Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

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Squid (✝)
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von Squid (✝) » 09.06.2010, 17:03

@Acker: Nee, der Ersteller der Seite ist blind und etwas dämlich: Er zeigt das Original und klemmt dann diese völlig falsche Skizze drunter. Sieht n Blinder mit nem Krückstock, dass das nicht übereinstimmt.... aber wahrscheinlich hat ers im Netz geklaut - ich hab die Skizze nämlich schon öfter gesehen - also muss es ja stimmen  ::)  ::)  ::)


Ach so, was käme denn bei "historisch" dazu? Steinzeit und Altertum deckt ja so ziemlich alles von Holmi/Mölli über Ötzi bis hin zu römisch bzw. skythisch und hunnisch ab.
Zeitlich quasi von 10.000 v. Chr. bis 500 n. Chr. "Historisch" brächte dann noch die Mongolen - naja, is fast wie hunnisch - und den ELB dazu... nicht wirklich viele Jahre mehr.
Obs auf die 1100 Jahre von 500 - 1600 wirklich noch ankommt? So richtig viele neue Bogentypen sind da nicht mehr entstanden...

Auch Indianerbögen sind eigentlich unter Steinzeit / Altertum einzuordnen, auch wenn die Europäer erst nach 1600 mit ihnen in unangenehmen Kontakt kamen.

Bleiben noch die Inder, Koreaner, Japaner. Sollen die mit in den Pott oder geht es um Bögen der westlichen Welt?

Ich würde die Grenze tatsächlich so um 1600 ziehen, als der Bogen sowohl als Kriegs- wie auch als Jagdwaffe von Armbrüsten bzw. Feuerwaffen abgelöst wurde.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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skerm
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von skerm » 09.06.2010, 18:18

Argh, schon wieder diese Skizze. >:(

Bin ich denn der einzige, der nicht kapiert, wie bei den Maßen ein funktionierender Bogen rauskommen soll?

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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von eddytwobows » 09.06.2010, 18:48

So, hier ist noch was aus der Bibel, Band 2, unter dem Kapitel "Neolithische Eibenbögen" zum Thema "Meare Heath- Bogen"...

http://books.google.de/books?id=BSU4ZcV ... en&f=false

Gruß
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von RobertGraf » 09.06.2010, 23:44

Huch... jetzt hätte beinahe der "foreneigene Archäologe" den Thread verpennt  :D. Was ich zuhause hab ist nicht all zu viel und momentan noch auf guten, alten Papier. Da muss ich glaub ich nochmal in die Uni-Bibliothek und dann den Scanner anschmeißen. Find ich cool, dass es jetzt schon los gegangen ist...

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von acker » 10.06.2010, 00:29

@Squid: Ja, ich würde es erstmal europäisch halten.
Das sind schon einige die da zusammenkommen.
Es ist einfach nicht angenehm sich durch einen 30 Seiten - thread zu wühlen um die Essenz zu bekommen.
Wenn hier genügend gute Info gekommen ist, kann ich sie herausschneiden und zusammenfassen.
Dann kanns weiter gehen.

@Robert :  ;D Dann hau mal rein  :)

Gruß acker
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von RobertGraf » 10.06.2010, 08:57

...ich hab hier noch irgendwo den Neolith-Bogen vom Schnide-Joch rum liegen. Momentan das Beste, was je gefunden wurde und absolut vollständig. Ich glaube, das war 2006/7 oder so. Muss ihn nur noch suchen.

Schöne Grüße...

Robert
Zuletzt geändert von RobertGraf am 10.06.2010, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von RobertGraf » 10.06.2010, 09:31

... ich hab ihn - es war 2006  :). Is er nicht toll? Monstergeiles Teil!!! Mein absoluter Liebling... Und vor allem - kennt ihr den schon? Nur sind die Angaben ziemlich spärlich, aber zumindest sind drei Querschnitte dabei. Vielleicht finde ich noch mehr Infos dazu. Dafür gibts auch noch nen Birkenrindenköcher mit Feuersteinspitzen drin, die wohl zu dem Bogen gehören - ist das auch von Interesse (der Vollständigkeit halber), oder sollen hier nur die Bögen rein?

Schöne Grüße...

Robert
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Zuletzt geändert von RobertGraf am 10.06.2010, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von tomtux » 10.06.2010, 10:46

der ist ja super  :) :)
ein steinzeit-elb, mit allem was einen zuverlässigen und haltbaren bogen ausmacht.

ich hätte jedenfals auch interesse an den sonstig zugehörigen fundstücken.
vielleicht sogar in einem eigenen thread?

