Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Themen zum Bogenbau
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Hieronymus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 25.10.2020, 10:02

Vielen Dank auch euch ;)

Ich habe da schon einiges Im Kopf(Kleidchen)… war bei den Ägyptologen in Tübingen und habe einiges an Bildmaterial von den Bögen des Tutanchamun, aber ich will ja keine Kopie erstellen, sondern mein eigenen Bogen daraus machen. Nur eins ist bis jetzt klar... blau wir er nicht ;D

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Kemoauc » 25.10.2020, 21:30

Kein Lapislazuli mehr auf Lager ?
SCNR ;D
Grüßle,
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Ralph
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Ralph » 26.10.2020, 09:14

Also ich hab keine Ahnung vom Bogenbau... und vielleicht kommt das jetzt auch ein bisschen spät:

Aber in der aktuellen "3 D-Bogensport" von D. Vorderegger ist ein umfangreicher Artikel über den Nachbau eines assyrischen Bogens. Wenn ich mich recht entsinne, auch mit nem Teil zur letztlichen Gestaltung .

Ralph
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 26.10.2020, 17:28

Hallo,

statt Lapislazuli -:) ginge ja auch das schon im alten Ägypten verwendete Blau (recht dunkel, nicht so aufdringlich), gäbs bei Kremer Pigmente als recht authenisch nachgebautes "Ägyptisch Blau". Allerdings: Je nach Bindemittel ist das Ä.B. nicht so einfach zu verarbeiten.

Falls du bei Kremer was kaufen solltest, besser dort Beratung auch bezüglich Bindemittel einholen. Man muss, wenn man selber anreibt, viel mehr probieren, meist ist die Farbe deutlich anders (vor allem dunkler) als das Pulver. Aber Du hast mehr Auswahl, was nicht heissen soll, daß es auch schöne Fertigfarben gibt.
Als Bindemittel für meine Pigmente nehme ich -wegen der Abriebfestigkeit- Siegellack auf PU-Basis.

Nur so ein Gedanke, sei es wie es wolle, auf jeden Fall wünsche ich viel Erfolg und eine ruhige Hand. Bin gespannt.

Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 31.10.2020, 11:20

So die Pfeilspitzen für Ägypter sind eingetroffen. Sie sind zwar nicht aus Bronze, aber sehen zumindest so aus wie die Ägyptischen Pfeilspitzen ;) Mit einem Gewicht von 17-20g sind relativ schwer, aber ich kann ihnen hier und da noch Material wegnehmen.
IMG_20201030_184207.jpg
Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 01.11.2020, 06:15

Hallo Markus,

sehen gut aus. Je nach Stahlsorte meist etwas härter als Bronze. Teilweise lassen sich etwas zu weiche historische Stahl- Spitzen noch härten, nach Bearbeitung.

Wie sieht es denn mit dem FOC bei den ägyptischen Pfeilen aus? Ev. gibt´s Unterschiede zwischen Kriegspfeilen und Sportpfeilen (falls da überhaupt was überliefert ist).

Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 01.11.2020, 11:59

Windkanter hat geschrieben:
01.11.2020, 06:15
Wie sieht es denn mit dem FOC bei den ägyptischen Pfeilen aus? Ev. gibt´s Unterschiede zwischen Kriegspfeilen und Sportpfeilen (falls da überhaupt was überliefert ist).
Scheiben schießen war bei den Ägypter sehr beliebt vor allem bei den Pharaonen. Man kann Bilder von den Funden im Tutanchamun Grab im Internet sehen. Auch habe ich Bilder in der Bib in Tübingen gesehen, aber Daten über den Pfeilbau an sich, habe ich bisher noch nicht finden können. Worüber ich gestolpert bin und was mich sehr verwundert hat... Pharaonen sollen in der Lage gewesen sein, eine Bronzeplatte von 60x40cm und drei Finger dick mit einem Pfeil zu durch schlagen. Das kann ich mir noch nicht mal mit einem Eschepfeil oder Bambuspfeil vorstellen, aber die Ägypter schossen mit Schilf. 3 Finger dick sind ca. 6cm …. Klar um die Pharaonen wurden viele Legenden gestrickt und auch teils auch schwer übertrieben, aber meist ist schon was wahres dran. Nur wird die Blatt nicht 3 Finger dick gewesen sein ;D
Aber zurück zu den Pfeilen.
Die besten Funde gab es nun mal bei Tutanchamun, nur gibt es da Bögen und Pfeile, die er auch als Kind nutze. Das erklärt die teils recht kurzen Pfeile. Zumindest gehen die Wissenschaftler davon aus, sonst wären die recht kurzen(nicht länger wie ein Armbrustbolzen) nicht zu erklären. Klar die Osmanen hatten auch recht kurze Pfeile, aber auch meist nur ein Auszug von 28''.
Vielleicht kennt jemand Publikationen, die sich mit den Pfeilen der Ägypter beschäftigen. Darüber wäre ich sehr dankbar.

Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 01.11.2020, 14:21

Hallo Hieronymus,

3-fingerdicke Bronzeplatte: geht mit Sicherheit garnicht. Spekulatius: bewusste Übertreibung um den Ruhm eines Pharao oder guten Schützen zu erhöhen / falsche Beobachtung (vielleicht mit Holz etc. hinterfütterte Bronzeplatte) / Übersetzungsfehler usw.

Für die osman. Pfeile schreibt Karpowicz oder Swoboda: Spitzengewicht 1/7 des Pfeilgewichts. So ungefär habe ich bisher gebaut, der FOC war wesentlich kleiner als die heute für mediterrane Technik angezogenen 10% +- .... Wenn ich mir jedoch die Abbildungen von Kriegsspitzen der historischen Pfeile in Abbildungen anschaue, so sollten diese deutlich schwerer als 1/7 gewesen sein. Ich denke, man hat zwischen Pfeilen für Krieg/Jagd und Scheibenspitzen unterschieden.

Ob die 1/7-Regel auf die längeren ägyptischen Pfeile aus anderen Materialien übertragbar ist ? Vielleicht eher nein. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß man zwischen Scheiben-/Sportpfeilen und Kriegs-/Jagdpfeilen unterschieden hat, mit unterschiedlichen Spitzengewichten und Spitzenformen.

Publikationen: falls nix greifbar ist, helfen wenigstens Schätzungen anhand der Größenverhältnisse Schaft - Spitze als sehr grober Anhaltspunkt weiter. Im Internet werden oft historische Spitzen ähnlicher Größe/Form angeboten, mit Angaben über Größe und Gewicht.

Falls Du Angaben (Gewicht, Länge) über das Schaftmaterial Schilf hast, wäre das ein erster Schritt.

Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Snake-Jo » 01.11.2020, 14:37

Hieronymus hat geschrieben:
01.11.2020, 11:59
..... aber die Ägypter schossen mit Schilf.
Nö, auch so eine falsche Überlieferung. Gemeint war das Pfahlrohr (nicht Schilfrohr) Arundo donax, ein bambusähnliches Material.

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von fatz » 01.11.2020, 14:45

Na, der deutsche Name fuer Arundo Donax ist meines Wissens Riesenschilf. Fuer den dem das nix sagt: Das steht in Italien ueberall rum.
Zur Bronzeplatte: Scheint mir auch uebertrieben, allerdings hat der Tod Cutler neulich auch einen Needle-Bodkin durch 3 Zoll Eiche genagelt, was er zuvor selber nicht fuer moeglich gehalten haette.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Windkanter » 02.11.2020, 10:20

Hallo,

Arundo donax (Pfahlrohr), gute Info von Snake-Jo.

Gegoogelt: Pfahlrohr ist auch im Mittelmeerraum (seit der frühen Antike) eine invasive Art, bis ca. 4 (6)m hoch, wächst schnell, wird auch in Südfrankreich oder Italien angebaut, soll lt. verschiedener Gartenpflanzen-Anbieter mit Frostschutz (abdecken) auch in D winterhart sein. Die Stängel werden bis ca. 3cm dick, Verwendung bis heute für Panflöten, die orientalische Nay-Flöte etc..

Folgende Firma vertreibt Pfahlrohr-Material für Musikinstrumente, bis runter zum Durchmesser 7,5mm : http://donati-reeds.com/de/.
Ev. dort nach Schäften bzw. deren Gewicht anfragen. Oder selber anpflanzen, könnte jetzt gerade noch gehen. Sonniger Standort, etwas feuchter halten und Wurzelsperre !!

Pfahlrohr ist bei unseren üblichen Pfeildurchmessern wohl etwas leichter als Holz oder Bambus, aber vielleicht hatten die Ägypter ja recht lange Pfeile, kenne mich da nicht so aus. Pfahlrohr verjüngt sich nach oben hin, von der Form wäre es Bambus dann wieder ähnlicher.

Ersatz für Pfahlrohr könnte Fichte sein, bei Deiner Zugkraft wohl 11/32", falls Du kein Pfahlrohr nehmen möchtest. Bliebe halt noch das Spitzengewicht, das dürfte wie auch das Pfeilgewicht leichter sein als bei den Original-Spitzen, da Dein Bogenzuggewicht auch geringer ist als beim Original. Den Original-FOC dürfte man wegen dem Schaftmaterial Pfahlrohr schwer herausbekommen, ev. Tests.

Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, daß einige nordamerikanische Indianer ebenfalls ein spezielles festeres Schilfgras verwendet haben, ich meine mit einem Vorschaft aus Holz.

