Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

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acker
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Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von acker » 21.09.2008, 16:14

Hallo,
Ich möchte einen Bogen mit einem Leinenbacking versehen und darauf zwecks Verschönerung eine Schlangenhaut aufbringen.

Geht das klebetechnisch überhaupt vernünftig und haltbar?

Kann ich das Leinengewebe mit Leim kleben und die Schlange mit Hautleim auf das Leinen kleben?

Ich weiß, Sehne und Schlange wär die bessere Kombination-aber Sehne ist nicht da zur Zeit.

Danke Acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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kra
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von kra » 21.09.2008, 16:32

Auch wenn ich es noch nivht ausprobiert habe  ;), Schlangenhaut sollte sich auch mit Weißleim problemlos verkleben lassen
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Steilpassfänger

Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Steilpassfänger » 21.09.2008, 17:17

Hallo acker!

Schlangenhaut mit Weißleim verkleben funktioniert und hält sehr gut.

Aber es ist wirklich eine Sauerei.

Wie wärs denn damit, das Leinenbacking mit Hautleim aufzukleben und die Schlangenhaut auch. Da ja die Haut ziemlich wasserdicht ist, wär das meines erachtens möglich und beim kleben keine Sauerei.

Gruß
Matthias

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uhu
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von uhu » 21.09.2008, 21:01

Hi acker,

egal welchen Kleber, ob Haut- oder Holzleim, jedenfalls nicht zuviel nehmen. Nachdem die Schlange nicht nur wasser, sondern auch luftdicht ist, stinkts sonst, wenns zuviel wird

Gruß

uhu
es gibt nichts gutes ausser man tut es

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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Boettger » 22.09.2008, 10:36

Mit Weißleim hat man max. 10 Minuten Verarbeitungszeit. Man muss aber nicht die ganze Fläche auf einmal einstreichen, je nach Art des Aufspannens kann man ja auch in meherer Schritten verleimen.

Ich glaube, ich würde aber Seide dem Leinen in diesem Fall vorziehen, da die etwas gröbere Struktur des Leinenstoffes sich sonst auf die Schlangenhaut übertragen könnte.

mfG

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Squid (✝)
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Squid (✝) » 22.09.2008, 11:34

Wie muss man sich Schlangenhaut eigentlich von der Konsistenz her vorstellen? Ich kenne sie nur am lebenden Objekt...
Wie Leder? Oder eher gummiartig?
Bleiben die Schuppen eigentlich drauf oder fallen die ab?

Und könnte man auch die sogenannten Natternhemden - also die Reste von einer Häutung - verwenden, oder sind die - abgesehen von einer gewissen Oberflächenstrukturierung - eher unspektakulär?
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 22.09.2008, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Christopher
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Christopher » 22.09.2008, 18:33

snake Jo hat schon mal so was gemacht. auf irgend nem Rattanbogen mit Zwetschgenfacing, soweit ich mich erinnere.
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

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Snake-Jo
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Snake-Jo » 22.09.2008, 19:14

@Squid: Rohhaut von der Schlange fühlt sich an wie dünne Rohhaut von einem kleinen Säugetier, z.B. Meerschwein oder so, also pergamentartig, fest, steif, trocken und außen hornartig glatt.
Bei Trocknung der Rohhaut kann es vorkommen, das sich bei manchen Arten  die äußere Hornschicht als Schuppe löst. Wenn man also lose Schichten bemerkt, sollte man die unbedingt abrubbeln, da darauf kein Lack hält.
Die hornartige Rohhaut ist nur bedingt wasserfest. Anfangs perlt Wasser ab, aber ein Dauerregen wird nicht ausgehalten. Daher empfiehlt sich immer eine doppelte Lackschicht nach Belegung des Bogens.

@Christopher: Ja, hat er.  ;D
Bei Schlangen wird bei der Häutung die äußere Hautschicht vollständig abgestoßen. Schlangenschuppen stehen nicht einzeln, sondern sind Ausbildungen der Haut. Sie werden daher auch nicht einzeln gehäutet, sondern bei jeder Häutung als zusammenhängende, äußere Hautschicht (= Natternhemd) abgestoßen. Da jedoch jede Schuppe aus einer äußeren und einer inneren Oberfläche besteht, sind sie schlecht lackierbar, daher würde ich Natternhemden immer mit der Außenseite zum Bogen hin verkleben.
Die Muster sind auf dem transparenten Natternhemd nicht mehr sichtbar, ebenso fehlen die Farben.

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RobertGraf
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von RobertGraf » 26.03.2009, 11:47

Hallo zusammen,

ich muss nochmal den rel. alten Betreff aufmachen, da ich einfach nicht an den schönen Wasserschlangen vom Dick verbeigekommen bin und damit nun einen noch nicht fertig getillerten Esche-Pyramidial mit Recurves "hübsch machen" will.
Kleben will ich mit Ponal blau - muss ich da die Häute vorher mit Aceton entfetten (machen eigentlich schon jetzt einen sehr sauberen Eindruck) und unmittelbar vor dem Kleben in Wasser einweichen? Schon klar - is eigentlich Grundwissen - aber von Schlange hab ich bislang keine Ahnung und unter der Stichwortsuche hab ich nix gefunden. Und bevor ich die schicken Tierchen voreilig versaue, frag ich lieber mal.