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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von acker » 10.06.2010, 10:55

Ja sehr schön Robert  :)
So stelle ich mir das vor, wenn wir dazu noch Daten bekommen ist es perfekt.

Ist das der Bogen der von Wanderen gefunden worden ist ?
Den Köcher etc kann man natürlich hier mit reinpacken, so bleibt die Info zusammen.

Gruß acker
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von RobertGraf » 10.06.2010, 11:05

Ja genau - das Teil haben Wanderer am Schnidejoch-Gletscher aus dem Eis gezogen und als Wanderstock mitgenommen (kein Witz). Nach einem Jahr ist man dann drauf aufmerksam geworden. Ein Wunder, dass das Exemplar die Zeit ohne Konservierung usw. so perfekt überlebt hat...
Der Köcher ist ein paar Meter weiter bereits 2003 von der gleichen Stelle. Auf dem Röntgenfoto sieht man als schwarze Umrisse sehr schön noch zwei Silex-Spitzen drin.

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von skerm » 10.06.2010, 11:06

RobertGraf hat geschrieben:Und vor allem - kennt ihr den schon? Nur sind die Angaben ziemlich spärlich, aber zumindest sind drei Querschnitte dabei.


Ich hab vor ca. 2 Jahren mal e-Mail Kontakt wegen genaueren Infos gehabt. Ich wurde letztendlich über zwei Stationen an jemanden verwiesen, hab aber keine Antwort bekommen. Ich hätte vermutlich hartnäckiger sein müssen.

Gruß,
Daniel

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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von eddytwobows » 13.06.2010, 00:40

Nachtrag zum Meare Heath Bogen, Bilder des original Fundstückes / Artefaktes...
http://www.sptradarch.org/SPTA%20primpage.html

Und noch´n Nachtrag, englisch, Zeichnung des original F. / A., leider wieder ohne Querschnitt... >:(
http://www1.somerset.gov.uk/archives/he ... pter_4.pdf

Gruß
etb
Zuletzt geändert von eddytwobows am 14.06.2010, 00:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von acker » 13.06.2010, 23:03

super eddy

Hier eine Zeichnung des Mollegabet Bogens :
Bild
Quelle:
http://media.photobucket.com/image/holmegaard%20bow/upo546/mollegabet.jpg

Die Maße laut J Jungmanns vom Holmegaard und Mollegabet:
http://paleoplanet69529.yuku.com/topic/27645?page=2


Ein Wikinger Bogen:
Bild
Quelle:
http://i149.photobucket.com/albums/s67/jb-68/hedebybowabb1.jpg

2 Holmegaard Bogen Zeichnungen von den gefundenen Bogen:

Bild

Bild

Quelle:
http://paleoplanet69529.yuku.com/topic/27645
Zuletzt geändert von acker am 13.06.2010, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von eddytwobows » 14.06.2010, 00:32

Meare Heath, Zeichnung mit Querschnitt (leider sehr undeutlich... >:(), Quelle "Der gefiederte Tod", Seite 26...

http://books.google.de/books?id=VLLHFvw ... tt&f=false

Gruß
etb
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Re: Sammlung der Bogentypen Steinzeit / Altertum

Beitrag von eddytwobows » 15.06.2010, 16:48

Für diesen Beitrag zeichne ich nicht als Autor, die unten stehende Auflistung ist mit Ausnahme von einigen Bildern in dieser Form ohne weitere Änderungen aus dem CO2air Forum mit freundlicher Genehmigung des Erstellers übernommen worden !!
eddytwobows


Mit freundlicher Genehmigung von räbchen aus dem CO2air Forum :

"(privater IM teil entfernt, acker)
du hast meine genehmigung , alles zu kopieren,was ich hier ins co 2 forum reingestellt habe. ich habe natürlich zig bilder überfunde hier von andren, darf diese aus rechtsgründen ja nicht zeigen. mein background ist 20 jahre experimentelles schiessen mit pfeil und bogen. von steinzeit an bis mittelalter. das heißt ich hab die entsprechenden funde als nachbauten hier stehen  gehabt und hab dann damit auch mit allen arten spitzen auf aallerei hindernisse geschossen, teilweise sogar römische und skytische originalspitzen benutzt. ich hab die alten spitzen gegen aslle jüngeren schutzmittel getest bis zur schußweste und alle jüngern spitzen gegen ältere schutzmittel, also wikigerspitzen gegen antiken leinenpanzer usw.

