Stringfollow vermeiden

Themen zum Bogenbau
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

Na, nun schwingt nicht vom hundersten ins Tausende. Wir waren beim Stringfollow und sind nun beim Stacking, dabei gibt es auch hier in der Diskussion etliche "Begriffsverwirrungen".
Auch ein Glasfaserbogen hat Stringfollow, nur ist dieser dort oft so klein, dass er nicht mehr wahrgenommen wird.
Lt. Lexikon (Rabe sei Dank) ist "stacking":
"Überproportionale Zunahme des Zuggewichts im letzten Teil des Auszugweges."
...und nichts anderes. Aber die Ursachen können verschieden sein: Zu großer Sehnenwinkel oder Elastizitätsgrenze des Holzes oder Elastizitätsgrenze des Backings überschritten u.a.
Entsprechend sind auch die energetischen Auswirkungen anders (was zu diskutieren wäre).

Nächstes Beispiel: Effizienz oder Wirkungsgrad des Bogens.....ist nicht nur abhängig von der gespeicherten Energie sondern auch davon, wie die Energie auf den Pfeil übertragen wird.
Ex/Eg in Prozent und nur in Bezug auf einen Pfeil (Pfeilgewicht)
Bitteschön: auch dies wurde "leicht" durcheinander gebracht.
Und das eine Federwaage öfters nicht korrekt arbeitet ist ja wohl ein Scherz oder? :D :D :D
schiefa
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RE:

Beitrag von schiefa »

Original geschrieben von Snake-Jo

Aber die Ursachen können verschieden sein: Zu großer Sehnenwinkel oder Elastizitätsgrenze des Holzes oder Elastizitätsgrenze des Backings überschritten u.a.
Entsprechend sind auch die energetischen Auswirkungen anders (was zu diskutieren wäre).
Ich weiß nicht aus welchen exotischen Hölzern du deine Bögen baust, :-)
aber "normale" Hölzer haben folgendes Materialverhalten:

Bild

Am Ende des elastischen Bereichs, schließt sich der plastische an. Die Kraft steigt hier langsamer an als im elastischen.
Das Ergebnis der plastischen Verformung ist leider Stringfollow. Mit Stacking hat das nichts zu tun, das kommt rein aus der Geometrie.
Diesen Irrtum sind aber schon mehr Leute aufgesessen, u.a. Tim Baker. Er bekennt in TBB1 seinen damaligen Irrtum (Siehe TBB1 S.123/124 ).

Andreas
LaCroix
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Beitrag von LaCroix »

Da schließe ich mich Newton an.

Ein überschreiten einer Elastizitätsgrenze bedeutet immer eine permanente Materialverformung.(Backingrisse, Leimablösungen von Backings, Stauchrisse, Bruch, was auch immer.)

Ein stackender Bogen wird aber nicht von Schuß zu Schuß schlechter. Daher kommt stacking alleinig vom Sehnenwinkel
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

@Newton, Lacroix: Natürlich habt ihr recht, wenn wir denn schon im plastischen Bereich wären. :bussi Und natürlich habt ihr recht, wenn ihr sagt, dass das "Stacken" meist vom Sehnenwinkel kommt. Und außerdem meinte ich nicht Euch mit dem Hinweis auf die Begriffsverwirrung.8-|
Aber ich habe mich lange mit dem Thema beschäftigt und habe auch die Absätze bei Tim Baker immer wieder gelesen. Sie sind nicht schlüssig! Ich kam bei meinen Bruchtest drauf: Wenn ich einen Stab mit der Federwaage kontinuierlich ausziehe und dabei aber den Auszugswinkel möglichst im rechten Winkel zur Stabachse halte, kann der Sehnenwinkel keine Rolle spielen. Trotzdem habe ich einen leichten Anstieg im Auszugsgewicht, wobei meine Messinstrumente ziemlich ungenau sind.
Dies könnte einhergehen mit der bis an die Belastung gespannten Holzfaser, die kurz vor dem Kollabieren nochmals härter wird, vergleichbar mit einem Expanderkabel, welches kurz vor dem Zerreissen nochmals extrem hart wird. Diese oft sehr kurze Phase am Ende der elastischen ist von Werkstoff zu Werkstoff unterschiedlich lang. Dies funktioniert nur, wenn ich den Biegevorgang in einem Stück durchführe, also ohne Pumpen etc. Wenn ich sie jedoch überschreite, bin ich in der plastischen Phase und habe entweder Stringfollow oder - bei trockenem Holz - Bogenbruch.
Den Artikel von Tim Baker kenn ich. Er berücksichtigt meines Wissens nicht den Effekt der sogenannten "Dauerfestigkeit", der auch ein "stacking" auf Dauer relativieren kann. Seinen Gegenbeweisen kann ich nicht ganz folgen, da er mit der Verlängerung von Sehne oder Bogenarm ja auch die Biegebelastung verringert. Weiterhin muss man berücksichtigen, dass Holz nicht "vollelastisch ist", sondern die Fasern als ehemals lebender Werkstoff ganz eigenen Regeln folgen. Die elastische Phase wird entsprechend stark geprägt von Feuchtigkeit, innerem Aufbau der Zellen, Porigkeit, Länge der Fasern etc. (vergl. ZERBES tb Nr. 39) :-)
Daraus folgt: Habe ich ein Holz, bei dem die Fasern lang sind und alle gleichzeitig kollabieren, dann habe ich (und darüber kann man diskutieren oder eine genaue Messung machen in einer Zug-Apparatur des TÜV) einen kurzen Anstieg im Zuggewicht und danach ein plötzliches Laschwerden in der plastischen Phase.
Habe ich dagegen ein Holz, bei dem die Fasern nach und nach einzeln kollabieren (zerreissen), dann müßte der Übergang von der elastischen Phase in die plastische allmählich verlaufen.
schiefa
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@Snake-Jo

