Haselbiokompositbogen

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Heidelzerg
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Haselbiokompositbogen

Beitrag von Heidelzerg » 29.05.2016, 20:59

Liebe FC Community,

ich lese Eure Beiträge nun schon eine Weile mit viel Freude und wollte nun auch mal ein Projekt vorstellen: mein Biokompositbogen Nr.3.
Ich selbst baue seit ca 3 Jahren (wieder) Bögen. Es begann damit, dass meine Tochter "Die Tribute von Panem" gelesen und gesehen hat, und ein wenig Bogenschießen gehen wollte. Da hab ich zwei alte, sehr einfache Bögen, die ich vor 25-30 Jahren gebaut hatte, vom Dachboden geholt, und dabei einen alten Haselstave entdeckt. Der war schon gut 20 Jahre alt und hat schon mehrere Umzüge mitgemacht. Ich habe ihn mit einer Feile und einem Taschenmesser in einen etwas schiefen Bogen verarbeitet, und seither hat mich die Lust am Bogenbau wieder gepackt!

Hier also mein aktuelles, fast schon fertiges Projekt:
Biokomposit Nr.3.jpg

Der Kern ist aus Hasel, ein Stück, 128 cm, nix gespleißt, da ich mich ans Spleißen noch nicht rantraue. Sehenlänge ist 126 cm, Zuggewicht ~ 35# bei 26,5 Zoll.
Vollauszug.jpg

Da Hasel sich (von mir) nicht stabil stark biegen lässt, habe ich an den Recurves außen und innen eine Lage gebogene Robinie drangeleimt.
Recurve.JPG

Geleimt ist alles mit Hautleim, außer den Nocken, die sind mit Epoxy draufgeklebt.
Die Arme bestehen am Bauch aus 39 cm Wasserbüffelhorn, geleimt auf ~ 3,5 mm Holz, am Rücken liegen mehrere Lagen Straußensehnen. Ich habe Horn und Holz mit einer Säge gerieft und dann verleimt. Dass es so aussieht als wäre das Horn rechts dünner und das Holz breiter liegt an der Riefung und der Tatsache, dass die Arme zu den Enden hin schmäler werden.
Arm quer.jpg

Die Recurves sind im Querschnitt grob dreieckig: am Rücken sind sie zu einem Grat verschmälert um Gewicht zu sparen, am Bauch liegt die Sehne in einer Rinne, damit sie nicht seitlich wegrutscht. Es ist vielleicht unorthodox, aber es funktioniert (bis jetzt).
Recurverücken.jpg
Recurverinne.jpg

Ein bischen habe ich Angst, dass sich die Recurves seitlich wegbiegen, denn man sieht schon jetzt dass sie nicht ganz grade bleiben wollen... das nächste Mal bau ich sie weniger extrem.
Längs.jpg
Ich glaube auch, dass sich nicht die Recurves selbst biegen, sondern sich der Bogenarm etwas verwindet. Kann man das verhindern?

Jetzt fehlt noch der Griff: da habe ich ein Stück Robinie auf den Hasel geleimt, aber er hat sich für meine Hand zu dünn angefühlt. Ich habe jetzt zwei Lagen Rohaut auf den Rücken geleimt. Ich finde er liegt jetzt etwas besser in der Hand. Wahrscheinlich mach ich noch zwei Lagen drauf - oder womit sonst könnte man den Griff "griffiger" machen? (Abgesehen davon, dass man gleich ein gescheit großes Stück Holz draufleimt.)

Abschließen wollte ich die Geschichte am Ende mit Leinöl, wie in einem Eurer Beiträge beschrieben - aber erst wenn der Griff passt. Oder wie könnte man den Bogen noch etwas wetterfester machen?

Hoffe, das ist von Interesse! Tipps, Anregungen und Gedanken jeder Art sind willkommen!

Beste Grüße,

Heidelzerg

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LemanRuss
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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von LemanRuss » 29.05.2016, 21:28

Hallo Heidelzerg.

Sehr interessanter Bogen. Wie bist du gerade auf Hasel als Kern gekommen? Scheint ja gut zu funktionieren. Du hast auch keine Wicklungen dran, das hab ich mich noch nicht getraut.
Du könntest ja, wenn du nicht zu traditionell arbeiten willst zB. Bootslack verwenden. Nachteil dabei ist auch bei seidenmatten Bootslack ein gewisser Glanz, der nicht unbedingt jedem gefällt. Der Bogen wäre dadurch besser gegen Schläge und UV-Strahlung geschützt.

MfG

LR
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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von Heidelzerg » 29.05.2016, 21:32

Hallo LR,
was meinst Du mit Wicklungen? Sorry, bin da nicht belesen....

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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von LemanRuss » 29.05.2016, 21:55

Bei den meisten Kompositbögen haste an den fadeouts und an den Übergängen zum Siyah
Wicklungen. Als Sicherheit um ein delaminieren des Horns zu vermeiden. Wenn das Ganze natürlich auch ohne hält umso besser. Einigen gefällt es auch mit Wicklungen einfach besser.

MfG

LR
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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von Heidelzerg » 29.05.2016, 22:40

Hallo LR,

Ich denke der Kleber hält das locker, bei dem schwachen Zuggewicht. Ich habe ja strenggenommen gar keine richtigen Siyahs, da alles aus einem Stück ist. Wicklungen wären nur Gewicht und würden den Bogen langsamer machen.

Hasel habe ich auf Grund eines Hinweises von Arcitoverwendet, der gemeint hat homogenes Holz geht besser als Holz mit ausgeprägetem Früholz wie z.B. Esche. Bis jetzt scheint's zu stimmen... :)

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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von Arcito » 30.05.2016, 12:12

Hi Heidelzwerg,

Interessantes Stück. Tiller sieht gut aus. Die Tatsache, dass er schon so lange hält auch.
Ein paar Dinge fallen mir auf Anhieb auf:
- Der Griff braucht Fadeouts, also einen harmonischen Übergang vom Griff in die Wurfarme.
- Das Horn erscheint ziemlich kurz
- Die Nocken können schmaler

LG

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Re: Haselbiokompositbogen

Beitrag von Heidelzerg » 10.06.2016, 20:52

Hi LG,

Danke für's Feedback!
Du hast in allem recht.
Allerdings hat der Bogen "funktionelle" Fadeouts: Die habe ich so gemacht:
1. das Holz wird vorm Griff von 3,5 auf ~6 mm breiter
Griffnahe.jpg

2. habe ich über dem Griff und im Bereich der Fadeouts am Rücken mehr Sehnen draufgeklebt. Dadurch biegt er sich nahe am Griff fast nicht und erst mit steigender Entfernung vom Griff allmählich. Sieht man im Bild mit dem Vollauszug (am Anfang des Threads).

Die Ästhetik des scheinbar abrupten Übergangs in den Griff ist natürlich fraglich, aber technisch klappt es. Werde eh noch versuchen, ihn etwas zu verschönern.

Best Grüße,
Heidelzerg

P.S. Sorry für die späte Antwort; ich war auf Reisen.

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