Die Auflistung der Bögen ist in der heute neuen Fassung und es gibt im nordischen Fundraum  vom Typus der Bögen keine anderen Funde, als die, die ich aufgelistet hab. Das kannst du als Vollständig betrachten.

Was mich damals so geärgert hat, war z. b.  Der Holmegaardbogen 6.000 v. chr.. Den hab ich nachgebaut nach Originalmassen. Keiner ausser mir hatte diese (ihab sie im Muesum direkt abgegriffen, da ich dort Archäologen kenne.) Die Funktion der anderen Nachbauten diverser Mitglieder  war schlechtens und war erhebklich unterschiedlich in der effektivität. Trotzdem gab es immer wieder Behauptungen, meiner wäre falsch und ihrer Richtig. sowas nervt auf dauer.

Also viel Spass damit

Gruß rabe (Oder Hugin bei Fletcher)"

Grüße und vielen Dank an Hugin
etb
Hier der original-Link zum CO2air Forum
http://www.co2air.de/wbb3/index.php?pag ... 158460a317

Pfeil und Bogen in Europa von der Steinzeit bis ins Mittelalter
Bogen und Pfeile in Nordeuropa von den Ältesten Funden bis zum Mittelalter

Vorwort:

Im folgendem Text gibt es erstmals eine Übersicht über die gefundenen Bögen oder Bogenteile in chronologischer Reihenfolge. Bisher ist eine solche Zusammstellung nicht existent.


Nach der letztzen Eiszeit wurden um 10.000 v. Chr. die Menschen in Deutschland seßhaft und betrieben Ackerbau , zum Beispiel mit Einkorn.
Zusätzlich mußte weiterhin gejagt werden. Bis 12.000 v. Chr. wurde das mit Speer oder dem sogenannten Atlatl getan, einem dünnen befiederten Wurfspeer mit Armverlängerung.
Jagdentfernung lag hier bei 25 - 35 Meter.
Weitwürfe rein aus Spass brachten bis zu 120 Meter Wurfweite mit Nachbauten.( der Europarekord mit Spassspeeren liegt bei inzwischen 182 metern Weite.

Bild

Die Projektile des Atlatl -Wurfspeers haben dieselbe Größe wie Pfeilspitzen, daher liegt zwar heute der älteste Fund bei noch vor 13.000 v. chr. für Projektile, aber das sie an einem Pfeil nachweisbar befestigt waren, läßt sich nur bis 8.000 v. Chr. bestätigen und für Bögen ist die einwandfreie Nachweisgrenze bei 6.000 v. Chr. Theoretisch könnte es aber Bögen sehr viel länger gegeben haben.
Bevor ich nun mit den einzelnen Funden beginne, möchte ich mit einigen Mythen aufräumen.
Nach Ende der Eiszeit wuchsen in einer Art Tundra langsam aus Sträuchern die ersten Bäume, Ulme gehörte z.B. dazu. Mit Bäumen sind hier so 8 cm dicke Stämme gemeint.

Der Steinzeitler kannte von jedem Gegenstand der Natur seine Eigenschaften. So wurde für Axtstiele Baumwurzeln genommen ,weil sie haltbarer sind wie ein Ast.
Daher wurde das genommen , was da war. Und davon das Beste. Ein solcher Bogen stellt das ausgereite Maximum eines Jagdinstrumentes dar, nicht etwa einen Gegenstand im Versuchsstadium.
Die Form eines Bogens, die er bekommen kann, richtet sich nach der Holzart.. Nicht umgekehrt. So kann man auch einen Kiefernholzbogen bauen, aber der hätte möglicherweise 10 cm breite Wurfarme.
Holz wurde immer frisch bearbeitet. Getrocknetes Holz , wie man es heute gern hat , ist Schwachsinn. Das hätte ein Steinzeitler nicht bearbeiten können. Außerdem war die Hütte innen so feucht wie draussen, was ca. 60 % Luftfeuchigkeit im idealfall ist und nicht 25% wie bei unseren viel zu trockenen Wohnungen. Der Steinzeitler konnte einweichen(Wasser) und Trocknen(Sonne und Feuer). Darauf beschränken sich die Möglichkeiten. Das sogenannte Härten von Holzspitzen über Feuer ist ein Märchen. Es konnte lediglich das bearbeitete Frischholz schnellgetrocknet werden, aber eine Härtung entsteht dadurch im eigentliche Sinne nicht.

