fka hat geschrieben: ↑05.12.2018, 16:12
Ich lese recht häufig im PA Forum mit, welches ja sehr auf die Bogenjagd ausgelegt ist und die meisten Primitivbögen die dort präsentiert werden und zur Jagd auf Rot/Schwarzwild benutzt werden sind im Bereich 40-60# angesiedelt.
LG
Felix
Ja, eben.
Es gibt, wie Snake-Jo schon sagt, neben einander abweichender rechtl. Bestimmungen in diversen Staaten in denen Bogenjagd erlaubt ist, einige Empfehlungen bzgl. Zuggewicht, Schaftstärke und Art der zu verwendenden Spitzen, um zum einen eine gewisse kinetische Mindestenergie des Pfeils zu gewährleisten, mit denen Tiere verschiedener Gewichtsklassen (z.B. 40-45# für Kleinwild, ab 50# für Wild bis 100 kg und ab 60# für Großhirsche u. Büffel, etc.) zu erlegen sind, um einen möglichst schnellen und leidensfreien Tod sicherzustellen und zum anderen, um ein schwer oder tödlich verwundetes aber dennoch voll bewegliches Tier letztlich nicht noch zur Gefahr für den/die Jäger werden zu lassen. Hinzu kommt noch, daß alle diese Werte auf Entfernungen bis 30 m gelten.
Sicher hingegen ist aber auch, daß Zuggewichte über 70# selbst für große Keiler und Büffel, Elche u.ä. schlichtweg 'overkill' sind. Wenn man damit nicht gerade einen wildgewordenen Elefantenbullen niederzustrecken gedenkt (Howard Hill hatte dazu seinerzeit einen 115# longbow und entsprechend schwerem Pfeil mit langer Klingenspitze verwendet [type 15, sog. 'Schwalbenschwanz']), sind höhere Zuggewichte absolut sinnfrei.
Nun ist es so, daß alle diese Bestimmungen mehr od. weniger aus tierschutzrechtlichen Bestimmungen und denen dafür zugrundeliegenden Tests u. Berechnungen ersonnen wurden.
Trifft man aber - auch mit adäquatem Equipment und auf diese Entfernung - nicht sauber den lebenswichtigen Bereich oder landet mit einer unterdimensionierten Pfeil/Bogenkombi womöglich einen Knochentreffer, gibt es für die bemitleidenswerte Kreatur zwei Möglichkeiten:
Entweder die Wunde heilt ab und das Tier überlebt mehr od. weniger gehandicaped (im Gegensatz zu Schußwunden von Feuerwaffen, die in solchen Fällen oft mit quälenden und letztlich tödlichen Entzündungen einhergehen, sollte das Tier seinen Verfolgern entkommen/nicht gefunden werden), oder aber es erwartet das Tier ein langer und schmerzvoller Tod -- ersteres wird von Vertretern der Bogenjagd oft und gern als Argument zur Befürwortung der selben noch vor dem Gebrauch von Feuerwaffen angeführt.
Eine völlig andere Frage ist aber, ab wann/welchem Zuggewicht / Pfeilstärke /Spitzenform Pfeil u. Bogen tödlich für diverse Tierarten sind - erst recht, wenn es sich dabei um Kopf od. Blattreffer handelt.
Ich denke nicht, daß Tierschutz oder Mitleid gegenüber der Kreatur irgend eine Rolle für frühzeitliche od. mittelalterliche Jäger gespielt haben wird. Selbst heutzutage wird in einigen Kulturen noch "aus traditionellen Gründen" völlig darüber hinweggesehen, z.B. bei dem südwestafrikanischen Volk der San, die ihre Beute mit einer lächerlich schwachen Pfeil/Bogenkombi eher piercen -- der Pfeil bleibt absichtlich nicht einmal stecken, sondern durchdringt gerade einmal die Decke des Tiere soweit, daß ein an der Pfeilspitze aufgetragenes und langsam wirkendes Pflanzengift wirken kann, so, daß das getroffene Tier noch kilometerweit und u.U. sogar tagelang läuft, bevor es durch die Gifteinwirkung verendet.
Wegen der Durchschlagskraft / kinetischen Energie gebräuchlicher Jagdbögen, hier einmal ein Beispiel aus meiner Korrespondenz mit einem Bogenhändler hinsichtlich meiner Anfrage aus früheren Tagen:
Ich hatte für meine Anfrage zum Kauf eines geeigneten Jagdbogens für die Großwildjagd einen Händler um eine Offerte für einen ausreichend starken Bogen gebeten und da er als Sportbogenhändler solche Bögen selbst nicht vertrieb, bekam ich ca. 14 Tage später schriftl. Antwort mit einem Auszug aus seiner Korrespondenz mit einem ausl. Anbieter, der zu diesem Zweck diverse Bögen mit Zuggewichten zwischen 60 und und 70 lbs anbot. Anbei waren zwei Bilder eingefügt, welche deren Durchschlagskraft und Tauglichkeit für die Großwildjagd belegen sollten: Auf den Aufnahmen war je ein von einem Pfeil durchschossener Schädel eines Grizzlybären zu sehen, von denen der eine buchstäblich bis zum Schaft im Bärenschädel steckte, darunter die Gewichtsangabe 70#, auf dem anderen, sehr ähnlichen Bild, steckte der Pfeil etwa zur Hälfte im Bärenschädel, darunter die Gewichtsangabe 60# - beide hatten den Bärenschädel seitlich komplett durchschlagen. Bei allen angebotenen Bögen handelte es sich um einteilige Langbögen und Recurves aus Holz mit Glasbacking.
So, damit wir das nun endgültig geklärt haben.
Nochmals sorry für OT!!
Honor the past but never look back.