Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

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Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 02.11.2018, 11:25

Hallo Leute!

Mein Bogenprojekt hatte vor inzwischen einem halben Jahr noch im kleinen Rahmen begonnen. Der Plan war ein Recurvebogen mit 56“ NtN aus Osage Orange ohne Backing. Ich hatte damals auch ein Build Along gestartet. War damals aber noch unter dem Namen Zumalia. Deshalb werdet ihr vielleicht einige Bilder bereits kennen. Das ganze hat sich jetzt zu einem Penobscot entwickelt, welcher übrigens noch immer nicht ganz fertig ist. ::) Ich werde jetzt nachträglich Schritt für Schritt die Bilder der vergangenen Monate hochladen. Beginnen werde ich heute Abend. Also bis dann ;D

Grüße
Christian

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 02.11.2018, 21:24

Begonnen hab ich mit folgendem Stave.
Den hab ich aus einem Viertel Stamm Osage Orange aus Ungarn gespalten.
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Der Stave
Ich hab ihn dann mal grob in Form gebracht und mit der HLP bearbeitet. Wenn ich so zurück denke ist es echt verrückt wie oft ich auf dem Ding rumgebogen hab ::)
Wollte jegliche Drehung entfernen und naja ich vermute mal dass ich die vorrangegangenen Korrekturen dauernd wieder rausgebraten habe ;D
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Vorm Bearbeiten mit der HLP
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Nach dem begradigen
Im Anschluss hab ich den Griff reflex gemacht und Recurves gebogen
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Die Werkstatt gehört übrigens nicht mir :-[
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Der Bogen mit Reflex und Recurves
Wie ihr noch feststellen werdet ist der Teppich mein Indikator für eine symmetrische Biegung ;)
Ich würde sagen dass reicht dann auch fürs erste.

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 05.11.2018, 06:12

Eine kleine Anmerkung am Rande: das ist der 5. Bogen den ich bisher gebaut habe und mein erster Sehnenbelag.

Beim Biegen des Recurves haben sich einige Fasern vom Bauch abgelöst. Nachdem ich die abgetragen habe war ich mir bei einem Recurve unsicher, ob noch genug Holz vorhanden ist :-\
Hab dann zur Sicherheit noch mal was draufgeklebt.

Dann hab ich die Wurfarme grob auf die Breite gebracht und begonnen zu tillern.
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Als ich den Bogen dann so sah mit den langen Recurves konnte ich einfach nicht wiederstehen und musste sie in voller Länge dran lassen :o
Denn laut Plan hätten pro Seite noch 2,5 Zoll runter müssen ::)
Tja jetzt hab ich nen 61“ Bogen ;D
Dateianhänge
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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 07.11.2018, 06:10

Hab dann wieder mit der HLP einiges an den Wurfarmen rumgefummelt da die schmalen Recurves immer etwas zur Seite gewichen sind. Und meine Lösung um ihn auch sicher schießen zu können waren Sehnenkerben aus Horn.
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Dann kamen natürlich noch die Hornnocken drauf...
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Und dann war es endlich so weit, mein erster Sehnenbelag ;D
Ich habe Sehnen vom Rothirsch verwendet.
Hab dann verstanden warum die Arbeit des Spleißens nicht so gern gemacht wird ::)
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Hab die Sehnen dann in warmem Wasser eingeweicht und den Hautleim quellen lassen
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Wegen der Temperatur des Hautleims hab ich mich dann lange gespielt, aber es schien zu passen.
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Hab den Bogen, wie es normal bei Hornbögen üblich ist stark in den Reflex gezogen bis auf ca 33cm :o
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Bei der ersten Sehnenlage hab ich 2 Wochen trocknen lassen. Die zweite dann 4 Wochen.
Beim trocknen hatte ich Hosengummi drum rum gewickelt.

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von kra » 07.11.2018, 07:15

Schöne Beschreibung. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Du hast dir viel Arbeit gemacht!

Was ich mich aber immer wieder frage, warum, und da bist du nicht alleine, man an einem eigentlich perfekten Rohling noch etwas korrigieren/biegen muß? Die Jahresringe sind fast perfekt, der Stave in seiner Längsachse nicht verdreht und die Welle an einem Ende sehe ich eher als Qualitätsmerkmal. Und die gedachte Sehne verläuft von Tip-zu-Tip genau durch die Mitte.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 07.11.2018, 13:08

Tja das wird wohl daher kommen dass ich noch den Perfektionissmus von Glaslaminierten Bögen intus hab. Der aller erste Bogen den ich gebaut hab war ein glaslaminierter Take-Down Recurve. Und ich habe immer eine Unsicherheit in mir, welche Drehungen sich wie auswirken. Der Stave ging nämlich an einem Ast vorbei, weshalb der Jahresring zwischendurch mal schräg verlief. Ich hatte befürchtet das könnte beim Spannen ein seitliches wegkippen der Recurves bewirken.