Da etliche dieser Funde nicht veröffentlicht sind, oder nur in Fachbüchern unter Archäologen bekannt sind, ist auch nicht einfach, an Material zu kommen. So bleibt dem Laien einiges verschlossen .Teilweise ist die Zurückhaltung damit zu erklären ,das die Museen selbst noch Eigenveröffentlichungen planen.
Wichtig war mir erstmal, eine möglichst komplette Liste der Funde zu erstellen, die jederzeit nachbearbeitet und ergänzt werden kann.
Dort steht dann jeweils: Kein Material verfügbar!

Pfeil und Bogen in Europa von der Steinzeit bis ins Mittelalter
Hier nun die Bogenfunde in zeitlicher Reihenfolge:



1.Holmegaardbogen, Dänemark, ca. 6.000 v. Chr.

Als Holmegaardbögen bezeichnet man die beiden 8.000 Jahre alten Bögen aus dem Holmegaardmoor auf Seeland in Dänemark. Dort wurden in den 40er Jahren ein komplettes Exemplar von 154 cm Länge (Holmegaard 1 genannt) und ein fragmentierter Bogen von179 cm Länge geborgen (Holmegaard 2).

Bild
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Das Material ist in beiden Fällen Ulme. Zu dieser Zeit kam Eibe hier nicht botanisch vor. Hergestellt wurden die Bogen aus graden Stämmchen von 6 cm bis 8 cm Durchmesser, die der Länge nach mittig gespalten wurden( das ergibt 2 Bögen).
Die Bogenlänge im Verhältnis zum Schützen hat im weiteren Sinn eine Überlänge, die Material schont und die keine großen Wurfarmbewegungen machen muß.
Der Wurfarm ist im Querschnitt fast ein Halbkreis. Die Kante zwischen Bogenbauch und Rücken ist scharf, die Enden spitz zulaufend und als Sehnenauflage sind turbanartig Pflanzenfasern umwickelt, welche mit Harz getänkt sind. Der Griff ist nahezu quadratisch und hat recht starke Kanten. Die sogenannte Schulter, also die Verdünnung im oberen Drittel, die bei Nachbauten gern ausgeprägt gebaut ist, ist in Wirklichkeit fast nicht zu sehen. Auch wieder so ein Nachbau-märchen.Das zweite Märchen ist, das das letzte Drittel des Wurfarmes steif sei. Im gleichen Atemzug wird sich über schlechte Wurfleistung beschwert.
Im Original biegen sich die Wurfarme durchgehend, bis auf die letzten 10 cm vorm Ende.
Der Bogen ist ein schneller Jagdbogen und hat eine Wurfkraft von 45-55 Lbs. Er kann es heute noch mit modernen Jagdbögen aufnehmen.


In der Jüngeren Zeit, also nur 7.000 -4.000 Jahre vor Christus, dominieren immer noch die Bögen des Holmegaardtyps, Sie sind in der Regel aus der nun dort wachsenden Eibe und zwischen 150 cm und 190 cm lang. Der Griffbereich ist weniger stark eingezogen und die Wurfarmenden haben einen Zapfen zur Sehenaufnahme.
Ich hatte das Glück ,die Originalmaße abgreifen zu können und war nicht dem Halbwissen verfallen, das solche Fehler produziert.




2.Tybrind Vig - Bogen, ca. 5.300-4.000 v. Chr.

Der Tybrind-Vig Bogen mißt 1,66 Meter in der Länge und 3 cm in der Breite.
Er ist aus dem halben Stamm einer jungen Ulme gebaut und ähnelt dem Holmegaardbau. Der Griffbereich ist 5 cm breit und nicht bearbeitet.
Die Rekonstruktion des Bogens ergab 72 lbs. Zugkraft und eine Geschwindigkeit von 42 Meter pro sek.

3.Bodman- Bogen(D), ca. 4.000 v. Chr.

Dieser Bogen wurde in Bodman gefunden und mißt 150 cm Länge.