Alles in allem wird man einen langen Weg vor sich haben, wenn man mit Pfahlrohr bauen wollte, viele Tests und viel kaputte Pfeile. Pionierarbeit.

Grüße
Windkanter

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Snake-Jo » 02.11.2020, 17:39

Windkanter hat geschrieben:
02.11.2020, 10:20

Alles in allem wird man einen langen Weg vor sich haben, wenn man mit Pfahlrohr bauen wollte, viele Tests und viel kaputte Pfeile. Pionierarbeit.

Grüße
Windkanter
Nochmals " nö". Hab ich längst gemacht, geht ganz gut, (s. Holger RIESCH: Pfeil und Bogen in der römischen Kaiserzeit, S. 136 und 147 ff.).
Entscheidend ist die Auswahl geeigneter Schäfte. Arundo donax wächst nicht überall gleich. Tipp für den nächsten Urlaub am Mittelmeer; Gardasee reicht auch. ;)

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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von schnabelkanne » 02.11.2020, 18:53

Serus, ich war mal im Schloss Highclere Castle vom Sponsor der Tutanchamun Ausgrabung (Lord Carnarvon) da ist im Keller eine Ausstellung einiger Fundstücke.
Leider hab ich nur 2 Bilder gemacht von den Bögen, auf einem ist ein Pfeil zu sehen.
lg Thomas
Dateianhänge
Tut3.JPG
Tut2.JPG
Tut1.JPG
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von Hieronymus » 02.11.2020, 19:31

Danke für die vielen Antworten :)
Windkanter hat geschrieben:
02.11.2020, 10:20
Folgende Firma vertreibt Pfahlrohr-Material für Musikinstrumente, bis runter zum Durchmesser 7,5mm : http://donati-reeds.com/de/.
Ev. dort nach Schäften bzw. deren Gewicht anfragen. Oder selber anpflanzen, könnte jetzt gerade noch gehen. Sonniger Standort, etwas feuchter halten und Wurzelsperre !!
Vielen Dank für diesen Link. Ich habe sie direkt mal angeschrieben. Mit 7,5mm werde ich vom Spine nicht hinkommen, mal schauen. Angefragt habe ich für 8,5mm bis 12mm an der Wurzel ich hoffe ich komme vom Gewicht hin. Ich werde weiter berichten falls Interesse besteht. :)
Windkanter hat geschrieben:
02.11.2020, 10:20
Ersatz für Pfahlrohr könnte Fichte sein, bei Deiner Zugkraft wohl 11/32", falls Du kein Pfahlrohr nehmen möchtest. Bliebe halt noch das Spitzengewicht, das dürfte wie auch das Pfeilgewicht leichter sein als bei den Original-Spitzen, da Dein Bogenzuggewicht auch geringer ist als beim Original. Den Original-FOC dürfte man wegen dem Schaftmaterial Pfahlrohr schwer herausbekommen, ev. Tests.

Also mit 11/32 komme ich nicht hin. Ich habe noch kein Fichtenschaft 11/32 mit 110# gesehen vom Gewicht mal ganz abgesehen ;) Mein Bogen hat zu Zeit 87#@32'' je nach Witterungslage.
fatz hat geschrieben:
01.11.2020, 14:45
Zur Bronzeplatte: Scheint mir auch uebertrieben, allerdings hat der Tod Cutler neulich auch einen Needle-Bodkin durch 3 Zoll Eiche genagelt, was er zuvor selber nicht fuer moeglich gehalten haette.
3Zoll Eiche ist mal eine Hausnummer... mit welchem Zuggewicht hat er das geschafft?
Snake-Jo hat geschrieben:
02.11.2020, 17:39
Entscheidend ist die Auswahl geeigneter Schäfte. Arundo donax wächst nicht überall gleich. Tipp für den nächsten Urlaub am Mittelmeer; Gardasee reicht auch.
Stand ja dieses Jahr wieder auf dem Programm…. Genua und Lago Maggiore …. Corna hat es ja versaut.... und letztes Jahr im Herbst auch :( ( ich hoffe nächstes Jahr im Herbst das wir fahren können)Ich konnte noch nicht mal Eibe holen fahren in die Schweiz. ::)

Gruß Markus
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Re: Ägyptisch - Assyrischer Angular Bogen

Beitrag von fatz » 02.11.2020, 20:51

Hieronymus hat geschrieben:
02.11.2020, 19:31
3Zoll Eiche ist mal eine Hausnummer... mit welchem Zuggewicht hat er das geschafft?
Hm! Mit was was n 160Pfuender entspricht: https://www.youtube.com/watch?v=lZJ6H4U3x4o
Ich glaub den Kanal solltest du dir oefter mal anschauen.
Haben ist besser als brauchen.

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