Mein erstes Mal mit Hasel

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arcbel
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 26.08.2015, 17:39

Hallo Leute,

der Stave müsste nun trocken genug sein.
Ich habe noch 2 Fragen, bevor ich anfange, den Bogen auszuarbeiten.
Bild
In der Seitenansicht sieht man eine deutlichen Reflex auf der rechten Seite nahe des Griffbereichs.
Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass die (im Bild) rechte Seite aufgrund des Reflexes schneller ist, als die andere Seite?
Ich würde diesen dann gerne zum unteren WA machen und den Griff entsprechend etwas in die Richtung schieben - dass käme mir auch bei den 2 Ästen im Griffbereich entgegen.

Bild
Auf dem Bild sieht man ganz gut, dass der Markkanal sich etwas um die gedachte Mittellinie schlängelt. Sollte die Kontur des Bogens diesem Verlauf möglichst genau folgen (ich weiß leider nicht mehr, in welchem Thread ich das gelesen hatte) oder macht es Sinn, in meinem Fall bei der Biegung nahe des Tip etwas gerader zu bleiben, um evt. Verdrehungen beim Spannen vorzubeugen?

LG aus dem sonnigen Ostbelgistan :)
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Ilmarinen
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Ilmarinen » 26.08.2015, 21:59

Hi Arcbel,
meines Wissens nach ist es immer günstiger den reflexen Wurfarm nach unten zu legen.
Zur 2. Frage: Der Markkanal ist nicht entscheidend sondern der Faserverlauf auf dem Bogenrücken. Auf den letzten 10 - 15cm musst Du aber nicht mehr so genau dem Faserverlauf folgen, weil da kaum noch Biegung ist.

Grüße und viel Erfolg.

Jörg
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Kemoauc » 26.08.2015, 22:46

Hallo, Arcbel

arcbel hat geschrieben:Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass die (im Bild) rechte Seite aufgrund des Reflexes schneller ist, als die andere Seite?
Ich würde diesen dann gerne zum unteren WA machen und den Griff entsprechend etwas in die Richtung schieben - dass käme mir auch bei den 2 Ästen im Griffbereich entgegen.


Möglicherweise, allerdings ist hier im arbeitenden Bereich auch noch eine deflexe Welle.
Das macht solche Stave immer etwas unvorhersagbar.
Ich persönlich würde den Bogen erstmal symmetrisch tillern und dann schauen, welcher WA oben oder unten ist.

arcbel hat geschrieben:Auf dem Bild sieht man ganz gut, dass der Markkanal sich etwas um die gedachte Mittellinie schlängelt. Sollte die Kontur des Bogens diesem Verlauf möglichst genau folgen


Genau, aber nicht sklavisch. Hasel ist in solchen Dingen eher tolerant.

Grüße von der Spätschicht,
Kemoauc
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arcbel
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 28.08.2015, 17:08

Danke für die Antworten.
Ich hab jetzt die Variante mit dem aus der Mitte verschobenen Griff gewählt.

Leider habe ich jetzt bei der Weiterbearbeitung 2 Risse entdeckt, die mir den Spass verderben wollen.
Bild
Der erste ist am oberen WA und läuft an einem kleinen Ast vorbei in den Griff hinein - kleinster Abstand zum Rücken knapp 15 mm.

Bild
Der 2. ist auf der anderen Seite des gleichen WA ungefähr in dessen Mitte und läuft auf der Bauchseite ca. 1 cm vom Rand aus ist also eher ein kleinerer Span. Hier würden noch ca. 12 mm bis zum Rücken bleiben.

Bild
Die Wurfarme sind 4cm breit und laufen im letzten Drittel pyramidal aus. Ich bin gerade beim Bodentiller.

Ich gehe mal davon aus, dass Kleben vor der Tillern nicht wirklich Sinn macht, oder?
Bevor ich meinen 1. Versuch jetzt in den Ofen schmeiße hab ich mir gedacht, ich nehme den Bauch noch bis zu den Rissen runter, mache die Fades etwas kürzer, um den Ast am Griff noch rauszuholen und übe halt schon mal Tillern - vielleicht bleibt ja am Ende noch was Zugkraft über...
Was meint Ihr dazu?
Gruß
arcbel
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Benedikt
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Benedikt » 28.08.2015, 17:19

Füll die Risse mit Epoxy.
Dazu erwärmst du es, bis es sehr dünnflüssig wird, ähnlich Wasser. Am besten mit einem Föhn.
Mit einer Cutterklinge o.ä. dann die Risse ein wenig aufhalten und den Kleber reinlaufen lassen, dabei immernoch mit dem Föhn draufhalten, so wird das Epoxy in den Riss "gepustet".

Sollte das nicht ganz so gut gehen, stochere mit einer dünnen Nadel im Riss herum, dass der Kleber gut hineingeht.

Wenn dann alles ausgehärtet ist, schleif einfach ein bisschen die Kleberreste weg.
Insofern du gründlich arbeitest, sollte von den Rissen dann eigentlich keine Gefahr mehr ausgehen.