4. Egolzwil 4 - Bogen(CH), ca. 3.800 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


5. Rotten Bottom(GB), ca 3.960-3.710 vor Chr.

Der in Rotten -Bottom gefunde Bogen ist der älteste Bogenfund Schottlands


6. Egolzwil 3- Bogen(CH), ca. 3.800 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


7. Thayngen-Weiher(CH), ca 3.880-3.600 v. Chr.

Der Bogen wurde in Thayngen- Weiher gefunden und er mißt eine Länge von1,48 cm.


8. Niederwil -Bogen (CH), ca. 3.660- 3.585 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


9 .Ashcott Heath(GB), ca. 3650-3.100 v. Chr.

Bild
Mit freundlicher Genehmigung von :Photos:copyright by Hilary Greenland
http://www.sptradarch.org/SPTA%20primpage.html
http://www.sptradarch.org/index.html

10. Hauslabjoch- Bogen (ötzi) (A, I), ca.3.300 v. Chr.

Der Ötztalmann hatte einen Bogenrohling bei sich mit noch unfertigen Enden und ohne Sehnenauflage. Der Rohling ist aus Eibe. Mit einer Länge von 182 cm zeigt sich der Rohling deutlich übermannslang. Der Ötztalmann war rund 160 cm groß.


11. Nidau-Bogenrohling, ca.3007 -2.979 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


12. Schnidejoch(CH), ca. 3000 v. Chr.

Der Bogen vom Schnidejoch ist aus Eibe und 160 cm lang. Bei ihm wurden Pfeile aus dem Schößling des wolligen Schneeballs gefunden und ein genähter Rindenköcher .


13. Meare Heath - Bogen(GB), ca.2 .700 v. Chr.

Bild
Mit freundlicher Genehmigung von :Photos:copyright by Hilary Greenland
http://www.sptradarch.org/SPTA%20primpage.html
http://www.sptradarch.org/index.html


Der Mare-Heath- Bogen wurde in Sommerset gefunden. Er ist 188 cm lang und aus dem Holz der Ulme gefertigt. Er ist ein Typischer Flachbogen und besitzt 6,6 cm Breite an den Wurfarmen.


14. Zürich-Mythenschloß- Bogenrohling (CH), ca. 2.600-2.500 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


15. Onstwedde - Bogen (NL), ca. 2.600-2.500 v. Chr.

Der in Onstwedde in den Niederlanden gefundene Bogen ist 172 cm lang.


16. Lötschenpass- Bogen, ca. 2.200 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


17. Cambrigde Fens(GB), ca. 2.210- 1.880 v. Chr.

Kein Material verfügbar!


18. Koldingen(D), ca. 1.940 v. chr.

Kein Material verfügbar!


19. De Zilk -Bogen(NL), ca.1.950-1.680 v. Chr.

Der in De Zilk gefundene Bogen hat eine Länge von 150 cm.


20. Fiave- Carrera- Bogen (I) ca.1.600- 1.400 v. Chr.

Der Bogenfund aus Fiave Carera mißt 134 cm Länge.


21. Lötschengletscher, ca. 1.000 v. Chr.

Kein Material verfügbar!



Hier beginnt nun ein Fundloch von gut 1.200 Jahren. Dies wird darauf zurückgeführt , das durch Weidehaltung und Tierhaltung im Wald das Jagen aufgegeben wurde. Bisher sind alle Bögen reine Jagdbögen gewesen.
Nach Ende des Fundloches beginnt eine Neue Ära des Bogens. Der Bogen ist für den Germanen (Ger - mann, Speerträger) nicht wichtig.
Das dann plötzlich Bögen in D -Form (Ich nenn sie mal Langbögen )aufkamen, führt man nach neueren Erkenntnissen darauf zurück, das sich gegen die Römer mit Ihren Bogenschützen gewehrt werden mußte.
Deswegen gehts jetzt 1200 Jahre weiter zum Nydambogen.


