nocheinmal hasel und ein paar fragen

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fatz
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nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 08:28

hallo zusammen,
mein nr2http://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=27110 hat
noch einen zwilling, da aus dem haselstamm zwei staves rausgingen.
diesen hab ich bis dato nur grob rausgearbeitet, aber noch nicht gebogen.
damit will ich nun zum einen sehen, ob der bisher 20%ige zuggewichtsverlust
von nr2 am holz oder am biegen im noch zu feuchten zustand liegt, zum andern
wollte ich mal versuchen recurves reinzudaempfen.
nun meine frage: wann mache ich das am geschicktesten? im moment hat der rohling
zwar schon die ungefaehr geplante breite, ist aber mit ca 20mm noch recht dick.
gleich biegen oder noch weiter runterarbeiten? wenn zweiteres wie weit?

abmessungen sind aehnlich nr2 geplant:
laenge: ca 180cm, breite: von 34mm gleichmaessig verjuengend auf 20mm
allerdings werde ich diesmal einen eher rechteckigen querschnitt nehmen.
angepeiltes zuggewicht waeren wieder so 45# rum, allerdings knobel ich grad,
ob ich nicht ein bischen mehr mach, wenn der auch wieder so nachlaesst.

waere schoen, wenn ihr mir ein paar tips geben koenntet.

danke schon mal im voraus,
fatz
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Squid (✝)
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Squid (✝) » 10.06.2015, 08:58

Gnnnnn, aaaaaalso:

1. Der Zuggewichtsverlust: Ja und ja. Es liegt sowohl am Holz (Hasel ist nun mal nicht das Spitzenholz) als auch - vorwiegend - am Biegen in nassem Zustand.

2. Recurves: Problem. Denn 2 cm biegst du nicht mal eben und ohne Risse. Das sollte auf Endstärke sein, d. h. etwa 1,2 - 1,5 cm. Aaaaber: Recurves in Selfbows halten nicht. Die biegen sich innerhalb der ersten 100 Schüsse zurück. Weil das Holz an der Biegestelle eigentlich zu dünn für Recurves ist. Da muss also eine Verstärkung drauf. Entweder ein senkrechter Schnitt mit Hartholzinsert oder ein vorgebogenes Facing. Das aber wiederum wiegt einiges und macht den Vorteil der Recurves zunichte. Problem...

3. Das Wie: Heissluft oder Wasserdampf. Bei Hasel geht beides, letzteres muss 1 Woche trocknen.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 09:24

Squid hat geschrieben:Aaaaber: Recurves in Selfbows halten nicht. Die biegen sich innerhalb der ersten 100 Schüsse zurück. Weil das Holz an der Biegestelle eigentlich zu dünn für Recurves ist.

ok, das war mir nicht klar. danke, das ist genau die art info, die ich brauche.

ein senkrechter Schnitt mit Hartholzinsert

spontan wuerd ich da meine handkreissaege nehmen und den 2mm dicken schnitt dann wieder ausfuellen, biegen und danach
alles zusammenleimen. geht das so? was kann ich da nehmen? kirsche, esche, buche? was anderes hab ich grad nicht trocken da.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Idariod » 10.06.2015, 09:30

Esche sollte gehen.

LG,

Idariod
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Squid (✝) » 10.06.2015, 09:38

Nein! Falsche Reihenfolge!
Wenn du das Stabilisierungsholz vor dem Biegen einsetzt, dann biegt sich da gar nix mehr!!
Außerdem SOLL sich das Holzplättchen ja auch gar nicht biegen...

Also: Biegen, Schnitt senkrecht in die Biegung setzen, Holzplatte einkleben.
Es geht prinzipiell jedes Holz. Hauptsache hart. Und eben senkrecht zum Recurve.

Und vielleicht doch mit 3 mm Stärke arbeiten. Je nach dem, was das Blatt der Kreischsäge eben hergibt.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 09:49

ah, ok ich haette das jetzt 90grad verkippt gemacht, damit das holz dann nicht so viel arbeiten muss, weil es nur
halb so dick ist. quasi so als waer's an den enden laminiert. da geht der schnitt dann aber mit um die kurve.

die saege gaeb grad 2mm her. sonst halt nochmal um 1mm versetzt reinschneiden. wird eh lustig.
evtl. noch die oberfraese, aber das wird dann sehr interessant mit der aussfuehrung und da hab ich
auch nur minimal einen 4mm-fraeser. das ist dann ein bissl viel.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Squid (✝) » 10.06.2015, 10:50

DAS kannst du auch machen. Aber auch da: Erst nach dem Biegen einkleben. Zumal sich der Kleber beim Erhitzen / Dämpfen auflösen würde.

Was AUCH geht: Mit einer dünnen Japansäge die Recurves einsägen. Und zwar waagerecht. Und dann nach dem Biegen die beiden Lagen (die jetzt leicht gegeneinander verschoben sind) ohne Verstärkung wieder verkleben. Das kann schon reichen um die nötige Stabilisierung zu erreichen.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 11:03

Squid hat geschrieben:DAS kannst du auch machen. Aber auch da: Erst nach dem Biegen einkleben.

eh klar. ich haett die einlage nur reingesteckt und gleich mitgebogen. danach dann nochmal auseinanderbauen und verkleben.