Wenn sie dennoch wieder aufgehen oder "Atmen", dann mach eine Wicklung mit MIttelwicklungsgarn o.ä. drum, allerdings erst NACH dem Tillern, sonst kann dort ja nichts mehr abgetragen werden ;)

Gruß,
Benedikt
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von inge » 28.08.2015, 17:28

Und im Griff haste auch nen Riss.
lg
inge
Wird dann wohl ein Epoxy-Bogen. :D
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 28.08.2015, 17:52

Oh, da war ich wohl etwas zu pessimistisch - gut das ich Euch erst gefragt habe; danke für die schnelle Antwort.
Ja, den Riss im Griff hatte ich unterschlagen - ich dachte, der wäre nicht so dramatisch. Werd den dann mit verarzten, wenn ich mir Epoxy besorgt habe.

Dann wird mein Erster wohl ein Hasepoxy-Bogen :D
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Ilmarinen » 29.08.2015, 20:17

Ich würde die Fades noch mehr runden (also nicht bauchig sondern hohl), so dass sie schneller dünner werden. Dann biegt der WA früher.


Grüße

Jörg
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von zwirn » 30.08.2015, 00:09

Das Epoxy nicht so heiß föhnen, bis es blasen wirft!

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 10.09.2015, 16:57

Das mit dem Epoxy hat etwas länger gedauert - leider ist der Endfeste 300er Raubvogel nicht mehr in brauchbarer Form im Einzelhandel erhältlich, sondern nur noch mit diesem komischen Mixaufsatz - also musste ich auf den Onlinehandel zurückgreifen. Jedenfalls hab ich die Risse einigermassen verklebt bekommen - Blasen hat es nicht geworfen beim Föhnen.
Die Fades habe ich noch ein wenig ausgearbeitet und mit dem Tillern angefangen.
Ich habe jetzt mit einer losen Sehne vorsichtig bis auf 12 Zoll ausgezogen und möchte Euch die Bilder erst mal zeigen, bevor ich weitermache.
Die Wurfarmdicke geht jetzt von 20 mm auf 12 mm an den Enden und die Breite schwankt um die 38-40 mm und läuft im letzten Drittel auf 15 mm aus.
Links ist der obere WA, der Nockenabstand ist 1.69 m und das Zuggewicht lag am Ende bei 28# (Das wäre so der Rahmen, wo ich mir vorstellen könnte, am Ende auszukommen)
Abgespannt:
Bild
12'':
Bild
Bildmix:
Bild
Ich hab den Eindruck, dass die Enden sich im Verhältnis noch etwas wenig biegen - weiß aber nicht, ob man das in dem Zustand schon so beurteilen kann...

Soll ich noch etwas weiterpumpen, oder seht Ihr schon Stellen, wo ich reagieren sollte?
Gruß
Arcbel
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Gornarak » 12.09.2015, 00:29

Ja, außen mehr biegen. In der Mitte erstmal nichts machen.

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arcbel
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 12.09.2015, 15:44

Danke für die Bestätigung :)

Ich hab jetzt gefühlte 20-30 Mal den Bogen in den Schraubstock gespannt, feine Spänchen mit der Ziehklinge abgezogen,beigeschliffen, Sehne aufgespannt, getillert, wieder abgespannt, in den Schraubstock...
Inzwischen habe ich auch die Sehne etwas verkürzt und den Bogen auf 5cm Standhöhe gebracht.
Hier sind die neuen Bilder - hoffe, die Qualität reicht aus.
Zum Knipsen muss ich mir noch was einfallen lassen. Mein Stativ taugt nur noch für kleine Höhen und einhändig beim gleichzeitigen Ziehen am Seil ist nicht so optimal - werd mir wohl irgendwie 'ne aufgehängte Auflage bauen.
Standhöhe 5cm:
Bild
14'' Auszug:
Bild
Beides zusammen:
Bild

Ich glaub, die Enden können noch mehr runter...
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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Ilmarinen » 13.09.2015, 16:28

Momentan biegt er auch in der Mitte der WA noch fast nicht, oder?
Ich würde ihn auf 1/2 Standhöhe bringen und dann solange bearbeiten, bis Du da eine einigermaßen schöne Biegung hinbekommst. Achtung: immer wieder 30x pumpen!
Erst dann weiter ausziehen.

Grüße

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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von Gornarak » 13.09.2015, 19:06

Ja, zumindest links tut sich in der Mitte noch gar nichts.

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Re: Mein erstes Mal mit Hasel

Beitrag von arcbel » 14.09.2015, 16:12

Ok, ich hab noch ein paar Spänchen an in den äußerern Hälften der WA abgetragen und bis zur halben Standhöhe aufgespannt.
Den Auszug habe ich noch bis 18'' gepumpt.
Bild

Kann man das gut genug erkennen mit den übereinandergelegten Bildern, oder sind Euch einzelne Bilder lieber?
Habe zur Orientierung auch mal ein paar HIlflinien eingezeichnet. Die blaue ist ein Kreisbogen, der durch die Enden, wie sie jetzt sind, verläuft und die rote Linie ist ein Kreis mit einem Radius von 28''.
In gelb habe ich noch ein Ellipse reingezeichnet - wäre das ungefähr die Form, welche anzustreben wäre, oder eher etwas zwischen den 2 Kreisen? (den rechten WA wird sicher durch seinen Reflex immer etwas Abstand zu der theoretischen Kurve behalten)

Gruß
arcbel
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