Schon jetzt danke für die ein oder andere Erleuchtung!

Liebe Grüße...

Robert
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Quercus
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Quercus » 26.03.2009, 12:02

Hi RoberGraf
Ich habe noch nie Schlangenhaut verarbeitet, aber zum Testen mal eine Aalhaut. Aal ist ja bekanntlich sehr sehr fett. Nach dem Trocknen stand eine Fettschicht auf der Hautinnenseite. Die habe ich abgewischt und dann die Innenseite mehrmals mit der Ziehklinge abgezogen. Danach habe ich die Haut mit Ponal auf eine Stück Sperrholz geklebt ( 3mm stark, 4cm breit und ca. 45cm lang. Da konnte ich hinterher einen Kreis draus biegen, die Haut hat richtig gut gehalten. War ja nur ein Test, also habe ich versucht, die Haut wieder abzureißen. Kein Chance!!! Ich mußte sich total zerreißen. Der Leim hat gehalten.

Leider bekomme ich keine längeren Aalhäute. Wollte schon immer mal einen Bogen damit belegen. Hat das vielleicht schon mal jemand gemacht?

QS

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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von RobertGraf » 26.03.2009, 16:58

Hallo Quercus,

Aal ist natürlich eine echt originelle Idee. Hätte nur nicht gedacht, dass die Haut bei diesem extrem fetthaltigen Fisch eifach so hält. Das Problem wird tatsächlich sein, zwei Exemplare mit je einem Meter Länge zu bekommen (ich fische selber und kenne die Tücken der Aalfischerei). Hast Du auch schon mal geräucherte Haut aus dem Feinkostladen ausprobiert?

Die Frage ist nun, ob diese "Hau-Ruck-Klebung" auch für Schlangenhäute geht. Also hier nochmal mein Aufruf: Muss getrocknete Schlangenhaut vor dem Kleben entfettet und in Wasser eingeweicht werden? Wer hat die "ultimative" Anleitung???

Schon jetzt vielen Dank und schöne Grüße....

Robert
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Quercus » 26.03.2009, 17:05

Hi RobertGraf,
das mit dem geräucherten Aal habe ich mir auch schon mal überlegt, aber ein Aal von der Länge findet man glaube ich nicht mehr im Feinkostgeschäft, und wenn dann in handliche Portionen zerlegt.

QS

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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von skerm » 26.03.2009, 17:20

Die "ultimative Anleitung" in jeder Hinsicht ist sicher der berühmte build-along von Gordon Ferlitsch.

http://www.primitivearcher.com/smf/inde ... 5.120.html

Auf PA findest du sicher noch mehr zu dem Thema!

Gruß,
Daniel

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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von Snake-Jo » 26.03.2009, 17:29

Achwas, hier in FC wurde schon ausgiebig zu Schlangenhautbackings geschrieben und man muss da nicht zu Primitiv Archer wechseln. Ich züchte seit über 30 Jahren Nattern und habe schon etliche Backings verklebt.

Also Robert: Schlangenhaut einweichen, wenn es eine Rohhaut ist (also ungegerbt) und zwar in lauwarmen Wasser mit einem Schuss Shampoo. Wenn die Haut durchgezogen ist (nach ca 1 Stunde), diese vorsichtig zwischen Tüchern trocknen, nicht auswringen und sofort, also noch leicht feucht, verarbeiten. Ponal beidseitig (auf Holz und Innenseite der Haut) dünn aufpinseln und die Haut sorgfältig auf die vorher geglättete Holzoberfläche kleben und zwar von der Mittellinie des Bogens zu den Seiten streichen (mit Daumen oder Tapetenkantenroller).
Nach dem Trocknen (ca 24 Stunden) die Kanten mit Messer beschneiden und mit Sandpapier glätten.
Kein sonstiges Entfetten nötig
Noch Fragen? Her damit!  8).

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RobertGraf
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Re: Backingfrage: Schlangenhaut auf Leinen kleben

Beitrag von RobertGraf » 26.03.2009, 17:42

Hallo, Snake-Jo!!!

Eine kompetente Beschreibung wie ein Mini-Rock - kurz, und das Wesendliche umfassend  :D

Habe gerade noch in der Bogenbauerbiebel nachgeschlagen (Teil 1, Seite 263/64), aber der Tipp mit dem Shampoo hört sich gut an (und der ist da nicht drin).
Wenn das Teil fertig ist und ich ihn nicht wie gewohnt beim Einschießen abbreche  ;), schick ich mal ein Bildchen mit.

Nochmals super vielen Dank und schöne Grüße...

Robert
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