutze im Antworten-Fenster den Button untere Symbolreihe ganz rechts.
Es erscheint ein Popup-Fenster mit allen Bildern Deiner Galerie.
Da klickst Du unter dem einzufügenden Bild auf "Thumb".
Im Text wird dann ein langer "Bandwurm" eingefügt. Den nicht verändern!!

Du kannst auch mehrere Bilder hintereinander einfügen, besser ist aber, zwischendurch wenigstens 1 x Enter einzugeben. Das Popup-Fenster bleibt verfügbar, bis Du es schließt!

Im Forum wird das Bild dann als Miniatur angezeigt, und beim Anklicken öffnet sich die große Version in einem Fenster. VIIEL besser!
;)

Rabe
Zuletzt geändert von Ravenheart am 08.10.2008, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 08.10.2008, 20:29

Fürs Feine benutze ich natürlich ein Ziehmesser, Messer, Feile und Schleifpapier ;D

Aber der Taper würde ohne Elektrohobel bei mir wahrscheinlich nicht sonderlich gerade/sauber werden. Wie bekommst du denn den Speck ab? Da hab´ ich auch gleich die nächste Frage: War es richtig, dass ich die Schneide meines Messers fest, rückwärts (also so, dass es nicht einschneidet) über den Bogenrücken gezogen habe, um ihn damit nach dem Schleifpapiereinsatz final zu glätten? Macht man das nicht sonst mit einer Ziehklinge?

Das Querschnittsprofil ist noch gar nicht ausgearbeitet und die "Bogenseiten" sind asymetrisch, also eher Raute als Rechteck im Querschnitt. Das erste Bild zeigt den (zu stark abgerundeten?) Bogenrücken. Kann man den Drehwuchs ignorieren?

Wahrscheinlich stelle ich ihn wirklich erst einmal so fertig (bez. Länge u. Breite), weil ich jetzt zu viel Angst hätte ihn noch vor dem Tiller zu schrotten und Freizeit momentan knapp ist. Wenn für den zweiten Hickorystave Zeit&Muße ist, dann weiß ich wenigstens die richtigen Maße  :) Danke noch einmal für die Hilfe!
Zuletzt geändert von Frede am 09.10.2008, 06:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Ravenheart » 09.10.2008, 09:50

Frede hat geschrieben:Das erste Bild zeigt den (zu stark abgerundeten?) Bogenrücken. Kann man den Drehwuchs ignorieren?


Uups - hatte es für den Bauch gehalten!

Als Bauch bei Hickory wäre es gut so. Als Rücken MUSS es nicht so stark gerundet werden, GEHT aber auch!

wg. Glätten: Also ich glätte nur mit Schleifpapier, bis zu 600er Korn... je nach Holzart...

Meine Werkzeuge sind (von grob nach fein):

Ziehmesser
Raspel
Ziehhobel
Ziehklinge
Schleifpapier.

Auch "den Speck" erledigt das Ziehmesser...
Säge und Axt benutze ich nur sehr selten.
Hobel quasi gar nicht! Wenn, dann nur einen 7 cm langen Minihobel (Balsahobel).
Ich habe nur sehr selten Hölzer, die so linear gewachsen sind, dann man NICHT an irgend einer Stelle der Faser folgen und von der geraden Linie abweichen müsste.

Rabe

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Frede » 16.10.2008, 11:51

Bracht man für das Tillern unbedingt eine Bogenwaage?

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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Squid (✝) » 16.10.2008, 12:01

Nein.

;D


Eine Bogenwaage braucht man zum Bestimmen des Zuggewichts. Mit dem eigentlichen Tillern hat das nur sekundär zu tun.
Beim Tillern gibst du dem Bogen die richtige Form und auch das Zuggewicht wird natürlich letztlich dabei festgelegt.

Aber zur Zuggewichtsbestimmung funktioniert auch das Besenstiel-Personenwaage-System ganz gut.

Man kerbt nen Besenstiel an einem Ende ein und legt dort die Sehne ein. Dann stellt man das andere Ende auf eine Personenwaage - ggf. mit nem Gummipuffer dazwischen, damits nicht wegrutscht, und zieht den Bogen nach unten bis zur gewünschten Länge aus. Markierungen am Stiel helfen dabei, den Auszug zu bestimmen.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 16.10.2008, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Elrond
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Re: Bogenbauanfänger braucht Hilfe!

Beitrag von Elrond » 16.10.2008, 12:08

Hallo Frede,
man braucht nicht zwingend eine Bogenwaage, mit einer Badwaage, auf die der Tillerstock gestellt wird, geht´s auch. Eine andere Möglichkeit währe, ein Gewicht an den Bogen zu hängen, damit nicht über das angepeilte Endzuggewicht hinaus gezogen wird. Dazu muß der Bogen allerdings an einer Wand o.ä. befestigt werden. 
Gruß Karsten


Squid war schneller.
Zuletzt geändert von Elrond am 16.10.2008, 12:09, insgesamt 1-mal geändert.

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