22. Nydambogen,( D, DK) , ca. 200 - 400. n. Chr.

Der Nydamfund aus der Zeit von 200 bis 400 n. Chr. ist ein Moor-Opferfund und enthält etliche Bögen in zig Varianten. Hier taucht nun nach den Fundloch das erste mal ein Bogentyp auf, und hier auch nun in neuer Form als Kriegsbogen in der typischen d-förmigen Langbogenform.
Man nimmt an, das diese Erfindung hier zur Verteidigung gegen römische Heere gedacht war.
Man nimmt an, das für den Opferfund etliche Opferbögen fehlten, denn nur so ist zu erklären, das hingepfuschte Bögen mit Astlöchern , die halb über die Bogenbreite reichten, im Fundgut auftauchten. Sozusagen Füllmaterial.
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Bögen aus Eibe. Sie haben einen D -förmigen Querschnitt und sind ca. 180 cm lang.
Ein Kleiner Eibenstamm wird halbiert und eine Stammhälfte zu ovalem Querschnit geschnitzt als Stab.
Oben und unten sind Sehnenkerben eingeschnitzt. (Im Fundgut auf drei verschiedene Vairanten).
Die Sehnenkerben sind einseitig eingearbeitet.
Manche haben einen kleinen Nagel eingeschlagen als Sehnenruhenagel im entspannten Zustand.
Einige Bögern sind stellenweise in Mustern mit feinem Zwirn umwickelt, und andere besitzen eine bis zu 10 cm lange aufgesetzte Spitze aus eisen oder Horn in runder Form. Hier sind halt die einflüsse einer grundsätzlich anders aufgebauten Bewaffnung von Schwert und Speer noch spürbar . Ger- Mane heißt nicht umsonst Speer-mann.

Zwei Drittel des Bogenstabs ist Kernholz. (bei Eibe sehr druckfest), ein Drittel , außen, dem Schützen abgewandt , ist helleres Splintholz .(extrem zugstabil).
Diese Eigenschaften machen das Eibenholz so beliebt.

Bild


23. Oberflacht- Bogen (D), ca.550 n. Chr.

In Oberflacht in Süddeutschland wurden dutzende Bögen in Gräbern gefunden, von denen leider nur noch drei erhalten sind. Die Bögen varieren um eine Länge von 170 cm .


24. Altdorf- Bogen(D), ca. 650 n. Chr.

Kein Material verfügbar!


25. Haithabu- Bogen (D), ca. 900 n. Chr.

Bei den Wikingern kommen Bogenfunde besonderes in gut ausgestatteten Gräbern vor. Daher kann man annehmen, das dies zumindest bei den Wikingern keine Waffe des armen Mannes war. Es gibt nur wenige gut erhaltene Funde .
Neben dem Bogen von Ballinderry ist dies hauptsächlich der Fund aus Haithabu.
Der Bogen hat eine leichte Übermannslänge. Vorwiegend wurde er aus Eibe gebaut, in einem Fall auch aus Ulme. Der Querschnitt ist
D-förmig. Ein Drittel Splintholz, zweidrittel Kernholz .
Die Bogenenden sind durch Dämpfung nach hinten abgeknickt (Siehe auch Teppich von Bayeux). Der Grund ist nicht bekannt.

Oben hat der Bogen nur eine Seitenkerbe . Unten hat der Bogen eine leichte Verdickung, um die die Sehne verknotet wurde. Beim Abspannen der Sehne rutscht diese am Bogenstab herunter und kommt auf einem Sehnennagel zur Ruhe, der in die Vorderseite des Bogens geschlagen war. Der Sehnennagel ist gleichzeitig eine markierung über die Sehnenlänge im ungespannten Zustand und hilft beim Neuverknoten einer ausgewechselten Sehne als Längenmarkierung. Der Bogen von Haithabu hat recht dicke Enden im zurückgedämpften Bereich und ist nicht nicht besopnders rasant, er ist wie der Nydambogen eher ein Lkw unter den Bögen und kann schwere Pfeile transportieren. Im Vergleich zu jüngeren Langbögen wie der Mary Rose - Fund und den ganz alten Jagdbögen a la Holmegaard fällt dieser in der Geschwindigkeit sichtbar zurück.

Die Bayeuxstickereien und der Ballinderryfund sind da erheblich schlanker und der Bogen damit wohl schneller.

Bild

Bild

26, Burg - Elemendorf -Bogen, ca.1.050 n. Chr.

Kein Material verfügbar!


27. Schloß Hohenaschau-Bogen, ca.1.480 n. Chr.

Kein Material verfügbar!


28. Mary - Rose - Bogen (GB), 1.545 n. Chr.

In dem Schiffswrack der Mary Rose (16. Jahdt.) lagen 137 Langbögen mit einer Länge von 187 cm bis 211 cm Länge.
Die überwiegende Zahl war 198 cm lang.
Die Bögen sind ausnahmslos aus Eibe.

Außer einem Armschutzfund aus Elfenbein waren alle anderen Funde
aus mit Mustern punziertem Leder.
Zuletzt geändert von eddytwobows am 16.06.2010, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
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