Bogen zu schwach geraten - was tun?

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Ravenheart
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 13.06.2003, 11:56

@martin: sieht so aus, als hätte mein Kurs "Hellsehen für Anfänger" sich mal wieder rentiert...
Aufrichtiges Mitgefühl dennoch! Tröste Dich damit, dass das alle Bogenbauneulinge durchmachen müssen...
So wie Du die Fehlerstelle beschreibst, würde ich sagen: Ab ins Museum für verpasste Gelegenheiten! Ich bewahre solche Exemplare auf, als Mahnmal.
(Die ersten habe ich aber auch im Frust verfeuert..)
Die einzige Möglichkeit, das Holz noch weiter zu nutzen sehe ich darin, irgendwann mal mit dem (hoffentlich) noch intakten Wurfarm und einem zweiten aus dem nächsten "Lehrgeld - Stück" einen im Griff gespleissten Bogen zu bauen. Die Stelle auszuflicken ist vmtl. nicht von Erfolg gekrönt, bestimmt ist auch die Rückenfaser schon geschädigt, wenn auch unsichtbar.
Wär schade um die Zeit, bau einfach den nächsten.

Als ich angefangen habe, hatte ich mir folgendes Ziel gesetzt: Ich darf 30 Bogen versauen, danach muss es aber (im Regelfall, also zu 90 %) klappen, sonst gebe ich es auf. Mittlerweile bin ich bei über 60, aber der Ansatz hat sich als durchaus realistisch herausgestellt. Eine Lehrzeit dauert eben 3 Jahre! Das gilt auch für's Bogenbauen!

Rabe

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kra
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von kra » 13.06.2003, 12:39

@Martin, zum Mitgefühl habe die anderen schon das relevante gesagt.
Ich würde entweder wie rabe sagt, den Bogen zur Warnung an die Wand hängen oder (eher) aber versuchen, mit einem Einsatz das Ding zu retten. Hängt von deiner persönlicehn Frusttoleranz und Jagd-/Beissinstinkt ab (nicht noch ein Fehlschlag!! oder "das lass ich nicht auf mir sitzen...dem Stück zeig ichs...").
Wenn du ein Stück einflickst brauchst du den WA nicht bis zum neutralen Faser ausschneiden sondern, druckfestes Holz (Kirsche?) vorrausgesetzt, dürften 7mm reichen. Das Stück würde ich möglichst eckig ausschneiden. Wenn du nur einen halbkreisförmigen Ausschnitt machst besteht die Gefahr, das das Stück bei Belastung rausgedrückt wird. Nach dem Grobtillern würde ich diesen Bereich grossflächig mit Rohhaut umwickeln (oder dort den Rücken mit Rohhaut belegen und das Ganze mit festem Faden umwickeln) sowohl um den Rücken etwas zu entlasten als auch um den Flicken zu fixieren.
Wie gesagt, das gilt nur unter der Vorraussetzung, das ein gewisser Terrier-Instinkt vorhanden ist...
Ansonsten wie gesagt, unter Lehrgeld abbuchen und an die Wand hängen. Um Locksley etwas abzuwandeln: Ein grosser Mann steht zu seinen Lehrjahren!

Alles Gute!!

P.S. natürlich kannst du auch beide Wurfarme innen entsprechend abschleifen und ein "bellying" aufkleben. Ich rate in dem Fall zu Bambus... Wenn du willst kann ich dir nach Wildenstein einen Streifen BambusLeimholz hierfür mitbringen.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Martin » 13.06.2003, 14:35

@Kra
Ich werde auf jeden Fall versuchen das Miststück nochmal zu flicken. Du hast schon recht mit dem "... das lass ich nicht auf mir sitzen...".
Allerdings werd' ich's wahrscheinlich nichtmehr vor Wildenstein schaffen, sodass ich mit meinem inzwischen doch recht verzogenen Eschenbogen schiessen muss.

Dein Angebot mit dem Bambus würde ich sehr, sehr gerne annehmen, da ich noch einiges an Eschnholz habe, bei dem sich aber keine Jahresring über die ganze Länge sauber heraus arbeiten lässt. Ich würde gerne mal einen Flachogen aus Esche mit Mit Bambusrücken probieren.

Dank und Gruss
Martin
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... und wer 'n Tipfehler findet darf ihn behalten!!!

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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von kra » 13.06.2003, 14:49

@Martin vorsicht,das Bambus Leimholz eignet sich _nicht_ als Backing sondern nur für die Innenseite (ist gut druckfest).

• Nachricht wurde von kra am 13.06.2003-14:50 nachbearbeitet!
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 14.06.2003, 01:03

@martin: hey, Dein Erhgeiz gefällt mir!!! Gibs ihm!
Bevor Du aber wie ein Wilder mit Holzeinsätzen und Bambusbacking loslegst (beides wirklich für Fortgeschrittene!), wie wär's hier mit:

Wenn der Fehler wirklich nur in einem sehr begrenzten Bereich auftritt (wie Du es beschrieben hast), ist folgendes vmtl. am einfachsten:

Besorge Dir ne Glasfasermatte (Modellbauladen oder Autozubehör), schmiere die Fehlerstelle (+ 1 bis 2 cm zu jeder Seite) mit Epoxi (Typ "2 Std. Bearbeitungszeit") ein, lege ein Stück Glasfasermatte auf (bauchseitig, evtl., Falls Die Risse auch am Rand liegen, auch noch um die "Ecke" an der Seite hoch, aber nur bis zur halben Dicke!), und umwickle das Ganze mit kräftigem Leinengarn, schön Wicklung an Wicklung, 5mm an beiden Enden über die Glasfaser hinaus. Jetzt das Wichtigste: Schmiere auch die Wicklung noch mal von aussen mit Epoxi ein, und erwärme dann alles mit einem Fön. Überschüssiges Epoxi dabei abwischen, wenn es dünnflüssig ist. Nicht über 100° erhitzen!

Dann legst Du das gute Stück an eine möglichst warme Stelle. Ideal wären so 70°, Zimmertemp. geht auch, aber je näher an 70 desto besser, für 24 Std.

Rabe

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