Was AUCH geht: Mit einer dünnen Japansäge die Recurves einsägen. Und zwar waagerecht. Und dann nach dem Biegen die beiden Lagen (die jetzt leicht gegeneinander verschoben sind) ohne Verstärkung wieder verkleben. Das kann schon reichen um die nötige Stabilisierung zu erreichen.

also so wie ich das zuerst verstanden hab, nur mit so duennem schnitt, dass der kleber (vermutlich dann am besten epoxi)
als spaltfueller reicht.

ich seh schon, ich werd da erstmal ein paar testmuster bauen, bevor ich den stave himmel.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Snake-Jo » 10.06.2015, 13:28

...oder mach den Legolas-Typus: Geringe Reflexbiegung reindampfen, dann 2 Laminate auf der Bauchseite zum Verstärken und anschließend seitlich verschlanken zur Gewichtsersparnis.

Legolas.jpg


Übrigens sollte man bei Haselholz mit Restfeuchte IMMER nach dem Bearbeiten den rohen Stave leicht rückwärts spannen (Standhöhe 10 cm) und so auch trocknen lassen.

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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Habi » 10.06.2015, 13:28

Ich glaube Squid meinte hochkant sägen...
Also durch Bauch und Rücken und dann das Holz einsetzen, nach dem Biegen.

Grüße Habi

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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 13:42

Snake-Jo hat geschrieben:...oder mach den Legolas-Typus: Geringe Reflexbiegung reindampfen, dann 2 Laminate auf der Bauchseite zum Verstärken und anschließend seitlich verschlanken zur Gewichtsersparnis.

auch eine coole version. mal schaun, was ich mach.

Übrigens sollte man bei Haselholz mit Restfeuchte IMMER nach dem Bearbeiten den rohen Stave leicht rückwärts spannen (Standhöhe 10 cm) und so auch trocknen lassen.

das haette ich mal wissen sollen. zumindest hab ich das set vom tillern wieder zurueckgebogen. hat aber beim nr2 nicht so
toll funktioniert. d.h. das set ist nicht so schlimm, aber das zuggewicht nimmt ab. egal, diesmal ist das holz trocken. der
pruegel steht schon gut 10 wochen kuschlig warm und trocken

@habi:
hab's dann schon kapiert was squid meint. nur am anfang war ich aufm falschen gleis.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 10.06.2015, 21:11

erstmal danke !!! fuer die schnellen und ausfuehrlichen antworten. ihr seid echt klasse jungs!

ich fasse das nochmal zusammen. vielleicht hilft's ja irgenwann jemand. waer das ned was fuer's howto oder wiki?





recurves direkt in selfbows haut nicht hin. was hinhaut ist die enden auf die eine oder andere art zu "laminieren"

1. enden in rechts und links mit einem kreissaegeschnitt teilen, biegen und in den schnitt eine lage hartholz kleben, die
verhindert, dass sich das ganze zurueckbiegt.

2. bauch und ruecken durch einen feinen schnitt mit einer japansaege teilen, biegen und die lagen wieder zusammenkleben.
dadurch, dass sie sich beim biegen gegeneinander verschieben und sie so verkleb werden, haelt das.

3. wie 2. nur mit dickerem schnitt zb. mit (hand)kreissaege, biegen und den schnitt dann mit hartholzlage ausfuellen, verkleben.

4. das ende flach ausarbeiten, biegen und 2 gebogene hartholzlagen, die die kruemmung halten auf den bauch kleben (legolas)

methode 1 gefaellt mir iwie ned so, ist aber nur ein gefuehl. methode 2. und 3. liegen grad als testmuster auf der werkbank
und kuehlen ab. wobei ich bei 2. sogar 2 schnitte gemacht hab. mehr um zu sehen ob das geht.

zu 4. haette ich noch eine frage: wenn ich statt der beiden gebogenen zusatzlagen eine lage mit stehenden ringen
aufklebe, die ich passend zurecht gesaegt/gefeilt/geschliffen hab muesste das doch auch gehen, oder?

mit was verklebe ich am besten? muss es epoxi sein oder geht holzleim auch?
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Benedikt » 10.06.2015, 21:36

Es gibt einen Unterschied zwischen Recurves und geflippten Enden.
Die Recurves sollen sich beim Ausziehen abrollen, das macht nur kein Holz mit und hält dabei dauerhaft die Form.
Enden flippen dagegen geht sehr gut, d.h. die letzten 10-15 in einem Winkel von 20-45° nach vorne biegen, die sollen später aber nicht mitbiegen.
Dazu dämpft man einfach bei einer Dicke von 1-1,3cm ca. 30-45min und biegt die Enden dann in einer Form.
A dream is not reality, but who is to say which is which?

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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von Squid (✝) » 11.06.2015, 07:41

Definition Recurve: Nach vorn gebogene Enden, die so weit nach vorn gebogen und so lang sind, dass die Sehne im Knick am Holz anliegt.

Definition Flips: Kurze (max 10 cm) nach vorn gebogene Enden, die den Sehnenwinkel bei Vollauszug verbessern sollen. Die Sehne berührt NUR an den Sehnenkerben den Bogen.


Den ganzen Zirkus oben mit der Verstärkung muss man bei Flips NICHT veranstalten. DIE halten auch so.
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Re: nocheinmal hasel und ein paar fragen

Beitrag von fatz » 11.06.2015, 08:03

aeh? ja! nehmt's mir nicht uebel, aber mir helfen bekannte theoretische definitionen grad nicht weiter. wie man was nennt
ist mir im moment eher unwichtig. wie man's baut interessiert mich deutlich mehr....
Haben ist besser als brauchen.

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