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 08.11.2018, 05:46

Mein Zielzuggewicht lag bei 40-45#.
Ich hatte bislang nur Langbögen gebaut, weshalb ich unterschätzt habe wie stark der Reflex mit den Recurves täuschen kann... lag dann vorm Sehnenbelag nurmehr bei 28# :-\
Ich hoffte deshalb dass der Sehnenbelag nochmal ordentlich Kraft dazu gibt, vorallem da ich ihn ja so stark Reflex gezogen hab. :D
Die Rechnung ging mir dann nicht ganz auf...
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Wie ihr sehen könnt war der Bogen beim ersten aufspannen nach dem Sehnenbelag total aus der Balance. Ich natürlich total nervös, hab gleich angefangen nach zu tillern :-X
Rückblickend vermute ich der Hautleim war nur bei dem einen Wurfarm noch nicht gebrochen. Konnte somit dann auf der anderen Seite wieder was wegmachen um zurück zur Balance zu kommen :'(
War dann erst wieder auf 28# runter...
Naja und nun war die Idee für einen Penobscot geboren ;)

Hab mich dann gleich mal an den Entwurf gemacht
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Und dann gings gleich los. Das Holz für den kleinen Racker hab ich mir einfach aus dem inneren bereich eines anderen Staves geklaut ::)
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Und wie viele Probleme der kleine mir noch bereitet hat, und vielleicht immer noch bereiten wird seht ihr Dann beim nächsten mal ;D

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von TorstenT » 08.11.2018, 12:46

Spannender Thread! Ich steh ja auf Penobscots und artverwandte Designs. Apropos artverwandt - die Konstruktionsweise mit über die Tips des Vorbogens geführten und griffnah eingehängten Kabeln wird als Micmac (bzw. Mi‘kmaq) bezeichnet, nicht als Penobscot. Hier mal ein Beispiel aus einem amerikanischen Forum:
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Micmac1
Hab auch noch einen in Arbeit... ;)

LG
Torsten

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von MrCanister123 » 08.11.2018, 14:21

Grüß dich,

da bin ich ja richtig gespannt wie's weitergeht;) an sowas hab ich mich bisher noch nicht gewagt
Schaffa Schaffa

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 08.11.2018, 20:59

TorstenT hat geschrieben:
08.11.2018, 12:46
...die Konstruktionsweise mit über die Tips des Vorbogens geführten und griffnah eingehängten Kabeln wird als Micmac (bzw. Mi‘kmaq) bezeichnet, nicht als Penobscot. Hier mal ein Beispiel aus einem amerikanischen Forum.
Danke für die Info, hab ich noch nie gehört :D
Genau von dem Bild hab ich mir die Idee geholt ;)

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 09.11.2018, 06:09

Sooo weiter im Text...

Das ist der Bogen im vollen Auszug. Ich weiß er biegt noch nicht ganz perfekt aber das heb ich mir auf bis der kleine mitspielt ;D
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Der Bogen hat von den 33cm Reflex noch 17 direkt nach dem abspannen und 21 nach dem ruhen lassen behalten.
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Natürlich wurde es jetzt mal höchste Zeit für eine ordentliche Sehne
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Naja und dann hab ich die Bögen mal provisorisch zusammengebunden
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Als Haken für die Sehne vorne hab ich schon einige Versuche durch. Zuerst mal ziemlich kleine Hornstücke, die hat es mir schon beim aufspannen runtergerissen. Hab dann etwas größere Stücke genommen um mehr Klebefläche zu erhalten. Die hielten dann fürs erste.
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Aber wie das Schicksal es so will, bin ich dann mit dem Bogen zum Parcour gefahren. Traf dort schon beim Eingang auf nen anderen Bogenbauer. Der war interessiert. Und naja, als ich ihm den Bogen dann im vollen Auszug zeigen wollte, gab das Horn wieder mal nach... Hab es dann nicht wieder gefunden ::)

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von TorstenT » 09.11.2018, 08:06

Erst mal vorweg: sehr cooler Bogen! Chapeau! Bin auf Bilder im Vollauszug gespannt. Vielleicht könntest Du sogar auch mal ein Kraft-Auszug-Diagramm machen. Bei meinem Penobscot war die Kurve überraschend linear.
Bogenbas hat geschrieben:
09.11.2018, 06:09
Aber wie das Schicksal es so will, bin ich dann mit dem Bogen zum Parcour gefahren. Traf dort schon beim Eingang auf nen anderen Bogenbauer. Der war interessiert. Und naja, als ich ihm den Bogen dann im vollen Auszug zeigen wollte, gab das Horn wieder mal nach... Hab es dann nicht wieder gefunden ::)
Das Thema hatte ich auch schon. Daher habe ich meine Hornhaken auf der Zunge mit Rillen versehen und angewickelt. Die Wicklung verschwindet dann unter dem Griffleder.
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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von fka » 09.11.2018, 08:45

Sehr cooler Bogen und toller buildalong. Daumen hoch!

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Neumi » 09.11.2018, 09:45

Moin und warum machst Du nicht ein Stück mit 2 Haken, also mit durchlaufendem Horn?
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Bau eines Penobscot aus Osage Orange mit Sehnenbelag

Beitrag von Bogenbas » 09.11.2018, 21:36

Neumi hat geschrieben:
09.11.2018, 09:45
Moin und warum machst Du nicht ein Stück mit 2 Haken, also mit durchlaufendem Horn?
Genau das hab ich dann auch gemacht ;)
Aber ich greife vor...

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