Decrowning (vulgo: platthobeln)

Themen zum Bogenbau
Domo
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Re: Decrowning (vulgo: platthobeln)

Beitrag von Domo » 06.06.2007, 14:14

Also als Holz steht jetzt Eberesche zur verfügung, und ich dachte an ein Leinenbacking, da ich das ja ein bischen größer wählen kann und dann auf die etwas wellenförmige Form des Bogens zuschneiden kann!!!
Würdet ihr mir Leinwand vom Künstlerbedarf empfehlen oder was??
Und kann ich das Leinen mit Ponal blau aufkleben???
Danke        Domo
Wie macht man sich einen Bogen??
Man nimmt ein St?ck Holz und schl?gt alles weg, was nicht wie ein Bogen aussieht.

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Zunder
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Re: Decrowning (vulgo: platthobeln)

Beitrag von Zunder » 25.03.2008, 17:42

Hallo zusammen,

hätte da noch eine Frage im Zusammenhang mit "Decrowning" ohne Backing:

Wenn ich einen ebenen Bauch und einen ebenen Rücken haben möchte, dann wenden die durchtrennten Jahresringe V-förmig an den Kanten des Rückens auslaufen und können sich bei Überlastung nach oben von dem darunter liegenden Jahresring ablösen.

Nun meine Überlegung:

Wenn ich den Bogen mit den Jahresringen mit der Wölbung zum Bauch zu baue, könnte sich kein Jahresring nach oben ablösen. Die V-förmig auslaufenden Jahresringe an den Kanten der Bauchseite könnten nur seitlich (unwahrscheinlich?) ausweichen (abbrechen).

Habe ich einen Denkfehler?


Viele Grüße,

Markus

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Squid (✝)
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Re: Decrowning (vulgo: platthobeln)

Beitrag von Squid (✝) » 25.03.2008, 18:20

Moin
Zu 1.)
Guck Dir mal die Grafik des Raben dazu an: http://www.fletchers-corner.de/cpg/albu ... rownen.jpg

Links nicht gut, rechts gut.

Da kann man sehen, warum es zu dem geschilderten Problem nicht kommen sollte.

Wenn du mir der Wölbung am Bauch baust, hängt es von der Holzart ab, ob das gut geht. Denn in der Bauchwölbung sammeln sich die Druckkräfte auf einer schmalen Linie.

Aber was natürlich oftmals gut geht, sind stehende Ringe. Da hat man gar keinen Stress mit den Jahresringen. Voraussetzung ist aber, dass die Ringe auch wirklich schön 90° und durchgehend im Bogen liegen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Zunder
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Re: Decrowning (vulgo: platthobeln)

Beitrag von Zunder » 27.03.2008, 21:22

@ Squid,

vielen Dank für den Link und insbesondere die Bewertungen der Grafik vom Rabe. Die hatte ich zwar schon gesehen, aber nicht richtig interpretiert. Auf diese Art von Decrownen bin ich in einem anderen Zusammenhang mal gekommen, als ich mir überlegt habe, ob es möglich ist, aus einem Stamm reflexe Wurfarme herauszuarbeiten.

"... daß sich in der Bauchwölbung die Druckkräfte auf einer schmalen Linie sammeln ..." Ich gehe von einem rechteckigen Querschnitt aus. Gilt diese Aussage dennoch? Wenn ja, warum?

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte der Bogen von Ötzi übrigens auch stehende Jahresringe.

Viele Grüße,

Markus

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Re: Decrowning (vulgo: platthobeln)

Beitrag von Squid (✝) » 27.03.2008, 23:46

Wenn du den Bauch flach machst, dann verteilen sich die Kräfte natürlich gleichmäßig. Nix ist mit Spannungsspitzen  ;)
Ich dachte die Wölbung am Bauch sollte bestehen bleiben. So ELB-analog.

Letztlich hast du dann einen Bogen mit stehenden Ringen. Dabei ist allerdings auf eine Kleinigkeit zu achten: Die innersten Holzpartien sind bei einigen Hölzern spröde oder gar weich ("Herz", "Markkanal", "Markröhre"). Bis zu 40 mm werden (bei der industriellen Holzverarbeitung) als kritisch angesehen.
Wenn du einen Bogen aus einem relativ dünnen Stämmchen baust und beide Seiten abflachst (also praktisch die "Kernbohle" erzeugst), kann es sein, dass sich dieser Kanal genau durch die Mitte des Bogens zieht und ihm damit über die gesamte Länge eine potentielle Schwachstelle verpasst.

Hier mal n Bild von 2 Kernbohlen nebeneinander (Ist eigentlich die Sitzfläche vom Katzenkratzbaum... aber es zeigt, was ich meine ;))

Bild



Das mit den stehenden Ringen von Ötzis Bogen hab ich auch mal gelesen, stimmt.
Der Bogen ist nur aus Eibenkern und hat keine Sehnenkerben. Vom Tiller her ist er aber als Bogen mit stehenden Ringe ausgelegt. Das entspricht wohl auch der gängigen Ansicht, dass ein Eibenbogen mit liegenden Ringen ohne Splint nicht mit ansprechender Leistung realisierbar ist.
Allerdings: Fertig ist der Bogen nie geworden, so dass hundertprozentige Klarheit vielleicht nie herrschen wird...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 28.03.2008, 02:23, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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