Beitrag von schiefa »

Ich muss gestehen, dass ich im Internet noch keine deutsche Seite mit einem realen Zugversuch gefunden habe. Die meisten sind Schematisch (siehe mein letztes Bild).
Tatsächlich wird im elastischen Bereich die Kurve nicht völlig gerade verlaufen. habe ein paar Hinweise glesen, dass das so ist. Bei Bambus habe ich z.B. gelesen, dass der E-Modul unter hoher belastung etwas sinkt (also trotzdem Kurve flacher).
Ein spezialfall ist Gummi (Siehe dein Expanderbeispiel). Hier wird die Kurve im elastischen Bereich steiler. Gummi ist aber ein völlig anderes Material als Holz. Es beseht aus völlig wirr geoerdneten Fäden.
Zu Beginn richten sich erst die Fäden in Zugrichtung aus, wenn diese mehr und mehr ausgerichtet sind, steigt der Widerstand an. Erst jetzt hat der Gummi ein ähnliches Verhalten wie Holz.
Bei deiner Messung denke ich dass die nicht all zu genau ist (Ablesen Federwaage, Winkelexakt 90°?).
Werd versuchen mich weiter schlau zu machen.

Andreas
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WesselCh
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@Newton

Beitrag von WesselCh »

Original geschrieben von newton
...
Bei deiner Messung denke ich dass die nicht all zu genau ist (Ablesen Federwaage, Winkelexakt 90°?).
Werd versuchen mich weiter schlau zu machen.

Andreas
Ich habe eben solche Bedenken gegenüber des Verfahrens, aber die Methode wäre es wirklich mal Wert genauere Untersuchungen anzustellen.

Zwei Versuchsaufbauten kann ich mir vorstellen:
1. Eingespannter Stab definierter Länge, kreisförmig ziehende Meßeinrichtung (Achtung: In der Einspannung entsteht ein Moment, daß ggf. erfaßt werden muß)
2. Stab definierter Länge wir an beiden Enden drehbar eingespannt, ein der Wellen wird verdreht und die Kräfte/Momente gemessen.

Ich halte die erste Variante für leichter umsetzbar. Was hälst Du davon? Und wer könnte soetwas realisieren?

christian
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

@Newton: Ja, stimmt. Ich habe mal Zugversuche an verschiedenen Materialien im Fernsehen gesehen, war eine genormte TÜV-Apparatur. Da zeigte sich bei einigen Materialien ein kleiner aber feiner Peak gegen Ende der elastischen Phase. Holz war leider nicht dabei.
@Wessel: Das entspricht auch Deinen Überlegungen. Die Holzindustrie bzw. entsprechende Institute haben solche Apparaturen, um die verschiedenen Parameter an Hölzern zu testen.
Leider kann ich dazu nun nichts weiter sagen, als dass ich:
1. die o.g. Beobachtung bei Holzbruchtests gemacht habe
2. Leider keine genaue Apparatur zur Verfügung habe
Daher beende ich hiermit meine Überlegungen und komme wieder zu Stringfollow, was ja für den Praktiker auch sehr interessant ist.
Es fehlt, glaube ich, noch eine Zusammenfassung zu den Ursachen und Auswirkungen vom Stringfollow.
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Lost Fletcher
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Beitrag von Lost Fletcher »

@Jo: Danke, die Diskussion naehert sich wieder der Fragestellung ;-)
schiefa
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@WesselCH @Snake-Jo

Beitrag von schiefa »

Ich nehme mal an, das Jo die Biegetests nach Tim Bakers Vorbild durchführt (Ähnlich WesselCh Bsp.1).
Bei dieser Anordung verkürzt sich mit zunehmender Krümmung der Hebel etwas.
Das würde ein überproportionales Ansteigen der Kraft zum Schluss erklären,allerding nur ein paar Prozent was für die Praxis keine Rolle spielt.
In der Holzindustrie wird ein Biegetest so durchgeführt:
Bild

Die Lagerpunkte muss man sich als Rollen vorstellen. Die Kraft wird über einen gerundeten Stössel aufgebracht. Der Krafthebel bleibt dabei immer gleich.

Habe eine Internetseite über Biegetests gefunden, auch hier nimmt die Steifigkeit immer ab (schon im elastischen Bereich)

www.auf.asn.au/scratchbuilder/wood_strength_values.html

Andreas
Nighty
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RE: Stringfollow vermeiden

Beitrag von Nighty »

Original geschrieben von Lost Fletcher

Ich habe es doch wieder geschafft, 3" Stringfollow bei dem 185 Hickory Langbogen zu bekommen.
link dazu
Was mache ich falsch, oder anders herum:Wie kann ich Stringfollow minimieren ?
Ich sach nur: flacher,länger,breiter
...lerne auch aus den Fehlern anderer ,das Leben ist zu kurz um Alle selber zumachen...
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